ist zinstragend zu werden. Sie sind Formen es auszuleihen. Aber sie sind nicht selbst das Leihkapital, das in ihnen angelegt wird. Andrerseits, soweit der Kredit direkte Rolle im Reproduktions- process spielt: Was der Industrielle oder Kaufmann braucht, wenn er Wechsel diskontirt haben oder eine Anleihe aufnehmen will, sind weder Aktien noch Staatspapiere. Was er braucht ist Geld. Er versetzt oder verkauft also jene Werthpapiere, wenn er das Geld sich anders nicht beschaffen kann. Es ist die Akkumulation dieses Leihkapitals, von der wir hier zu handeln haben, und zwar speciell von der des leihbaren Geldkapitals. Es handelt sich hier nicht um Anleihen von Häusern, Maschinen, oder andrem fixen Kapital. Es handelt sich auch nicht um die Vorschüsse, die sich Industrielle und Kaufleute unter einander in Waaren und inner- halb des Zirkels des Reproduktionsprocesses machen; obgleich wir auch diesen Punkt vorher noch näher untersuchen müssen; es handelt sich ausschliesslich um die Geldanleihen, die durch die Bankiers, als Vermittler, den Industriellen und Kaufleuten ge- macht werden.
Analysiren wir also zunächst den kommerciellen Kredit, d. h. den Kredit, den die in der Reproduktion beschäftigten Kapitalisten einander geben. Er bildet die Basis des Kreditsystems. Sein Repräsentant ist der Wechsel, Schuldschein mit bestimmtem Zah- lungstermin, document of deferred payment. Jeder gibt Kredit mit der einen Hand und empfängt Kredit mit der andern. Sehn wir zunächst ganz ab vom Bankierkredit, der ein ganz andres, wesentlich verschiednes Moment bildet. Soweit diese Wechsel unter den Kaufleuten selbst wieder als Zahlungsmittel cirkuliren, durch Endossement von einem auf den andern, wo aber der Dis- konto nicht dazwischen kommt, ist es nichts als eine Ueber- tragung der Schuldforderung von A auf B, und ändert absolut nichts am Zusammenhang. Es setzt nur eine Person an die Stelle einer andern. Und selbst in diesem Fall kann die Liquidation ohne Dazwischenkunft von Geld stattfinden. Der Spinner A z. B. hat einen Wechsel zu zahlen an den Baumwollmakler B, dieser an den Importeur C. Wenn C nun ebenfalls Garn exportirt, was oft genug vorkommt, so kann er Garn von A gegen Wechsel kaufen, und der Spinner A den Makler B mit dessen eignem, von C in Zahlung erhaltnen Wechsel decken, wobei höchstens ein Saldo in Geld zu zahlen ist. Die ganze Transaktion vermittelt dann nur den Austausch von Baumwolle und Garn. Der Exporteur reprä-
ist zinstragend zu werden. Sie sind Formen es auszuleihen. Aber sie sind nicht selbst das Leihkapital, das in ihnen angelegt wird. Andrerseits, soweit der Kredit direkte Rolle im Reproduktions- process spielt: Was der Industrielle oder Kaufmann braucht, wenn er Wechsel diskontirt haben oder eine Anleihe aufnehmen will, sind weder Aktien noch Staatspapiere. Was er braucht ist Geld. Er versetzt oder verkauft also jene Werthpapiere, wenn er das Geld sich anders nicht beschaffen kann. Es ist die Akkumulation dieses Leihkapitals, von der wir hier zu handeln haben, und zwar speciell von der des leihbaren Geldkapitals. Es handelt sich hier nicht um Anleihen von Häusern, Maschinen, oder andrem fixen Kapital. Es handelt sich auch nicht um die Vorschüsse, die sich Industrielle und Kaufleute unter einander in Waaren und inner- halb des Zirkels des Reproduktionsprocesses machen; obgleich wir auch diesen Punkt vorher noch näher untersuchen müssen; es handelt sich ausschliesslich um die Geldanleihen, die durch die Bankiers, als Vermittler, den Industriellen und Kaufleuten ge- macht werden.
