Fünfter Abschnitt. Spaltung des Profits in Zins und Unternehmergewinn. Das zinstragende Kapital.
Einundzwanzigstes Kapitel. Das zinstragende Kapital.
Bei der ersten Betrachtung der allgemeinen oder Durchschnitts- profitrate (Abschnitt II dieses Buchs) hatten wir diese letztre noch nicht in ihrer fertigen Gestalt vor uns, indem die Ausgleichung noch bloss als Ausgleichung der in verschiednen Sphären ange- legten industriellen Kapitale erschien. Dies wurde ergänzt im vorigen Abschnitt, wo die Theilnahme des Handelskapitals an dieser Ausgleichung und der merkantile Profit erörtert ward. Die allgemeine Profitrate und der Durchschnittsprofit stellten sich jetzt innerhalb engerer Grenzen dar als vorher. Im Fortgang der Ent- wicklung ist im Auge zu halten, dass wenn wir fernerhin von all- gemeiner Profitrate oder Durchschnittsprofit sprechen, dies in der letztren Fassung geschieht, also bloss mit Bezug auf die fertige Gestalt der Durchschnittsrate. Da diese nunmehr für das indu- strielle und merkantile Kapital dieselbe ist, ist es auch nicht weiter nöthig, soweit es sich nur um diesen Durchschnittsprofit handelt, einen Unterschied zwischen industriellem und kommerziellem Profit zu machen. Ob das Kapital innerhalb der Produktionssphäre indu- striell oder in der Cirkulationssphäre merkantil angelegt, es wirft pro rata seiner Grösse denselben jährlichen Durchschnittsprofit ab.
Geld -- hier genommen als selbständiger Ausdruck einer Werth- summe, ob sie thatsächlich in Geld oder Waaren existire -- kann auf Grundlage der kapitalistischen Produktion in Kapital verwandelt werden, und wird durch diese Verwandlung aus einem gegebnen Werth zu einem sich selbst verwerthenden, sich vermehrenden Werth. Es producirt Profit, d. h. es befähigt den Kapitalisten, ein be- stimmtes Quantum unbezahlter Arbeit, Mehrprodukt und Mehr- werth, aus den Arbeitern herauszuziehn und sich anzueignen. Da- mit erhält es, ausser dem Gebrauchswerth, den es als Geld besitzt, einen zusätzlichen Gebrauchswerth, nämlich den, als Kapital zu fungiren. Sein Gebrauchswerth besteht hier eben in dem Profit, den es, in Kapital verwandelt, producirt. In dieser Eigenschaft
Fünfter Abschnitt. Spaltung des Profits in Zins und Unternehmergewinn. Das zinstragende Kapital.
Einundzwanzigstes Kapitel. Das zinstragende Kapital.
Bei der ersten Betrachtung der allgemeinen oder Durchschnitts- profitrate (Abschnitt II dieses Buchs) hatten wir diese letztre noch nicht in ihrer fertigen Gestalt vor uns, indem die Ausgleichung noch bloss als Ausgleichung der in verschiednen Sphären ange- legten industriellen Kapitale erschien. Dies wurde ergänzt im vorigen Abschnitt, wo die Theilnahme des Handelskapitals an dieser Ausgleichung und der merkantile Profit erörtert ward. Die allgemeine Profitrate und der Durchschnittsprofit stellten sich jetzt innerhalb engerer Grenzen dar als vorher. Im Fortgang der Ent- wicklung ist im Auge zu halten, dass wenn wir fernerhin von all- gemeiner Profitrate oder Durchschnittsprofit sprechen, dies in der letztren Fassung geschieht, also bloss mit Bezug auf die fertige Gestalt der Durchschnittsrate. Da diese nunmehr für das indu- strielle und merkantile Kapital dieselbe ist, ist es auch nicht weiter nöthig, soweit es sich nur um diesen Durchschnittsprofit handelt, einen Unterschied zwischen industriellem und kommerziellem Profit zu machen. Ob das Kapital innerhalb der Produktionssphäre indu- striell oder in der Cirkulationssphäre merkantil angelegt, es wirft pro rata seiner Grösse denselben jährlichen Durchschnittsprofit ab.
