Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.Viertes Buch. Geschichte der Teutschen Italus, FlaviiSohn, wird König über die Cheruscer.schichten, nicht gedacht worden, hatten, seit Arminii Tode, unter einander blutige Kriege geführet, in welchen ihr gantzer Fürsten-Stamm war aufgerieben worden, so daß niemand davon übrig, als Italus, Flauii Sohn, der in Rom lebete. Hier zeigete sich, was Faction, und Partheylichkeit, für seltsame Wür- ckungen in einem Staate haben können. Die Nation, die ihre Freyheit gegen die Römer, so viel Jahre nach einander, aufs äusserste verfochten hatte, und bey der es Arminio das Leben gekostet, als er nach Königlicher Gewalt zu streben angefan- gen, schickete ietzt eine Gesandtschafft nach Rom, um Italo freywillig das Reich anzutragen. + Claudius that ihm allen möglichen Vorschub, er gab ihm eine Leibwache, und ansehnliche Summen Geldes mit auf den Weg, und ermahnete ihn beym Abschiede, er möchte sich beständig erinnern, daß er ein gebohrner Rö- mer wäre. Die neue Regierung hätte sich nicht glücklicher anlassen können. Ita- lus war keiner von den Rotten, so bisher das Volck getheilet hatten, zugethan, und einer konnte sich so viel gutes zu ihm versehen, als der andere. Er war danebst von trefflicher Leibes-Gestalt, und sowohl in den Römischen, als Teutschen Krie- ges-Ubungen, so geschickt, daß er sowohl die Neubegierigkeit der jungen Leute sätti- gen, als die alten, die, was sie nicht selbst gelernet, insgemein verachten, vergnü- gen konnte. Er liebte vor sich die Höfflichkeit, und Nüchternheit, zu welchen er in Rom war angehalten worden, bezeugete aber keinen Abscheu, gegen die Ar- ten seiner Unterthanen, und konnte auch, wenn es die Gelegenheit erforderte, bey Ehren-Gelagen, eine Teutsche Lust mit machen. Aber diese Glückseeligkeit währete nicht lange. Man bewunderte Anfangs Italum; da aber diejenigen, so bisher als Häupter der Factionen in Ansehen gestanden, empfunden, wie sehr das- selbige fiel, hetzeten sie ihm einige benachbarte Völcker auf den Hals. Italus ent- ledigte sich zwar dieser Feinde durch einen blutigen Sieg, aber, da er sich dessel- ben so bedienen wollte, daß er ins künfftige nicht dergleichen Neuerung zu befahren haben möchte, vermeynete das Volck, er wolle sich würcklich mehr heraus nehmen, als ihm zustünde, und machte daher selbst einen allgemeinen Aufstand, welches ihn nöthigte, zu den Langobarden zu fliehen, mit deren Hülffe er hernach sein Reich wie- der erobert hat. tacitvs erzehlet diese Umstände gleich Anfangs, bey Gele- heit des Antritts seiner Regierung*, und gedencket seiner ferner nicht1, daher man die Jahre, wann ein iedes sich zugetragen, nicht wissen kan. 1 XXVIII. + [Beginn Spaltensatz]
§. XXVII. + A. C. 47. V. C. 800. f. clavdio IV., l. vitellio III., coss. * tacitvs Annal. L. XI. c. 16. 17. 1 Wir finden zwar einen König Italicum, Historiar. L. III. c. 5. Trahuntur in partes Sido, atque Italicus, Reges Sueuorum, und L. eod. c. 21. Sido, atque Italicus, Sueui, cum delectis popularium, primori in acie uersantur. Dieser aber ist von unserm Italo unter- schieden. + §. XXVIII. ti A. C. 47. V. C. 800. clavdio avgvsto IV., & l. vitellio III., coss. 1 tacitvs Annal. L. XI. c. 18.