Analysiren wir also zunächst den kommerciellen Kredit, d. h. den Kredit, den die in der Reproduktion beschäftigten Kapitalisten einander geben. Er bildet die Basis des Kreditsystems. Sein Repräsentant ist der Wechsel, Schuldschein mit bestimmtem Zah- lungstermin, document of deferred payment. Jeder gibt Kredit mit der einen Hand und empfängt Kredit mit der andern. Sehn wir zunächst ganz ab vom Bankierkredit, der ein ganz andres, wesentlich verschiednes Moment bildet. Soweit diese Wechsel unter den Kaufleuten selbst wieder als Zahlungsmittel cirkuliren, durch Endossement von einem auf den andern, wo aber der Dis- konto nicht dazwischen kommt, ist es nichts als eine Ueber- tragung der Schuldforderung von A auf B, und ändert absolut nichts am Zusammenhang. Es setzt nur eine Person an die Stelle einer andern. Und selbst in diesem Fall kann die Liquidation ohne Dazwischenkunft von Geld stattfinden. Der Spinner A z. B. hat einen Wechsel zu zahlen an den Baumwollmakler B, dieser an den Importeur C. Wenn C nun ebenfalls Garn exportirt, was oft genug vorkommt, so kann er Garn von A gegen Wechsel kaufen, und der Spinner A den Makler B mit dessen eignem, von C in Zahlung erhaltnen Wechsel decken, wobei höchstens ein Saldo in Geld zu zahlen ist. Die ganze Transaktion vermittelt dann nur den Austausch von Baumwolle und Garn. Der Exporteur reprä-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0025"n="16"/>
ist zinstragend zu werden. Sie sind Formen es auszuleihen. Aber<lb/>
sie sind nicht selbst das Leihkapital, das in ihnen angelegt wird.<lb/>
Andrerseits, soweit der Kredit direkte Rolle im Reproduktions-<lb/>
process spielt: Was der Industrielle oder Kaufmann braucht, wenn<lb/>
er Wechsel diskontirt haben oder eine Anleihe aufnehmen will,<lb/>
sind weder Aktien noch Staatspapiere. Was er braucht ist Geld.<lb/>
Er versetzt oder verkauft also jene Werthpapiere, wenn er das<lb/>
Geld sich anders nicht beschaffen kann. Es ist die Akkumulation<lb/>
dieses Leihkapitals, von der wir hier zu handeln haben, und zwar<lb/>
speciell von der des leihbaren Geldkapitals. Es handelt sich hier<lb/>
nicht um Anleihen von Häusern, Maschinen, oder andrem fixen<lb/>
Kapital. Es handelt sich auch nicht um die Vorschüsse, die sich<lb/>
Industrielle und Kaufleute unter einander in Waaren und inner-<lb/>
halb des Zirkels des Reproduktionsprocesses machen; obgleich wir<lb/>
auch diesen Punkt vorher noch näher untersuchen müssen; es<lb/>
handelt sich ausschliesslich um die Geldanleihen, die durch die<lb/>
Bankiers, als Vermittler, den Industriellen und Kaufleuten ge-<lb/>
macht werden.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Analysiren wir also zunächst den kommerciellen Kredit, d. h. den<lb/>
Kredit, den die in der Reproduktion beschäftigten Kapitalisten<lb/>
einander geben. Er bildet die Basis des Kreditsystems. Sein<lb/>
Repräsentant ist der Wechsel, Schuldschein mit bestimmtem Zah-<lb/>
lungstermin, document of deferred payment. Jeder gibt Kredit<lb/>
mit der einen Hand und empfängt Kredit mit der andern. Sehn<lb/>
wir zunächst ganz ab vom Bankierkredit, der ein ganz andres,<lb/>
wesentlich verschiednes Moment bildet. Soweit diese Wechsel<lb/>
unter den Kaufleuten selbst wieder als Zahlungsmittel cirkuliren,<lb/>
durch Endossement von einem auf den andern, wo aber der Dis-<lb/>
konto nicht dazwischen kommt, ist es nichts als eine Ueber-<lb/>
