Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

überschlammt, die andre muss es werden durch Arbeit, oder in
der Sprache der bürgerlichen Oekonomie, durch Kapital.

Es ist nun eine wahrhaft erheiternde Theorie, dass hier bei dem
einen Boden, dessen komparative Vortheile erworben sind, die Rente
Zins ist, bei dem andren aber, der von Natur diese Vortheile be-
sitzt, nicht. (In der That wird die Sache aber in der Ausführung
dahin verdreht, dass, weil in dem einen Fall die Rente wirklich
mit Zins zusammenfällt, sie auch in den andren Fällen, wo dies
positiv nicht der Fall ist, Zins genannt, in Zins umgelogen werden
muss.) Der Boden trägt aber nach der gemachten Kapitalanlage
die Rente, nicht weil Kapital auf ihm angelegt worden ist, sondern
weil die Kapitalanlage den Boden zu einem, gegen früher produk-
tiveren Anlagefeld gemacht hat. Gesetzt, aller Boden eines Landes
bedürfe dieser Kapitalanlage; so muss jedes Bodenstück, dem sie
noch nicht zu Theil geworden, durch dies Stadium erst durch-
passiren und die Rente (der Zins, den er abwirft im gegebnen Fall),
die der schon mit Kapitalanlage versehene Boden trägt, ist eben so
gut eine Differentialrente, als ob er von Natur diesen Vorzug be-
sässe, und der andre Boden ihn erst künstlich erwerben müsste.

Auch diese in Zins auflösliche Rente wird zur reinen Differen-
tialrente, sobald das ausgelegte Kapital amortisirt ist. Dasselbe
Kapital müsste sonst als Kapital doppelt existiren.



Es ist eine der heitersten Erscheinungen, dass alle die Gegner
Ricardo's, die die Bestimmung des Werths ausschliesslich durch
die Arbeit bekämpfen, gegenüber der aus Bodenunterschieden her-
vorgehenden Differentialrente geltend machen, dass hier die Natur
statt der Arbeit werthbestimmend gemacht werde; zugleich aber
diese Bestimmung der Lage vindiciren, oder auch, und noch mehr,
dem Zins des bei der Bearbeitung in den Boden gesteckten Kapi-
tals. Dieselbe Arbeit bringt denselben Werth hervor für das in
einer gegebnen Zeit geschaffne Produkt; die Grösse aber oder das
Quantum dieses Produkts, also auch der Werththeil, der auf einen
aliquoten Theil dieses Produkts fällt, hängt bei gegebner Quantität
der Arbeit einzig vom Quantum des Produkts ab, und dies wieder
von der Produktivität des gegebnen Quantums Arbeit, nicht von
der Grösse dieses Quantums. Ob diese Produktivität der Natur
oder Gesellschaft geschuldet ist, ist ganz gleichgültig. Nur in
dem Fall, wo sie selbst Arbeit, also Kapital kostet, vermehrt sie
die Produktionskosten um einen neuen Bestandtheil, was bei der
blossen Natur nicht der Fall ist.



überschlammt, die andre muss es werden durch Arbeit, oder in
der Sprache der bürgerlichen Oekonomie, durch Kapital.

Es ist nun eine wahrhaft erheiternde Theorie, dass hier bei dem
einen Boden, dessen komparative Vortheile erworben sind, die Rente
Zins ist, bei dem andren aber, der von Natur diese Vortheile be-
sitzt, nicht. (In der That wird die Sache aber in der Ausführung
dahin verdreht, dass, weil in dem einen Fall die Rente wirklich
mit Zins zusammenfällt, sie auch in den andren Fällen, wo dies
positiv nicht der Fall ist, Zins genannt, in Zins umgelogen werden
muss.) Der Boden trägt aber nach der gemachten Kapitalanlage
die Rente, nicht weil Kapital auf ihm angelegt worden ist, sondern
weil die Kapitalanlage den Boden zu einem, gegen früher produk-
tiveren Anlagefeld gemacht hat. Gesetzt, aller Boden eines Landes
bedürfe dieser Kapitalanlage; so muss jedes Bodenstück, dem sie
noch nicht zu Theil geworden, durch dies Stadium erst durch-
passiren und die Rente (der Zins, den er abwirft im gegebnen Fall),
die der schon mit Kapitalanlage versehene Boden trägt, ist eben so
gut eine Differentialrente, als ob er von Natur diesen Vorzug be-
sässe, und der andre Boden ihn erst künstlich erwerben müsste.

