Wie auf der Höhe des Krachs sich ein allgemeines sauve qui peut ent- wickelt, darüber spricht sich im selben Bericht ein Kenner ersten Ranges aus, der würdige geriebene Quäker Samuel Gurney von Overend Gurney & Co.: "1262. Wenn eine Panik herrscht, so fragt ein Geschäftsmann sich nicht, wie hoch er seine Banknoten anlegen kann, oder ob er 1 oder 2 % beim Verkauf seiner Schatzscheine oder Dreiprozentigen verlieren wird. Ist er einmal unter dem Einfluss des Schreckens, so liegt ihm nichts an Gewinn oder Verlust; er bringt sich selbst in Sicherheit, die übrige Welt mag thun was sie will.
V. Ueber die wechselseitige Ueberführung zweier Märkte sagt Herr Alexander, Kaufmann im ostindischen Geschäft, vor dem Unterhaus-Aus- schuss über die Bankakte 1857 (citirt als B. C. 1857): "4330. Augenblick- lich, wenn ich in Manchester 6 Schill. auslege, bekomme ich 5 Schill. in Indien zurück; wenn ich 6 Schill. in Indien auslege, bekomme ich 5 Schill. in London zurück." Sodass also der indische Markt durch England, und der englische durch Indien gleichmäßig überführt worden ist. Und zwar war dies der Fall im Sommer 1857, kaum zehn Jahre nach der bittern Er- fahrung von 1847!
Sechsundzwanzigstes Kapitel. Akkumulation von Geldkapital; ihr Einfluss auf den Zinsfuss.
"In England findet eine beständige Akkumulation von zuschüssigem Reichthum statt, die die Tendenz hat schliesslich Geldform anzunehmen. Nach dem Wunsch Geld zu erwerben, ist aber der nächst dring- liche Wunsch der, sich seiner wieder zu entledigen durch irgend eine Art Anlage, die Zins oder Profit bringt; denn Geld als Geld bringt nichts ein. Wenn daher nicht, gleichzeitig mit diesem steten Zufluss von überschüssigem Kapital, eine allmälige und hinreichende Ausdehnung des Beschäftigungsfeldes dafür stattfindet, so müssen wir periodischen Akkumulationen von Anlage suchendem Geld aus- gesetzt sein, die je nach den Umständen von grössrer oder geringrer Bedeutung sind. Für eine lange Reihe von Jahren war die Staats- schuld das grosse Aufsaugemittel des überschüssigen Reichthums von England. Seitdem sie mit 1816 ihr Maximum erreicht hat und nicht länger aufsaugend wirkt, fand sich jedes Jahr eine Summe von mindestens 27 Millionen, die andre Anlagegelegenheit suchte. Zudem fanden verschiedne Kapitalrückzahlungen statt ... Unternehmungen, die zu ihrer Ausführung grosses Kapital bedürfen und von Zeit zu Zeit den Ueberschuss von unbeschäftigtem Kapital ableiten ... sind wenigstens in unserm Lande absolut nothwendig, um die periodischen Anhäufungen des überschüssigen Reichthums der Gesellschaft abzuführen, die in den gewöhnlichen Anlagezweigen keinen Raum finden können." (The Currency Question Reviewed, London 1845, p. 32.) Vom Jahre 1845 heisst es ebendaselbst
Wie auf der Höhe des Krachs sich ein allgemeines sauve qui peut ent- wickelt, darüber spricht sich im selben Bericht ein Kenner ersten Ranges aus, der würdige geriebene Quäker Samuel Gurney von Overend Gurney & Co.: „1262. Wenn eine Panik herrscht, so fragt ein Geschäftsmann sich nicht, wie hoch er seine Banknoten anlegen kann, oder ob er 1 oder 2 % beim Verkauf seiner Schatzscheine oder Dreiprozentigen verlieren wird. Ist er einmal unter dem Einfluss des Schreckens, so liegt ihm nichts an Gewinn oder Verlust; er bringt sich selbst in Sicherheit, die übrige Welt mag thun was sie will.
V. Ueber die wechselseitige Ueberführung zweier Märkte sagt Herr Alexander, Kaufmann im ostindischen Geschäft, vor dem Unterhaus-Aus- schuss über die Bankakte 1857 (citirt als B. C. 1857): „4330. Augenblick- lich, wenn ich in Manchester 6 Schill. auslege, bekomme ich 5 Schill. in Indien zurück; wenn ich 6 Schill. in Indien auslege, bekomme ich 5 Schill. in London zurück.“ Sodass also der indische Markt durch England, und der englische durch Indien gleichmäßig überführt worden ist. Und zwar war dies der Fall im Sommer 1857, kaum zehn Jahre nach der bittern Er- fahrung von 1847!
Sechsundzwanzigstes Kapitel. Akkumulation von Geldkapital; ihr Einfluss auf den Zinsfuss.
