Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

die Bank v. E., und dann hat sie die Macht, die Marktrate des
Zinsfusses festzustellen."

Allerdings darf sie, als öffentliches Institut unter Staatsschutz
und mit Staatsprivilegien, diese ihre Macht nicht schonungslos aus-
nutzen, wie die Privatgeschäfte sich dies erlauben dürfen. Desshalb
sagt auch Hubbard vor dem Bankkomite B. A. 1857: "2844.
[Frage:] Ist es nicht der Fall, dass wenn die Diskontorate am
höchsten, dann die Bank von England am wohlfeilsten bedient,
und wenn am niedrigsten, dann die Brokers am wohlfeilsten? --
[Hubbard:] Das wird immer der Fall sein, denn die Bank v. E.
geht nie so sehr herunter wie ihre Konkurrenten, und wenn die
Rate am höchsten, geht sie nie ganz so hoch hinauf."

Trotzdem aber ist es ein ernsthaftes Ereigniss im Geschäftsleben,
wenn die Bank in Zeiten der Klemme, nach dem landläufigen Aus-
druck, die Schraube anzieht, d. h. den schon über dem Durchschnitt
stehenden Zinsfuss noch höher setzt. "Sobald die Bank v. E. die
Schraube anzieht, hören alle Einkäufe für Ausfuhr ins Ausland
auf ... die Exporteure warten, bis die Depression der Preise den
niedrigsten Punkt erreicht hat, und erst dann und nicht früher
kaufen sie ein. Aber wenn dieser Punkt erreicht ist, sind die
Kurse schon wieder geregelt -- Gold hört auf exportirt zu werden,
ehe dieser niedrigste Punkt der Depression erreicht ist. Waaren-
käufe für Export können möglicherweise einen Theil des auswärts
gesandten Goldes zurückbringen, aber sie kommen zu spät, den
Abfluss zu verhindern." (G. W. Gilbart, An Inquiry into the Causes
of the Pressure on the Money Market. London 1840. p. 37.)
"Eine andre Wirkung der Regulirung des Cirkulationsmittels ver-
mittelst der auswärtigen Wechselkurse ist, dass sie in Zeiten der
Klemme einen enormen Zinsfuss herbeiführt." (l. c., p. 40.) "Die
Kosten, die aus der Wiederherstellung der Wechselkurse entstehn,
fallen auf die produktive Industrie des Landes, während im Ver-
lauf dieses Processes der Profit der Bank v. E. positiv dadurch
gesteigert wird, dass sie ihr Geschäft mit einem geringern Betrag
von Edelmetall fortführt." (l. c., p. 52.)

Aber, sagt Freund Samuel Gurney, "diese grossen Schwankungen
des Zinsfusses sind den Bankiers und Geldhändlern vortheilhaft --
alle Schwankungen im Geschäft sind vortheilhaft für den, der
Bescheid weiss." Und wenn auch die Gurneys den Rahm der
rücksichtslosen Ausbeutung der Geschäftsnothlage abschöpfen,
während die Bank v. E. sich dies nicht mit derselben Freiheit er-
lauben darf, so fallen auch für sie ganz hübsche Profite ab --

6*

die Bank v. E., und dann hat sie die Macht, die Marktrate des
Zinsfusses festzustellen.“

Allerdings darf sie, als öffentliches Institut unter Staatsschutz
und mit Staatsprivilegien, diese ihre Macht nicht schonungslos aus-
nutzen, wie die Privatgeschäfte sich dies erlauben dürfen. Desshalb
sagt auch Hubbard vor dem Bankkomité B. A. 1857: „2844.
[Frage:] Ist es nicht der Fall, dass wenn die Diskontorate am
höchsten, dann die Bank von England am wohlfeilsten bedient,
und wenn am niedrigsten, dann die Brokers am wohlfeilsten? —
[Hubbard:] Das wird immer der Fall sein, denn die Bank v. E.
geht nie so sehr herunter wie ihre Konkurrenten, und wenn die
Rate am höchsten, geht sie nie ganz so hoch hinauf.“

