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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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Standpunkt der Cirkulationssphäre aus, und zugleich so, dass dieser
Mehrwerth sich darstellt in Surplusgeld, im Ueberschuss der Handels-
bilanz. Es ist aber zugleich das, die interessirten Kaufleute und
Fabrikanten von damals richtig Charakterisirende, und das der
Periode der kapitalistischen Entwicklung, die sie darstellen, Adä-
quate darin, dass es bei der Verwandlung der feudalen Ackerbau-
Gesellschaften in industrielle, und bei dem entsprechenden indu-
striellen Kampf der Nationen auf dem Weltmarkt, auf eine be-
schleunigte Entwicklung des Kapitals ankommt, die nicht auf dem
sog. naturgemäßen Weg, sondern durch Zwangsmittel zu erreichen
ist. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob das nationale
Kapital allmälig und langsam sich in industrielles verwandelt, oder
ob diese Verwandlung zeitlich beschleunigt wird durch die Steuer,
die sie vermittelst der Schutzzölle hauptsächlich auf Grundeigen-
thümer, Mittel- und Kleinbauern und Handwerk legen, durch die
beschleunigte Expropriation der selbständigen unmittelbaren Produ-
centen, durch gewaltsam beschleunigte Akkumulation und Kon-
centration der Kapitale, kurz durch beschleunigte Herstellung der
Bedingungen der kapitalistischen Produktionsweise. Es macht zu-
gleich enormen Unterschied in der kapitalistischen und industriellen
Exploitation der natürlichen nationalen Produktivkraft. Der nationale
Charakter des Merkantilsystems ist daher nicht blosse Phrase im
Munde seiner Wortführer. Unter dem Vorwand, sich nur mit dem
Reichthum der Nation und den Hülfsquellen des Staats zu be-
schäftigen, erklären sie in der That die Interessen der Kapitalisten-
klasse und die Bereicherung überhaupt für den letzten Staatszweck,
und proklamiren sie die bürgerliche Gesellschaft gegen den alten
überirdischen Staat. Aber zugleich ist das Bewusstsein vorhanden,
dass die Entwicklung der Interessen des Kapitals und der Kapita-
listenklasse, der kapitalistischen Produktion, die Basis der nationalen
Macht und des nationalen Uebergewichts in der modernen Gesell-
schaft geworden ist.

Es ist ferner das Richtige bei den Physiokraten, dass in der That
alle Produktion von Mehrwerth, also auch alle Entwicklung des
Kapitals, der natürlichen Grundlage nach, auf der Produktivität
der agrikolen Arbeit beruht. Wenn die Menschen überhaupt nicht
fähig, in einem Arbeitstag mehr Lebensmittel, also im engsten
Sinn mehr Ackerbauprodukte zu erzeugen, als jeder Arbeiter zu
seiner eignen Reproduktion bedarf, wenn die tägliche Verausgabung
seiner ganzen Arbeitskraft nur dazu hinreicht, die zu seinem indi-
viduellen Bedarf unentbehrlichen Lebensmittel herzustellen, so könnte

Standpunkt der Cirkulationssphäre aus, und zugleich so, dass dieser
Mehrwerth sich darstellt in Surplusgeld, im Ueberschuss der Handels-
bilanz. Es ist aber zugleich das, die interessirten Kaufleute und
Fabrikanten von damals richtig Charakterisirende, und das der
Periode der kapitalistischen Entwicklung, die sie darstellen, Adä-
quate darin, dass es bei der Verwandlung der feudalen Ackerbau-
Gesellschaften in industrielle, und bei dem entsprechenden indu-
striellen Kampf der Nationen auf dem Weltmarkt, auf eine be-
schleunigte Entwicklung des Kapitals ankommt, die nicht auf dem
sog. naturgemäßen Weg, sondern durch Zwangsmittel zu erreichen
ist. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob das nationale
Kapital allmälig und langsam sich in industrielles verwandelt, oder
ob diese Verwandlung zeitlich beschleunigt wird durch die Steuer,
die sie vermittelst der Schutzzölle hauptsächlich auf Grundeigen-
thümer, Mittel- und Kleinbauern und Handwerk legen, durch die
beschleunigte Expropriation der selbständigen unmittelbaren Produ-
centen, durch gewaltsam beschleunigte Akkumulation und Kon-
centration der Kapitale, kurz durch beschleunigte Herstellung der
Bedingungen der kapitalistischen Produktionsweise. Es macht zu-
gleich enormen Unterschied in der kapitalistischen und industriellen
Exploitation der natürlichen nationalen Produktivkraft. Der nationale
Charakter des Merkantilsystems ist daher nicht blosse Phrase im
Munde seiner Wortführer. Unter dem Vorwand, sich nur mit dem
Reichthum der Nation und den Hülfsquellen des Staats zu be-
schäftigen, erklären sie in der That die Interessen der Kapitalisten-
klasse und die Bereicherung überhaupt für den letzten Staatszweck,
und proklamiren sie die bürgerliche Gesellschaft gegen den alten
überirdischen Staat. Aber zugleich ist das Bewusstsein vorhanden,
dass die Entwicklung der Interessen des Kapitals und der Kapita-
listenklasse, der kapitalistischen Produktion, die Basis der nationalen
Macht und des nationalen Uebergewichts in der modernen Gesell-
schaft geworden ist.