Per idem tempus Chauci, nulla dissensione domi, [Spaltenumbruch] & morte Sanquinii alacres, dum Corbulo aduentat, inferiorem Germaniam incursauere, duce Ganna- sco, qui natione Caninefas, auxiliare aes diu meri- tus, post transfuga, leuibus nauigiis praedabundus, Gallorum maxime oram vastabat, non ignarus di- tes, & imbelles, esse. At Corbulo, prouinciam ingres- sus, magna cum cura, & mox gloria, cui principium illa militia fuit, triremes alueo Rheni, caeteras na- uium, ut quaeque habiles, per aestuaria, & fossas, ad- egit: lintribusque hostium depressis, & exturbato Gannasco, ubi praesentia satis composita sunt, legi- ones, operum, & laboris ignauas, populationibus lae- tantes, ueterem ad morem reduxit. [Ende Spaltensatz] 2. taci- Viertes Buch. Geſchichte der Teutſchen Italus, FlaviiSohn, wird Koͤnig uͤber die Cheruſcer.ſchichten, nicht gedacht worden, hatten, ſeit Arminii Tode, unter einander blutige Kriege gefuͤhret, in welchen ihr gantzer Fuͤrſten-Stamm war aufgerieben worden, ſo daß niemand davon uͤbrig, als Italus, Flauii Sohn, der in Rom lebete. Hier zeigete ſich, was Faction, und Partheylichkeit, fuͤr ſeltſame Wuͤr- ckungen in einem Staate haben koͤnnen. Die Nation, die ihre Freyheit gegen die Roͤmer, ſo viel Jahre nach einander, aufs aͤuſſerſte verfochten hatte, und bey der es Arminio das Leben gekoſtet, als er nach Koͤniglicher Gewalt zu ſtreben angefan- gen, ſchickete ietzt eine Geſandtſchafft nach Rom, um Italo freywillig das Reich anzutragen. † Claudius that ihm allen moͤglichen Vorſchub, er gab ihm eine Leibwache, und anſehnliche Summen Geldes mit auf den Weg, und ermahnete ihn beym Abſchiede, er moͤchte ſich beſtaͤndig erinnern, daß er ein gebohrner Roͤ- mer waͤre. Die neue Regierung haͤtte ſich nicht gluͤcklicher anlaſſen koͤnnen. Ita- lus war keiner von den Rotten, ſo bisher das Volck getheilet hatten, zugethan, und einer konnte ſich ſo viel gutes zu ihm verſehen, als der andere. Er war danebſt von trefflicher Leibes-Geſtalt, und ſowohl in den Roͤmiſchen, als Teutſchen Krie- ges-Ubungen, ſo geſchickt, daß er ſowohl die Neubegierigkeit der jungen Leute ſaͤtti- gen, als die alten, die, was ſie nicht ſelbſt gelernet, insgemein verachten, vergnuͤ- gen konnte. Er liebte vor ſich die Hoͤfflichkeit, und Nuͤchternheit, zu welchen er in Rom war angehalten worden, bezeugete aber keinen Abſcheu, gegen die Ar- ten ſeiner Unterthanen, und konnte auch, wenn es die Gelegenheit erforderte, bey Ehren-Gelagen, eine Teutſche Luſt mit machen. Aber dieſe Gluͤckſeeligkeit waͤhrete nicht lange. Man bewunderte Anfangs Italum; da aber diejenigen, ſo bisher als Haͤupter der Factionen in Anſehen geſtanden, empfunden, wie ſehr daſ- ſelbige fiel, hetzeten ſie ihm einige benachbarte Voͤlcker auf den Hals. Italus ent- ledigte ſich zwar dieſer Feinde durch einen blutigen Sieg, aber, da er ſich deſſel- ben ſo bedienen wollte, daß er ins kuͤnfftige nicht dergleichen Neuerung zu befahren haben moͤchte, vermeynete das Volck, er wolle ſich wuͤrcklich mehr heraus nehmen, als ihm zuſtuͤnde, und machte daher ſelbſt einen allgemeinen Aufſtand, welches ihn noͤthigte, zu den Langobarden zu fliehen, mit deren Huͤlffe er hernach ſein Reich wie- der erobert hat. tacitvs erzehlet dieſe Umſtaͤnde gleich Anfangs, bey Gele- heit des Antritts ſeiner Regierung*, und gedencket ſeiner ferner nicht1, daher man die Jahre, wann ein iedes ſich zugetragen, nicht wiſſen kan. 1 XXVIII. † [Beginn Spaltensatz]
§. XXVII. † A. C. 47. V. C. 800. f. clavdio IV., l. vitellio III., coss. * tacitvs Annal. L. XI. c. 16. 17. 1 Wir finden zwar einen Koͤnig Italicum, Hiſtoriar. L. III. c. 5. Trahuntur in partes Sido, atque Italicus, Reges Sueuorum, und L. eod. c. 21. Sido, atque Italicus, Sueui, cum delectis popularium, primori in acie uerſantur. Dieſer aber iſt von unſerm Italo unter- ſchieden. † §. XXVIII. ϯ A. C. 47. V. C. 800. clavdio avgvsto IV., & l. vitellio III., coss. 1 tacitvs Annal. L. XI. c. 18.