Trotzdem aber ist es ein ernsthaftes Ereigniss im Geschäftsleben,
wenn die Bank in Zeiten der Klemme, nach dem landläufigen Aus-
druck, die Schraube anzieht, d. h. den schon über dem Durchschnitt
stehenden Zinsfuss noch höher setzt. „Sobald die Bank v. E. die
Schraube anzieht, hören alle Einkäufe für Ausfuhr ins Ausland
auf … die Exporteure warten, bis die Depression der Preise den
niedrigsten Punkt erreicht hat, und erst dann und nicht früher
kaufen sie ein. Aber wenn dieser Punkt erreicht ist, sind die
Kurse schon wieder geregelt — Gold hört auf exportirt zu werden,
ehe dieser niedrigste Punkt der Depression erreicht ist. Waaren-
käufe für Export können möglicherweise einen Theil des auswärts
gesandten Goldes zurückbringen, aber sie kommen zu spät, den
Abfluss zu verhindern.“ (G. W. Gilbart, An Inquiry into the Causes
of the Pressure on the Money Market. London 1840. p. 37.)
„Eine andre Wirkung der Regulirung des Cirkulationsmittels ver-
mittelst der auswärtigen Wechselkurse ist, dass sie in Zeiten der
Klemme einen enormen Zinsfuss herbeiführt.“ (l. c., p. 40.) „Die
Kosten, die aus der Wiederherstellung der Wechselkurse entstehn,
fallen auf die produktive Industrie des Landes, während im Ver-
lauf dieses Processes der Profit der Bank v. E. positiv dadurch
gesteigert wird, dass sie ihr Geschäft mit einem geringern Betrag
von Edelmetall fortführt.“ (l. c., p. 52.)

Aber, sagt Freund Samuel Gurney, „diese grossen Schwankungen
des Zinsfusses sind den Bankiers und Geldhändlern vortheilhaft —
alle Schwankungen im Geschäft sind vortheilhaft für den, der
Bescheid weiss.“ Und wenn auch die Gurneys den Rahm der
rücksichtslosen Ausbeutung der Geschäftsnothlage abschöpfen,
während die Bank v. E. sich dies nicht mit derselben Freiheit er-
lauben darf, so fallen auch für sie ganz hübsche Profite ab —