Auch diese in Zins auflösliche Rente wird zur reinen Differen-
tialrente, sobald das ausgelegte Kapital amortisirt ist. Dasselbe
Kapital müsste sonst als Kapital doppelt existiren.



Es ist eine der heitersten Erscheinungen, dass alle die Gegner
Ricardo’s, die die Bestimmung des Werths ausschliesslich durch
die Arbeit bekämpfen, gegenüber der aus Bodenunterschieden her-
vorgehenden Differentialrente geltend machen, dass hier die Natur
statt der Arbeit werthbestimmend gemacht werde; zugleich aber
diese Bestimmung der Lage vindiciren, oder auch, und noch mehr,
dem Zins des bei der Bearbeitung in den Boden gesteckten Kapi-
tals. Dieselbe Arbeit bringt denselben Werth hervor für das in
einer gegebnen Zeit geschaffne Produkt; die Grösse aber oder das
Quantum dieses Produkts, also auch der Werththeil, der auf einen
aliquoten Theil dieses Produkts fällt, hängt bei gegebner Quantität
der Arbeit einzig vom Quantum des Produkts ab, und dies wieder
von der Produktivität des gegebnen Quantums Arbeit, nicht von
der Grösse dieses Quantums. Ob diese Produktivität der Natur
oder Gesellschaft geschuldet ist, ist ganz gleichgültig. Nur in
dem Fall, wo sie selbst Arbeit, also Kapital kostet, vermehrt sie
die Produktionskosten um einen neuen Bestandtheil, was bei der
blossen Natur nicht der Fall ist.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0288" n="279"/>
überschlammt, die andre muss es werden durch Arbeit, oder in<lb/>
der Sprache der bürgerlichen Oekonomie, durch Kapital.</p><lb/>
            <p>Es ist nun eine wahrhaft erheiternde Theorie, dass hier bei dem<lb/>
einen Boden, dessen komparative Vortheile erworben sind, die Rente<lb/>
Zins ist, bei dem andren aber, der von Natur diese Vortheile be-<lb/>
sitzt, nicht. (In der That wird die Sache aber in der Ausführung<lb/>
dahin verdreht, dass, weil in dem einen Fall die Rente wirklich<lb/>
mit Zins zusammenfällt, sie auch in den andren Fällen, wo dies<lb/>
positiv nicht der Fall ist, Zins genannt, in Zins umgelogen werden<lb/>
muss.) Der Boden trägt aber nach der gemachten Kapitalanlage<lb/>
die Rente, nicht weil Kapital auf ihm angelegt worden ist, sondern<lb/>
weil die Kapitalanlage den Boden zu einem, gegen früher produk-<lb/>
tiveren Anlagefeld gemacht hat. Gesetzt, aller Boden eines Landes<lb/>
bedürfe dieser Kapitalanlage; so muss jedes Bodenstück, dem sie<lb/>
noch nicht zu Theil geworden, durch dies Stadium erst durch-<lb/>
passiren und die Rente (der Zins, den er abwirft im gegebnen Fall),<lb/>
die der schon mit Kapitalanlage versehene Boden trägt, ist eben so<lb/>
gut eine Differentialrente, als ob er von Natur diesen Vorzug be-<lb/>
sässe, und der andre Boden ihn erst künstlich erwerben müsste.</p><lb/>
            <p>Auch diese in Zins auflösliche Rente wird zur reinen Differen-<lb/>
tialrente, sobald das ausgelegte Kapital amortisirt ist. Dasselbe<lb/>
Kapital müsste sonst als Kapital doppelt existiren.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p>Es ist eine der heitersten Erscheinungen, dass alle die Gegner<lb/>
Ricardo&#x2019;s, die die Bestimmung des Werths ausschliesslich durch<lb/>
die Arbeit bekämpfen, gegenüber der aus Bodenunterschieden her-<lb/>
vorgehenden Differentialrente geltend machen, dass hier die Natur<lb/>
statt der Arbeit werthbestimmend gemacht werde; zugleich aber<lb/>
diese Bestimmung der Lage vindiciren, oder auch, und noch mehr,<lb/>
dem Zins des bei der Bearbeitung in den Boden gesteckten Kapi-<lb/>