Per idem tempus Chauci, nulla diſſenſione domi, [Spaltenumbruch] & morte Sanquinii alacres, dum Corbulo aduentat, inferiorem Germaniam incurſauere, duce Ganna- ſco, qui natione Caninefas, auxiliare aes diu meri- tus, poſt transfuga, leuibus nauigiis praedabundus, Gallorum maxime oram vaſtabat, non ignarus di- tes, & imbelles, eſſe. At Corbulo, prouinciam ingreſ- ſus, magna cum cura, & mox gloria, cui principium illa militia fuit, triremes alueo Rheni, caeteras na- uium, ut quaeque habiles, per aeſtuaria, & foſſas, ad- egit: lintribusque hoſtium depreſſis, & exturbato Gannaſco, ubi praeſentia ſatis compoſita ſunt, legi- ones, operum, & laboris ignauas, populationibus lae- tantes, ueterem ad morem reduxit. [Ende Spaltensatz] 2. taci- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0142" n="108"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Viertes Buch. Geſchichte der Teutſchen</hi></fw><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Italus, Flavii</hi><lb/> Sohn, wird<lb/> Koͤnig uͤber<lb/> die Cheruſcer.</note>ſchichten, nicht gedacht worden, hatten, ſeit <hi rendition="#aq">Arminii</hi> Tode, unter einander blutige<lb/> Kriege gefuͤhret, in welchen ihr gantzer Fuͤrſten-Stamm war aufgerieben<lb/> worden, ſo daß niemand davon uͤbrig, als <hi rendition="#aq">Italus, Flauii</hi> Sohn, der in Rom<lb/> lebete. Hier zeigete ſich, was Faction, und Partheylichkeit, fuͤr ſeltſame Wuͤr-<lb/> ckungen in einem Staate haben koͤnnen. Die Nation, die ihre Freyheit gegen die<lb/> Roͤmer, ſo viel Jahre nach einander, aufs aͤuſſerſte verfochten hatte, und bey der es<lb/><hi rendition="#aq">Arminio</hi> das Leben gekoſtet, als er nach Koͤniglicher Gewalt zu ſtreben angefan-<lb/> gen, ſchickete ietzt eine Geſandtſchafft nach Rom, um <hi rendition="#aq">Italo</hi> freywillig das Reich<lb/> anzutragen. <note place="foot" n="†"><cb type="start"/> §. <hi rendition="#aq">XXVII</hi>. † <hi rendition="#aq">A. C. 47. V. C. 800. <hi rendition="#k">f. <hi rendition="#g">clavdio</hi></hi><lb/> IV., <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">l. vitellio</hi></hi> III., <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">coss.</hi></hi></hi></note> <hi rendition="#aq">Claudius</hi> that ihm allen moͤglichen Vorſchub, er gab ihm eine<lb/> Leibwache, und anſehnliche Summen Geldes mit auf den Weg, und ermahnete<lb/> ihn beym Abſchiede, er moͤchte ſich beſtaͤndig erinnern, daß er ein gebohrner Roͤ-<lb/> mer waͤre. Die neue Regierung haͤtte ſich nicht gluͤcklicher anlaſſen koͤnnen. <hi rendition="#aq">Ita-<lb/> lus</hi> war keiner von den Rotten, ſo bisher das Volck getheilet hatten, zugethan,<lb/> und einer konnte ſich ſo viel gutes zu ihm verſehen, als der andere. Er war danebſt<lb/> von trefflicher Leibes-Geſtalt, und ſowohl in den Roͤmiſchen, als Teutſchen Krie-<lb/> ges-Ubungen, ſo geſchickt, daß er ſowohl die Neubegierigkeit der jungen Leute ſaͤtti-<lb/> gen, als die alten, die, was ſie nicht ſelbſt gelernet, insgemein verachten, vergnuͤ-<lb/> gen konnte. Er liebte vor ſich die Hoͤfflichkeit, und Nuͤchternheit, zu welchen er in<lb/> Rom war angehalten worden, bezeugete aber keinen Abſcheu, gegen die Ar-<lb/> ten ſeiner Unterthanen, und konnte auch, wenn es die Gelegenheit erforderte, bey<lb/> Ehren-Gelagen, eine Teutſche Luſt mit machen. Aber dieſe Gluͤckſeeligkeit<lb/> waͤhrete nicht lange. Man bewunderte Anfangs <hi rendition="#aq">Italum;</hi> da aber diejenigen, ſo<lb/> bisher als Haͤupter der Factionen in Anſehen geſtanden, empfunden, wie ſehr daſ-<lb/> ſelbige fiel, hetzeten ſie ihm einige benachbarte Voͤlcker