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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende des Batavischen Krieges.
schicket, und schnitten gegen ihre Cameraden viel von den See-Menschen,
und andern Meer-Wundern, so sie gesehen hätten, auf, um ihre Abentheuere de-
sto grösser zu machen.

XV. Damit aber das Gerüchte von der Römer Schiffbruche nicht etwanDie Römer
überfallen die
Catten, und
Marsen.

die Teutschen, so nächst am Rheine wohneten, etwas zu unternehmen anfrischen
möchte, muste C. Silius, mit dreyßig tausend Mann zu Fusse, und drey tausend zu
Pferde, die Catten überfallen. Germanicus selbst rückete, mit einem noch grösse-
ren Heere, den Marsen ins Land. Jhr Hertzog Malovend, der sich vor weniger
Zeit den Römern ergeben hatte, entdeckete ihm, daß, in einem nahe gelegenen
Walde, einer von den Adlern, so bey Vari Niederlage mit erbeutet worden, ver-
graben läge. So fort wurde eine Abtheilung ausgeschicket, diesen Adler auszu-
graben, da indessen Germanicus den Feind, von einer andern Seiten angriff,
und vom Walde abzog. Es gieng beydes glücklich von statten, und die Teutschen
sollen niemahlen grössere Meynung von den Römern, als diesesmahl gehabt haben,
da sie gesehen, was sie thun könnten, zu einer Zeit, da sie iederman für gantz ent-
kräfftet hielte. Also führete Germanicus die Soldaten in die Winter-Quar-
tiere: allwo sie, wegen der letzteren glücklichen Verrichtungen, der beschwerli-
chen Seefarth desto leichter vergessen konnten, weil Germanicus einem ieden, so
viel, als er dabey verlohren, aus seinen Mitteln gut that.*

XVI. Jn Rom machete diese glückliche Zeitung ebenfalls sehr grosse Freu-Lassen den Krieg
gegen die Teut-
schen liegen:
Germanici
Triumph.

de, und ward insonderheit wegen der wieder eroberten Adler, und Heer-Zeichen,
ein Triumph-Bogen, bey Saturni Tempel, aufgerichtet1. Tiberius aber
schrieb an Germanicum: er hätte zwar grosse, und glückliche Schlachten be-
fochten, seine Züge hätten aber auch den Römern viel gekostet, und möchte er nur
bedencken, was sie zuletzt auf dem Meere ausgestanden. Er selbst hätte unter Au-
gusto
neunmahl wieder die Teutschen commandiret, aber mehr durch Rath, und
gute Anstalten, als durch Gewalt ausgerichtet. Auf solche Art hätte er die Si-
gambren zur Ubergabe gebracht, und mit den Sveven, und Marcomannen, lie-
ber einen vortheilhafften Frieden machen, als lange mit ihnen kriegen wollen. Die
Römer hätten sich an den Cheruscern, und ihren Bundesgenossen zur Gnüge gero-
chen; man könnte sie ietzt mit frieden lassen, da sie sich schon durch innerliche Unru-
he aufreiben würden. Germanicus bath sich nur noch ein Jahr aus, darinnen
er Teutschland bis an die Elbe, zur Provintz zu machen hoffete. Allein Tiberius
both ihm dagegen das Consulat, aufs künfftige Jahr, + an, so er aber in Rom+ A. C. 18.

abzu-
[Beginn Spaltensatz] Atque aliquis prora spectat sublimis ab alta:
Aera pugnaci luctatus rumpere nisu.
Vt nil erepto ualuit dinoscere mundo,
Obstructo taleis effundit pectore uoces:
Quo ferimur? ruit ipse dies, orbemque relictum
Vltima perpetuis claudit natura tenebris:
Anne alio positas ultra sub cardine gentes,
Atque alium libris intactum quaerimus orbem?
Dii reuocant, rerumque uetant cognoscere finem
Mortaleis oculos: aliena quid aequora remis
[Spaltenumbruch] Et sacras uiolamus aquas, diuumque quietas
Turbamus sedes?
* tacitvs Ann. L. II. c. 26.
1 tacitvs Annal. L. II. c. 41. Fine
anni, arcus, propter aedem Saturni, ob recepta
signa, cum Varo amissa, ductu Germanici, auspi-
ciis Tiberii; & aedes Fortis Fortunae, Tiberim iux-
ta in hortis, quos Caesar dictator populo Romane le-
gauerat, sacrarium genti Iuliae, effigiesque D. Au-
gusto, apud Bouillas, dicantur.

[Ende Spaltensatz]
2. idem
N

bis zu Ende des Bataviſchen Krieges.
ſchicket, und ſchnitten gegen ihre Cameraden viel von den See-Menſchen,
und andern Meer-Wundern, ſo ſie geſehen haͤtten, auf, um ihre Abentheuere de-
ſto groͤſſer zu machen.

