Arbeit die exploitirt wird. Auf den Zins fällt die gesellschaftliche Form des Kapitals, aber in einer neutralen und indifferenten Form ausgedrückt; auf den Unternehmergewinn fällt die ökonomische Funktion des Kapitals, aber von dem bestimmten, kapitalistischen Charakter dieser Funktion abstrahirt.
Es geht hier im Bewusstsein des Kapitalisten ganz dasselbe vor, wie bei den im Abschn. II dieses Buchs angedeuteten Kompen- sationsgründen in der Ausgleichung zum Durchschnittsprofit. Diese Kompensationsgründe, die bestimmend in die Vertheilung des Mehr- werths eingehn, verdrehen sich in der kapitalistischen Vorstellungs- weise in Entstehungsgründe und (subjektive) Rechtfertigungsgründe des Profits selbst.
Die Vorstellung des Unternehmergewinns als Aufsichtslohns der Arbeit, die aus seinem Gegensatz zum Zins entsteht, findet weitern Halt darin, dass in der That ein Theil des Profits als Arbeitslohn abgesondert werden kann und sich wirklich absondert, oder viel- mehr umgekehrt, dass ein Theil des Arbeitslohns, auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise, als integrirender Bestandtheil des Profits erscheint. Dieser Theil, wie schon A. Smith richtig herausfand, stellt sich rein dar, selbständig und gänzlich getrennt einerseits vom Profit (als Summe von Zins und Unternehmergewinn) andrerseits von dem Theil des Profits, der nach Abzug des Zinses als sogenannter Unternehmergewinn übrig bleibt, in dem Gehalt des Dirigenten in solchen Geschäftszweigen, deren Ausdehnung u. s. w. hinreichende Theilung der Arbeit erlaubt, um besondren Arbeitslohn für einen Dirigenten zu gestatten.
Die Arbeit der Oberaufsicht und Leitung entspringt nothwendig überall, wo der unmittelbare Produktionsprocess die Gestalt eines gesellschaftlich kombinirten Processes hat, und nicht als vereinzelte Arbeit der selbständigen Producenten auftritt.73) Sie ist aber dop- pelter Natur.
Einerseits in allen Arbeiten, worin viele Individuen kooperiren, stellt sich nothwendig der Zusammenhang und die Einheit des Processes in einem kommandirenden Willen dar, und in Funktionen, die nicht die Theilarbeiten, sondern die Gesammtthätigkeit der Werkstatt betreffen, wie bei dem Direktor eines Orchesters. Es ist dies eine produktive Arbeit, die verrichtet werden muss in jeder kombinirten Produktionsweise.
73) "Superintendence is here (beim bäuerlichen Grundbesitzer) completely dispensed with." (J. E. Cairnes, The Slave Power. London 1862. p. 48.)
Marx, Kapital III. 24
Arbeit die exploitirt wird. Auf den Zins fällt die gesellschaftliche Form des Kapitals, aber in einer neutralen und indifferenten Form ausgedrückt; auf den Unternehmergewinn fällt die ökonomische Funktion des Kapitals, aber von dem bestimmten, kapitalistischen Charakter dieser Funktion abstrahirt.
Es geht hier im Bewusstsein des Kapitalisten ganz dasselbe vor, wie bei den im Abschn. II dieses Buchs angedeuteten Kompen- sationsgründen in der Ausgleichung zum Durchschnittsprofit. Diese Kompensationsgründe, die bestimmend in die Vertheilung des Mehr- werths eingehn, verdrehen sich in der kapitalistischen Vorstellungs- weise in Entstehungsgründe und (subjektive) Rechtfertigungsgründe des Profits selbst.