tragung der Schuldforderung von A auf B, und ändert absolut nichts<lb/>
am Zusammenhang. Es setzt nur eine Person an die Stelle einer<lb/>
andern. Und selbst in diesem Fall kann die Liquidation ohne<lb/>
Dazwischenkunft von Geld stattfinden. Der Spinner A z. B. hat<lb/>
einen Wechsel zu zahlen an den Baumwollmakler B, dieser an<lb/>
den Importeur C. Wenn C nun ebenfalls Garn exportirt, was oft<lb/>
genug vorkommt, so kann er Garn von A gegen Wechsel kaufen,<lb/>
und der Spinner A den Makler B mit dessen eignem, von C in<lb/>
Zahlung erhaltnen Wechsel decken, wobei höchstens ein Saldo in<lb/>
Geld zu zahlen ist. Die ganze Transaktion vermittelt dann nur<lb/>
den Austausch von Baumwolle und Garn. Der Exporteur reprä-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[16/0025]
ist zinstragend zu werden. Sie sind Formen es auszuleihen. Aber
sie sind nicht selbst das Leihkapital, das in ihnen angelegt wird.
Andrerseits, soweit der Kredit direkte Rolle im Reproduktions-
process spielt: Was der Industrielle oder Kaufmann braucht, wenn
er Wechsel diskontirt haben oder eine Anleihe aufnehmen will,
sind weder Aktien noch Staatspapiere. Was er braucht ist Geld.
Er versetzt oder verkauft also jene Werthpapiere, wenn er das
Geld sich anders nicht beschaffen kann. Es ist die Akkumulation
dieses Leihkapitals, von der wir hier zu handeln haben, und zwar
speciell von der des leihbaren Geldkapitals. Es handelt sich hier
nicht um Anleihen von Häusern, Maschinen, oder andrem fixen
Kapital. Es handelt sich auch nicht um die Vorschüsse, die sich
Industrielle und Kaufleute unter einander in Waaren und inner-
halb des Zirkels des Reproduktionsprocesses machen; obgleich wir
auch diesen Punkt vorher noch näher untersuchen müssen; es
handelt sich ausschliesslich um die Geldanleihen, die durch die
Bankiers, als Vermittler, den Industriellen und Kaufleuten ge-
macht werden.
Analysiren wir also zunächst den kommerciellen Kredit, d. h. den
Kredit, den die in der Reproduktion beschäftigten Kapitalisten
einander geben. Er bildet die Basis des Kreditsystems. Sein
Repräsentant ist der Wechsel, Schuldschein mit bestimmtem Zah-
lungstermin, document of deferred payment. Jeder gibt Kredit
mit der einen Hand und empfängt Kredit mit der andern. Sehn
wir zunächst ganz ab vom Bankierkredit, der ein ganz andres,
wesentlich verschiednes Moment bildet. Soweit diese Wechsel
unter den Kaufleuten selbst wieder als Zahlungsmittel cirkuliren,
durch Endossement von einem auf den andern, wo aber der Dis-
konto nicht dazwischen kommt, ist es nichts als eine Ueber-
tragung der Schuldforderung von A auf B, und ändert absolut nichts
am Zusammenhang. Es setzt nur eine Person an die Stelle einer
andern. Und selbst in diesem Fall kann die Liquidation ohne
Dazwischenkunft von Geld stattfinden. Der Spinner A z. B. hat
einen Wechsel zu zahlen an den Baumwollmakler B, dieser an
den Importeur C. Wenn C nun ebenfalls Garn exportirt, was oft
genug vorkommt, so kann er Garn von A gegen Wechsel kaufen,
und der Spinner A den Makler B mit dessen eignem, von C in
Zahlung erhaltnen Wechsel decken, wobei höchstens ein Saldo in
Geld zu zahlen ist. Die ganze Transaktion vermittelt dann nur
den Austausch von Baumwolle und Garn. Der Exporteur reprä-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/25>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.