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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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einer Form befinden, worin sie mehr oder minder assimilirbar, un-
mittelbar verwerthbar für die Nahrung der Pflanzen sind. Es
wird also theils von der chemischen, theils von der mechanischen
Entwicklung der Agrikultur abhängen, wie weit auf natürlich gleich
fruchtbaren Ländereien, dieselbe natürliche Fruchtbarkeit disponibel
gemacht werden kann. Die Fruchtbarkeit, obgleich objektive Eigen-
schaft des Bodens, schliesst daher ökonomisch immer Relation ein,
Relation zum gegebnen chemischen und mechanischen Entwick-
lungsstand der Agrikultur, und ändert sich daher mit diesem Ent-
wicklungsstand. Sei es in Folge chemischer Mittel (z. B. An-
wendung bestimmter flüssiger Dünger auf steifem Thonboden, oder
auch Brennen von schwerem Thonboden) oder mechanischer Mittel
(z. B. besondrer Pflüge für schweren Boden) können die Hinder-
nisse beseitigt werden, welche gleich fruchtbaren Boden thatsäch-
lich unergiebiger machten (auch die Drainirung gehört dazu).
Oder selbst die Reihenfolge in der Bebauung der Bodenarten kann
dadurch wechseln, wie dies z. B. zwischen leichtem Sandboden und
schwerem Thonboden für eine Entwicklungsperiode der englischen
Agrikultur der Fall war. Dies zeigt wieder, wie historisch -- im
successiven Lauf der Bebauung -- ebensowohl von mehr frucht-
barem zu weniger fruchtbarem Boden übergegangen werden kann,
wie umgekehrt. Dasselbe kann geschehn durch künstlich hervor-
gebrachte Verbesserung in der Zusammensetzung des Bodens, oder
durch blosse Aenderung in der Agrikulturmethode. Endlich kann
dasselbe Resultat hervorgehn aus Veränderung in der Hierarchie
der Bodenarten in Folge verschiedner Verhältnisse des Untergrundes,
sobald dieser ebenfalls in den Kulturbereich gezogen, und zur
Ackerkrume geschlagen wird. Dies ist bedingt theils durch An-
wendung neuer Agrikulturmethoden (wie Futterkräuter), theils
durch mechanische Mittel, die entweder den Untergrund zum Ober-
grund machen, oder ihn damit vermischen, oder den Untergrund
bebauen, ohne ihn in die Höhe zu werfen.

Alle diese Einflüsse auf die Differentialfruchtbarkeit verschiedner
Ländereien kommen darauf hinaus, dass für die ökonomische Frucht-
barkeit der Stand der Produktivkraft der Arbeit, hier die Fähig-
keit der Agrikultur, die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens sofort
ausbeutbar zu machen -- eine Fähigkeit, die in verschiednen Ent-
wicklungsstufen verschieden ist -- ebenso sehr ein Moment der
sogenannten natürlichen Fruchtbarkeit des Bodens ist, wie seine
chemische Zusammensetzung und seine andren natürlichen Eigen-
schaften.


einer Form befinden, worin sie mehr oder minder assimilirbar, un-
mittelbar verwerthbar für die Nahrung der Pflanzen sind. Es
wird also theils von der chemischen, theils von der mechanischen
Entwicklung der Agrikultur abhängen, wie weit auf natürlich gleich
fruchtbaren Ländereien, dieselbe natürliche Fruchtbarkeit disponibel
gemacht werden kann. Die Fruchtbarkeit, obgleich objektive Eigen-
schaft des Bodens, schliesst daher ökonomisch immer Relation ein,
Relation zum gegebnen chemischen und mechanischen Entwick-
lungsstand der Agrikultur, und ändert sich daher mit diesem Ent-
wicklungsstand. Sei es in Folge chemischer Mittel (z. B. An-
wendung bestimmter flüssiger Dünger auf steifem Thonboden, oder
auch Brennen von schwerem Thonboden) oder mechanischer Mittel
(z. B. besondrer Pflüge für schweren Boden) können die Hinder-
nisse beseitigt werden, welche gleich fruchtbaren Boden thatsäch-
lich unergiebiger machten (auch die Drainirung gehört dazu).
Oder selbst die Reihenfolge in der Bebauung der Bodenarten kann
dadurch wechseln, wie dies z. B. zwischen leichtem Sandboden und
schwerem Thonboden für eine Entwicklungsperiode der englischen
Agrikultur der Fall war. Dies zeigt wieder, wie historisch — im
successiven Lauf der Bebauung — ebensowohl von mehr frucht-
barem zu weniger fruchtbarem Boden übergegangen werden kann,
wie umgekehrt. Dasselbe kann geschehn durch künstlich hervor-
gebrachte Verbesserung in der Zusammensetzung des Bodens, oder
durch blosse Aenderung in der Agrikulturmethode. Endlich kann
dasselbe Resultat hervorgehn aus Veränderung in der Hierarchie
der Bodenarten in Folge verschiedner Verhältnisse des Untergrundes,
sobald dieser ebenfalls in den Kulturbereich gezogen, und zur
Ackerkrume geschlagen wird. Dies ist bedingt theils durch An-
wendung neuer Agrikulturmethoden (wie Futterkräuter), theils
durch mechanische Mittel, die entweder den Untergrund zum Ober-
grund machen, oder ihn damit vermischen, oder den Untergrund
bebauen, ohne ihn in die Höhe zu werfen.

