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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende des Batavischen Krieges.
ungeachtet er alle mathematicos, bis auf den Tod, verfolgete, war eine
Teutsche Wahrsagerin bey ihm in solchem Ansehen, als Velleda, und Aurinia,
immermehr bey den Teutschen selbst gewesen seyn mögen7.

XLI. War bisher das Röm. Reich durch die in Germanien entstandeneClaudius Ci-
vilis
muntert
seine Batavier
zu einer Em-
pörung gegen
die Römer
auf.

Bewegungen erschüttert worden; so erregete ietzund der Orient nicht allein Rom,
sondern auch den Rheinstrohm, u. die von beyden Seiten wohnenden T. Völcker. Flavi-
us Vespasianus
war, seit einigen Jahren, wieder die Jüden beschäfftiget, u. bey al-
len Veränderungen des Throns so gleichgültig gewesen, daß er seine Armee Gal-
bae, Othoni,
und auch zuletzt Vitellio, hatte schweren lassen. Jetzo aber warffen ihn
die Truppen in Egypten, Judäa, u. Syrien, selbst zum Käiser auf, denen auch die im
Illyrico beyfielen. Antonius Primus, so diese letzteren commandirete, unternahm, in J-
talien einzufallen und Vitellium in Rom aufzusuchen. Er nahm eine gute Anzahl
Sveven, u. Sarmaten, in Dienste. Und weil der Stadthalter in Rätien es eyfrig mit
Vitellio hielte, brachte er die Noricos gegen ihn auf, um ihn von Jtalien abzuhal-
ten1. Nächst diesem hegete er, mit vieler Sorgfalt, eine am Rheinstrome sich an-
spinnende Empörung, die zwar, nach seiner Absicht, verhinderte, daß die Römi-
schen Legionen Vitellio nicht zu Hülffe ziehen konnten, aber hernach bey nahe gantz
Gallien der Römer Bothmäßigkeit entrissen hätte. Dieselbe entstund zuerst bey
den Batavis. Denenselben hatten die Römer bisher nichts weiter zugemuthet,
als daß sie eine gewisse Anzahl Reuterey stellen müssen: welche die Römer wegen
ihrer Tapfferkeit, und trefflichen Geschicklichkeit im Schwimmen wohl zu brauchen
wusten: immassen gantze Schwadronen über die stärckesten Flüsse setzen konnten:
und so wohl wieder die Teutschen, als insonderheit in Britannien, gute Dienste
thaten. Die Römer hielten in selbiger Jnsel beständig eine gute Anzahl Batavischer
Reuterey, so lauter Officiers aus ihrer eigenen Nation hatte, welches für die jun-
gen Leute, von den vornehmsten Geschlechtern, ein sicheres Mittel war, sich zum Com-
mando geschickt zu machen. Ausser dem hatten die Batavier auch in ihrem eigenen
Lande, ein auserlesenes Heer von Reuteren auf den Beinen. Unter ihrem Adel
thaten sich insonderheit, Iulius Paulus, und Claudius Civilis2 herfür, die aus
Königlichem Geblüte abstammeten. Aber dieser Vorzug hätte bald beyden das
Leben gekostet. Fonteius Capito ließ Iulium Paulum einer Rebellion beschuldi-