XV. Damit aber das Geruͤchte von der Roͤmer Schiffbruche nicht etwanDie Roͤmer
uͤberfallen die
Catten, und
Marſen.

die Teutſchen, ſo naͤchſt am Rheine wohneten, etwas zu unternehmen anfriſchen
moͤchte, muſte C. Silius, mit dreyßig tauſend Mann zu Fuſſe, und drey tauſend zu
Pferde, die Catten uͤberfallen. Germanicus ſelbſt ruͤckete, mit einem noch groͤſſe-
ren Heere, den Marſen ins Land. Jhr Hertzog Malovend, der ſich vor weniger
Zeit den Roͤmern ergeben hatte, entdeckete ihm, daß, in einem nahe gelegenen
Walde, einer von den Adlern, ſo bey Vari Niederlage mit erbeutet worden, ver-
graben laͤge. So fort wurde eine Abtheilung ausgeſchicket, dieſen Adler auszu-
graben, da indeſſen Germanicus den Feind, von einer andern Seiten angriff,
und vom Walde abzog. Es gieng beydes gluͤcklich von ſtatten, und die Teutſchen
ſollen niemahlen groͤſſere Meynung von den Roͤmern, als dieſesmahl gehabt haben,
da ſie geſehen, was ſie thun koͤnnten, zu einer Zeit, da ſie iederman fuͤr gantz ent-
kraͤfftet hielte. Alſo fuͤhrete Germanicus die Soldaten in die Winter-Quar-
tiere: allwo ſie, wegen der letzteren gluͤcklichen Verrichtungen, der beſchwerli-
chen Seefarth deſto leichter vergeſſen konnten, weil Germanicus einem ieden, ſo
viel, als er dabey verlohren, aus ſeinen Mitteln gut that.*

XVI. Jn Rom machete dieſe gluͤckliche Zeitung ebenfalls ſehr groſſe Freu-Laſſen dẽ Kꝛieg
gegẽ die Teut-
ſchen liegen:
Germanici
Triumph.

de, und ward inſonderheit wegen der wieder eroberten Adler, und Heer-Zeichen,
ein Triumph-Bogen, bey Saturni Tempel, aufgerichtet1. Tiberius aber
ſchrieb an Germanicum: er haͤtte zwar groſſe, und gluͤckliche Schlachten be-
fochten, ſeine Zuͤge haͤtten aber auch den Roͤmern viel gekoſtet, und moͤchte er nur
bedencken, was ſie zuletzt auf dem Meere ausgeſtanden. Er ſelbſt haͤtte unter Au-
guſto
neunmahl wieder die Teutſchen commandiret, aber mehr durch Rath, und
gute Anſtalten, als durch Gewalt ausgerichtet. Auf ſolche Art haͤtte er die Si-
gambren zur Ubergabe gebracht, und mit den Sveven, und Marcomannen, lie-
ber einen vortheilhafften Frieden machen, als lange mit ihnen kriegen wollen. Die
Roͤmer haͤtten ſich an den Cheruſcern, und ihren Bundesgenoſſen zur Gnuͤge gero-
chen; man koͤnnte ſie ietzt mit frieden laſſen, da ſie ſich ſchon durch innerliche Unru-
he aufreiben wuͤrden. Germanicus bath ſich nur noch ein Jahr aus, darinnen
er Teutſchland bis an die Elbe, zur Provintz zu machen hoffete. Allein Tiberius
both ihm dagegen das Conſulat, aufs kuͤnfftige Jahr, † an, ſo er aber in RomA. C. 18.

abzu-
[Beginn Spaltensatz] Atque aliquis prora ſpectat ſublimis ab alta:
Aëra pugnaci luctatus rumpere niſu.
Vt nil erepto ualuit dinoſcere mundo,
Obſtructo taleis effundit pectore uoces:
Quo ferimur? ruit ipſe dies, orbemque relictum
Vltima perpetuis claudit natura tenebris:
Anne alio poſitas ultra ſub cardine gentes,
Atque alium libris intactum quaerimus orbem?
Dii reuocant, rerumque uetant cognoſcere finem
Mortaleis oculos: aliena quid aequora remis
[Spaltenumbruch] Et ſacras uiolamus aquas, diuumque quietas
Turbamus ſedes?
* tacitvs Ann. L. II. c. 26.
1 tacitvs Annal. L. II. c. 41. Fine
anni, arcus, propter aedem Saturni, ob recepta
ſigna, cum Varo amiſſa, ductu Germanici, auſpi-
ciis Tiberii; & aedes Fortis Fortunae, Tiberim iux-
ta in hortis, quos Caeſar dictator populo Romane le-
gauerat, ſacrarium genti Iuliae, effigiesque D. Au-
guſto, apud Bouillas, dicantur.