Alle diese Einflüsse auf die Differentialfruchtbarkeit verschiedner
Ländereien kommen darauf hinaus, dass für die ökonomische Frucht-
barkeit der Stand der Produktivkraft der Arbeit, hier die Fähig-
keit der Agrikultur, die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens sofort
ausbeutbar zu machen — eine Fähigkeit, die in verschiednen Ent-
wicklungsstufen verschieden ist — ebenso sehr ein Moment der
sogenannten natürlichen Fruchtbarkeit des Bodens ist, wie seine
chemische Zusammensetzung und seine andren natürlichen Eigen-
schaften.


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[191/0200] einer Form befinden, worin sie mehr oder minder assimilirbar, un- mittelbar verwerthbar für die Nahrung der Pflanzen sind. Es wird also theils von der chemischen, theils von der mechanischen Entwicklung der Agrikultur abhängen, wie weit auf natürlich gleich fruchtbaren Ländereien, dieselbe natürliche Fruchtbarkeit disponibel gemacht werden kann. Die Fruchtbarkeit, obgleich objektive Eigen- schaft des Bodens, schliesst daher ökonomisch immer Relation ein, Relation zum gegebnen chemischen und mechanischen Entwick- lungsstand der Agrikultur, und ändert sich daher mit diesem Ent- wicklungsstand. Sei es in Folge chemischer Mittel (z. B. An- wendung bestimmter flüssiger Dünger auf steifem Thonboden, oder auch Brennen von schwerem Thonboden) oder mechanischer Mittel (z. B. besondrer Pflüge für schweren Boden) können die Hinder- nisse beseitigt werden, welche gleich fruchtbaren Boden thatsäch- lich unergiebiger machten (auch die Drainirung gehört dazu). Oder selbst die Reihenfolge in der Bebauung der Bodenarten kann dadurch wechseln, wie dies z. B. zwischen leichtem Sandboden und schwerem Thonboden für eine Entwicklungsperiode der englischen Agrikultur der Fall war. Dies zeigt wieder, wie historisch — im successiven Lauf der Bebauung — ebensowohl von mehr frucht- barem zu weniger fruchtbarem Boden übergegangen werden kann, wie umgekehrt. Dasselbe kann geschehn durch künstlich hervor- gebrachte Verbesserung in der Zusammensetzung des Bodens, oder durch blosse Aenderung in der Agrikulturmethode. Endlich kann dasselbe Resultat hervorgehn aus Veränderung in der Hierarchie der Bodenarten in Folge verschiedner Verhältnisse des Untergrundes, sobald dieser ebenfalls in den Kulturbereich gezogen, und zur Ackerkrume geschlagen wird. Dies ist bedingt theils durch An- wendung neuer Agrikulturmethoden (wie Futterkräuter), theils durch mechanische Mittel, die entweder den Untergrund zum Ober- grund machen, oder ihn damit vermischen, oder den Untergrund bebauen, ohne ihn in die Höhe zu werfen. Alle diese Einflüsse auf die Differentialfruchtbarkeit verschiedner Ländereien kommen darauf hinaus, dass für die ökonomische Frucht- barkeit der Stand der Produktivkraft der Arbeit, hier die Fähig- keit der Agrikultur, die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens sofort ausbeutbar zu machen — eine Fähigkeit, die in verschiednen Ent- wicklungsstufen verschieden ist — ebenso sehr ein Moment der sogenannten natürlichen Fruchtbarkeit des Bodens ist, wie seine chemische Zusammensetzung und seine andren natürlichen Eigen- schaften.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/200>, abgerufen am 29.11.2024.