gen,
[Beginn Spaltensatz] petebant, cupidine uisendi locum, in quo Galba ia-
cuisset. Nec minus saevum spectaculum erant ipsi,
tergis ferarum, & ingentibus telis, horrentes &c.
7 svetonivs in Vitell. c. 14. n. 7. Suspe-
ctus & in morte matris fuit, quasi aegrae praeberi
cibum prohibuisset: Vaticinante Catta muliere, cui
uelut oraculo aequiescebat, ita demum firmiter diu-
tissime imperaturum, si superstes parenti extitisset.
1 §. XLI. 1. tacitvs L. III. c. 5. Ac ne iner-
mes prouinciae barbaris nationibus exponerentur,
principes Sarmatarum Iazygum, penes quos ciuita-
tis regimen, in commilitium adsciti. Plebem quo-
que, & uim equitum, qua sola ualent, offerebant: re-
missum id munus, ne inter discordias externa moli-
[Spaltenumbruch] rentur, aut maiore ex diuerso mercede, ius fasque
exuerent. Trahuntur in partes Sido, atque Italicus,
Reges Sueuorum, qui uetus obsequium erga Romanos,
& gens fidei commissae patientior. Opposita in latus
auxilia, infesta Raetia, cui Portius Septiminus pro-
curator erat, incorruptae erga Vitellium fidei. Igi-
tur Sextilius Felix, cum ala Auriana, & octo coborti-
bus, ac Noricorum iuventute, ad occupandam ripam
Aeni fluminis, quod Raetos Noricosque interfluit,
missus. Nec his, aut illis, proelium tentantibus, fortuna
partium alibi transacta.
2 savilivs ad taciti H. L. IV. c. 13. mercket an,
daß Civilis, sonst beym tacito und plvtarcho,
auch selber ivlivs genannt werde.
[Ende Spaltensatz]
3. Ipse

bis zu Ende des Bataviſchen Krieges.
ungeachtet er alle mathematicos, bis auf den Tod, verfolgete, war eine
Teutſche Wahrſagerin bey ihm in ſolchem Anſehen, als Velleda, und Aurinia,
immermehr bey den Teutſchen ſelbſt geweſen ſeyn moͤgen7.

XLI. War bisher das Roͤm. Reich durch die in Germanien entſtandeneClaudius Ci-
vilis
muntert
ſeine Batavier
zu einer Em-
poͤrung gegen
die Roͤmer
auf.

Bewegungen erſchuͤttert worden; ſo erregete ietzund der Orient nicht allein Rom,
ſondern auch den Rheinſtrohm, u. die von beydẽ Seitẽ wohnenden T. Voͤlcker. Flavi-
us Veſpaſianus
war, ſeit einigen Jahren, wieder die Juͤden beſchaͤfftiget, u. bey al-
len Veraͤnderungen des Throns ſo gleichguͤltig geweſen, daß er ſeine Armee Gal-
bae, Othoni,
und auch zuletzt Vitellio, hatte ſchweren laſſen. Jetzo aber warffen ihn
die Truppen in Egypten, Judaͤa, u. Syrien, ſelbſt zum Kaͤiſer auf, denen auch die im
Illyrico beyfielen. Antonius Primus, ſo dieſe letzterẽ com̃andirete, unternahm, in J-
talien einzufallen und Vitellium in Rom aufzuſuchen. Er nahm eine gute Anzahl
Sveven, u. Sarmaten, in Dienſte. Und weil der Stadthalter in Raͤtien es eyfrig mit
Vitellio hielte, brachte er die Noricos gegen ihn auf, um ihn von Jtalien abzuhal-
ten1. Naͤchſt dieſem hegete er, mit vieler Sorgfalt, eine am Rheinſtrome ſich an-
ſpinnende Empoͤrung, die zwar, nach ſeiner Abſicht, verhinderte, daß die Roͤmi-
ſchen Legionen Vitellio nicht zu Huͤlffe ziehen konnten, aber hernach bey nahe gantz
Gallien der Roͤmer Bothmaͤßigkeit entriſſen haͤtte. Dieſelbe entſtund zuerſt bey
den Batavis. Denenſelben hatten die Roͤmer bisher nichts weiter zugemuthet,
als daß ſie eine gewiſſe Anzahl Reuterey ſtellen muͤſſen: welche die Roͤmer wegen
ihrer Tapfferkeit, und trefflichen Geſchicklichkeit im Schwimmen wohl zu brauchen
wuſten: im̃aſſen gantze Schwadronen uͤber die ſtaͤrckeſten Fluͤſſe ſetzen konnten:
und ſo wohl wieder die Teutſchen, als inſonderheit in Britannien, gute Dienſte
thaten. Die Roͤmer hielten in ſelbiger Jnſel beſtaͤndig eine gute Anzahl Bataviſcher
Reuterey, ſo lauter Officiers aus ihrer eigenen Nation hatte, welches fuͤr die jun-
gen Leute, von den vornehmſten Geſchlechtern, ein ſicheres Mittel war, ſich zum Com-
mando geſchickt zu machen. Auſſer dem hatten die Batavier auch in ihrem eigenen
Lande, ein auserleſenes Heer von Reuteren auf den Beinen. Unter ihrem Adel
thaten ſich inſonderheit, Iulius Paulus, und Claudius Civilis2 herfuͤr, die aus
Koͤniglichem Gebluͤte abſtammeten. Aber dieſer Vorzug haͤtte bald beyden das
Leben gekoſtet. Fonteius Capito ließ Iulium Paulum einer Rebellion beſchuldi-

