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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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Er sagt nun in dem, damals von ihm redigirten "Economist"
1847, p. 475:

"Es ist klar, dass ein solcher Ueberschuss von Kapital, ange-
zeigt durch grosse Vorräthe aller Art, Edelmetall eingeschlossen,
nothwendig führen muss nicht allein zu niedrigen Preisen der
Waaren überhaupt, sondern zu einem niedrigeren Zinsfuss für den
Gebrauch von Kapital.1) Wenn wir einen Vorrath von Waaren
zur Hand haben, hinreichend dem Land für zwei kommende Jahre
zu dienen, so wird Kommando über diese Waaren für eine ge-
gebne Periode zu viel niedrigerer Rate erhalten, als wenn der
Vorrath kaum für zwei Monate ausreicht.2) Alle Anleihen von
Geld, in welcher Form immer gemacht, sind nur Uebertragung
des Kommandos über Waaren von dem einen auf den andern.
Sind Waaren daher überflüssig vorhanden, so muss der Geldzins
niedrig, sind sie selten, so muss er hoch sein.3) Wenn die Waaren
reichlicher zufliessen, wird die Zahl der Verkäufer im Vergleich
mit der Zahl der Käufer zunehmen, und im Maß wie die Quan-
tität die Bedürfnisse der unmittelbaren Konsumtion übersteigt,
muss ein stets grösserer Theil für spätern Gebrauch aufbewahrt
werden. Unter diesen Umständen wird ein Waarenbesitzer zu
niedrigeren Bedingungen auf künftige Zahlung oder auf Kredit
verkaufen, als wenn er sicher wäre, dass sein ganzer Vorrath in
wenigen Wochen zum Verkauf käme."4)

Zu dem Satz ad 1) ist zu bemerken, dass ein starker Zufluss
von Edelmetall stattfinden kann gleichzeitig mit einer Einschrän-
kung
der Produktion, wie dies stets der Fall ist in der Zeit nach
einer Krise. In der folgenden Phase mag Edelmetall zufliessen
von Ländern, die vorwiegend Edelmetall produciren; die Einfuhr
der andern Waaren wird in dieser Periode gewöhnlich durch die
Ausfuhr ausgeglichen. In diesen beiden Phasen ist der Zinsfuss
niedrig und nur langsam steigend; warum, haben wir gesehn.
Dieser niedrige Zinsfuss liess sich überall erklären ohne irgend
welche Einwirkung irgend welcher "grossen Vorräthe aller Art."
Und wie soll diese Einwirkung stattfinden? Der niedrige Preis
von Baumwolle z. B. ermöglicht hohe Profite der Spinner u. s. w.
Warum ist nun der Zinsfuss niedrig? Sicher nicht, weil der Profit,
der mit geliehenem Kapital gemacht werden kann, hoch ist. Son-
dern einzig und allein, weil unter den bestehenden Umständen die
Nachfrage nach Leihkapital nicht wächst im Verhältniss zu diesem
Profit; also das Leihkapital andre Bewegung hat als das industrielle
Kapital. Was der Economist beweisen will, ist gerade das um-

Er sagt nun in dem, damals von ihm redigirten „Economist“
1847, p. 475:

„Es ist klar, dass ein solcher Ueberschuss von Kapital, ange-
zeigt durch grosse Vorräthe aller Art, Edelmetall eingeschlossen,
nothwendig führen muss nicht allein zu niedrigen Preisen der
Waaren überhaupt, sondern zu einem niedrigeren Zinsfuss für den
Gebrauch von Kapital.1) Wenn wir einen Vorrath von Waaren
zur Hand haben, hinreichend dem Land für zwei kommende Jahre
zu dienen, so wird Kommando über diese Waaren für eine ge-
gebne Periode zu viel niedrigerer Rate erhalten, als wenn der
Vorrath kaum für zwei Monate ausreicht.2) Alle Anleihen von
Geld, in welcher Form immer gemacht, sind nur Uebertragung
des Kommandos über Waaren von dem einen auf den andern.
Sind Waaren daher überflüssig vorhanden, so muss der Geldzins
niedrig, sind sie selten, so muss er hoch sein.3) Wenn die Waaren
reichlicher zufliessen, wird die Zahl der Verkäufer im Vergleich
mit der Zahl der Käufer zunehmen, und im Maß wie die Quan-
tität die Bedürfnisse der unmittelbaren Konsumtion übersteigt,
muss ein stets grösserer Theil für spätern Gebrauch aufbewahrt
werden. Unter diesen Umständen wird ein Waarenbesitzer zu
niedrigeren Bedingungen auf künftige Zahlung oder auf Kredit
verkaufen, als wenn er sicher wäre, dass sein ganzer Vorrath in
wenigen Wochen zum Verkauf käme.“4)

