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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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Fünfundzwanzigstes Kapitel.
Kredit und fiktives Kapital.

Die eingehende Analyse des Kreditwesens und der Instrumente,
die es sich schafft (Kreditgeld u. s. w.), liegt ausserhalb unsers
Planes. Es sind hier nur einige wenige Punkte hervorzuheben,
nothwendig zur Charakteristik der kapitalistischen Produktions-
weise überhaupt. Wir haben es dabei nur mit dem kommerziellen
und Bankier-Kredit zu thun. Der Zusammenhang zwischen dessen
Entwicklung und der des öffentlichen Kredits bleibt ausser Betracht.

Ich habe früher (Buch I, Kap. III, 3, b) gezeigt, wie sich aus
der einfachen Waarencirkulation die Funktion des Geldes als
Zahlungsmittel und damit ein Verhältniss von Gläubiger und
Schuldner unter den Waarenproducenten und Waarenhändlern bildet.
Mit der Entwicklung des Handels und der kapitalistischen Pro-
duktionsweise, die nur mit Rücksicht auf die Cirkulation produ-
cirt, wird diese naturwüchsige Grundlage des Kreditsystems er-
weitert, verallgemeinert, ausgearbeitet. Im Grossen und Ganzen
fungirt das Geld hier nur als Zahlungsmittel, d. h. die Waare wird
verkauft nicht gegen Geld, sondern gegen ein schriftliches Ver-
sprechen der Zahlung an einem bestimmten Termin. Diese Zah-
lungsversprechen können wir der Kürze halber sämmtlich unter
der allgemeinen Kategorie von Wechseln zusammenfassen. Bis zu
ihrem Verfall- und Zahlungstage cirkuliren solche Wechsel selbst
wieder als Zahlungsmittel; und sie bilden das eigentliche Handels-
geld. Soweit sie schliesslich durch Ausgleichung von Forde-
rung und Schuld sich aufheben, fungiren sie absolut als Geld,
indem dann keine schliessliche Verwandlung in Geld stattfindet.
Wie diese wechselseitigen Vorschüsse der Producenten und Kauf-
leute unter einander die eigentliche Grundlage des Kredits bilden,
so bildet deren Cirkulationsinstrument, der Wechsel, die Basis
des eigentlichen Kreditgelds, der Banknoten u. s. w. Diese be-
ruhen nicht auf der Geldcirkulation, sei es von metallischem Geld
oder von Staatspapiergeld, sondern auf der Wechselcirkulation.

W. Leatham (Bankier in Yorkshire) Letters on the Currency, 2nd edit.
London 1840: "Ich finde, dass der Gesammtbetrag der Wechsel für das ganze
Jahr 1839 war 528493842 £" [er nimmt die ausländischen Wechsel auf un-
gefähr 1/5 des Ganzen an] "und der Betrag der im selben Jahr gleichzeitig
laufenden Wechsel 132123460 £" (p. 56) "Die Wechsel sind ein Bestand-
theil der Cirkulation von grösserm Betrag als alles übrige zusammengenommen."
(p. 3.) -- "Dieser enorme Ueberbau von Wechseln ruht (!) auf der Grundlage
gebildet durch den Betrag der Banknoten und des Goldes; und wenn im
Lauf der Ereignisse diese Grundlage sich zu sehr verengert, geräth ihre
Solidität und selbst ihre Existenz in Gefahr." (p. 8.) -- "Schätzt man die

Fünfundzwanzigstes Kapitel.
Kredit und fiktives Kapital.

Die eingehende Analyse des Kreditwesens und der Instrumente,
die es sich schafft (Kreditgeld u. s. w.), liegt ausserhalb unsers
Planes. Es sind hier nur einige wenige Punkte hervorzuheben,
nothwendig zur Charakteristik der kapitalistischen Produktions-
weise überhaupt. Wir haben es dabei nur mit dem kommerziellen
und Bankier-Kredit zu thun. Der Zusammenhang zwischen dessen
Entwicklung und der des öffentlichen Kredits bleibt ausser Betracht.

Ich habe früher (Buch I, Kap. III, 3, b) gezeigt, wie sich aus
der einfachen Waarencirkulation die Funktion des Geldes als
Zahlungsmittel und damit ein Verhältniss von Gläubiger und
Schuldner unter den Waarenproducenten und Waarenhändlern bildet.
Mit der Entwicklung des Handels und der kapitalistischen Pro-
duktionsweise, die nur mit Rücksicht auf die Cirkulation produ-
cirt, wird diese naturwüchsige Grundlage des Kreditsystems er-
weitert, verallgemeinert, ausgearbeitet. Im Grossen und Ganzen
fungirt das Geld hier nur als Zahlungsmittel, d. h. die Waare wird
verkauft nicht gegen Geld, sondern gegen ein schriftliches Ver-
sprechen der Zahlung an einem bestimmten Termin. Diese Zah-
lungsversprechen können wir der Kürze halber sämmtlich unter
der allgemeinen Kategorie von Wechseln zusammenfassen. Bis zu
ihrem Verfall- und Zahlungstage cirkuliren solche Wechsel selbst
wieder als Zahlungsmittel; und sie bilden das eigentliche Handels-
geld. Soweit sie schliesslich durch Ausgleichung von Forde-
rung und Schuld sich aufheben, fungiren sie absolut als Geld,
indem dann keine schliessliche Verwandlung in Geld stattfindet.
Wie diese wechselseitigen Vorschüsse der Producenten und Kauf-
leute unter einander die eigentliche Grundlage des Kredits bilden,
so bildet deren Cirkulationsinstrument, der Wechsel, die Basis
des eigentlichen Kreditgelds, der Banknoten u. s. w. Diese be-
ruhen nicht auf der Geldcirkulation, sei es von metallischem Geld
oder von Staatspapiergeld, sondern auf der Wechselcirkulation.

