Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

Bedingungen anzuwenden, d. h. den Werth des angewandten kon-
stanten Kapitals auf sein möglichstes Minimum zu reduciren. Wenn
der Werth der Waaren bestimmt ist durch die in ihnen enthaltne
nothwendige Arbeitszeit, nicht durch die überhaupt in ihnen ent-
haltne Arbeitszeit, so ist es das Kapital, das diese Bestimmung
erst realisirt, und zugleich fortwährend die zur Produktion einer
Waare gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit verkürzt. Der
Preis der Waare wird dadurch auf sein Minimum reducirt, indem
jeder Theil der zu ihrer Produktion erheischten Arbeit auf sein
Minimum reducirt wird.

Man muss bei der Oekonomie in der Anwendung des konstanten
Kapitals unterscheiden. Wächst die Masse und mit ihr die Werth-
summe des angewandten Kapitals, so ist dies zunächst nur Kon-
centration von mehr Kapital in einer Hand. Es ist aber gerade
diese grössre, von einer Hand angewandte Masse -- der meist
auch eine absolut grössre, aber relativ kleinere Anzahl angewandter
Arbeit entspricht -- die die Oekonomie des konstanten Kapitals
erlaubt. Den einzelnen Kapitalisten betrachtet, wächst der Um-
fang der nothwendigen Kapitalauslage, besonders beim fixen
Kapital; aber mit Bezug auf die Masse des verarbeiteten Stoffs
und der exploitirten Arbeit, nimmt ihr Werth relativ ab.

Es ist dies nun kurz durch einzelne Illustrationen auszuführen.
Wir beginnen mit dem Ende, mit der Oekonomie in den Produk-
tionsbedingungen, soweit diese zugleich als Existenz- und Lebens-
bedingungen des Arbeiters sich darstellen.



II. Ersparniss an den Arbeitsbedingungen auf Kosten
der Arbeiter
.
Kohlenbergwerke. Vernachlässigung der nothwendigsten Auslagen.

"Bei der Konkurrenz, die unter den Besitzern von Kohlen-
gruben ... herrscht, werden nicht mehr Auslagen gemacht als
nöthig sind, um die handgreiflichsten physischen Schwierigkeiten
zu überwinden; und bei der Konkurrenz unter den Grubenarbeitern,
die gewöhnlich in Ueberzahl vorhanden sind, setzen diese sich be-
deutenden Gefahren und den schädlichsten Einflüssen mit Ver-
gnügen aus für einen Lohn, der nur wenig höher ist als der der
benachbarten Landtaglöhner, da die Bergwerksarbeit zudem ge-
stattet, ihre Kinder profitlich zu verwenden. Diese doppelte Kon-
kurrenz reicht vollständig hin ... um zu bewirken, dass ein

Bedingungen anzuwenden, d. h. den Werth des angewandten kon-
stanten Kapitals auf sein möglichstes Minimum zu reduciren. Wenn
der Werth der Waaren bestimmt ist durch die in ihnen enthaltne
nothwendige Arbeitszeit, nicht durch die überhaupt in ihnen ent-
haltne Arbeitszeit, so ist es das Kapital, das diese Bestimmung
erst realisirt, und zugleich fortwährend die zur Produktion einer
Waare gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit verkürzt. Der
Preis der Waare wird dadurch auf sein Minimum reducirt, indem
jeder Theil der zu ihrer Produktion erheischten Arbeit auf sein
Minimum reducirt wird.

Man muss bei der Oekonomie in der Anwendung des konstanten
Kapitals unterscheiden. Wächst die Masse und mit ihr die Werth-
summe des angewandten Kapitals, so ist dies zunächst nur Kon-
centration von mehr Kapital in einer Hand. Es ist aber gerade
diese grössre, von einer Hand angewandte Masse — der meist
auch eine absolut grössre, aber relativ kleinere Anzahl angewandter
Arbeit entspricht — die die Oekonomie des konstanten Kapitals
erlaubt. Den einzelnen Kapitalisten betrachtet, wächst der Um-
fang der nothwendigen Kapitalauslage, besonders beim fixen
Kapital; aber mit Bezug auf die Masse des verarbeiteten Stoffs
und der exploitirten Arbeit, nimmt ihr Werth relativ ab.

Es ist dies nun kurz durch einzelne Illustrationen auszuführen.
Wir beginnen mit dem Ende, mit der Oekonomie in den Produk-
tionsbedingungen, soweit diese zugleich als Existenz- und Lebens-
bedingungen des Arbeiters sich darstellen.



II. Ersparniss an den Arbeitsbedingungen auf Kosten
der Arbeiter
.
Kohlenbergwerke. Vernachlässigung der nothwendigsten Auslagen.

