scheidenden Momenten über ihre gesammten disponiblen Mittel frei zu verfügen, sodass Fälle eintreten konnten, wo das Bank- departement vor dem Bankerott stand, während das Ausgabe- Departement mehrere Millionen in Gold und ausserdem noch seine 14 Millionen Sicherheiten intakt besass. Und zwar konnte dies um so leichter eintreten, als in fast jeder Krise ein Abschnitt vor- kommt, wo ein starker Goldabfluss ins Ausland stattfindet, der in der Hauptsache durch den Metallschatz der Bank zu decken ist. Für jede fünf Pfund aber, die dann ins Ausland fliessen, wird der Cirkulation des Inlands eine Fünfpfundnote entzogen, also die Menge des Umlaufsmittels grade in dem Augenblick verkleinert, wo am meisten davon, und am nöthigsten, gebraucht wird. Der Bankakt von 1844 provocirt also die sämmtliche Handelswelt direkt dazu, bei hereinbrechender Krise sich einen Reserveschatz von Banknoten bei Zeiten anzulegen, also die Krise zu beschleu- nigen und zu verschärfen; er treibt durch diese, im entscheidenden Augenblick wirksam werdende, künstliche Steigerung der Nach- frage nach Geldakkomodation, d. h. nach Zahlungsmittel, bei gleich- zeitiger Beschränkung der Zufuhr davon, den Zinsfuss in Krisen zu bisher unerhörter Höhe; statt also die Krisen zu beseitigen, steigert er sie vielmehr bis auf den Punkt, wo entweder die ganze industrielle Welt in die Brüche gehn muss, oder der Bankakt. Zweimal, am 25. Okt. 1847 und am 12. Nov. war die Krisis auf diese Höhe gestiegen; da befreite die Regierung die Bank von der Beschränkung ihrer Notenausgabe, indem sie den Akt von 1844 suspendirte, und dies reichte beidemal hin die Krise zu brechen. 1847 genügte die Gewissheit, dass nun wieder Bank- noten gegen Sicherheit ersten Rangs zu haben seien, um die auf- geschatzten 4--5 Millionen Noten wieder ans Tageslicht und in die Cirkulation zu bringen; 1857 wurde bis nicht ganz eine Million in Noten über das gesetzliche Quantum ausgegeben, aber nur für ganz kurze Zeit.
Zu erwähnen ist auch, dass die Gesetzgebung von 1844 noch die Spuren der Erinnerung an die ersten zwanzig Jahre des Jahr- hunderts aufweist, die Zeit der Einstellung der Baarzahlungen der Bank und der Notenentwerthung. Die Furcht, die Banknoten möchten ihren Kredit verlieren, ist noch sehr bemerkbar; eine sehr überflüssige Furcht, da schon 1825 die Ausgabe eines vor- gefundnen alten Vorraths ausser Kurs gesetzter Einpfundnoten die Krise gebrochen und damit bewiesen hatte, dass schon damals der Kredit der Noten, selbst in der Zeit des allgemeinsten und stärksten
scheidenden Momenten über ihre gesammten disponiblen Mittel frei zu verfügen, sodass Fälle eintreten konnten, wo das Bank- departement vor dem Bankerott stand, während das Ausgabe- Departement mehrere Millionen in Gold und ausserdem noch seine 14 Millionen Sicherheiten intakt besass. Und zwar konnte dies um so leichter eintreten, als in fast jeder Krise ein Abschnitt vor- kommt, wo ein starker Goldabfluss ins Ausland stattfindet, der in der Hauptsache durch den Metallschatz der Bank zu decken ist. Für jede fünf Pfund aber, die dann ins Ausland fliessen, wird der Cirkulation des Inlands eine Fünfpfundnote entzogen, also die Menge des Umlaufsmittels grade in dem Augenblick verkleinert, wo am meisten davon, und am nöthigsten, gebraucht wird. Der Bankakt von 1844 provocirt also die sämmtliche Handelswelt direkt dazu, bei hereinbrechender Krise sich einen Reserveschatz von Banknoten bei Zeiten anzulegen, also die Krise zu beschleu- nigen und zu verschärfen; er treibt durch diese, im entscheidenden Augenblick wirksam werdende, künstliche Steigerung der Nach- frage nach Geldakkomodation, d. h. nach Zahlungsmittel, bei gleich- zeitiger Beschränkung der Zufuhr davon, den Zinsfuss in Krisen zu bisher unerhörter Höhe; statt also die Krisen zu beseitigen, steigert er sie vielmehr bis auf den Punkt, wo entweder die ganze industrielle Welt in die Brüche gehn muss, oder der Bankakt. Zweimal, am 25. Okt. 1847 und am 12. Nov. war die Krisis auf diese Höhe gestiegen; da befreite die Regierung die Bank von der Beschränkung ihrer Notenausgabe, indem sie den Akt von 1844 suspendirte, und dies reichte beidemal hin die Krise zu brechen. 1847 genügte die Gewissheit, dass nun wieder Bank- noten gegen Sicherheit ersten Rangs zu haben seien, um die auf- geschatzten 4—5 Millionen Noten wieder ans Tageslicht und in die Cirkulation zu bringen; 1857 wurde bis nicht ganz eine Million in Noten über das gesetzliche Quantum ausgegeben, aber nur für ganz kurze Zeit.
