Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite

bis zu Ende des Batavischen Krieges.
mit, dem Kerne seiner Leuten, auf die Catten loß, die sich seiner gar nicht, oder zum
wenigsten nicht so zeitig, versehen hatten. Die Manns-Leute setzten mit Schwimmen
über die Eder, flüchteten tieffer ins Land, und musten die alten Leute, nebst Weib
und Kindern, der Grausamkeit des Feindes überlassen. Die Römer schlugen
eine Brücke über die Eder, stecketen der Catten Haupt-Stadt, Mattium,
in Brand, und verwüsteten das Land umher, weit und breit. Ungeachtet die
Cheruscer für Begierde brannten den Catten zu Hülffe zu kommen, dorfften sie
sich doch nicht über ihre Gräntzen wagen, weil Caecina, der in der Nähe
stund, bald hie bald da einzubrechen Anstalt machte. Und da auch die Mar-
sen ihren, im vorigen Jahre erlittenenen, Schaden rächen wollten, wurden sie von
ihm, mit Verluste, zurücke gewiesen*.

IV. Germanicus führete schon seine Armee gantz ruhig zurücke, als ihmGermanicus
befreyet Se-
gestem.

Segestes, den die wiedrige Faction belagert hatte, um Beystand ersuchen ließ. Sein
Sohn, Sigismund, befand sich mit bey der Gesandschafft: demselben war Anfangs
nicht wohl dabey zu Muthe, weil er Priester bey dem Altar der Ubier gewesen
war, aber, als seine Landes-Leute gegen Q. Varum aufgestanden, denselben ver-
lassen hatte, um mit zu Felde zu ziehen1. Germanicus aber, der gegen die
Freunde der Römer so viel Leutseeligkeit, als Strenge gegen die Feinde, zeigen
wollte, ließ ihn zum voraus versichern, daß er an das vergangene nicht gedencke,
empfing ihn höfflich, und ließ ihn, mit einem starcken Gefolge, bis ans andere Ufer
des Rheins begleiten. Er selbst entsetzete Segestem, der sich nebst allen, die bey ihm wa-
ren, den Römern ergab: hierbey befand sich auch seine Tochter Thusnelda, Arminii
Gemahlin, die eben hoch schwanger war, sonst aber gnugsam bezeigete, daß diese Er-
lösung ihr nicht angenehm, und daß sie mehr ihres Gemahls, als ihres Vaters Nei-
gungen folge. Sie hat in ihrer Gefangenschafft einen Printzen zur Welt ge-
bracht, der zu Ravenna nachmahls erzogen worden, und allerhand wunderliche
Zufälle gehabt, deren Andencken aber, zugleich mit den Büchern, darinnnen sie
Tacitus beschrieben, verlohren gegangen. Segestes selbst wurde wohl aufge-
nommen, und bathe nur für seine Kinder. Germanicus gab ihm in Nieder-Ger-
manien, zu Vetera einen anständigen Auffenthalt;2. und führete nunmehro
seine Armee, mit so viel mehrerem Vergnügen, und Ehre, über den Rhein zurücke, weil
er, bey Segestis Ubergabe, verschiedene ansehnliche Stücke wieder bekommen, die

bey
nach dem Zustande der Zeit, da er geschrieben: de M.
G. c. 29. Est in eodem obsequio & Mattiacorum gens.
Protulit enim magnitudo populi Romani, ultra Rhe-
num, ultraque ueteres terminos, imperii reuerentiam.
Ita sede, finibusque in sua ripa; mente, animoque
nobiscum agunt: Caetera fimiles Batauis, nisi quod
ipso adhuc terrae suae solo, & coelo, acrius animan-
tur.
altingivs
erweiset an angeführtem Örte,
daß sie einen Theil der Wetteran bewohnet. Die aquae
Mattiacae
werden unten im VII. Buche fürkommen.
* tacitvs Annal. L.I.c. 55-56.