Die Vorstellung des Unternehmergewinns als Aufsichtslohns der Arbeit, die aus seinem Gegensatz zum Zins entsteht, findet weitern Halt darin, dass in der That ein Theil des Profits als Arbeitslohn abgesondert werden kann und sich wirklich absondert, oder viel- mehr umgekehrt, dass ein Theil des Arbeitslohns, auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise, als integrirender Bestandtheil des Profits erscheint. Dieser Theil, wie schon A. Smith richtig herausfand, stellt sich rein dar, selbständig und gänzlich getrennt einerseits vom Profit (als Summe von Zins und Unternehmergewinn) andrerseits von dem Theil des Profits, der nach Abzug des Zinses als sogenannter Unternehmergewinn übrig bleibt, in dem Gehalt des Dirigenten in solchen Geschäftszweigen, deren Ausdehnung u. s. w. hinreichende Theilung der Arbeit erlaubt, um besondren Arbeitslohn für einen Dirigenten zu gestatten.
Die Arbeit der Oberaufsicht und Leitung entspringt nothwendig überall, wo der unmittelbare Produktionsprocess die Gestalt eines gesellschaftlich kombinirten Processes hat, und nicht als vereinzelte Arbeit der selbständigen Producenten auftritt.73) Sie ist aber dop- pelter Natur.
Einerseits in allen Arbeiten, worin viele Individuen kooperiren, stellt sich nothwendig der Zusammenhang und die Einheit des Processes in einem kommandirenden Willen dar, und in Funktionen, die nicht die Theilarbeiten, sondern die Gesammtthätigkeit der Werkstatt betreffen, wie bei dem Direktor eines Orchesters. Es ist dies eine produktive Arbeit, die verrichtet werden muss in jeder kombinirten Produktionsweise.
73) „Superintendence is here (beim bäuerlichen Grundbesitzer) completely dispensed with.“ (J. E. Cairnes, The Slave Power. London 1862. p. 48.)
Marx, Kapital III. 24
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0403"n="369"/>
Arbeit die exploitirt wird. Auf den Zins fällt die gesellschaftliche<lb/>
Form des Kapitals, aber in einer neutralen und indifferenten Form<lb/>
ausgedrückt; auf den Unternehmergewinn fällt die ökonomische<lb/>
Funktion des Kapitals, aber von dem bestimmten, kapitalistischen<lb/>
Charakter dieser Funktion abstrahirt.</p><lb/><p>Es geht hier im Bewusstsein des Kapitalisten ganz dasselbe vor,<lb/>
wie bei den im Abschn. II dieses Buchs angedeuteten Kompen-<lb/>
sationsgründen in der Ausgleichung zum Durchschnittsprofit. Diese<lb/>
Kompensationsgründe, die bestimmend in die Vertheilung des Mehr-<lb/>
werths eingehn, verdrehen sich in der kapitalistischen Vorstellungs-<lb/>
weise in Entstehungsgründe und (subjektive) Rechtfertigungsgründe<lb/>
des Profits selbst.</p><lb/><p>Die Vorstellung des Unternehmergewinns als Aufsichtslohns der<lb/>
Arbeit, die aus seinem Gegensatz zum Zins entsteht, findet weitern<lb/>
Halt darin, dass in der That ein Theil des Profits als Arbeitslohn<lb/>
abgesondert werden kann und sich wirklich absondert, oder viel-<lb/>
mehr umgekehrt, dass ein Theil des Arbeitslohns, auf Basis der<lb/>
kapitalistischen Produktionsweise, als integrirender Bestandtheil<lb/>
des Profits erscheint. Dieser Theil, wie schon A. Smith richtig<lb/>
herausfand, stellt sich rein dar, selbständig und gänzlich getrennt<lb/>
einerseits vom Profit (als Summe von Zins und Unternehmergewinn)<lb/>
andrerseits von dem Theil des Profits, der nach Abzug des Zinses<lb/>
als sogenannter Unternehmergewinn übrig bleibt, in dem Gehalt<lb/>
des Dirigenten in solchen Geschäftszweigen, deren Ausdehnung<lb/>
u. s. w. hinreichende Theilung der Arbeit erlaubt, um besondren<lb/>
Arbeitslohn für einen Dirigenten zu gestatten.</p><lb/><p>Die Arbeit der Oberaufsicht und Leitung entspringt nothwendig<lb/>