tals. Dieselbe Arbeit bringt denselben Werth hervor für das in<lb/>
einer gegebnen Zeit geschaffne Produkt; die Grösse aber oder das<lb/>
Quantum dieses Produkts, also auch der Werththeil, der auf einen<lb/>
aliquoten Theil dieses Produkts fällt, hängt bei gegebner Quantität<lb/>
der Arbeit einzig vom Quantum des Produkts ab, und dies wieder<lb/>
von der Produktivität des gegebnen Quantums Arbeit, nicht von<lb/>
der Grösse dieses Quantums. Ob diese Produktivität der Natur<lb/>
oder Gesellschaft geschuldet ist, ist ganz gleichgültig. Nur in<lb/>
dem Fall, wo sie selbst Arbeit, also Kapital kostet, vermehrt sie<lb/>
die Produktionskosten um einen neuen Bestandtheil, was bei der<lb/>
blossen Natur nicht der Fall ist.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279/0288] überschlammt, die andre muss es werden durch Arbeit, oder in der Sprache der bürgerlichen Oekonomie, durch Kapital. Es ist nun eine wahrhaft erheiternde Theorie, dass hier bei dem einen Boden, dessen komparative Vortheile erworben sind, die Rente Zins ist, bei dem andren aber, der von Natur diese Vortheile be- sitzt, nicht. (In der That wird die Sache aber in der Ausführung dahin verdreht, dass, weil in dem einen Fall die Rente wirklich mit Zins zusammenfällt, sie auch in den andren Fällen, wo dies positiv nicht der Fall ist, Zins genannt, in Zins umgelogen werden muss.) Der Boden trägt aber nach der gemachten Kapitalanlage die Rente, nicht weil Kapital auf ihm angelegt worden ist, sondern weil die Kapitalanlage den Boden zu einem, gegen früher produk- tiveren Anlagefeld gemacht hat. Gesetzt, aller Boden eines Landes bedürfe dieser Kapitalanlage; so muss jedes Bodenstück, dem sie noch nicht zu Theil geworden, durch dies Stadium erst durch- passiren und die Rente (der Zins, den er abwirft im gegebnen Fall), die der schon mit Kapitalanlage versehene Boden trägt, ist eben so gut eine Differentialrente, als ob er von Natur diesen Vorzug be- sässe, und der andre Boden ihn erst künstlich erwerben müsste. Auch diese in Zins auflösliche Rente wird zur reinen Differen- tialrente, sobald das ausgelegte Kapital amortisirt ist. Dasselbe Kapital müsste sonst als Kapital doppelt existiren. Es ist eine der heitersten Erscheinungen, dass alle die Gegner Ricardo’s, die die Bestimmung des Werths ausschliesslich durch die Arbeit bekämpfen, gegenüber der aus Bodenunterschieden her- vorgehenden Differentialrente geltend machen, dass hier die Natur statt der Arbeit werthbestimmend gemacht werde; zugleich aber diese Bestimmung der Lage vindiciren, oder auch, und noch mehr, dem Zins des bei der Bearbeitung in den Boden gesteckten Kapi- tals. Dieselbe Arbeit bringt denselben Werth hervor für das in einer gegebnen Zeit geschaffne Produkt; die Grösse aber oder das Quantum dieses Produkts, also auch der Werththeil, der auf einen aliquoten Theil dieses Produkts fällt, hängt bei gegebner Quantität der Arbeit einzig vom Quantum des Produkts ab, und dies wieder von der Produktivität des gegebnen Quantums Arbeit, nicht von der Grösse dieses Quantums. Ob diese Produktivität der Natur oder Gesellschaft geschuldet ist, ist ganz gleichgültig. Nur in dem Fall, wo sie selbst Arbeit, also Kapital kostet, vermehrt sie die Produktionskosten um einen neuen Bestandtheil, was bei der blossen Natur nicht der Fall ist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/288
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/288>, abgerufen am 24.11.2024.