1 IV. 1. tacitvs An. L.I.c. 57. Addiderat se-
[Spaltenumbruch] gestes legatis filium, nomine Segimundum. Sed
iuuenis conscientia cunctabatur. Quippe anno, quo
Germaniae desciuire, sacerdos apud aram Vbiorum
creatus, ruperat uittas, profugus ad rebelles. Ad-
ductus tamen in spem clementiae Romanae, pertulit
patris mandata, benigneque exceptus, cum praesi-
dio Gallicam in ripam missus est.
2 tacitvs C. L. c. 58. Caesar clementi re-
sponso liberis, propinquisque eius incolumitatem,
ipsi sedem Vetera, in prouincia pollicetur. Vetera,

sc. castra,
lag am Nieder-Rheine, wo ietzo Zanten, oder,
wie andre meinen, wo Byrthen lieget.[Ende Spaltensatz]

bis zu Ende des Bataviſchen Krieges.
mit, dem Kerne ſeiner Leuten, auf die Catten loß, die ſich ſeiner gar nicht, oder zum
wenigſten nicht ſo zeitig, verſehen hatten. Die Manns-Leute ſetzten mit Schwimmen
uͤber die Eder, fluͤchteten tieffer ins Land, und muſten die alten Leute, nebſt Weib
und Kindern, der Grauſamkeit des Feindes uͤberlaſſen. Die Roͤmer ſchlugen
eine Bruͤcke uͤber die Eder, ſtecketen der Catten Haupt-Stadt, Mattium,
in Brand, und verwuͤſteten das Land umher, weit und breit. Ungeachtet die
Cheruſcer fuͤr Begierde brannten den Catten zu Huͤlffe zu kommen, dorfften ſie
ſich doch nicht uͤber ihre Graͤntzen wagen, weil Caecina, der in der Naͤhe
ſtund, bald hie bald da einzubrechen Anſtalt machte. Und da auch die Mar-
ſen ihren, im vorigen Jahre erlittenenen, Schaden raͤchen wollten, wurden ſie von
ihm, mit Verluſte, zuruͤcke gewieſen*.

IV. Germanicus fuͤhrete ſchon ſeine Armee gantz ruhig zuruͤcke, als ihmGermanicus
befreyet Se-
geſtem.

Segeſtes, den die wiedrige Faction belagert hatte, um Beyſtand erſuchen ließ. Sein
Sohn, Sigismund, befand ſich mit bey der Geſandſchafft: demſelben war Anfangs
nicht wohl dabey zu Muthe, weil er Prieſter bey dem Altar der Ubier geweſen
war, aber, als ſeine Landes-Leute gegen Q. Varum aufgeſtanden, denſelben ver-
laſſen hatte, um mit zu Felde zu ziehen1. Germanicus aber, der gegen die
Freunde der Roͤmer ſo viel Leutſeeligkeit, als Strenge gegen die Feinde, zeigen
wollte, ließ ihn zum voraus verſichern, daß er an das vergangene nicht gedencke,
empfing ihn hoͤfflich, und ließ ihn, mit einem ſtarcken Gefolge, bis ans andere Ufer
des Rheins begleiten. Er ſelbſt entſetzete Segeſtem, der ſich nebſt allẽ, die bey ihm wa-
ren, den Roͤmern ergab: hierbey befand ſich auch ſeine Tochter Thuſnelda, Arminii
Gemahlin, die eben hoch ſchwanger war, ſonſt aber gnugſam bezeigete, daß dieſe Er-
loͤſung ihr nicht angenehm, und daß ſie mehr ihres Gemahls, als ihres Vaters Nei-
gungen folge. Sie hat in ihrer Gefangenſchafft einen Printzen zur Welt ge-
bracht, der zu Ravenna nachmahls erzogen worden, und allerhand wunderliche
Zufaͤlle gehabt, deren Andencken aber, zugleich mit den Buͤchern, darinnnen ſie
Tacitus beſchrieben, verlohren gegangen. Segeſtes ſelbſt wurde wohl aufge-
nommen, und bathe nur fuͤr ſeine Kinder. Germanicus gab ihm in Nieder-Ger-
manien, zu Vetera einen anſtaͤndigen Auffenthalt;2. und fuͤhrete nunmehro
ſeine Armee, mit ſo viel mehrerem Vergnuͤgen, und Ehre, uͤber den Rhein zuruͤcke, weil
er, bey Segeſtis Ubergabe, verſchiedene anſehnliche Stuͤcke wieder bekommen, die

bey
nach dem Zuſtande der Zeit, da er geſchrieben: de M.