„In England findet eine beständige Akkumulation von zuschüssigem Reichthum statt, die die Tendenz hat schliesslich Geldform anzunehmen. Nach dem Wunsch Geld zu erwerben, ist aber der nächst dring- liche Wunsch der, sich seiner wieder zu entledigen durch irgend eine Art Anlage, die Zins oder Profit bringt; denn Geld als Geld bringt nichts ein. Wenn daher nicht, gleichzeitig mit diesem steten Zufluss von überschüssigem Kapital, eine allmälige und hinreichende Ausdehnung des Beschäftigungsfeldes dafür stattfindet, so müssen wir periodischen Akkumulationen von Anlage suchendem Geld aus- gesetzt sein, die je nach den Umständen von grössrer oder geringrer Bedeutung sind. Für eine lange Reihe von Jahren war die Staats- schuld das grosse Aufsaugemittel des überschüssigen Reichthums von England. Seitdem sie mit 1816 ihr Maximum erreicht hat und nicht länger aufsaugend wirkt, fand sich jedes Jahr eine Summe von mindestens 27 Millionen, die andre Anlagegelegenheit suchte. Zudem fanden verschiedne Kapitalrückzahlungen statt … Unternehmungen, die zu ihrer Ausführung grosses Kapital bedürfen und von Zeit zu Zeit den Ueberschuss von unbeschäftigtem Kapital ableiten … sind wenigstens in unserm Lande absolut nothwendig, um die periodischen Anhäufungen des überschüssigen Reichthums der Gesellschaft abzuführen, die in den gewöhnlichen Anlagezweigen keinen Raum finden können.“ (The Currency Question Reviewed, London 1845, p. 32.) Vom Jahre 1845 heisst es ebendaselbst
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Wie auf der Höhe des Krachs sich ein allgemeines sauve qui peut ent-
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aus, der würdige geriebene Quäker Samuel Gurney von Overend Gurney
& Co.: „1262. Wenn eine Panik herrscht, so fragt ein Geschäftsmann sich
nicht, wie hoch er seine Banknoten anlegen kann, oder ob er 1 oder 2 %
beim Verkauf seiner Schatzscheine oder Dreiprozentigen verlieren wird. Ist
er einmal unter dem Einfluss des Schreckens, so liegt ihm nichts an Gewinn
oder Verlust; er bringt sich selbst in Sicherheit, die übrige Welt mag thun
was sie will.
V. Ueber die wechselseitige Ueberführung zweier Märkte sagt Herr
Alexander, Kaufmann im ostindischen Geschäft, vor dem Unterhaus-Aus-
schuss über die Bankakte 1857 (citirt als B. C. 1857): „4330. Augenblick-
lich, wenn ich in Manchester 6 Schill. auslege, bekomme ich 5 Schill. in
Indien zurück; wenn ich 6 Schill. in Indien auslege, bekomme ich 5 Schill.
in London zurück.“ Sodass also der indische Markt durch England, und
der englische durch Indien gleichmäßig überführt worden ist. Und zwar
war dies der Fall im Sommer 1857, kaum zehn Jahre nach der bittern Er-
fahrung von 1847!
Sechsundzwanzigstes Kapitel.
Akkumulation von Geldkapital; ihr Einfluss auf den Zinsfuss.
„In England findet eine beständige Akkumulation von zuschüssigem
Reichthum statt, die die Tendenz hat schliesslich Geldform anzunehmen.
Nach dem Wunsch Geld zu erwerben, ist aber der nächst dring-
liche Wunsch der, sich seiner wieder zu entledigen durch irgend
eine Art Anlage, die Zins oder Profit bringt; denn Geld als Geld
bringt nichts ein. Wenn daher nicht, gleichzeitig mit diesem steten
Zufluss von überschüssigem Kapital, eine allmälige und hinreichende
Ausdehnung des Beschäftigungsfeldes dafür stattfindet, so müssen
wir periodischen Akkumulationen von Anlage suchendem Geld aus-
gesetzt sein, die je nach den Umständen von grössrer oder geringrer
Bedeutung sind. Für eine lange Reihe von Jahren war die Staats-
schuld das grosse Aufsaugemittel des überschüssigen Reichthums
von England. Seitdem sie mit 1816 ihr Maximum erreicht hat
und nicht länger aufsaugend wirkt, fand sich jedes Jahr eine
Summe von mindestens 27 Millionen, die andre Anlagegelegenheit
suchte. Zudem fanden verschiedne Kapitalrückzahlungen statt …
Unternehmungen, die zu ihrer Ausführung grosses Kapital bedürfen
und von Zeit zu Zeit den Ueberschuss von unbeschäftigtem Kapital
ableiten … sind wenigstens in unserm Lande absolut nothwendig,
um die periodischen Anhäufungen des überschüssigen Reichthums
der Gesellschaft abzuführen, die in den gewöhnlichen Anlagezweigen
keinen Raum finden können.“ (The Currency Question Reviewed,
London 1845, p. 32.) Vom Jahre 1845 heisst es ebendaselbst
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/433>, abgerufen am 24.11.2024.
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