auf den Hals. <hi rendition="#aq">Italus</hi> ent-<lb/> ledigte ſich zwar dieſer Feinde durch einen blutigen Sieg, aber, da er ſich deſſel-<lb/> ben ſo bedienen wollte, daß er ins kuͤnfftige nicht dergleichen Neuerung zu befahren<lb/> haben moͤchte, vermeynete das Volck, er wolle ſich wuͤrcklich mehr heraus nehmen,<lb/> als ihm zuſtuͤnde, und machte daher ſelbſt einen allgemeinen Aufſtand, welches ihn<lb/> noͤthigte, zu den Langobarden zu fliehen, mit deren Huͤlffe er hernach ſein Reich wie-<lb/> der erobert hat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi></hi> erzehlet dieſe Umſtaͤnde gleich Anfangs, bey Gele-<lb/> heit des Antritts ſeiner Regierung<note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> Annal. L. XI. c.</hi> 16. 17.</note>, und gedencket ſeiner ferner nicht<note place="foot" n="1">Wir finden zwar einen Koͤnig <hi rendition="#aq">Italicum, Hiſtoriar.<lb/> L. III. c. 5. <hi rendition="#i">Trahuntur in partes Sido, atque Italicus,<lb/> Reges Sueuorum,</hi></hi> und <hi rendition="#aq">L. eod. c. 21. <hi rendition="#i">Sido, atque Italicus,<lb/> Sueui, cum delectis popularium, primori in acie<lb/> uerſantur.</hi></hi> Dieſer aber iſt von unſerm <hi rendition="#aq">Italo</hi> unter-<lb/> ſchieden.</note>, daher<lb/> man die Jahre, wann ein iedes ſich zugetragen, nicht wiſſen kan.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi> </fw><lb/> <note xml:id="FN142_kreuz_01" next="#FN142_kreuz_02" place="foot" n="†">§. <hi rendition="#aq">XXVIII</hi>. ϯ <hi rendition="#aq">A. C. 47. V. C. 800. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">clavdio<lb/> avgvsto</hi></hi> IV., & <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">l. vitellio</hi></hi> III., <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">coss.</hi></hi></hi><note type="editorial">Die Fußnotenreferenz befindet sich auf der nächsten Seite.</note></note><lb/> <note xml:id="FN142_01_01" next="#FN142_01_02" place="foot" n="1"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> Annal. L. XI. c. 18.<lb/><hi rendition="#i">Per idem tempus Chauci, nulla diſſenſione domi,<lb/><cb/> & morte Sanquinii alacres, dum Corbulo aduentat,<lb/> inferiorem Germaniam incurſauere, duce Ganna-<lb/> ſco, qui natione Caninefas, auxiliare aes diu meri-<lb/> tus, poſt transfuga, leuibus nauigiis praedabundus,<lb/> Gallorum maxime oram vaſtabat, non ignarus di-<lb/> tes, & imbelles, eſſe. At Corbulo, prouinciam ingreſ-<lb/> ſus, magna cum cura, & mox gloria, cui principium<lb/> illa militia fuit, triremes alueo Rheni, caeteras na-<lb/> uium, ut quaeque habiles, per aeſtuaria, & foſſas, ad-<lb/> egit: lintribusque hoſtium depreſſis, & exturbato<lb/> Gannaſco, ubi praeſentia ſatis compoſita ſunt, legi-<lb/> ones, operum, & laboris ignauas, populationibus lae-<lb/> tantes, ueterem ad morem reduxit.</hi></hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">2. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">taci-</hi></hi></hi></fw> <cb type="end"/> <note type="editorial">Die Fußnotenreferenz befindet sich auf der nächsten Seite.</note> </note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0142]
Viertes Buch. Geſchichte der Teutſchen
ſchichten, nicht gedacht worden, hatten, ſeit Arminii Tode, unter einander blutige
Kriege gefuͤhret, in welchen ihr gantzer Fuͤrſten-Stamm war aufgerieben
worden, ſo daß niemand davon uͤbrig, als Italus, Flauii Sohn, der in Rom
lebete. Hier zeigete ſich, was Faction, und Partheylichkeit, fuͤr ſeltſame Wuͤr-
ckungen in einem Staate haben koͤnnen. Die Nation, die ihre Freyheit gegen die
