wie überhaupt im Grundeigenthum das Recht der Eigenthümer ein- geschlossen ist, den Erdkörper, die Eingeweide der Erde, die Luft und damit die Erhaltung und Entwicklung des Lebens zu exploitiren. Nicht nur das Steigen der Bevölkerung, und damit das wachsende Bedürfniss der Behausung, sondern auch die Entwicklung des fixen Kapitals, das sich entweder der Erde einverleibt oder Wurzeln in ihr schlägt, auf ihr ruht, wie alle industriellen Gebäude, Eisen- bahnen, Waarenhäuser, Fabrikgebäude, Docks u. s. w., steigert die Baurente nothwendig. Eine Verwechslung zwischen der Haus- miethe, soweit sie Zins und Amortisation des im Haus angelegten Kapitals, und der Rente für den blossen Boden, ist hier selbst bei Carey'schem gutem Willen nicht möglich, namentlich wenn wie in England, der Grundeigenthümer und der Bauspekulant ganz ver- schiedne Personen sind. Es kommen hier zwei Elemente in Be- tracht: auf der einen Seite die Exploitation der Erde zum Zweck der Reproduktion oder Extraktion, auf der andern der Raum, der als ein Element aller Produktion und alles menschlichen Wirkens erheischt ist. Und nach beiden Seiten hin verlangt das Grund- eigenthum seinen Tribut. Die Nachfrage für Bauterrain hebt den Werth des Bodens als Raum und Grundlage, während dadurch zu- gleich die Nachfrage nach Elementen des Erdkörpers wächst die als Baumaterial dienen.40)
Wie in rasch fortschreitenden Städten, besonders wo das Bauen wie in London fabrikmäßig betrieben wird, die Bodenrente, nicht das Haus den eigentlichen Grundgegenstand der Bauspekulation bildet, davon haben wir ein Beispiel gegeben Buch II, Kap. XII, S. 215, 216, in den Aussagen eines grossen Londoner Bauspeku- lanten, Edward Capps, vor dem Bank-Ausschuss von 1857. Er sagt dort No. 5435: "Ich glaube, ein Mann der in der Welt vor- ankommen will, kann kaum erwarten voranzukommen durch Ein- haltung eines soliden Geschäfts (fair trade) ... er muss nothwendig ausserdem auf Spekulation bauen, und das auf grossem Maßstab; denn der Unternehmer macht sehr wenig Profit aus den Gebäuden selbst, er macht seinen Hauptprofit aus den gesteigerten Grund- renten. Er übernimmt meinetwegen ein Stück Land und gibt jähr- lich 300 £ dafür; wenn er nach einem sorgfältigen Bauplan die richtige Klasse von Häusern darauf errichtet, kann es ihm gelingen 400 oder 450 £ jährlich daraus zu machen, und sein Profit würde
40) "Die Pflasterung der Londoner Strassen hat die Eigenthümer einiger nackten Felsen an der schottischen Küste befähigt eine Rente aus früher absolut nutzlosem Steinboden zu ziehn." A. Smith, Book I, chap XI. 2.
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wie überhaupt im Grundeigenthum das Recht der Eigenthümer ein- geschlossen ist, den Erdkörper, die Eingeweide der Erde, die Luft und damit die Erhaltung und Entwicklung des Lebens zu exploitiren. Nicht nur das Steigen der Bevölkerung, und damit das wachsende Bedürfniss der Behausung, sondern auch die Entwicklung des fixen Kapitals, das sich entweder der Erde einverleibt oder Wurzeln in ihr schlägt, auf ihr ruht, wie alle industriellen Gebäude, Eisen- bahnen, Waarenhäuser, Fabrikgebäude, Docks u. s. w., steigert die Baurente nothwendig. Eine Verwechslung zwischen der Haus- miethe, soweit sie Zins und Amortisation des im Haus angelegten Kapitals, und der Rente für den blossen Boden, ist hier selbst bei Carey’schem gutem Willen nicht möglich, namentlich wenn wie in England, der Grundeigenthümer und der Bauspekulant ganz ver- schiedne Personen sind. Es kommen hier zwei Elemente in Be- tracht: auf der einen Seite die Exploitation der Erde zum Zweck der Reproduktion oder Extraktion, auf der andern der Raum, der als ein Element aller Produktion und alles menschlichen Wirkens erheischt ist. Und nach beiden Seiten hin verlangt das Grund- eigenthum seinen Tribut. Die Nachfrage für Bauterrain hebt den Werth des Bodens als Raum und Grundlage, während dadurch zu- gleich die Nachfrage nach Elementen des Erdkörpers wächst die als Baumaterial dienen.40)
