zu machen an Deutschland als Deutschland an England, so steigt in London der Preis von Mark, in Sterling ausgedrückt, und in Hamburg und Berlin fällt der Preis von Sterling, ausgedrückt in Mark. Gleicht sich dies Uebergewicht der Zahlungsverpflichtungen Englands an Deutschland nicht wieder aus, z. B. durch überwiegende Einkäufe Deutschlands in England, so muss der Sterlingpreis für Markwechsel auf Deutschland bis zu dem Punkt steigen, wo es sich lohnt, statt Wechseln Metall -- Goldgeld oder Barren -- aus England in Zahlung nach Deutschland zu schicken. Dies ist der typische Verlauf.
Nimmt dieser Export von Edelmetall stärkeren Umfang und längere Dauer an, so wird die englische Bankreserve angegriffen, und der englische Geldmarkt, voran die B. von E., muss Schutz- maßregeln ergreifen. Diese bestehn wesentlich, wie wir schon gesehn, in Heraufsetzung des Zinsfusses. Bei bedeutendem Gold- abfluss ist der Geldmarkt regelmäßig schwierig, d. h. die Nach- frage nach Leihkapital in Geldform überwiegt bedeutend das An- gebot, und der höhere Zinsfuss ergibt sich hieraus ganz von selbst; die von der B. von E. dekretirte Diskontorate entspricht der Sachlage und setzt sich im Markte durch. Es kommen aber auch Fälle vor, wo der Metallabfluss aus andern als den gewöhn- lichen Geschäftskombinationen entspringt (z. B. durch Anleihen fremder Staaten, Kapitalanlage im Ausland u. s. w.), wo der lon- doner Geldmarkt als solcher eine wirksame Zinsraten-Erhöhung keineswegs rechtfertigt; die B. von E. hat dann durch starke An- leihen im "offnen Markt" erst "Geld rar zu machen", wie der Ausdruck lautet, um so künstlich die Lage zu schaffen, die eine Zinserhöhung rechtfertigt oder nöthig macht; ein Manöver, das ihr von Jahr zu Jahr schwerer wird. -- F. E.].
Wie nun diese Heraufsetzung der Zinsrate auf die Wechsel- kurse wirkt, zeigen folgende Aussagen vor dem Unterhausausschuss über Bankgesetzgebung 1857 (citirt als B. A., oder B. C., 1857).
John Stuart Mill: "2176. Wenn das Geschäft schwierig ge- worden ist ... tritt ein beträchtlicher Fall im Preis der Werth- papiere ein ... Ausländer lassen hier in England Eisenbahnaktien kaufen, oder englische Eigner auswärtiger Eisenbahnaktien ver- kaufen sie im Ausland ... um so viel wird die Uebertragung von Gold beseitigt. -- 2182. Eine grosse und reiche Klasse von Bankiers und Händlern in Werthpapieren, durch welche die Ausgleichung des Zinsfusses und die Ausgleichung des kommerciellen Baro- meterstandes (pressure) zwischen den verschiednen Ländern gewöhn-
zu machen an Deutschland als Deutschland an England, so steigt in London der Preis von Mark, in Sterling ausgedrückt, und in Hamburg und Berlin fällt der Preis von Sterling, ausgedrückt in Mark. Gleicht sich dies Uebergewicht der Zahlungsverpflichtungen Englands an Deutschland nicht wieder aus, z. B. durch überwiegende Einkäufe Deutschlands in England, so muss der Sterlingpreis für Markwechsel auf Deutschland bis zu dem Punkt steigen, wo es sich lohnt, statt Wechseln Metall — Goldgeld oder Barren — aus England in Zahlung nach Deutschland zu schicken. Dies ist der typische Verlauf.
Nimmt dieser Export von Edelmetall stärkeren Umfang und längere Dauer an, so wird die englische Bankreserve angegriffen, und der englische Geldmarkt, voran die B. von E., muss Schutz- maßregeln ergreifen. Diese bestehn wesentlich, wie wir schon gesehn, in Heraufsetzung des Zinsfusses. Bei bedeutendem Gold- abfluss ist der Geldmarkt regelmäßig schwierig, d. h. die Nach- frage nach Leihkapital in Geldform überwiegt bedeutend das An- gebot, und der höhere Zinsfuss ergibt sich hieraus ganz von selbst; die von der B. von E. dekretirte Diskontorate entspricht der Sachlage und setzt sich im Markte durch. Es kommen aber auch Fälle vor, wo der Metallabfluss aus andern als den gewöhn- lichen Geschäftskombinationen entspringt (z. B. durch Anleihen fremder Staaten, Kapitalanlage im Ausland u. s. w.), wo der lon- doner Geldmarkt als solcher eine wirksame Zinsraten-Erhöhung keineswegs rechtfertigt; die B. von E. hat dann durch starke An- leihen im „offnen Markt“ erst „Geld rar zu machen“, wie der Ausdruck lautet, um so künstlich die Lage zu schaffen, die eine Zinserhöhung rechtfertigt oder nöthig macht; ein Manöver, das ihr von Jahr zu Jahr schwerer wird. — F. E.].