Zu dem Satz ad 1) ist zu bemerken, dass ein starker Zufluss
von Edelmetall stattfinden kann gleichzeitig mit einer Einschrän-
kung
der Produktion, wie dies stets der Fall ist in der Zeit nach
einer Krise. In der folgenden Phase mag Edelmetall zufliessen
von Ländern, die vorwiegend Edelmetall produciren; die Einfuhr
der andern Waaren wird in dieser Periode gewöhnlich durch die
Ausfuhr ausgeglichen. In diesen beiden Phasen ist der Zinsfuss
niedrig und nur langsam steigend; warum, haben wir gesehn.
Dieser niedrige Zinsfuss liess sich überall erklären ohne irgend
welche Einwirkung irgend welcher „grossen Vorräthe aller Art.“
Und wie soll diese Einwirkung stattfinden? Der niedrige Preis
von Baumwolle z. B. ermöglicht hohe Profite der Spinner u. s. w.
Warum ist nun der Zinsfuss niedrig? Sicher nicht, weil der Profit,
der mit geliehenem Kapital gemacht werden kann, hoch ist. Son-
dern einzig und allein, weil unter den bestehenden Umständen die
Nachfrage nach Leihkapital nicht wächst im Verhältniss zu diesem
Profit; also das Leihkapital andre Bewegung hat als das industrielle
Kapital. Was der Economist beweisen will, ist gerade das um-

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[125/0134] Er sagt nun in dem, damals von ihm redigirten „Economist“ 1847, p. 475: „Es ist klar, dass ein solcher Ueberschuss von Kapital, ange- zeigt durch grosse Vorräthe aller Art, Edelmetall eingeschlossen, nothwendig führen muss nicht allein zu niedrigen Preisen der Waaren überhaupt, sondern zu einem niedrigeren Zinsfuss für den Gebrauch von Kapital.1) Wenn wir einen Vorrath von Waaren zur Hand haben, hinreichend dem Land für zwei kommende Jahre zu dienen, so wird Kommando über diese Waaren für eine ge- gebne Periode zu viel niedrigerer Rate erhalten, als wenn der Vorrath kaum für zwei Monate ausreicht.2) Alle Anleihen von Geld, in welcher Form immer gemacht, sind nur Uebertragung des Kommandos über Waaren von dem einen auf den andern. Sind Waaren daher überflüssig vorhanden, so muss der Geldzins niedrig, sind sie selten, so muss er hoch sein.3) Wenn die Waaren reichlicher zufliessen, wird die Zahl der Verkäufer im Vergleich mit der Zahl der Käufer zunehmen, und im Maß wie die Quan- tität die Bedürfnisse der unmittelbaren Konsumtion übersteigt, muss ein stets grösserer Theil für spätern Gebrauch aufbewahrt werden. Unter diesen Umständen wird ein Waarenbesitzer zu niedrigeren Bedingungen auf künftige Zahlung oder auf Kredit verkaufen, als wenn er sicher wäre, dass sein ganzer Vorrath in wenigen Wochen zum Verkauf käme.“4) Zu dem Satz ad 1) ist zu bemerken, dass ein starker Zufluss von Edelmetall stattfinden kann gleichzeitig mit einer Einschrän- kung der Produktion, wie dies stets der Fall ist in der Zeit nach einer Krise. In der folgenden Phase mag Edelmetall zufliessen von Ländern, die vorwiegend Edelmetall produciren; die Einfuhr der andern Waaren wird in dieser Periode gewöhnlich durch die Ausfuhr ausgeglichen. In diesen beiden Phasen ist der Zinsfuss niedrig und nur langsam steigend; warum, haben wir gesehn. Dieser niedrige Zinsfuss liess sich überall erklären ohne irgend welche Einwirkung irgend welcher „grossen Vorräthe aller Art.“ Und wie soll diese Einwirkung stattfinden? Der niedrige Preis von Baumwolle z. B. ermöglicht hohe Profite der Spinner u. s. w. Warum ist nun der Zinsfuss niedrig? Sicher nicht, weil der Profit, der mit geliehenem Kapital gemacht werden kann, hoch ist. Son- dern einzig und allein, weil unter den bestehenden Umständen die Nachfrage nach Leihkapital nicht wächst im Verhältniss zu diesem Profit; also das Leihkapital andre Bewegung hat als das industrielle Kapital. Was der Economist beweisen will, ist gerade das um-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/134>, abgerufen am 23.11.2024.