gen,
[Beginn Spaltensatz] petebant, cupidine uiſendi locum, in quo Galba ia-
cuiſſet. Nec minus ſaevum ſpectaculum erant ipſi,
tergis ferarum, & ingentibus telis, horrentes &c.
7 svetonivs in Vitell. c. 14. n. 7. Suſpe-
ctus & in morte matris fuit, quaſi aegrae praeberi
cibum prohibuiſſet: Vaticinante Catta muliere, cui
uelut oraculo aequieſcebat, ita demum firmiter diu-
tiſſime imperaturum, ſi ſuperſtes parenti extitiſſet.
1 §. XLI. 1. tacitvs L. III. c. 5. Ac ne iner-
mes prouinciae barbaris nationibus exponerentur,
principes Sarmatarum Iazygum, penes quos ciuita-
tis regimen, in commilitium adſciti. Plebem quo-
que, & uim equitum, qua ſola ualent, offerebant: re-
miſſum id munus, ne inter diſcordias externa moli-
[Spaltenumbruch] rentur, aut maiore ex diuerſo mercede, ius fasque
exuerent. Trahuntur in partes Sido, atque Italicus,
Reges Sueuorum, qui uetus obſequium erga Romanos,
& gens fidei commiſſae patientior. Oppoſita in latus
auxilia, infeſta Raetia, cui Portius Septiminus pro-
curator erat, incorruptae erga Vitellium fidei. Igi-
tur Sextilius Felix, cum ala Auriana, & octo coborti-
bus, ac Noricorum iuventute, ad occupandam ripam
Aeni fluminis, quod Raetos Noricosque interfluit,
miſſus. Nec his, aut illis, proelium tentantibus, fortuna
partium alibi transacta.
2 savilivs ad taciti H. L. IV. c. 13. mercket an,
daß Civilis, ſonſt beym tacito und plvtarcho,
auch ſelber ivlivs genannt werde.
[Ende Spaltensatz]
3. Ipſe
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[119/0153] bis zu Ende des Bataviſchen Krieges. ungeachtet er alle mathematicos, bis auf den Tod, verfolgete, war eine Teutſche Wahrſagerin bey ihm in ſolchem Anſehen, als Velleda, und Aurinia, immermehr bey den Teutſchen ſelbſt geweſen ſeyn moͤgen 7. XLI. War bisher das Roͤm. Reich durch die in Germanien entſtandene Bewegungen erſchuͤttert worden; ſo erregete ietzund der Orient nicht allein Rom, ſondern auch den Rheinſtrohm, u. die von beydẽ Seitẽ wohnenden T. Voͤlcker. Flavi- us Veſpaſianus war, ſeit einigen Jahren, wieder die Juͤden beſchaͤfftiget, u. bey al- len Veraͤnderungen des Throns ſo gleichguͤltig geweſen, daß er ſeine Armee Gal- bae, Othoni, und auch zuletzt Vitellio, hatte ſchweren laſſen. Jetzo aber warffen ihn die Truppen in Egypten, Judaͤa, u. Syrien, ſelbſt zum Kaͤiſer auf, denen auch die im Illyrico beyfielen. Antonius Primus, ſo dieſe letzterẽ com̃andirete, unternahm, in J- talien einzufallen und Vitellium in Rom aufzuſuchen. Er nahm eine gute Anzahl Sveven, u. Sarmaten, in Dienſte. Und weil der Stadthalter in Raͤtien es eyfrig mit Vitellio hielte, brachte er die Noricos gegen ihn auf, um ihn von Jtalien abzuhal- ten 1. Naͤchſt dieſem hegete er, mit vieler Sorgfalt, eine am Rheinſtrome ſich an- ſpinnende Empoͤrung, die zwar, nach ſeiner Abſicht, verhinderte, daß