aber auch weil, obgleich die Bodenformation eines gewissen Strichs im ganzen zu dem fruchtbareren gehört, dennoch im einzelnen besserer und geringerer Boden bunt durcheinander gewürfelt sind, und der geringre Boden, schon seines Zusammenhangs mit dem bessern halber, der Kultur unterworfen werden muss. Bildet der schlechtre Boden Einschlüsse in den bessern, so gibt ihm der bessre den Vortheil der Lage gegen fruchtbareres Land, das nicht im Zusammenhang mit dem bereits der Kultur unterworfnen oder zu unterwerfenden steht.
So war der Staat Michigan einer der ersten der westlichen Staaten, der kornausführend wurde. Sein Boden ist im ganzen arm. Aber seine Nachbarschaft zum Staate New-York und seine Wasserverbindungen vermittelst der Seen und des Erie-Kanals gaben ihm zunächst den Vorzug vor den von Natur fruchtbareren, weiter westlich gelegnen Staaten. Das Beispiel dieses Staats, im Vergleich zum Staat New-York zeigt uns auch den Uebergang von besserm zu schlechtern Boden. Der Boden des Staates New-York, namentlich der westliche Theil, ist ungleich fruchtbarer, besonders für den Weizen- bau. Durch Raubbau wurde dieser fruchtbare Boden unfruchtbar gemacht, und nun erschien der Boden von Michigan fruchtbarer.
"1836 wurde Weizenmehl in Buffalo nach dem Westen ver- schifft, hauptsächlich von der Weizenregion von New-York und Ober-Canada. Gegenwärtig, nach nur 12 Jahren, werden unge- heure Vorräthe von Weizen und Mehl vom Westen hergebracht, den Erie-See entlang, und auf dem Erie-Kanal, in Buffalo und dem benachbarten Hafen Blackrock, nach Osten verschifft. Be- sonders wurde der Export von Weizen und Mehl stimulirt durch die europäische Hungersnoth von 1847. Dadurch wurde der Weizen im westlichen New-York wohlfeiler, und der Weizenbau weniger einträglich gemacht; dies veranlasste die New-Yorker Farmers sich mehr auf Viehzucht und Milchwirthschaft, Obstbau u. s. w. zu werfen, auf Zweige, worin nach ihrer Ansicht der Nordwesten ausser Stande sein wird, direkt mit ihnen zu konkuriren." (J. W. Johnston, Notes on North America. London 1851. I. p. 222.)
Drittens. Es ist eine falsche Voraussetzung, dass der Boden in Kolonien und überhaupt in jungen Ländern, die Korn zu wohl- feileren Preisen ausführen können, desswegen nothwendig von grösserer natürlicher Fruchtbarkeit ist. Das Getreide wird hier nicht nur unter seinem Werth, sondern unter seinem Produktions- preis verkauft, nämlich unter dem durch die Durchschnittsprofitrate in den ältern Ländern bestimmten Produktionspreis.
Marx, Kapital III. 2. 14
aber auch weil, obgleich die Bodenformation eines gewissen Strichs im ganzen zu dem fruchtbareren gehört, dennoch im einzelnen besserer und geringerer Boden bunt durcheinander gewürfelt sind, und der geringre Boden, schon seines Zusammenhangs mit dem bessern halber, der Kultur unterworfen werden muss. Bildet der schlechtre Boden Einschlüsse in den bessern, so gibt ihm der bessre den Vortheil der Lage gegen fruchtbareres Land, das nicht im Zusammenhang mit dem bereits der Kultur unterworfnen oder zu unterwerfenden steht.
So war der Staat Michigan einer der ersten der westlichen Staaten, der kornausführend wurde. Sein Boden ist im ganzen arm. Aber seine Nachbarschaft zum Staate New-York und seine Wasserverbindungen vermittelst der Seen und des Erie-Kanals gaben ihm zunächst den Vorzug vor den von Natur fruchtbareren, weiter westlich gelegnen Staaten. Das Beispiel dieses Staats, im Vergleich zum Staat New-York zeigt uns auch den Uebergang von besserm zu schlechtern Boden. Der Boden des Staates New-York, namentlich der westliche Theil, ist ungleich fruchtbarer, besonders für den Weizen- bau. Durch Raubbau wurde dieser fruchtbare Boden unfruchtbar gemacht, und nun erschien der Boden von Michigan fruchtbarer.