Zu erwähnen ist auch, dass die Gesetzgebung von 1844 noch die Spuren der Erinnerung an die ersten zwanzig Jahre des Jahr- hunderts aufweist, die Zeit der Einstellung der Baarzahlungen der Bank und der Notenentwerthung. Die Furcht, die Banknoten möchten ihren Kredit verlieren, ist noch sehr bemerkbar; eine sehr überflüssige Furcht, da schon 1825 die Ausgabe eines vor- gefundnen alten Vorraths ausser Kurs gesetzter Einpfundnoten die Krise gebrochen und damit bewiesen hatte, dass schon damals der Kredit der Noten, selbst in der Zeit des allgemeinsten und stärksten
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[94/0103]
scheidenden Momenten über ihre gesammten disponiblen Mittel
frei zu verfügen, sodass Fälle eintreten konnten, wo das Bank-
departement vor dem Bankerott stand, während das Ausgabe-
Departement mehrere Millionen in Gold und ausserdem noch seine
14 Millionen Sicherheiten intakt besass. Und zwar konnte dies
um so leichter eintreten, als in fast jeder Krise ein Abschnitt vor-
kommt, wo ein starker Goldabfluss ins Ausland stattfindet, der in
der Hauptsache durch den Metallschatz der Bank zu decken ist.
Für jede fünf Pfund aber, die dann ins Ausland fliessen, wird der
Cirkulation des Inlands eine Fünfpfundnote entzogen, also die
Menge des Umlaufsmittels grade in dem Augenblick verkleinert,
wo am meisten davon, und am nöthigsten, gebraucht wird. Der
Bankakt von 1844 provocirt also die sämmtliche Handelswelt
direkt dazu, bei hereinbrechender Krise sich einen Reserveschatz
von Banknoten bei Zeiten anzulegen, also die Krise zu beschleu-
nigen und zu verschärfen; er treibt durch diese, im entscheidenden
Augenblick wirksam werdende, künstliche Steigerung der Nach-
frage nach Geldakkomodation, d. h. nach Zahlungsmittel, bei gleich-
zeitiger Beschränkung der Zufuhr davon, den Zinsfuss in Krisen
zu bisher unerhörter Höhe; statt also die Krisen zu beseitigen,
steigert er sie vielmehr bis auf den Punkt, wo entweder die ganze
industrielle Welt in die Brüche gehn muss, oder der Bankakt.
Zweimal, am 25. Okt. 1847 und am 12. Nov. war die Krisis auf
diese Höhe gestiegen; da befreite die Regierung die Bank von
der Beschränkung ihrer Notenausgabe, indem sie den Akt von
1844 suspendirte, und dies reichte beidemal hin die Krise zu
brechen. 1847 genügte die Gewissheit, dass nun wieder Bank-
noten gegen Sicherheit ersten Rangs zu haben seien, um die auf-
geschatzten 4—5 Millionen Noten wieder ans Tageslicht und in
die Cirkulation zu bringen; 1857 wurde bis nicht ganz eine Million
in Noten über das gesetzliche Quantum ausgegeben, aber nur für
ganz kurze Zeit.
Zu erwähnen ist auch, dass die Gesetzgebung von 1844 noch
die Spuren der Erinnerung an die ersten zwanzig Jahre des Jahr-
hunderts aufweist, die Zeit der Einstellung der Baarzahlungen der
Bank und der Notenentwerthung. Die Furcht, die Banknoten
möchten ihren Kredit verlieren, ist noch sehr bemerkbar; eine
sehr überflüssige Furcht, da schon 1825 die Ausgabe eines vor-
gefundnen alten Vorraths ausser Kurs gesetzter Einpfundnoten die
Krise gebrochen und damit bewiesen hatte, dass schon damals der
Kredit der Noten, selbst in der Zeit des allgemeinsten und stärksten
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/103>, abgerufen am 22.11.2024.
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