überall, wo der unmittelbare Produktionsprocess die Gestalt eines<lb/>
gesellschaftlich kombinirten Processes hat, und nicht als vereinzelte<lb/>
Arbeit der selbständigen Producenten auftritt.<noteplace="foot"n="73)">„Superintendence is here (beim bäuerlichen Grundbesitzer) completely<lb/>
dispensed with.“ (J. E. Cairnes, The Slave Power. London 1862. p. 48.)</note> Sie ist aber dop-<lb/>
pelter Natur.</p><lb/><p>Einerseits in allen Arbeiten, worin viele Individuen kooperiren,<lb/>
stellt sich nothwendig der Zusammenhang und die Einheit des<lb/>
Processes in einem kommandirenden Willen dar, und in Funktionen,<lb/>
die nicht die Theilarbeiten, sondern die Gesammtthätigkeit der<lb/>
Werkstatt betreffen, wie bei dem Direktor eines Orchesters. Es<lb/>
ist dies eine produktive Arbeit, die verrichtet werden muss in jeder<lb/>
kombinirten Produktionsweise.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Marx</hi>, Kapital III. 24</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[369/0403]
Arbeit die exploitirt wird. Auf den Zins fällt die gesellschaftliche
Form des Kapitals, aber in einer neutralen und indifferenten Form
ausgedrückt; auf den Unternehmergewinn fällt die ökonomische
Funktion des Kapitals, aber von dem bestimmten, kapitalistischen
Charakter dieser Funktion abstrahirt.
Es geht hier im Bewusstsein des Kapitalisten ganz dasselbe vor,
wie bei den im Abschn. II dieses Buchs angedeuteten Kompen-
sationsgründen in der Ausgleichung zum Durchschnittsprofit. Diese
Kompensationsgründe, die bestimmend in die Vertheilung des Mehr-
werths eingehn, verdrehen sich in der kapitalistischen Vorstellungs-
weise in Entstehungsgründe und (subjektive) Rechtfertigungsgründe
des Profits selbst.
Die Vorstellung des Unternehmergewinns als Aufsichtslohns der
Arbeit, die aus seinem Gegensatz zum Zins entsteht, findet weitern
Halt darin, dass in der That ein Theil des Profits als Arbeitslohn
abgesondert werden kann und sich wirklich absondert, oder viel-
mehr umgekehrt, dass ein Theil des Arbeitslohns, auf Basis der
kapitalistischen Produktionsweise, als integrirender Bestandtheil
des Profits erscheint. Dieser Theil, wie schon A. Smith richtig
herausfand, stellt sich rein dar, selbständig und gänzlich getrennt
einerseits vom Profit (als Summe von Zins und Unternehmergewinn)
andrerseits von dem Theil des Profits, der nach Abzug des Zinses
als sogenannter Unternehmergewinn übrig bleibt, in dem Gehalt
des Dirigenten in solchen Geschäftszweigen, deren Ausdehnung
u. s. w. hinreichende Theilung der Arbeit erlaubt, um besondren
Arbeitslohn für einen Dirigenten zu gestatten.
Die Arbeit der Oberaufsicht und Leitung entspringt nothwendig
überall, wo der unmittelbare Produktionsprocess die Gestalt eines
gesellschaftlich kombinirten Processes hat, und nicht als vereinzelte
Arbeit der selbständigen Producenten auftritt. 73) Sie ist aber dop-
pelter Natur.
Einerseits in allen Arbeiten, worin viele Individuen kooperiren,
stellt sich nothwendig der Zusammenhang und die Einheit des
Processes in einem kommandirenden Willen dar, und in Funktionen,
die nicht die Theilarbeiten, sondern die Gesammtthätigkeit der
Werkstatt betreffen, wie bei dem Direktor eines Orchesters. Es
ist dies eine produktive Arbeit, die verrichtet werden muss in jeder
kombinirten Produktionsweise.
73) „Superintendence is here (beim bäuerlichen Grundbesitzer) completely
dispensed with.“ (J. E. Cairnes, The Slave Power. London 1862. p. 48.)
Marx, Kapital III. 24
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/403>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.