G. c. 29. Eſt in eodem obſequio & Mattiacorum gens.
Protulit enim magnitudo populi Romani, ultra Rhe-
num, ultraque ueteres terminos, imperii reuerentiam.
Ita ſede, finibusque in ſua ripa; mente, animoque
nobiſcum agunt: Caetera fimiles Batauis, niſi quod
ipſo adhuc terrae ſuae ſolo, & coelo, acrius animan-
tur.
altingivs
erweiſet an angefuͤhrtem Oͤrte,
daß ſie einen Theil der Wetteran bewohnet. Die aquae
Mattiacae
werden unten im VII. Buche fuͤrkommen.
* tacitvs Annal. L.I.c. 55-56.
1 IV. 1. tacitvs An. L.I.c. 57. Addiderat ſe-
[Spaltenumbruch] geſtes legatis filium, nomine Segimundum. Sed
iuuenis conſcientia cunctabatur. Quippe anno, quo
Germaniae deſciuire, ſacerdos apud aram Vbiorum
creatus, ruperat uittas, profugus ad rebelles. Ad-
ductus tamen in ſpem clementiae Romanae, pertulit
patris mandata, benigneque exceptus, cum praeſi-
dio Gallicam in ripam miſſus eſt.
2 tacitvs C. L. c. 58. Caeſar clementi re-
ſponſo liberis, propinquisque eius incolumitatem,
ipſi ſedem Vetera, in prouincia pollicetur. Vetera,

ſc. caſtra,
lag am Nieder-Rheine, wo ietzo Zanten, oder,
wie andre meinen, wo Byrthen lieget.[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0121" n="87"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bis zu Ende des Batavi&#x017F;chen Krieges.</hi></fw><lb/>
mit, dem Kerne &#x017F;einer Leuten, auf die Catten loß, die &#x017F;ich &#x017F;einer gar nicht, oder zum<lb/>
wenig&#x017F;ten nicht &#x017F;o zeitig, ver&#x017F;ehen hatten. Die Manns-Leute &#x017F;etzten mit Schwimmen<lb/>
u&#x0364;ber die Eder, flu&#x0364;chteten tieffer ins Land, und mu&#x017F;ten die alten Leute, neb&#x017F;t Weib<lb/>
und Kindern, der Grau&#x017F;amkeit des Feindes u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en. Die Ro&#x0364;mer &#x017F;chlugen<lb/>
eine Bru&#x0364;cke u&#x0364;ber die Eder, &#x017F;tecketen der Catten Haupt-Stadt, <hi rendition="#aq">Mattium</hi><note xml:id="FN120_01_02" prev="#FN120_01_01" place="foot" n="1">nach dem Zu&#x017F;tande der Zeit, da er ge&#x017F;chrieben: <hi rendition="#aq">de M.<lb/>
G. c. 29. <hi rendition="#i">E&#x017F;t in eodem ob&#x017F;equio &amp; Mattiacorum gens.<lb/>
Protulit enim magnitudo populi Romani, ultra Rhe-<lb/>
num, ultraque ueteres terminos, imperii reuerentiam.<lb/>
Ita &#x017F;ede, finibusque in &#x017F;ua ripa; mente, animoque<lb/>
nobi&#x017F;cum agunt: Caetera fimiles Batauis, ni&#x017F;i quod<lb/>
ip&#x017F;o adhuc terrae &#x017F;uae &#x017F;olo, &amp; coelo, acrius animan-<lb/>
tur.</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">altingivs</hi></hi></hi> erwei&#x017F;et an angefu&#x0364;hrtem O&#x0364;rte,<lb/>
daß &#x017F;ie einen Theil der Wetteran bewohnet. Die <hi rendition="#aq">aquae<lb/>
Mattiacae</hi> werden unten im <hi rendition="#aq">VII.</hi> Buche fu&#x0364;rkommen.<note type="editorial">Es handelt sich um eine fortlaufende Fußnote, deren Text auf der vorherigen Seite beginnt.</note></note>,<lb/>