„1836 wurde Weizenmehl in Buffalo nach dem Westen ver- schifft, hauptsächlich von der Weizenregion von New-York und Ober-Canada. Gegenwärtig, nach nur 12 Jahren, werden unge- heure Vorräthe von Weizen und Mehl vom Westen hergebracht, den Erie-See entlang, und auf dem Erie-Kanal, in Buffalo und dem benachbarten Hafen Blackrock, nach Osten verschifft. Be- sonders wurde der Export von Weizen und Mehl stimulirt durch die europäische Hungersnoth von 1847. Dadurch wurde der Weizen im westlichen New-York wohlfeiler, und der Weizenbau weniger einträglich gemacht; dies veranlasste die New-Yorker Farmers sich mehr auf Viehzucht und Milchwirthschaft, Obstbau u. s. w. zu werfen, auf Zweige, worin nach ihrer Ansicht der Nordwesten ausser Stande sein wird, direkt mit ihnen zu konkuriren.“ (J. W. Johnston, Notes on North America. London 1851. I. p. 222.)
Drittens. Es ist eine falsche Voraussetzung, dass der Boden in Kolonien und überhaupt in jungen Ländern, die Korn zu wohl- feileren Preisen ausführen können, desswegen nothwendig von grösserer natürlicher Fruchtbarkeit ist. Das Getreide wird hier nicht nur unter seinem Werth, sondern unter seinem Produktions- preis verkauft, nämlich unter dem durch die Durchschnittsprofitrate in den ältern Ländern bestimmten Produktionspreis.
Marx, Kapital III. 2. 14
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aber auch weil, obgleich die Bodenformation eines gewissen Strichs
im ganzen zu dem fruchtbareren gehört, dennoch im einzelnen
besserer und geringerer Boden bunt durcheinander gewürfelt sind,
und der geringre Boden, schon seines Zusammenhangs mit dem
bessern halber, der Kultur unterworfen werden muss. Bildet der
schlechtre Boden Einschlüsse in den bessern, so gibt ihm der
bessre den Vortheil der Lage gegen fruchtbareres Land, das nicht
im Zusammenhang mit dem bereits der Kultur unterworfnen oder
zu unterwerfenden steht.
So war der Staat Michigan einer der ersten der westlichen
Staaten, der kornausführend wurde. Sein Boden ist im ganzen
arm. Aber seine Nachbarschaft zum Staate New-York und seine
Wasserverbindungen vermittelst der Seen und des Erie-Kanals gaben
ihm zunächst den Vorzug vor den von Natur fruchtbareren, weiter
westlich gelegnen Staaten. Das Beispiel dieses Staats, im Vergleich
zum Staat New-York zeigt uns auch den Uebergang von besserm zu
schlechtern Boden. Der Boden des Staates New-York, namentlich der
westliche Theil, ist ungleich fruchtbarer, besonders für den Weizen-
bau. Durch Raubbau wurde dieser fruchtbare Boden unfruchtbar
gemacht, und nun erschien der Boden von Michigan fruchtbarer.
„1836 wurde Weizenmehl in Buffalo nach dem Westen ver-
schifft, hauptsächlich von der Weizenregion von New-York und
Ober-Canada. Gegenwärtig, nach nur 12 Jahren, werden unge-
heure Vorräthe von Weizen und Mehl vom Westen hergebracht,
den Erie-See entlang, und auf dem Erie-Kanal, in Buffalo und
dem benachbarten Hafen Blackrock, nach Osten verschifft. Be-
sonders wurde der Export von Weizen und Mehl stimulirt durch
die europäische Hungersnoth von 1847. Dadurch wurde der Weizen
im westlichen New-York wohlfeiler, und der Weizenbau weniger
einträglich gemacht; dies veranlasste die New-Yorker Farmers sich
mehr auf Viehzucht und Milchwirthschaft, Obstbau u. s. w. zu
werfen, auf Zweige, worin nach ihrer Ansicht der Nordwesten
ausser Stande sein wird, direkt mit ihnen zu konkuriren.“ (J. W.
Johnston, Notes on North America. London 1851. I. p. 222.)
Drittens. Es ist eine falsche Voraussetzung, dass der Boden
in Kolonien und überhaupt in jungen Ländern, die Korn zu wohl-
feileren Preisen ausführen können, desswegen nothwendig von
grösserer natürlicher Fruchtbarkeit ist. Das Getreide wird hier
nicht nur unter seinem Werth, sondern unter seinem Produktions-
preis verkauft, nämlich unter dem durch die Durchschnittsprofitrate
in den ältern Ländern bestimmten Produktionspreis.
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/218>, abgerufen am 27.11.2024.
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