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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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Bankier unter der "enormen Nachfrage nach Kapital" versteht.
Es ist sicher nicht die Ausdehnung der blossen Nachfrage nach
Kapital, die den Exporthandel von 45 auf 120 Millionen hob. Und
was versteht Overstone weiter darunter, wenn er sagt, dass die
vom Krimkrieg aufgefressnen jährlichen Ersparnisse des Landes die
natürliche Quelle der Zufuhr für diese grosse Nachfrage bilden?
Erstens, womit akkumulirte denn England von 1792--1815, was
ein ganz andrer Krieg war als der kleine Krimkrieg? Zweitens,
wenn die natürliche Quelle vertrocknet, aus welcher Quelle floss
denn das Kapital? England hat bekanntlich nicht bei fremden
Nationen Vorschüsse genommen. Wenn es aber neben der natür-
lichen Quelle noch eine künstliche gibt, so wäre das ja eine aller-
liebste Methode für eine Nation, die natürliche Quelle im Krieg
und die künstliche Quelle im Geschäft zu verwenden. Wenn aber
nur das alte Geldkapital vorhanden war, konnte es durch hohen
Zinsfuss seine Wirksamkeit verdoppeln? Herr Overstone glaubt
offenbar, dass die jährlichen Ersparnisse des Landes (die aber in
diesem Fall angeblich konsumirt wurden) sich bloss in Geldkapital
verwandeln. Wenn aber keine wirkliche Akkumulation, d. h. Steige-
rung der Produktion und Vermehrung der Produktionsmittel statt-
fände, was würde die Akkumulation von Schuldansprüchen in Geld-
form auf diese Produktion nützen?

Die Steigerung des "Werths des Kapitals", die aus hoher Profit-
rate folgt, wirft Overstone zusammen mit der Steigerung, die aus
vermehrter Nachfrage nach Geldkapital folgt. Diese Nachfrage
mag steigen aus Ursachen, die ganz unabhängig von der Profit-
rate sind. Er selbst führt als Beispiel an, dass sie 1847 stieg in
Folge von Entwerthung des Realkapitals. Je nachdem es ihm
passt, bezieht er den Werth des Kapitals auf Realkapital oder auf
Geldkapital.

Die Unredlichkeit unsers Banklords, zusammen mit seinem bor-
nirten Bankierstandpunkt, den er didaktisch zuspitzt, zeigt sich
weiter in Folgendem: 3728. (Frage.) "Sie sagten, dass nach Ihrer
Ansicht die Diskontorate für den Kaufmann von keiner wesent-
lichen Bedeutung ist; wollen Sie gütigst sagen was Sie als die
gewöhnliche Profitrate ansehn?" Dies zu beantworten erklärt Herr
Overstone für "unmöglich". 3729. "Angenommen die Durch-
schnittsprofitrate sei 7--10 %; so muss eine Änderung in der Dis-
kontorate von 2 % auf 7 oder 8 % die Profitrate wesentlich
afficiren, nicht wahr?" [Die Frage selbst wirft die Rate des Unter-
nehmergewinns und die Profitrate zusammen und übersieht, dass

Bankier unter der „enormen Nachfrage nach Kapital“ versteht.
Es ist sicher nicht die Ausdehnung der blossen Nachfrage nach
Kapital, die den Exporthandel von 45 auf 120 Millionen hob. Und
was versteht Overstone weiter darunter, wenn er sagt, dass die
vom Krimkrieg aufgefressnen jährlichen Ersparnisse des Landes die
natürliche Quelle der Zufuhr für diese grosse Nachfrage bilden?
Erstens, womit akkumulirte denn England von 1792—1815, was
ein ganz andrer Krieg war als der kleine Krimkrieg? Zweitens,
wenn die natürliche Quelle vertrocknet, aus welcher Quelle floss
denn das Kapital? England hat bekanntlich nicht bei fremden
Nationen Vorschüsse genommen. Wenn es aber neben der natür-
lichen Quelle noch eine künstliche gibt, so wäre das ja eine aller-
liebste Methode für eine Nation, die natürliche Quelle im Krieg
und die künstliche Quelle im Geschäft zu verwenden. Wenn aber
nur das alte Geldkapital vorhanden war, konnte es durch hohen
Zinsfuss seine Wirksamkeit verdoppeln? Herr Overstone glaubt
offenbar, dass die jährlichen Ersparnisse des Landes (die aber in
diesem Fall angeblich konsumirt wurden) sich bloss in Geldkapital
verwandeln. Wenn aber keine wirkliche Akkumulation, d. h. Steige-
rung der Produktion und Vermehrung der Produktionsmittel statt-
fände, was würde die Akkumulation von Schuldansprüchen in Geld-
form auf diese Produktion nützen?