6*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0092" n="83"/>
die Bank v. E., und dann hat sie die Macht, die Marktrate des<lb/>
Zinsfusses festzustellen.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Allerdings darf sie, als öffentliches Institut unter Staatsschutz<lb/>
und mit Staatsprivilegien, diese ihre Macht nicht schonungslos aus-<lb/>
nutzen, wie die Privatgeschäfte sich dies erlauben dürfen. Desshalb<lb/>
sagt auch Hubbard vor dem Bankkomité B. A. 1857: &#x201E;2844.<lb/>
[Frage:] Ist es nicht der Fall, dass wenn die Diskontorate am<lb/>
höchsten, dann die Bank von England am wohlfeilsten bedient,<lb/>
und wenn am niedrigsten, dann die Brokers am wohlfeilsten? &#x2014;<lb/>
[Hubbard:] Das wird immer der Fall sein, denn die Bank v. E.<lb/>
geht nie so sehr herunter wie ihre Konkurrenten, und wenn die<lb/>
Rate am höchsten, geht sie nie ganz so hoch hinauf.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Trotzdem aber ist es ein ernsthaftes Ereigniss im Geschäftsleben,<lb/>
wenn die Bank in Zeiten der Klemme, nach dem landläufigen Aus-<lb/>
druck, die Schraube anzieht, d. h. den schon über dem Durchschnitt<lb/>
stehenden Zinsfuss noch höher setzt. &#x201E;Sobald die Bank v. E. die<lb/>
Schraube anzieht, hören alle Einkäufe für Ausfuhr ins Ausland<lb/>
auf &#x2026; die Exporteure warten, bis die Depression der Preise den<lb/>
niedrigsten Punkt erreicht hat, und erst dann und nicht früher<lb/>
kaufen sie ein. Aber wenn dieser Punkt erreicht ist, sind die<lb/>
Kurse schon wieder geregelt &#x2014; Gold hört auf exportirt zu werden,<lb/>
ehe dieser niedrigste Punkt der Depression erreicht ist. Waaren-<lb/>
käufe für Export können möglicherweise einen Theil des auswärts<lb/>
gesandten Goldes zurückbringen, aber sie kommen zu spät, den<lb/>
Abfluss zu verhindern.&#x201C; (G. W. Gilbart, An Inquiry into the Causes<lb/>
of the Pressure on the Money Market. London 1840. p. 37.)<lb/>
&#x201E;Eine andre Wirkung der Regulirung des Cirkulationsmittels ver-<lb/>
mittelst der auswärtigen Wechselkurse ist, dass sie in Zeiten der<lb/>
Klemme einen enormen Zinsfuss herbeiführt.&#x201C; (l. c., p. 40.) &#x201E;Die<lb/>
Kosten, die aus der Wiederherstellung der Wechselkurse entstehn,<lb/>
fallen auf die produktive Industrie des Landes, während im Ver-<lb/>
lauf dieses Processes der Profit der Bank v. E. positiv dadurch<lb/>
gesteigert wird, dass sie ihr Geschäft mit einem geringern Betrag<lb/>
von Edelmetall fortführt.&#x201C; (l. c., p. 52.)</p><lb/>
            <p>Aber, sagt Freund Samuel Gurney, &#x201E;diese grossen Schwankungen<lb/>
des Zinsfusses sind den Bankiers und Geldhändlern vortheilhaft &#x2014;<lb/>
alle Schwankungen im Geschäft sind vortheilhaft für den, der<lb/>
Bescheid weiss.&#x201C; Und wenn auch die Gurneys den Rahm der<lb/>
rücksichtslosen Ausbeutung der Geschäftsnothlage abschöpfen,<lb/>
während die Bank v. E. sich dies nicht mit derselben Freiheit er-<lb/>
lauben darf, so fallen auch für sie ganz hübsche Profite ab &#x2014;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">6*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0092] die Bank v. E., und dann hat sie die Macht, die Marktrate des Zinsfusses festzustellen.“ Allerdings darf sie, als öffentliches Institut unter Staatsschutz und mit Staatsprivilegien, diese ihre Macht nicht schonungslos aus- nutzen, wie die Privatgeschäfte sich dies erlauben dürfen. Desshalb sagt auch Hubbard vor dem Bankkomité B. A. 1857: „2844. [Frage:] Ist es nicht der Fall, dass wenn die Diskontorate am höchsten, dann die Bank von England am wohlfeilsten bedient, und wenn am niedrigsten, dann die Brokers am wohlfeilsten? — [Hubbard:] Das wird immer der Fall sein, denn die Bank v. E. geht nie so sehr herunter wie ihre Konkurrenten, und wenn die Rate am höchsten, geht sie nie ganz so hoch hinauf.“ Trotzdem aber ist es ein ernsthaftes Ereigniss im Geschäftsleben, wenn die Bank in Zeiten der Klemme, nach dem landläufigen Aus- druck, die Schraube anzieht, d. h. den schon über dem Durchschnitt stehenden Zinsfuss noch höher setzt. „Sobald die Bank v. E. die Schraube anzieht, hören alle Einkäufe für Ausfuhr ins Ausland auf … die Exporteure warten, bis die Depression der Preise den niedrigsten Punkt erreicht hat, und erst dann und nicht früher kaufen sie ein. Aber wenn dieser Punkt erreicht ist, sind die Kurse schon wieder geregelt — Gold hört auf exportirt zu werden, ehe dieser niedrigste Punkt der Depression erreicht ist. Waaren- käufe für Export können möglicherweise einen Theil des auswärts gesandten Goldes zurückbringen, aber sie kommen zu spät, den Abfluss zu verhindern.“ (G. W. Gilbart, An Inquiry into the Causes of the Pressure on the Money Market. London 1840. p. 37.) „Eine andre Wirkung der Regulirung des Cirkulationsmittels ver- mittelst der auswärtigen Wechselkurse ist, dass sie in Zeiten der Klemme einen enormen Zinsfuss herbeiführt.“ (l. c., p. 40.) „Die Kosten, die aus der Wiederherstellung der Wechselkurse entstehn, fallen auf die produktive Industrie des Landes, während im Ver- lauf dieses Processes der Profit der Bank v. E. positiv dadurch gesteigert wird, dass sie ihr Geschäft mit einem geringern Betrag von Edelmetall fortführt.“ (l. c., p. 52.) Aber, sagt Freund Samuel Gurney, „diese grossen Schwankungen des Zinsfusses sind den Bankiers und Geldhändlern vortheilhaft — alle Schwankungen im Geschäft sind vortheilhaft für den, der Bescheid weiss.“ Und wenn auch die Gurneys den Rahm der rücksichtslosen Ausbeutung der Geschäftsnothlage abschöpfen, während die Bank v. E. sich dies nicht mit derselben Freiheit er- lauben darf, so fallen auch für sie ganz hübsche Profite ab — 6*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/92
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/92>, abgerufen am 25.11.2024.