„Bei der Konkurrenz, die unter den Besitzern von Kohlen-
gruben … herrscht, werden nicht mehr Auslagen gemacht als
nöthig sind, um die handgreiflichsten physischen Schwierigkeiten
zu überwinden; und bei der Konkurrenz unter den Grubenarbeitern,
die gewöhnlich in Ueberzahl vorhanden sind, setzen diese sich be-
deutenden Gefahren und den schädlichsten Einflüssen mit Ver-
gnügen aus für einen Lohn, der nur wenig höher ist als der der
benachbarten Landtaglöhner, da die Bergwerksarbeit zudem ge-
stattet, ihre Kinder profitlich zu verwenden. Diese doppelte Kon-
kurrenz reicht vollständig hin … um zu bewirken, dass ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0096" n="62"/>
Bedingungen anzuwenden, d. h. den Werth des angewandten kon-<lb/>
stanten Kapitals auf sein möglichstes Minimum zu reduciren. Wenn<lb/>
der Werth der Waaren bestimmt ist durch die in ihnen enthaltne<lb/>
nothwendige Arbeitszeit, nicht durch die überhaupt in ihnen ent-<lb/>
haltne Arbeitszeit, so ist es das Kapital, das diese Bestimmung<lb/>
erst realisirt, und zugleich fortwährend die zur Produktion einer<lb/>
Waare gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit verkürzt. Der<lb/>
Preis der Waare wird dadurch auf sein Minimum reducirt, indem<lb/>
jeder Theil der zu ihrer Produktion erheischten Arbeit auf sein<lb/>
Minimum reducirt wird.</p><lb/>
              <p>Man muss bei der Oekonomie in der Anwendung des konstanten<lb/>
Kapitals unterscheiden. Wächst die Masse und mit ihr die Werth-<lb/>
summe des angewandten Kapitals, so ist dies zunächst nur Kon-<lb/>
centration von mehr Kapital in einer Hand. Es ist aber gerade<lb/>
diese grössre, von einer Hand angewandte Masse &#x2014; der meist<lb/>
auch eine absolut grössre, aber relativ kleinere Anzahl angewandter<lb/>
Arbeit entspricht &#x2014; die die Oekonomie des konstanten Kapitals<lb/>
erlaubt. Den einzelnen Kapitalisten betrachtet, wächst der Um-<lb/>
fang der nothwendigen Kapitalauslage, besonders beim fixen<lb/>
Kapital; aber mit Bezug auf die Masse des verarbeiteten Stoffs<lb/>
und der exploitirten Arbeit, nimmt ihr Werth relativ ab.</p><lb/>
              <p>Es ist dies nun kurz durch einzelne Illustrationen auszuführen.<lb/>
Wir beginnen mit dem Ende, mit der Oekonomie in den Produk-<lb/>
tionsbedingungen, soweit diese zugleich als Existenz- und Lebens-<lb/>
bedingungen des Arbeiters sich darstellen.</p>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head>II. <hi rendition="#g">Ersparniss an den Arbeitsbedingungen auf Kosten<lb/>
der Arbeiter</hi>.<lb/><hi rendition="#b">Kohlenbergwerke. Vernachlässigung der nothwendigsten Auslagen.</hi></head><lb/>
              <p>&#x201E;Bei der Konkurrenz, die unter den Besitzern von Kohlen-<lb/>
gruben &#x2026; herrscht, werden nicht mehr Auslagen gemacht als<lb/>
nöthig sind, um die handgreiflichsten physischen Schwierigkeiten<lb/>
zu überwinden; und bei der Konkurrenz unter den Grubenarbeitern,<lb/>
die gewöhnlich in Ueberzahl vorhanden sind, setzen diese sich be-<lb/>
deutenden Gefahren und den schädlichsten Einflüssen mit Ver-<lb/>
gnügen aus für einen Lohn, der nur wenig höher ist als der der<lb/>
benachbarten Landtaglöhner, da die Bergwerksarbeit zudem ge-<lb/>
stattet, ihre Kinder profitlich zu verwenden. Diese doppelte Kon-<lb/>
kurrenz reicht vollständig hin &#x2026; um zu bewirken, dass ein<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0096] Bedingungen anzuwenden, d. h. den Werth des angewandten kon- stanten Kapitals auf sein möglichstes Minimum zu reduciren. Wenn der Werth der Waaren bestimmt ist durch die in ihnen enthaltne nothwendige Arbeitszeit, nicht durch die überhaupt in ihnen ent- haltne Arbeitszeit, so ist es das Kapital, das diese Bestimmung erst realisirt, und zugleich fortwährend die zur Produktion einer Waare gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit verkürzt. Der Preis der Waare wird dadurch auf sein Minimum reducirt, indem jeder Theil der zu ihrer Produktion erheischten Arbeit auf sein Minimum reducirt wird. Man muss bei der Oekonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals unterscheiden. Wächst die Masse und mit ihr die Werth- summe des angewandten Kapitals, so ist dies zunächst nur Kon- centration von mehr Kapital in einer Hand. Es ist aber gerade diese grössre, von einer Hand angewandte Masse — der meist auch eine absolut grössre, aber relativ kleinere Anzahl angewandter Arbeit entspricht — die die Oekonomie des konstanten Kapitals erlaubt. Den einzelnen Kapitalisten betrachtet, wächst der Um- fang der nothwendigen Kapitalauslage, besonders beim fixen Kapital; aber mit Bezug auf die Masse des verarbeiteten Stoffs und der exploitirten Arbeit, nimmt ihr Werth relativ ab. Es ist dies nun kurz durch einzelne Illustrationen auszuführen. Wir beginnen mit dem Ende, mit der Oekonomie in den Produk- tionsbedingungen, soweit diese zugleich als Existenz- und Lebens- bedingungen des Arbeiters sich darstellen. II. Ersparniss an den Arbeitsbedingungen auf Kosten der Arbeiter. Kohlenbergwerke. Vernachlässigung der nothwendigsten Auslagen. „Bei der Konkurrenz, die unter den Besitzern von Kohlen- gruben … herrscht, werden nicht mehr Auslagen gemacht als nöthig sind, um die handgreiflichsten physischen Schwierigkeiten zu überwinden; und bei der Konkurrenz unter den Grubenarbeitern, die gewöhnlich in Ueberzahl vorhanden sind, setzen diese sich be- deutenden Gefahren und den schädlichsten Einflüssen mit Ver- gnügen aus für einen Lohn, der nur wenig höher ist als der der benachbarten Landtaglöhner, da die Bergwerksarbeit zudem ge- stattet, ihre Kinder profitlich zu verwenden. Diese doppelte Kon- kurrenz reicht vollständig hin … um zu bewirken, dass ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/96
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/96>, abgerufen am 22.12.2024.