[Ende Spaltensatz]
2. idem
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[97/0131] bis zu Ende des Bataviſchen Krieges. ſchicket, und ſchnitten gegen ihre Cameraden viel von den See-Menſchen, und andern Meer-Wundern, ſo ſie geſehen haͤtten, auf, um ihre Abentheuere de- ſto groͤſſer zu machen. * XV. Damit aber das Geruͤchte von der Roͤmer Schiffbruche nicht etwan die Teutſchen, ſo naͤchſt am Rheine wohneten, etwas zu unternehmen anfriſchen moͤchte, muſte C. Silius, mit dreyßig tauſend Mann zu Fuſſe, und drey tauſend zu Pferde, die Catten uͤberfallen. Germanicus ſelbſt ruͤckete, mit einem noch groͤſſe- ren Heere, den Marſen ins Land. Jhr Hertzog Malovend, der ſich vor weniger Zeit den Roͤmern ergeben hatte, entdeckete ihm, daß, in einem nahe gelegenen Walde, einer von den Adlern, ſo bey Vari Niederlage mit erbeutet worden, ver- graben laͤge. So fort wurde eine Abtheilung ausgeſchicket, dieſen Adler auszu- graben, da indeſſen Germanicus den Feind, von einer andern Seiten angriff, und vom Walde abzog. Es gieng beydes gluͤcklich von ſtatten, und die Teutſchen ſollen niemahlen groͤſſere Meynung von den Roͤmern, als dieſesmahl gehabt haben, da ſie geſehen, was ſie thun koͤnnten, zu einer Zeit, da ſie iederman fuͤr gantz ent- kraͤfftet hielte. Alſo fuͤhrete Germanicus die Soldaten in die Winter-Quar- tiere: allwo ſie, wegen der letzteren gluͤcklichen Verrichtungen, der beſchwerli- chen Seefarth deſto leichter vergeſſen konnten, weil Germanicus einem ieden, ſo viel, als er dabey verlohren, aus ſeinen Mitteln gut that. * Die Roͤmer uͤberfallen die Catten, und Marſen. XVI. Jn Rom machete dieſe gluͤckliche Zeitung ebenfalls ſehr groſſe Freu- de, und ward inſonderheit wegen der wieder eroberten Adler, und Heer-Zeichen, ein Triumph-Bogen, bey Saturni Tempel, aufgerichtet 1. Tiberius aber ſchrieb an Germanicum: er haͤtte zwar groſſe, und gluͤckliche Schlachten be- fochten, ſeine Zuͤge haͤtten aber auch den Roͤmern viel gekoſtet, und moͤchte er nur bedencken, was ſie zuletzt auf dem Meere ausgeſtanden. Er ſelbſt haͤtte unter Au- guſto neunmahl wieder die Teutſchen commandiret, aber mehr durch Rath, und gute Anſtalten, als durch Gewalt ausgerichtet. Auf ſolche Art haͤtte er die Si- gambren zur Ubergabe gebracht, und mit den Sveven, und Marcomannen, lie- ber einen vortheilhafften Frieden machen, als lange mit ihnen kriegen wollen. Die Roͤmer haͤtten ſich an den Cheruſcern, und ihren Bundesgenoſſen zur Gnuͤge gero- chen; man koͤnnte ſie ietzt mit frieden laſſen, da ſie ſich ſchon durch innerliche Unru- he aufreiben wuͤrden. Germanicus bath ſich nur noch ein Jahr aus, darinnen er Teutſchland bis an die Elbe, zur Provintz zu machen hoffete. Allein Tiberius both ihm dagegen das Conſulat, aufs kuͤnfftige Jahr, † an, ſo er aber in Rom abzu- Laſſen dẽ Kꝛieg gegẽ die Teut- ſchen liegen: Germanici Triumph. † A. C. 18. * Atque aliquis prora ſpectat ſublimis ab alta: Aëra pugnaci luctatus rumpere niſu. Vt nil erepto ualuit dinoſcere mundo, Obſtructo taleis effundit pectore uoces: Quo ferimur? ruit ipſe dies, orbemque relictum Vltima perpetuis claudit natura tenebris: Anne alio poſitas ultra ſub cardine gentes, Atque alium libris intactum quaerimus orbem? Dii reuocant, rerumque uetant cognoſcere finem Mortaleis oculos: aliena quid aequora remis Et ſacras uiolamus aquas, diuumque quietas Turbamus ſedes? * tacitvs Ann. L. II. c. 26. 1 tacitvs Annal. L. II. c. 41. Fine anni, arcus, propter aedem Saturni, ob recepta ſigna, cum Varo amiſſa, ductu Germanici, auſpi- ciis Tiberii; & aedes Fortis Fortunae, Tiberim iux- ta in hortis, quos Caeſar dictator populo Romane le- gauerat, ſacrarium genti Iuliae, effigiesque D. Au- guſto, apud Bouillas, dicantur. 2. idem N

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/131>, abgerufen am 22.11.2024.