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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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andren grossen organischen Umwälzungen der Produktionsweise
selbst. Dagegen entspringen die Illusionen über die wunderwir-
kende Macht des Kredit- und Bankwesens, im socialistischen Sinn,
aus völliger Unkenntniss der kapitalistischen Produktionsweise und
des Kreditwesens als einer ihrer Formen. Sobald die Produktions-
mittel aufgehört haben, sich in Kapital zu verwandeln (worin auch
die Aufhebung des Privat-Grundeigenthums eingeschlossen ist), hat
der Kredit als solcher keinen Sinn mehr, was übrigens selbst die
St. Simonisten eingesehn haben. Solange andrerseits die kapita-
listische Produktionsweise fortdauert, dauert das zinstragende Kapital
als eine ihrer Formen fort, und bildet in der That die Basis ihres
Kreditsystems. Nur derselbe Sensationsschriftsteller, Proudhon,
der die Waarenproduktion fortbestehn lassen, und das Geld auf-
heben wollte25), war fähig, das Ungeheuer eines credit gratuit zu
erträumen, diese vorgebliche Realisation des frommen Wunsches
des kleinbürgerlichen Standpunkts.

In der Religion saint-simonienne, Economie et Politique, heisst
es p. 45: "Der Kredit hat zum Zweck, in einer Gesellschaft wo
die einen Werkzeuge der Industrie besitzen ohne die Fähigkeit
oder den Willen zu ihrer Anwendung zu haben, und wo andre
industriöse Leute keine Arbeitsinstrumente besitzen, diese Instru-
mente auf die leichtest mögliche Weise aus den Händen der
ersteren, ihrer Besitzer, zu übertragen in die Hände der andern,
die sie zu verwenden wissen. Bemerken wir, dass nach dieser
Definition der Kredit eine Folge der Art und Weise ist, in der
das Eigenthum konstituirt ist." Also fällt der Kredit fort mit
dieser Konstitution des Eigenthums. Es heisst farner, p. 98: Die
jetzigen Banken "betrachten sich als bestimmt, der Bewegung Folge
zu geben, die die, ausserhalb ihrer, bewirkten Geschäfte in Gang
gesetzt haben, nicht aber ihnen selbst den Impuls zu geben; in
andren Worten, die Banken erfüllen bei den travailleurs, denen sie
Kapitalien vorschiessen, die Rolle von Kapitalisten." In dem Ge-
danken, dass die Banken selbst die Leitung übernehmen und sich
auszeichnen sollen "durch die Zahl und die Nützlichkeit der kom-
manditirten Etablissements und der in Anregung gebrachten Ar-
beiten" (p. 101) liegt der credit mobilier latent. Ebenso verlangt
Charles Pecqueur, dass die Banken (was die St. Simonisten Systeme
general des banques nennen) "die Produktion regieren". Ueber-

25) Karl Marx, Philosophie de la Misere, Bruxelles et Paris. 1847. -- Karl
Marx, Kritik der Polit. Oekonomie p. 64.
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ciirten Arbeit; jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit
andren grossen organischen Umwälzungen der Produktionsweise
selbst. Dagegen entspringen die Illusionen über die wunderwir-
kende Macht des Kredit- und Bankwesens, im socialistischen Sinn,
aus völliger Unkenntniss der kapitalistischen Produktionsweise und
des Kreditwesens als einer ihrer Formen. Sobald die Produktions-
mittel aufgehört haben, sich in Kapital zu verwandeln (worin auch
die Aufhebung des Privat-Grundeigenthums eingeschlossen ist), hat
der Kredit als solcher keinen Sinn mehr, was übrigens selbst die
St. Simonisten eingesehn haben. Solange andrerseits die kapita-
listische Produktionsweise fortdauert, dauert das zinstragende Kapital
als eine ihrer Formen fort, und bildet in der That die Basis ihres
Kreditsystems. Nur derselbe Sensationsschriftsteller, Proudhon,
der die Waarenproduktion fortbestehn lassen, und das Geld auf-
heben wollte25), war fähig, das Ungeheuer eines crédit gratuit zu
erträumen, diese vorgebliche Realisation des frommen Wunsches
des kleinbürgerlichen Standpunkts.