Es ist ferner das Richtige bei den Physiokraten, dass in der That
alle Produktion von Mehrwerth, also auch alle Entwicklung des
Kapitals, der natürlichen Grundlage nach, auf der Produktivität
der agrikolen Arbeit beruht. Wenn die Menschen überhaupt nicht
fähig, in einem Arbeitstag mehr Lebensmittel, also im engsten
Sinn mehr Ackerbauprodukte zu erzeugen, als jeder Arbeiter zu
seiner eignen Reproduktion bedarf, wenn die tägliche Verausgabung
seiner ganzen Arbeitskraft nur dazu hinreicht, die zu seinem indi-
viduellen Bedarf unentbehrlichen Lebensmittel herzustellen, so könnte

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[318/0327] Standpunkt der Cirkulationssphäre aus, und zugleich so, dass dieser Mehrwerth sich darstellt in Surplusgeld, im Ueberschuss der Handels- bilanz. Es ist aber zugleich das, die interessirten Kaufleute und Fabrikanten von damals richtig Charakterisirende, und das der Periode der kapitalistischen Entwicklung, die sie darstellen, Adä- quate darin, dass es bei der Verwandlung der feudalen Ackerbau- Gesellschaften in industrielle, und bei dem entsprechenden indu- striellen Kampf der Nationen auf dem Weltmarkt, auf eine be- schleunigte Entwicklung des Kapitals ankommt, die nicht auf dem sog. naturgemäßen Weg, sondern durch Zwangsmittel zu erreichen ist. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob das nationale Kapital allmälig und langsam sich in industrielles verwandelt, oder ob diese Verwandlung zeitlich beschleunigt wird durch die Steuer, die sie vermittelst der Schutzzölle hauptsächlich auf Grundeigen- thümer, Mittel- und Kleinbauern und Handwerk legen, durch die beschleunigte Expropriation der selbständigen unmittelbaren Produ- centen, durch gewaltsam beschleunigte Akkumulation und Kon- centration der Kapitale, kurz durch beschleunigte Herstellung der Bedingungen der kapitalistischen Produktionsweise. Es macht zu- gleich enormen Unterschied in der kapitalistischen und industriellen Exploitation der natürlichen nationalen Produktivkraft. Der nationale Charakter des Merkantilsystems ist daher nicht blosse Phrase im Munde seiner Wortführer. Unter dem Vorwand, sich nur mit dem Reichthum der Nation und den Hülfsquellen des Staats zu be- schäftigen, erklären sie in der That die Interessen der Kapitalisten- klasse und die Bereicherung überhaupt für den letzten Staatszweck, und proklamiren sie die bürgerliche Gesellschaft gegen den alten überirdischen Staat. Aber zugleich ist das Bewusstsein vorhanden, dass die Entwicklung der Interessen des Kapitals und der Kapita- listenklasse, der kapitalistischen Produktion, die Basis der nationalen Macht und des nationalen Uebergewichts in der modernen Gesell- schaft geworden ist. Es ist ferner das Richtige bei den Physiokraten, dass in der That alle Produktion von Mehrwerth, also auch alle Entwicklung des Kapitals, der natürlichen Grundlage nach, auf der Produktivität der agrikolen Arbeit beruht. Wenn die Menschen überhaupt nicht fähig, in einem Arbeitstag mehr Lebensmittel, also im engsten Sinn mehr Ackerbauprodukte zu erzeugen, als jeder Arbeiter zu seiner eignen Reproduktion bedarf, wenn die tägliche Verausgabung seiner ganzen Arbeitskraft nur dazu hinreicht, die zu seinem indi- viduellen Bedarf unentbehrlichen Lebensmittel herzustellen, so könnte

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/327>, abgerufen am 23.11.2024.