die Leihpfänder und Wechsel -- in der Hand der Bank von Eng- land zunehmen, ihre Notencirkulation abnimmt und umgekehrt. Die Höhe der securities drückt aber den Umfang der Geldakkom- modation aus, der diskontirten Wechsel und der Vorschüsse auf gangbare Werthpapiere. So sagt Fullarton in der oben, Note 90, S. 436 angeführten Stelle: die Werthpapiere (securities) im Besitz der Bank von England variiren meist in umgekehrter Richtung wie ihre Notencirkulation, und dies bestätigt den bei den Privat- banken altbewährten Satz, dass keine Bank ihre Notenausgabe über einen gewissen, durch das Bedürfniss ihres Publikums be- stimmten Betrag hinaussteigern kann; will sie aber über diesen Betrag hinaus Vorschüsse machen, so muss sie diese aus ihrem Kapital machen, also entweder Werthpapiere flüssig machen oder Geldeingänge dazu verwenden, die sie sonst in Werthpapieren an- gelegt hätte.
Hier zeigt sich aber auch, was Fullarton unter Kapital versteht. Was heisst hier Kapital? Dass die Bank nicht länger die Vor- schüsse machen kann mit ihren eignen Banknoten, Zahlungsver- sprechen, die ihr natürlich nichts kosten. Aber womit macht sie dann Vorschüsse? Mit dem Erlös aus dem Verkauf von securities in reserve, d. h. von Staatspapieren, Aktien und andren zinstragenden Werthpapieren. Aber wofür verkauft sie diese Papiere? Für Geld, Gold oder Banknoten, soweit letztre gesetzliches Zahlungsmittel, wie die der Bank von England. Was sie also vorschiesst, ist unter allen Umständen Geld. Dies Geld konstituirt aber jetzt einen Theil ihres Kapitals. Wenn sie Gold vorschiesst, so ist dies handgreif- lich. Wenn Noten, so stellen jetzt diese Noten Kapital vor, weil sie einen wirklichen Werth, die zinstragenden Papiere, dafür ver- äussert hat. Bei den Privatbanken können die Noten, die ihnen durch Verkauf der Werthpapiere zufliessen, der Masse nach nur Noten der Bank von England oder ihre eignen sein, da andre schwer- lich in Zahlung von Werthpapieren angenommen werden. Ist es aber die Bank von England selbst, so kosten ihr dann ihre eignen Noten, die sie rückerhält, Kapital, d. h. zinstragendes Papier. Ausser- dem entzieht sie dadurch ihre eignen Noten der Cirkulation. Gibt sie diese Noten wieder aus, oder statt ihrer neue Noten zum selben Betrag, so stellen sie also jetzt Kapital vor. Und zwar stellen sie Kapital vor, ebensogut wenn sie zu Vorschüssen an Kapitalisten, wie wenn sie später, bei Abnahme der Nachfrage nach solcher Geldakkommodation, zu Neuanlagen in Werthpapieren verwandt werden. Unter allen diesen Umständen ist das Wort Kapital hier
die Leihpfänder und Wechsel — in der Hand der Bank von Eng- land zunehmen, ihre Notencirkulation abnimmt und umgekehrt. Die Höhe der securities drückt aber den Umfang der Geldakkom- modation aus, der diskontirten Wechsel und der Vorschüsse auf gangbare Werthpapiere. So sagt Fullarton in der oben, Note 90, S. 436 angeführten Stelle: die Werthpapiere (securities) im Besitz der Bank von England variiren meist in umgekehrter Richtung wie ihre Notencirkulation, und dies bestätigt den bei den Privat- banken altbewährten Satz, dass keine Bank ihre Notenausgabe über einen gewissen, durch das Bedürfniss ihres Publikums be- stimmten Betrag hinaussteigern kann; will sie aber über diesen Betrag hinaus Vorschüsse machen, so muss sie diese aus ihrem Kapital machen, also entweder Werthpapiere flüssig machen oder Geldeingänge dazu verwenden, die sie sonst in Werthpapieren an- gelegt hätte.