in Brand, und verwu&#x0364;&#x017F;teten das Land umher, weit und breit. Ungeachtet die<lb/>
Cheru&#x017F;cer fu&#x0364;r Begierde brannten den Catten zu Hu&#x0364;lffe zu kommen, dorfften &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich doch nicht u&#x0364;ber ihre Gra&#x0364;ntzen wagen, weil <hi rendition="#aq">Caecina,</hi> der in der Na&#x0364;he<lb/>
&#x017F;tund, bald hie bald da einzubrechen An&#x017F;talt machte. Und da auch die Mar-<lb/>
&#x017F;en ihren, im vorigen Jahre erlittenenen, Schaden ra&#x0364;chen wollten, wurden &#x017F;ie von<lb/>
ihm, mit Verlu&#x017F;te, zuru&#x0364;cke gewie&#x017F;en<note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> Annal. L.I.c.</hi> 55-56.</note>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">IV. Germanicus</hi> fu&#x0364;hrete &#x017F;chon &#x017F;eine Armee gantz ruhig zuru&#x0364;cke, als ihm<note place="right"><hi rendition="#aq">Germanicus</hi><lb/>
befreyet <hi rendition="#aq">Se-<lb/>
ge&#x017F;tem.</hi></note><lb/><hi rendition="#aq">Sege&#x017F;tes,</hi> den die wiedrige Faction belagert hatte, um Bey&#x017F;tand er&#x017F;uchen ließ. Sein<lb/>
Sohn, Sigismund, befand &#x017F;ich mit bey der Ge&#x017F;and&#x017F;chafft: dem&#x017F;elben war Anfangs<lb/>
nicht wohl dabey zu Muthe, weil er Prie&#x017F;ter bey dem Altar der Ubier gewe&#x017F;en<lb/>
war, aber, als &#x017F;eine Landes-Leute gegen <hi rendition="#aq">Q. Varum</hi> aufge&#x017F;tanden, den&#x017F;elben ver-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en hatte, um mit zu Felde zu ziehen<note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">IV</hi>. 1. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> An. L.I.c. 57. <hi rendition="#i">Addiderat &#x017F;e-<lb/><cb/>
ge&#x017F;tes legatis filium, nomine Segimundum. Sed<lb/>
iuuenis con&#x017F;cientia cunctabatur. Quippe anno, quo<lb/>
Germaniae de&#x017F;ciuire, &#x017F;acerdos apud aram Vbiorum<lb/>
creatus, ruperat uittas, profugus ad rebelles. Ad-<lb/>
ductus tamen in &#x017F;pem clementiae Romanae, pertulit<lb/>
patris mandata, benigneque exceptus, cum prae&#x017F;i-<lb/>
dio Gallicam in ripam mi&#x017F;&#x017F;us e&#x017F;t.</hi></hi></note>. <hi rendition="#aq">Germanicus</hi> aber, der gegen die<lb/>
Freunde der Ro&#x0364;mer &#x017F;o viel Leut&#x017F;eeligkeit, als Strenge gegen die Feinde, zeigen<lb/>
wollte, ließ ihn zum voraus ver&#x017F;ichern, daß er an das vergangene nicht gedencke,<lb/>
empfing ihn ho&#x0364;fflich, und ließ ihn, mit einem &#x017F;tarcken Gefolge, bis ans andere Ufer<lb/>
des Rheins begleiten. Er &#x017F;elb&#x017F;t ent&#x017F;etzete <hi rendition="#aq">Sege&#x017F;tem,</hi> der &#x017F;ich neb&#x017F;t alle&#x0303;, die bey ihm wa-<lb/>
ren, den Ro&#x0364;mern ergab: hierbey befand &#x017F;ich auch &#x017F;eine Tochter Thu&#x017F;nelda, <hi rendition="#aq">Arminii</hi><lb/>