Wie nun diese Heraufsetzung der Zinsrate auf die Wechsel- kurse wirkt, zeigen folgende Aussagen vor dem Unterhausausschuss über Bankgesetzgebung 1857 (citirt als B. A., oder B. C., 1857).
John Stuart Mill: „2176. Wenn das Geschäft schwierig ge- worden ist … tritt ein beträchtlicher Fall im Preis der Werth- papiere ein … Ausländer lassen hier in England Eisenbahnaktien kaufen, oder englische Eigner auswärtiger Eisenbahnaktien ver- kaufen sie im Ausland … um so viel wird die Uebertragung von Gold beseitigt. — 2182. Eine grosse und reiche Klasse von Bankiers und Händlern in Werthpapieren, durch welche die Ausgleichung des Zinsfusses und die Ausgleichung des kommerciellen Baro- meterstandes (pressure) zwischen den verschiednen Ländern gewöhn-
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[114/0123]
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Hamburg und Berlin fällt der Preis von Sterling, ausgedrückt in
Mark. Gleicht sich dies Uebergewicht der Zahlungsverpflichtungen
Englands an Deutschland nicht wieder aus, z. B. durch überwiegende
Einkäufe Deutschlands in England, so muss der Sterlingpreis für
Markwechsel auf Deutschland bis zu dem Punkt steigen, wo es
sich lohnt, statt Wechseln Metall — Goldgeld oder Barren —
aus England in Zahlung nach Deutschland zu schicken. Dies ist
der typische Verlauf.
Nimmt dieser Export von Edelmetall stärkeren Umfang und
längere Dauer an, so wird die englische Bankreserve angegriffen,
und der englische Geldmarkt, voran die B. von E., muss Schutz-
maßregeln ergreifen. Diese bestehn wesentlich, wie wir schon
gesehn, in Heraufsetzung des Zinsfusses. Bei bedeutendem Gold-
abfluss ist der Geldmarkt regelmäßig schwierig, d. h. die Nach-
frage nach Leihkapital in Geldform überwiegt bedeutend das An-
gebot, und der höhere Zinsfuss ergibt sich hieraus ganz von
selbst; die von der B. von E. dekretirte Diskontorate entspricht
der Sachlage und setzt sich im Markte durch. Es kommen aber
auch Fälle vor, wo der Metallabfluss aus andern als den gewöhn-
lichen Geschäftskombinationen entspringt (z. B. durch Anleihen
fremder Staaten, Kapitalanlage im Ausland u. s. w.), wo der lon-
doner Geldmarkt als solcher eine wirksame Zinsraten-Erhöhung
keineswegs rechtfertigt; die B. von E. hat dann durch starke An-
leihen im „offnen Markt“ erst „Geld rar zu machen“, wie der
Ausdruck lautet, um so künstlich die Lage zu schaffen, die eine
Zinserhöhung rechtfertigt oder nöthig macht; ein Manöver, das ihr
von Jahr zu Jahr schwerer wird. — F. E.].
Wie nun diese Heraufsetzung der Zinsrate auf die Wechsel-
kurse wirkt, zeigen folgende Aussagen vor dem Unterhausausschuss
über Bankgesetzgebung 1857 (citirt als B. A., oder B. C., 1857).
John Stuart Mill: „2176. Wenn das Geschäft schwierig ge-
worden ist … tritt ein beträchtlicher Fall im Preis der Werth-
papiere ein … Ausländer lassen hier in England Eisenbahnaktien
kaufen, oder englische Eigner auswärtiger Eisenbahnaktien ver-
kaufen sie im Ausland … um so viel wird die Uebertragung von
Gold beseitigt. — 2182. Eine grosse und reiche Klasse von Bankiers
und Händlern in Werthpapieren, durch welche die Ausgleichung
des Zinsfusses und die Ausgleichung des kommerciellen Baro-
meterstandes (pressure) zwischen den verschiednen Ländern gewöhn-
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/123>, abgerufen am 27.11.2024.
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