W. Leatham (Bankier in Yorkshire) Letters on the Currency, 2nd edit.
London 1840: „Ich finde, dass der Gesammtbetrag der Wechsel für das ganze
Jahr 1839 war 528493842 £“ [er nimmt die ausländischen Wechsel auf un-
gefähr ⅕ des Ganzen an] „und der Betrag der im selben Jahr gleichzeitig
laufenden Wechsel 132123460 £“ (p. 56) „Die Wechsel sind ein Bestand-
theil der Cirkulation von grösserm Betrag als alles übrige zusammengenommen.“
(p. 3.) — „Dieser enorme Ueberbau von Wechseln ruht (!) auf der Grundlage
gebildet durch den Betrag der Banknoten und des Goldes; und wenn im
Lauf der Ereignisse diese Grundlage sich zu sehr verengert, geräth ihre
Solidität und selbst ihre Existenz in Gefahr.“ (p. 8.) — „Schätzt man die

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[386/0420] Fünfundzwanzigstes Kapitel. Kredit und fiktives Kapital. Die eingehende Analyse des Kreditwesens und der Instrumente, die es sich schafft (Kreditgeld u. s. w.), liegt ausserhalb unsers Planes. Es sind hier nur einige wenige Punkte hervorzuheben, nothwendig zur Charakteristik der kapitalistischen Produktions- weise überhaupt. Wir haben es dabei nur mit dem kommerziellen und Bankier-Kredit zu thun. Der Zusammenhang zwischen dessen Entwicklung und der des öffentlichen Kredits bleibt ausser Betracht. Ich habe früher (Buch I, Kap. III, 3, b) gezeigt, wie sich aus der einfachen Waarencirkulation die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel und damit ein Verhältniss von Gläubiger und Schuldner unter den Waarenproducenten und Waarenhändlern bildet. Mit der Entwicklung des Handels und der kapitalistischen Pro- duktionsweise, die nur mit Rücksicht auf die Cirkulation produ- cirt, wird diese naturwüchsige Grundlage des Kreditsystems er- weitert, verallgemeinert, ausgearbeitet. Im Grossen und Ganzen fungirt das Geld hier nur als Zahlungsmittel, d. h. die Waare wird verkauft nicht gegen Geld, sondern gegen ein schriftliches Ver- sprechen der Zahlung an einem bestimmten Termin. Diese Zah- lungsversprechen können wir der Kürze halber sämmtlich unter der allgemeinen Kategorie von Wechseln zusammenfassen. Bis zu ihrem Verfall- und Zahlungstage cirkuliren solche Wechsel selbst wieder als Zahlungsmittel; und sie bilden das eigentliche Handels- geld. Soweit sie schliesslich durch Ausgleichung von Forde- rung und Schuld sich aufheben, fungiren sie absolut als Geld, indem dann keine schliessliche Verwandlung in Geld stattfindet. Wie diese wechselseitigen Vorschüsse der Producenten und Kauf- leute unter einander die eigentliche Grundlage des Kredits bilden, so bildet deren Cirkulationsinstrument, der Wechsel, die Basis des eigentlichen Kreditgelds, der Banknoten u. s. w. Diese be- ruhen nicht auf der Geldcirkulation, sei es von metallischem Geld oder von Staatspapiergeld, sondern auf der Wechselcirkulation. W. Leatham (Bankier in Yorkshire) Letters on the Currency, 2nd edit. London 1840: „Ich finde, dass der Gesammtbetrag der Wechsel für das ganze Jahr 1839 war 528493842 £“ [er nimmt die ausländischen Wechsel auf un- gefähr ⅕ des Ganzen an] „und der Betrag der im selben Jahr gleichzeitig laufenden Wechsel 132123460 £“ (p. 56) „Die Wechsel sind ein Bestand- theil der Cirkulation von grösserm Betrag als alles übrige zusammengenommen.“ (p. 3.) — „Dieser enorme Ueberbau von Wechseln ruht (!) auf der Grundlage gebildet durch den Betrag der Banknoten und des Goldes; und wenn im Lauf der Ereignisse diese Grundlage sich zu sehr verengert, geräth ihre Solidität und selbst ihre Existenz in Gefahr.“ (p. 8.) — „Schätzt man die

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/420>, abgerufen am 24.11.2024.