Wie in rasch fortschreitenden Städten, besonders wo das Bauen wie in London fabrikmäßig betrieben wird, die Bodenrente, nicht das Haus den eigentlichen Grundgegenstand der Bauspekulation bildet, davon haben wir ein Beispiel gegeben Buch II, Kap. XII, S. 215, 216, in den Aussagen eines grossen Londoner Bauspeku- lanten, Edward Capps, vor dem Bank-Ausschuss von 1857. Er sagt dort No. 5435: „Ich glaube, ein Mann der in der Welt vor- ankommen will, kann kaum erwarten voranzukommen durch Ein- haltung eines soliden Geschäfts (fair trade) … er muss nothwendig ausserdem auf Spekulation bauen, und das auf grossem Maßstab; denn der Unternehmer macht sehr wenig Profit aus den Gebäuden selbst, er macht seinen Hauptprofit aus den gesteigerten Grund- renten. Er übernimmt meinetwegen ein Stück Land und gibt jähr- lich 300 £ dafür; wenn er nach einem sorgfältigen Bauplan die richtige Klasse von Häusern darauf errichtet, kann es ihm gelingen 400 oder 450 £ jährlich daraus zu machen, und sein Profit würde
40) „Die Pflasterung der Londoner Strassen hat die Eigenthümer einiger nackten Felsen an der schottischen Küste befähigt eine Rente aus früher absolut nutzlosem Steinboden zu ziehn.“ A. Smith, Book I, chap XI. 2.
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und damit die Erhaltung und Entwicklung des Lebens zu exploitiren.
Nicht nur das Steigen der Bevölkerung, und damit das wachsende
Bedürfniss der Behausung, sondern auch die Entwicklung des fixen
Kapitals, das sich entweder der Erde einverleibt oder Wurzeln in
ihr schlägt, auf ihr ruht, wie alle industriellen Gebäude, Eisen-
bahnen, Waarenhäuser, Fabrikgebäude, Docks u. s. w., steigert die
Baurente nothwendig. Eine Verwechslung zwischen der Haus-
miethe, soweit sie Zins und Amortisation des im Haus angelegten
Kapitals, und der Rente für den blossen Boden, ist hier selbst bei
Carey’schem gutem Willen nicht möglich, namentlich wenn wie in
England, der Grundeigenthümer und der Bauspekulant ganz ver-
schiedne Personen sind. Es kommen hier zwei Elemente in Be-
tracht: auf der einen Seite die Exploitation der Erde zum Zweck
der Reproduktion oder Extraktion, auf der andern der Raum, der
als ein Element aller Produktion und alles menschlichen Wirkens
erheischt ist. Und nach beiden Seiten hin verlangt das Grund-
eigenthum seinen Tribut. Die Nachfrage für Bauterrain hebt den
Werth des Bodens als Raum und Grundlage, während dadurch zu-
gleich die Nachfrage nach Elementen des Erdkörpers wächst die
als Baumaterial dienen. 40)
Wie in rasch fortschreitenden Städten, besonders wo das Bauen
wie in London fabrikmäßig betrieben wird, die Bodenrente, nicht
das Haus den eigentlichen Grundgegenstand der Bauspekulation
bildet, davon haben wir ein Beispiel gegeben Buch II, Kap. XII,
S. 215, 216, in den Aussagen eines grossen Londoner Bauspeku-
lanten, Edward Capps, vor dem Bank-Ausschuss von 1857. Er
sagt dort No. 5435: „Ich glaube, ein Mann der in der Welt vor-
ankommen will, kann kaum erwarten voranzukommen durch Ein-
haltung eines soliden Geschäfts (fair trade) … er muss nothwendig
ausserdem auf Spekulation bauen, und das auf grossem Maßstab;
denn der Unternehmer macht sehr wenig Profit aus den Gebäuden
selbst, er macht seinen Hauptprofit aus den gesteigerten Grund-
renten. Er übernimmt meinetwegen ein Stück Land und gibt jähr-
lich 300 £ dafür; wenn er nach einem sorgfältigen Bauplan die
richtige Klasse von Häusern darauf errichtet, kann es ihm gelingen
400 oder 450 £ jährlich daraus zu machen, und sein Profit würde
40) „Die Pflasterung der Londoner Strassen hat die Eigenthümer einiger
nackten Felsen an der schottischen Küste befähigt eine Rente aus früher
absolut nutzlosem Steinboden zu ziehn.“ A. Smith, Book I, chap XI. 2.
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/316>, abgerufen am 23.11.2024.
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