Gemahlin, die eben hoch &#x017F;chwanger war, &#x017F;on&#x017F;t aber gnug&#x017F;am bezeigete, daß die&#x017F;e Er-<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;ung ihr nicht angenehm, und daß &#x017F;ie mehr ihres Gemahls, als ihres Vaters Nei-<lb/>
gungen folge. Sie hat in ihrer Gefangen&#x017F;chafft einen Printzen zur Welt ge-<lb/>
bracht, der zu <hi rendition="#aq">Ravenna</hi> nachmahls erzogen worden, und allerhand wunderliche<lb/>
Zufa&#x0364;lle gehabt, deren Andencken aber, zugleich mit den Bu&#x0364;chern, darinnnen &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#aq">Tacitus</hi> be&#x017F;chrieben, verlohren gegangen. <hi rendition="#aq">Sege&#x017F;tes</hi> &#x017F;elb&#x017F;t wurde wohl aufge-<lb/>
nommen, und bathe nur fu&#x0364;r &#x017F;eine Kinder. <hi rendition="#aq">Germanicus</hi> gab ihm in Nieder-Ger-<lb/>
manien, zu <hi rendition="#aq">Vetera</hi> einen an&#x017F;ta&#x0364;ndigen Auffenthalt;<note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> C. L. c. 58. <hi rendition="#i">Cae&#x017F;ar clementi re-<lb/>
&#x017F;pon&#x017F;o liberis, propinquisque eius incolumitatem,<lb/>
ip&#x017F;i &#x017F;edem Vetera, in prouincia pollicetur. Vetera,</hi><lb/>
&#x017F;c. ca&#x017F;tra,</hi> lag am Nieder-Rheine, wo ietzo Zanten, oder,<lb/>
wie andre meinen, wo <hi rendition="#aq">Byrthen</hi> lieget.<cb type="end"/>
</note>. und fu&#x0364;hrete nunmehro<lb/>
&#x017F;eine Armee, mit &#x017F;o viel mehrerem Vergnu&#x0364;gen, und Ehre, u&#x0364;ber den Rhein zuru&#x0364;cke, weil<lb/>
er, bey <hi rendition="#aq">Sege&#x017F;tis</hi> Ubergabe, ver&#x017F;chiedene an&#x017F;ehnliche Stu&#x0364;cke wieder bekommen, die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bey</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0121] bis zu Ende des Bataviſchen Krieges. mit, dem Kerne ſeiner Leuten, auf die Catten loß, die ſich ſeiner gar nicht, oder zum wenigſten nicht ſo zeitig, verſehen hatten. Die Manns-Leute ſetzten mit Schwimmen uͤber die Eder, fluͤchteten tieffer ins Land, und muſten die alten Leute, nebſt Weib und Kindern, der Grauſamkeit des Feindes uͤberlaſſen. Die Roͤmer ſchlugen eine Bruͤcke uͤber die Eder, ſtecketen der Catten Haupt-Stadt, Mattium 1, in Brand, und verwuͤſteten das Land umher, weit und breit. Ungeachtet die Cheruſcer fuͤr Begierde brannten den Catten zu Huͤlffe zu kommen, dorfften ſie ſich doch nicht uͤber ihre Graͤntzen wagen, weil Caecina, der in der Naͤhe ſtund, bald hie bald da einzubrechen Anſtalt machte. Und da auch die Mar- ſen ihren, im vorigen Jahre erlittenenen, Schaden raͤchen wollten, wurden ſie von ihm, mit Verluſte, zuruͤcke gewieſen *. IV. Germanicus fuͤhrete ſchon ſeine Armee gantz ruhig zuruͤcke, als ihm Segeſtes, den die wiedrige Faction belagert hatte, um Beyſtand erſuchen ließ. Sein Sohn, Sigismund, befand ſich mit bey der