Geld — hier genommen als selbständiger Ausdruck einer Werth- summe, ob sie thatsächlich in Geld oder Waaren existire — kann auf Grundlage der kapitalistischen Produktion in Kapital verwandelt werden, und wird durch diese Verwandlung aus einem gegebnen Werth zu einem sich selbst verwerthenden, sich vermehrenden Werth. Es producirt Profit, d. h. es befähigt den Kapitalisten, ein be- stimmtes Quantum unbezahlter Arbeit, Mehrprodukt und Mehr- werth, aus den Arbeitern herauszuziehn und sich anzueignen. Da- mit erhält es, ausser dem Gebrauchswerth, den es als Geld besitzt, einen zusätzlichen Gebrauchswerth, nämlich den, als Kapital zu fungiren. Sein Gebrauchswerth besteht hier eben in dem Profit, den es, in Kapital verwandelt, producirt. In dieser Eigenschaft
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[[322]/0356]
Fünfter Abschnitt.
Spaltung des Profits in Zins und Unternehmergewinn.
Das zinstragende Kapital.
Einundzwanzigstes Kapitel.
Das zinstragende Kapital.
Bei der ersten Betrachtung der allgemeinen oder Durchschnitts-
profitrate (Abschnitt II dieses Buchs) hatten wir diese letztre noch
nicht in ihrer fertigen Gestalt vor uns, indem die Ausgleichung
noch bloss als Ausgleichung der in verschiednen Sphären ange-
legten industriellen Kapitale erschien. Dies wurde ergänzt im
vorigen Abschnitt, wo die Theilnahme des Handelskapitals an
dieser Ausgleichung und der merkantile Profit erörtert ward. Die
allgemeine Profitrate und der Durchschnittsprofit stellten sich jetzt
innerhalb engerer Grenzen dar als vorher. Im Fortgang der Ent-
wicklung ist im Auge zu halten, dass wenn wir fernerhin von all-
gemeiner Profitrate oder Durchschnittsprofit sprechen, dies in der
letztren Fassung geschieht, also bloss mit Bezug auf die fertige
Gestalt der Durchschnittsrate. Da diese nunmehr für das indu-
strielle und merkantile Kapital dieselbe ist, ist es auch nicht weiter
nöthig, soweit es sich nur um diesen Durchschnittsprofit handelt,
einen Unterschied zwischen industriellem und kommerziellem Profit
zu machen. Ob das Kapital innerhalb der Produktionssphäre indu-
striell oder in der Cirkulationssphäre merkantil angelegt, es wirft
pro rata seiner Grösse denselben jährlichen Durchschnittsprofit ab.
Geld — hier genommen als selbständiger Ausdruck einer Werth-
summe, ob sie thatsächlich in Geld oder Waaren existire — kann
auf Grundlage der kapitalistischen Produktion in Kapital verwandelt
werden, und wird durch diese Verwandlung aus einem gegebnen
Werth zu einem sich selbst verwerthenden, sich vermehrenden Werth.
Es producirt Profit, d. h. es befähigt den Kapitalisten, ein be-
stimmtes Quantum unbezahlter Arbeit, Mehrprodukt und Mehr-
werth, aus den Arbeitern herauszuziehn und sich anzueignen. Da-
mit erhält es, ausser dem Gebrauchswerth, den es als Geld besitzt,
einen zusätzlichen Gebrauchswerth, nämlich den, als Kapital zu
fungiren. Sein Gebrauchswerth besteht hier eben in dem Profit,
den es, in Kapital verwandelt, producirt. In dieser Eigenschaft
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. [322]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/356>, abgerufen am 24.11.2024.
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