In der Réligion saint-simonienne, Économie et Politique, heisst
es p. 45: „Der Kredit hat zum Zweck, in einer Gesellschaft wo
die einen Werkzeuge der Industrie besitzen ohne die Fähigkeit
oder den Willen zu ihrer Anwendung zu haben, und wo andre
industriöse Leute keine Arbeitsinstrumente besitzen, diese Instru-
mente auf die leichtest mögliche Weise aus den Händen der
ersteren, ihrer Besitzer, zu übertragen in die Hände der andern,
die sie zu verwenden wissen. Bemerken wir, dass nach dieser
Definition der Kredit eine Folge der Art und Weise ist, in der
das Eigenthum konstituirt ist.“ Also fällt der Kredit fort mit
dieser Konstitution des Eigenthums. Es heisst farner, p. 98: Die
jetzigen Banken „betrachten sich als bestimmt, der Bewegung Folge
zu geben, die die, ausserhalb ihrer, bewirkten Geschäfte in Gang
gesetzt haben, nicht aber ihnen selbst den Impuls zu geben; in
andren Worten, die Banken erfüllen bei den travailleurs, denen sie
Kapitalien vorschiessen, die Rolle von Kapitalisten.“ In dem Ge-
danken, dass die Banken selbst die Leitung übernehmen und sich
auszeichnen sollen „durch die Zahl und die Nützlichkeit der kom-
manditirten Etablissements und der in Anregung gebrachten Ar-
beiten“ (p. 101) liegt der crédit mobilier latent. Ebenso verlangt
Charles Pecqueur, dass die Banken (was die St. Simonisten Système
général des banques nennen) „die Produktion regieren“. Ueber-

25) Karl Marx, Philosophie de la Misère, Bruxelles et Paris. 1847. — Karl
Marx, Kritik der Polit. Oekonomie p. 64.
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[147/0156] ciirten Arbeit; jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren grossen organischen Umwälzungen der Produktionsweise selbst. Dagegen entspringen die Illusionen über die wunderwir- kende Macht des Kredit- und Bankwesens, im socialistischen Sinn, aus völliger Unkenntniss der kapitalistischen Produktionsweise und des Kreditwesens als einer ihrer Formen. Sobald die Produktions- mittel aufgehört haben, sich in Kapital zu verwandeln (worin auch die Aufhebung des Privat-Grundeigenthums eingeschlossen ist), hat der Kredit als solcher keinen Sinn mehr, was übrigens selbst die St. Simonisten eingesehn haben. Solange andrerseits die kapita- listische Produktionsweise fortdauert, dauert das zinstragende Kapital als eine ihrer Formen fort, und bildet in der That die Basis ihres Kreditsystems. Nur derselbe Sensationsschriftsteller, Proudhon, der die Waarenproduktion fortbestehn lassen, und das Geld auf- heben wollte 25), war fähig, das Ungeheuer eines crédit gratuit zu erträumen, diese vorgebliche Realisation des frommen Wunsches des kleinbürgerlichen Standpunkts. In der Réligion saint-simonienne, Économie et Politique, heisst es p. 45: „Der Kredit hat zum Zweck, in einer Gesellschaft wo die einen Werkzeuge der Industrie besitzen ohne die Fähigkeit oder den Willen zu ihrer Anwendung zu haben, und wo andre industriöse Leute keine Arbeitsinstrumente besitzen, diese Instru- mente auf die leichtest mögliche Weise aus den Händen der ersteren, ihrer Besitzer, zu übertragen in die Hände der andern, die sie zu verwenden wissen. Bemerken wir, dass nach dieser Definition der Kredit eine Folge der Art und Weise ist, in der das Eigenthum konstituirt ist.“ Also fällt der Kredit fort mit dieser Konstitution des Eigenthums. Es heisst farner, p. 98: Die jetzigen Banken „betrachten sich als bestimmt, der Bewegung Folge zu geben, die die, ausserhalb ihrer, bewirkten Geschäfte in Gang gesetzt haben, nicht aber ihnen selbst den Impuls zu geben; in andren Worten, die Banken erfüllen bei den travailleurs, denen sie Kapitalien vorschiessen, die Rolle von Kapitalisten.“ In dem Ge- danken, dass die Banken selbst die Leitung übernehmen und sich auszeichnen sollen „durch die Zahl und die Nützlichkeit der kom- manditirten Etablissements und der in Anregung gebrachten Ar- beiten“ (p. 101) liegt der crédit mobilier latent. Ebenso verlangt Charles Pecqueur, dass die Banken (was die St. Simonisten Système général des banques nennen) „die Produktion regieren“. Ueber- 25) Karl Marx, Philosophie de la Misère, Bruxelles et Paris. 1847. — Karl Marx, Kritik der Polit. Oekonomie p. 64. 10*

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/156>, abgerufen am 27.11.2024.