Geſandſchafft: demſelben war Anfangs nicht wohl dabey zu Muthe, weil er Prieſter bey dem Altar der Ubier geweſen war, aber, als ſeine Landes-Leute gegen Q. Varum aufgeſtanden, denſelben ver- laſſen hatte, um mit zu Felde zu ziehen 1. Germanicus aber, der gegen die Freunde der Roͤmer ſo viel Leutſeeligkeit, als Strenge gegen die Feinde, zeigen wollte, ließ ihn zum voraus verſichern, daß er an das vergangene nicht gedencke, empfing ihn hoͤfflich, und ließ ihn, mit einem ſtarcken Gefolge, bis ans andere Ufer des Rheins begleiten. Er ſelbſt entſetzete Segeſtem, der ſich nebſt allẽ, die bey ihm wa- ren, den Roͤmern ergab: hierbey befand ſich auch ſeine Tochter Thuſnelda, Arminii Gemahlin, die eben hoch ſchwanger war, ſonſt aber gnugſam bezeigete, daß dieſe Er- loͤſung ihr nicht angenehm, und daß ſie mehr ihres Gemahls, als ihres Vaters Nei- gungen folge. Sie hat in ihrer Gefangenſchafft einen Printzen zur Welt ge- bracht, der zu Ravenna nachmahls erzogen worden, und allerhand wunderliche Zufaͤlle gehabt, deren Andencken aber, zugleich mit den Buͤchern, darinnnen ſie Tacitus beſchrieben, verlohren gegangen. Segeſtes ſelbſt wurde wohl aufge- nommen, und bathe nur fuͤr ſeine Kinder. Germanicus gab ihm in Nieder-Ger- manien, zu Vetera einen anſtaͤndigen Auffenthalt; 2. und fuͤhrete nunmehro ſeine Armee, mit ſo viel mehrerem Vergnuͤgen, und Ehre, uͤber den Rhein zuruͤcke, weil er, bey Segeſtis Ubergabe, verſchiedene anſehnliche Stuͤcke wieder bekommen, die bey Germanicus befreyet Se- geſtem. 1 nach dem Zuſtande der Zeit, da er geſchrieben: de M. G. c. 29. Eſt in eodem obſequio & Mattiacorum gens. Protulit enim magnitudo populi Romani, ultra Rhe- num, ultraque ueteres terminos, imperii reuerentiam. Ita ſede, finibusque in ſua ripa; mente, animoque nobiſcum agunt: Caetera fimiles Batauis, niſi quod ipſo adhuc terrae ſuae ſolo, & coelo, acrius animan- tur. altingivs erweiſet an angefuͤhrtem Oͤrte, daß ſie einen Theil der Wetteran bewohnet. Die aquae Mattiacae werden unten im VII. Buche fuͤrkommen. * tacitvs Annal. L.I.c. 55-56. 1 IV. 1. tacitvs An. L.I.c. 57. Addiderat ſe- geſtes legatis filium, nomine Segimundum. Sed iuuenis conſcientia cunctabatur. Quippe anno, quo Germaniae deſciuire, ſacerdos apud aram Vbiorum creatus, ruperat uittas, profugus ad rebelles. Ad- ductus tamen in ſpem clementiae Romanae, pertulit patris mandata, benigneque exceptus, cum praeſi- dio Gallicam in ripam miſſus eſt. 2 tacitvs C. L. c. 58. Caeſar clementi re- ſponſo liberis, propinquisque eius incolumitatem, ipſi ſedem Vetera, in prouincia pollicetur. Vetera, ſc. caſtra, lag am Nieder-Rheine, wo ietzo Zanten, oder, wie andre meinen, wo Byrthen lieget.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Ergänzungsvorschlag vom DWB [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/121
Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/121>, abgerufen am 23.11.2024.