Roͤmer, ſo viel Jahre nach einander, aufs aͤuſſerſte verfochten hatte, und bey der es
Arminio das Leben gekoſtet, als er nach Koͤniglicher Gewalt zu ſtreben angefan-
gen, ſchickete ietzt eine Geſandtſchafft nach Rom, um Italo freywillig das Reich
anzutragen. † Claudius that ihm allen moͤglichen Vorſchub, er gab ihm eine
Leibwache, und anſehnliche Summen Geldes mit auf den Weg, und ermahnete
ihn beym Abſchiede, er moͤchte ſich beſtaͤndig erinnern, daß er ein gebohrner Roͤ-
mer waͤre. Die neue Regierung haͤtte ſich nicht gluͤcklicher anlaſſen koͤnnen. Ita-
lus war keiner von den Rotten, ſo bisher das Volck getheilet hatten, zugethan,
und einer konnte ſich ſo viel gutes zu ihm verſehen, als der andere. Er war danebſt
von trefflicher Leibes-Geſtalt, und ſowohl in den Roͤmiſchen, als Teutſchen Krie-
ges-Ubungen, ſo geſchickt, daß er ſowohl die Neubegierigkeit der jungen Leute ſaͤtti-
gen, als die alten, die, was ſie nicht ſelbſt gelernet, insgemein verachten, vergnuͤ-
gen konnte. Er liebte vor ſich die Hoͤfflichkeit, und Nuͤchternheit, zu welchen er in
Rom war angehalten worden, bezeugete aber keinen Abſcheu, gegen die Ar-
ten ſeiner Unterthanen, und konnte auch, wenn es die Gelegenheit erforderte, bey
Ehren-Gelagen, eine Teutſche Luſt mit machen. Aber dieſe Gluͤckſeeligkeit
waͤhrete nicht lange. Man bewunderte Anfangs Italum; da aber diejenigen, ſo
bisher als Haͤupter der Factionen in Anſehen geſtanden, empfunden, wie ſehr daſ-
ſelbige fiel, hetzeten ſie ihm einige benachbarte Voͤlcker auf den Hals. Italus ent-
ledigte ſich zwar dieſer Feinde durch einen blutigen Sieg, aber, da er ſich deſſel-
ben ſo bedienen wollte, daß er ins kuͤnfftige nicht dergleichen Neuerung zu befahren
haben moͤchte, vermeynete das Volck, er wolle ſich wuͤrcklich mehr heraus nehmen,
als ihm zuſtuͤnde, und machte daher ſelbſt einen allgemeinen Aufſtand, welches ihn
noͤthigte, zu den Langobarden zu fliehen, mit deren Huͤlffe er hernach ſein Reich wie-
der erobert hat. tacitvs erzehlet dieſe Umſtaͤnde gleich Anfangs, bey Gele-
heit des Antritts ſeiner Regierung *, und gedencket ſeiner ferner nicht 1, daher
man die Jahre, wann ein iedes ſich zugetragen, nicht wiſſen kan.
Italus, Flavii
Sohn, wird
Koͤnig uͤber
die Cheruſcer.
XXVIII.
†
1
†
§. XXVII. † A. C. 47. V. C. 800. f. clavdio
IV., l. vitellio III., coss.
* tacitvs Annal. L. XI. c. 16. 17.
1 Wir finden zwar einen Koͤnig Italicum, Hiſtoriar.
L. III. c. 5. Trahuntur in partes Sido, atque Italicus,
Reges Sueuorum, und L. eod. c. 21. Sido, atque Italicus,
Sueui, cum delectis popularium, primori in acie
uerſantur. Dieſer aber iſt von unſerm Italo unter-
ſchieden.
† §. XXVIII. ϯ A. C. 47. V. C. 800. clavdio
avgvsto IV., & l. vitellio III., coss.
1 tacitvs Annal. L. XI. c. 18.
Per idem tempus Chauci, nulla diſſenſione domi,
& morte Sanquinii alacres, dum Corbulo aduentat,
inferiorem Germaniam incurſauere, duce Ganna-
ſco, qui natione Caninefas, auxiliare aes diu meri-
tus, poſt transfuga, leuibus nauigiis praedabundus,
Gallorum maxime oram vaſtabat, non ignarus di-
tes, & imbelles, eſſe. At Corbulo, prouinciam ingreſ-
ſus, magna cum cura, & mox gloria, cui principium
illa militia fuit, triremes alueo Rheni, caeteras na-
uium, ut quaeque habiles, per aeſtuaria, & foſſas, ad-
egit: lintribusque hoſtium depreſſis, & exturbato
Gannaſco, ubi praeſentia ſatis compoſita ſunt, legi-
ones, operum, & laboris ignauas, populationibus lae-
tantes, ueterem ad morem reduxit.
2. taci-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeErgänzungsvorschlag vom DWB [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |