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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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theilung ist jedoch vermittelt durch die Wirkung verschiedner
Umstände, die bei Behandlung der Wechselkurse erwähnt werden.
Sobald die normale Vertheilung wieder da -- über diesen Punkt
hinaus -- tritt zuerst Wachsthum ein, und dann wieder Abfluss.
[Dieser letzte Satz gilt selbstredend nur für England, als Mittel-
punkt des Welt-Geldmarkts. -- F. E.]

Achtens: Die Metallabflüsse sind meistens Symptom einer Ver-
änderung in der Lage des auswärtigen Handels, und diese Verän-
derung ist ihrerseits ein Vorzeichen, dass die Verhältnisse wieder
zur Krise heranreifen.15)

Neuntens: Die Zahlungsbilanz kann für Asien gegen Europa
und Amerika sein.16)



Einfuhr von Edelmetall findet statt vorwiegend in zwei Mo-
menten. Einerseits in der ersten Phase niedrigen Zinsfusses, die
der Krise folgt und Ausdruck der Einschränkung der Produktion
ist; und dann in der zweiten Phase, wo der Zinsfuss steigt, aber
noch nicht seine mittlere Höhe erreicht hat. Dies ist die Phase,
worin die Rückflüsse sich leicht bewirken, der kommercielle Kredit
gross ist, und daher die Nachfrage nach Leihkapital nicht im Ver-
hältniss zur Ausdehnung der Produktion wächst. In beiden Phasen,
wo Leihkapital verhältnissmäßig reichlich, muss der überschüssige
Zufluss von Kapital, das in Form von Gold und Silber existirt,
also in einer Form, worin es zunächst nur als Leihkapital fungiren
kann, bedeutend auf den Zinsfuss und damit auf den Ton des
ganzen Geschäfts wirken.

Andrerseits: Abfluss, fortgesetzte starke Ausfuhr von Edelmetall
tritt ein, sobald die Eingänge nicht mehr flüssig, die Märkte über-
führt sind, und die scheinbare Prosperität nur noch durch den

15) Nach Newmarch kann Goldabfluss ins Ausland aus dreierlei Ursachen
entspringen und zwar 1) aus rein geschäftlichen Ursachen, d. h. wenn die Einfuhr
grösser gewesen ist als die Ausfuhr, wie zwischen 1836 und 44, und wiederum
1847, hauptsächlich starke Korneinfuhr; 2) um die Mittel zu beschaffen für
Anlage von englischem Kapital im Ausland, wie 1857 für Eisenbahnen in
Indien; und 3) für definitive Verausgabung im Ausland, wie 1853 und 54
für Kriegszwecke im Orient.
16) 1918. Newmarch. "Wenn Sie Indien und China zusammennehmen,
wenn Sie in Rechnung ziehn die Umsätze zwischen Indien und Australien,
und die noch wichtigern Umsätze zwischen China und den Vereinigten
Staaten, und in diesen Fällen ist das Geschäft ein trianguläres und die Aus-
gleichung findet statt durch unsre Vermittlung ... dann ist es richtig,
dass die Handelsbilanz nicht nur gegen England war, sondern auch gegen
Frankreich und die Vereinigten Staaten." -- (B. A. 1857.)

theilung ist jedoch vermittelt durch die Wirkung verschiedner
Umstände, die bei Behandlung der Wechselkurse erwähnt werden.
Sobald die normale Vertheilung wieder da — über diesen Punkt
hinaus — tritt zuerst Wachsthum ein, und dann wieder Abfluss.
[Dieser letzte Satz gilt selbstredend nur für England, als Mittel-
punkt des Welt-Geldmarkts. — F. E.]

Achtens: Die Metallabflüsse sind meistens Symptom einer Ver-
änderung in der Lage des auswärtigen Handels, und diese Verän-
derung ist ihrerseits ein Vorzeichen, dass die Verhältnisse wieder
zur Krise heranreifen.15)

Neuntens: Die Zahlungsbilanz kann für Asien gegen Europa
und Amerika sein.16)



Einfuhr von Edelmetall findet statt vorwiegend in zwei Mo-
menten. Einerseits in der ersten Phase niedrigen Zinsfusses, die
der Krise folgt und Ausdruck der Einschränkung der Produktion
ist; und dann in der zweiten Phase, wo der Zinsfuss steigt, aber
noch nicht seine mittlere Höhe erreicht hat. Dies ist die Phase,
worin die Rückflüsse sich leicht bewirken, der kommercielle Kredit
gross ist, und daher die Nachfrage nach Leihkapital nicht im Ver-
hältniss zur Ausdehnung der Produktion wächst. In beiden Phasen,
wo Leihkapital verhältnissmäßig reichlich, muss der überschüssige
Zufluss von Kapital, das in Form von Gold und Silber existirt,
also in einer Form, worin es zunächst nur als Leihkapital fungiren
kann, bedeutend auf den Zinsfuss und damit auf den Ton des
ganzen Geschäfts wirken.

Andrerseits: Abfluss, fortgesetzte starke Ausfuhr von Edelmetall
tritt ein, sobald die Eingänge nicht mehr flüssig, die Märkte über-
führt sind, und die scheinbare Prosperität nur noch durch den

15) Nach Newmarch kann Goldabfluss ins Ausland aus dreierlei Ursachen
entspringen und zwar 1) aus rein geschäftlichen Ursachen, d. h. wenn die Einfuhr
grösser gewesen ist als die Ausfuhr, wie zwischen 1836 und 44, und wiederum
1847, hauptsächlich starke Korneinfuhr; 2) um die Mittel zu beschaffen für
Anlage von englischem Kapital im Ausland, wie 1857 für Eisenbahnen in
Indien; und 3) für definitive Verausgabung im Ausland, wie 1853 und 54
für Kriegszwecke im Orient.
16) 1918. Newmarch. „Wenn Sie Indien und China zusammennehmen,
wenn Sie in Rechnung ziehn die Umsätze zwischen Indien und Australien,
und die noch wichtigern Umsätze zwischen China und den Vereinigten
Staaten, und in diesen Fällen ist das Geschäft ein trianguläres und die Aus-
gleichung findet statt durch unsre Vermittlung … dann ist es richtig,
dass die Handelsbilanz nicht nur gegen England war, sondern auch gegen
Frankreich und die Vereinigten Staaten.“ — (B. A. 1857.)
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[109/0118] theilung ist jedoch vermittelt durch die Wirkung verschiedner Umstände, die bei Behandlung der Wechselkurse erwähnt werden. Sobald die normale Vertheilung wieder da — über diesen Punkt hinaus — tritt zuerst Wachsthum ein, und dann wieder Abfluss. [Dieser letzte Satz gilt selbstredend nur für England, als Mittel- punkt des Welt-Geldmarkts. — F. E.] Achtens: Die Metallabflüsse sind meistens Symptom einer Ver- änderung in der Lage des auswärtigen Handels, und diese Verän- derung ist ihrerseits ein Vorzeichen, dass die Verhältnisse wieder zur Krise heranreifen. 15) Neuntens: Die Zahlungsbilanz kann für Asien gegen Europa und Amerika sein. 16) Einfuhr von Edelmetall findet statt vorwiegend in zwei Mo- menten. Einerseits in der ersten Phase niedrigen Zinsfusses, die der Krise folgt und Ausdruck der Einschränkung der Produktion ist; und dann in der zweiten Phase, wo der Zinsfuss steigt, aber noch nicht seine mittlere Höhe erreicht hat. Dies ist die Phase, worin die Rückflüsse sich leicht bewirken, der kommercielle Kredit gross ist, und daher die Nachfrage nach Leihkapital nicht im Ver- hältniss zur Ausdehnung der Produktion wächst. In beiden Phasen, wo Leihkapital verhältnissmäßig reichlich, muss der überschüssige Zufluss von Kapital, das in Form von Gold und Silber existirt, also in einer Form, worin es zunächst nur als Leihkapital fungiren kann, bedeutend auf den Zinsfuss und damit auf den Ton des ganzen Geschäfts wirken. Andrerseits: Abfluss, fortgesetzte starke Ausfuhr von Edelmetall tritt ein, sobald die Eingänge nicht mehr flüssig, die Märkte über- führt sind, und die scheinbare Prosperität nur noch durch den 15) Nach Newmarch kann Goldabfluss ins Ausland aus dreierlei Ursachen entspringen und zwar 1) aus rein geschäftlichen Ursachen, d. h. wenn die Einfuhr grösser gewesen ist als die Ausfuhr, wie zwischen 1836 und 44, und wiederum 1847, hauptsächlich starke Korneinfuhr; 2) um die Mittel zu beschaffen für Anlage von englischem Kapital im Ausland, wie 1857 für Eisenbahnen in Indien; und 3) für definitive Verausgabung im Ausland, wie 1853 und 54 für Kriegszwecke im Orient. 16) 1918. Newmarch. „Wenn Sie Indien und China zusammennehmen, wenn Sie in Rechnung ziehn die Umsätze zwischen Indien und Australien, und die noch wichtigern Umsätze zwischen China und den Vereinigten Staaten, und in diesen Fällen ist das Geschäft ein trianguläres und die Aus- gleichung findet statt durch unsre Vermittlung … dann ist es richtig, dass die Handelsbilanz nicht nur gegen England war, sondern auch gegen Frankreich und die Vereinigten Staaten.“ — (B. A. 1857.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/118>, abgerufen am 23.11.2024.