Hier zeigt sich aber auch, was Fullarton unter Kapital versteht. Was heisst hier Kapital? Dass die Bank nicht länger die Vor- schüsse machen kann mit ihren eignen Banknoten, Zahlungsver- sprechen, die ihr natürlich nichts kosten. Aber womit macht sie dann Vorschüsse? Mit dem Erlös aus dem Verkauf von securities in reserve, d. h. von Staatspapieren, Aktien und andren zinstragenden Werthpapieren. Aber wofür verkauft sie diese Papiere? Für Geld, Gold oder Banknoten, soweit letztre gesetzliches Zahlungsmittel, wie die der Bank von England. Was sie also vorschiesst, ist unter allen Umständen Geld. Dies Geld konstituirt aber jetzt einen Theil ihres Kapitals. Wenn sie Gold vorschiesst, so ist dies handgreif- lich. Wenn Noten, so stellen jetzt diese Noten Kapital vor, weil sie einen wirklichen Werth, die zinstragenden Papiere, dafür ver- äussert hat. Bei den Privatbanken können die Noten, die ihnen durch Verkauf der Werthpapiere zufliessen, der Masse nach nur Noten der Bank von England oder ihre eignen sein, da andre schwer- lich in Zahlung von Werthpapieren angenommen werden. Ist es aber die Bank von England selbst, so kosten ihr dann ihre eignen Noten, die sie rückerhält, Kapital, d. h. zinstragendes Papier. Ausser- dem entzieht sie dadurch ihre eignen Noten der Cirkulation. Gibt sie diese Noten wieder aus, oder statt ihrer neue Noten zum selben Betrag, so stellen sie also jetzt Kapital vor. Und zwar stellen sie Kapital vor, ebensogut wenn sie zu Vorschüssen an Kapitalisten, wie wenn sie später, bei Abnahme der Nachfrage nach solcher Geldakkommodation, zu Neuanlagen in Werthpapieren verwandt werden. Unter allen diesen Umständen ist das Wort Kapital hier
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die Leihpfänder und Wechsel — in der Hand der Bank von Eng-
land zunehmen, ihre Notencirkulation abnimmt und umgekehrt.
Die Höhe der securities drückt aber den Umfang der Geldakkom-
modation aus, der diskontirten Wechsel und der Vorschüsse auf
gangbare Werthpapiere. So sagt Fullarton in der oben, Note 90,
S. 436 angeführten Stelle: die Werthpapiere (securities) im Besitz
der Bank von England variiren meist in umgekehrter Richtung
wie ihre Notencirkulation, und dies bestätigt den bei den Privat-
banken altbewährten Satz, dass keine Bank ihre Notenausgabe
über einen gewissen, durch das Bedürfniss ihres Publikums be-
stimmten Betrag hinaussteigern kann; will sie aber über diesen
Betrag hinaus Vorschüsse machen, so muss sie diese aus ihrem
Kapital machen, also entweder Werthpapiere flüssig machen oder
Geldeingänge dazu verwenden, die sie sonst in Werthpapieren an-
gelegt hätte.
Hier zeigt sich aber auch, was Fullarton unter Kapital versteht.
Was heisst hier Kapital? Dass die Bank nicht länger die Vor-
schüsse machen kann mit ihren eignen Banknoten, Zahlungsver-
sprechen, die ihr natürlich nichts kosten. Aber womit macht sie
dann Vorschüsse? Mit dem Erlös aus dem Verkauf von securities
in reserve, d. h. von Staatspapieren, Aktien und andren zinstragenden
Werthpapieren. Aber wofür verkauft sie diese Papiere? Für Geld,
Gold oder Banknoten, soweit letztre gesetzliches Zahlungsmittel,
wie die der Bank von England. Was sie also vorschiesst, ist unter
allen Umständen Geld. Dies Geld konstituirt aber jetzt einen Theil
ihres Kapitals. Wenn sie Gold vorschiesst, so ist dies handgreif-
lich. Wenn Noten, so stellen jetzt diese Noten Kapital vor, weil
sie einen wirklichen Werth, die zinstragenden Papiere, dafür ver-
äussert hat. Bei den Privatbanken können die Noten, die ihnen
durch Verkauf der Werthpapiere zufliessen, der Masse nach nur
Noten der Bank von England oder ihre eignen sein, da andre schwer-
lich in Zahlung von Werthpapieren angenommen werden. Ist es
aber die Bank von England selbst, so kosten ihr dann ihre eignen
Noten, die sie rückerhält, Kapital, d. h. zinstragendes Papier. Ausser-
dem entzieht sie dadurch ihre eignen Noten der Cirkulation. Gibt
sie diese Noten wieder aus, oder statt ihrer neue Noten zum selben
Betrag, so stellen sie also jetzt Kapital vor. Und zwar stellen sie
Kapital vor, ebensogut wenn sie zu Vorschüssen an Kapitalisten,
wie wenn sie später, bei Abnahme der Nachfrage nach solcher
Geldakkommodation, zu Neuanlagen in Werthpapieren verwandt
werden. Unter allen diesen Umständen ist das Wort Kapital hier
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/472>, abgerufen am 28.11.2024.
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