die Roͤmi- ſchen Legionen Vitellio nicht zu Huͤlffe ziehen konnten, aber hernach bey nahe gantz Gallien der Roͤmer Bothmaͤßigkeit entriſſen haͤtte. Dieſelbe entſtund zuerſt bey den Batavis. Denenſelben hatten die Roͤmer bisher nichts weiter zugemuthet, als daß ſie eine gewiſſe Anzahl Reuterey ſtellen muͤſſen: welche die Roͤmer wegen ihrer Tapfferkeit, und trefflichen Geſchicklichkeit im Schwimmen wohl zu brauchen wuſten: im̃aſſen gantze Schwadronen uͤber die ſtaͤrckeſten Fluͤſſe ſetzen konnten: und ſo wohl wieder die Teutſchen, als inſonderheit in Britannien, gute Dienſte thaten. Die Roͤmer hielten in ſelbiger Jnſel beſtaͤndig eine gute Anzahl Bataviſcher Reuterey, ſo lauter Officiers aus ihrer eigenen Nation hatte, welches fuͤr die jun- gen Leute, von den vornehmſten Geſchlechtern, ein ſicheres Mittel war, ſich zum Com- mando geſchickt zu machen. Auſſer dem hatten die Batavier auch in ihrem eigenen Lande, ein auserleſenes Heer von Reuteren auf den Beinen. Unter ihrem Adel thaten ſich inſonderheit, Iulius Paulus, und Claudius Civilis 2 herfuͤr, die aus Koͤniglichem Gebluͤte abſtammeten. Aber dieſer Vorzug haͤtte bald beyden das Leben gekoſtet. Fonteius Capito ließ Iulium Paulum einer Rebellion beſchuldi- gen, 6 Claudius Ci- vilis muntert ſeine Batavier zu einer Em- poͤrung gegen die Roͤmer auf. 7 svetonivs in Vitell. c. 14. n. 7. Suſpe- ctus & in morte matris fuit, quaſi aegrae praeberi cibum prohibuiſſet: Vaticinante Catta muliere, cui uelut oraculo aequieſcebat, ita demum firmiter diu- tiſſime imperaturum, ſi ſuperſtes parenti extitiſſet. 1 §. XLI. 1. tacitvs L. III. c. 5. Ac ne iner- mes prouinciae barbaris nationibus exponerentur, principes Sarmatarum Iazygum, penes quos ciuita- tis regimen, in commilitium adſciti. Plebem quo- que, & uim equitum, qua ſola ualent, offerebant: re- miſſum id munus, ne inter diſcordias externa moli- rentur, aut maiore ex diuerſo mercede, ius fasque exuerent. Trahuntur in partes Sido, atque Italicus, Reges Sueuorum, qui uetus obſequium erga Romanos, & gens fidei commiſſae patientior. Oppoſita in latus auxilia, infeſta Raetia, cui Portius Septiminus pro- curator erat, incorruptae erga Vitellium fidei. Igi- tur Sextilius Felix, cum ala Auriana, & octo coborti- bus, ac Noricorum iuventute, ad occupandam ripam Aeni fluminis, quod Raetos Noricosque interfluit, miſſus. Nec his, aut illis, proelium tentantibus, fortuna partium alibi transacta. 2 savilivs ad taciti H. L. IV. c. 13. mercket an, daß Civilis, ſonſt beym tacito und plvtarcho, auch ſelber ivlivs genannt werde. 3. Ipſe 6 petebant, cupidine uiſendi locum, in quo Galba ia- cuiſſet. Nec minus ſaevum ſpectaculum erant ipſi, tergis ferarum, & ingentibus telis, horrentes &c.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/153>, abgerufen am 22.11.2024.