Die Steigerung des „Werths des Kapitals“, die aus hoher Profit-
rate folgt, wirft Overstone zusammen mit der Steigerung, die aus
vermehrter Nachfrage nach Geldkapital folgt. Diese Nachfrage
mag steigen aus Ursachen, die ganz unabhängig von der Profit-
rate sind. Er selbst führt als Beispiel an, dass sie 1847 stieg in
Folge von Entwerthung des Realkapitals. Je nachdem es ihm
passt, bezieht er den Werth des Kapitals auf Realkapital oder auf
Geldkapital.

Die Unredlichkeit unsers Banklords, zusammen mit seinem bor-
nirten Bankierstandpunkt, den er didaktisch zuspitzt, zeigt sich
weiter in Folgendem: 3728. (Frage.) „Sie sagten, dass nach Ihrer
Ansicht die Diskontorate für den Kaufmann von keiner wesent-
lichen Bedeutung ist; wollen Sie gütigst sagen was Sie als die
gewöhnliche Profitrate ansehn?“ Dies zu beantworten erklärt Herr
Overstone für „unmöglich“. 3729. „Angenommen die Durch-
schnittsprofitrate sei 7—10 %; so muss eine Änderung in der Dis-
kontorate von 2 % auf 7 oder 8 % die Profitrate wesentlich
afficiren, nicht wahr?“ [Die Frage selbst wirft die Rate des Unter-
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[410/0444] Bankier unter der „enormen Nachfrage nach Kapital“ versteht. Es ist sicher nicht die Ausdehnung der blossen Nachfrage nach Kapital, die den Exporthandel von 45 auf 120 Millionen hob. Und was versteht Overstone weiter darunter, wenn er sagt, dass die vom Krimkrieg aufgefressnen jährlichen Ersparnisse des Landes die natürliche Quelle der Zufuhr für diese grosse Nachfrage bilden? Erstens, womit akkumulirte denn England von 1792—1815, was ein ganz andrer Krieg war als der kleine Krimkrieg? Zweitens, wenn die natürliche Quelle vertrocknet, aus welcher Quelle floss denn das Kapital? England hat bekanntlich nicht bei fremden Nationen Vorschüsse genommen. Wenn es aber neben der natür- lichen Quelle noch eine künstliche gibt, so wäre das ja eine aller- liebste Methode für eine Nation, die natürliche Quelle im Krieg und die künstliche Quelle im Geschäft zu verwenden. Wenn aber nur das alte Geldkapital vorhanden war, konnte es durch hohen Zinsfuss seine Wirksamkeit verdoppeln? Herr Overstone glaubt offenbar, dass die jährlichen Ersparnisse des Landes (die aber in diesem Fall angeblich konsumirt wurden) sich bloss in Geldkapital verwandeln. Wenn aber keine wirkliche Akkumulation, d. h. Steige- rung der Produktion und Vermehrung der Produktionsmittel statt- fände, was würde die Akkumulation von Schuldansprüchen in Geld- form auf diese Produktion nützen? Die Steigerung des „Werths des Kapitals“, die aus hoher Profit- rate folgt, wirft Overstone zusammen mit der Steigerung, die aus vermehrter Nachfrage nach Geldkapital folgt. Diese Nachfrage mag steigen aus Ursachen, die ganz unabhängig von der Profit- rate sind. Er selbst führt als Beispiel an, dass sie 1847 stieg in Folge von Entwerthung des Realkapitals. Je nachdem es ihm passt, bezieht er den Werth des Kapitals auf Realkapital oder auf Geldkapital. Die Unredlichkeit unsers Banklords, zusammen mit seinem bor- nirten Bankierstandpunkt, den er didaktisch zuspitzt, zeigt sich weiter in Folgendem: 3728. (Frage.) „Sie sagten, dass nach Ihrer Ansicht die Diskontorate für den Kaufmann von keiner wesent- lichen Bedeutung ist; wollen Sie gütigst sagen was Sie als die gewöhnliche Profitrate ansehn?“ Dies zu beantworten erklärt Herr Overstone für „unmöglich“. 3729. „Angenommen die Durch- schnittsprofitrate sei 7—10 %; so muss eine Änderung in der Dis- kontorate von 2 % auf 7 oder 8 % die Profitrate wesentlich afficiren, nicht wahr?“ [Die Frage selbst wirft die Rate des Unter- nehmergewinns und die Profitrate zusammen und übersieht, dass

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/444>, abgerufen am 24.11.2024.