Process anwenden kann, und er kann um so mehr davon anwenden, im Kaufen und Verkaufen, je grösser die unbezahlte Arbeit seiner Kommis. Die Funktion selbst, kraft deren sein Geld Kapital ist, lässt der kaufmännische Kapitalist grossentheils durch seine Arbeiter verrichten. Die unbezahlte Arbeit dieser Kommis, obgleich sie nicht Mehrwerth schafft, schafft ihm aber Aneignung von Mehr- werth, was für dies Kapital dem Resultat nach ganz dasselbe; sie ist also für es Quelle des Profits. Das kaufmännische Geschäft könnte sonst nie auf grosser Stufenleiter, nie kapitalistisch be- trieben werden.
Wie die unbezahlte Arbeit des Arbeiters dem produktiven Ka- pital direkt Mehrwerth, schafft die unbezahlte Arbeit der kommer- ziellen Lohnarbeiter dem Handelskapital einen Antheil an jenem Mehrwerth.
Die Schwierigkeit ist diese: Da die Arbeitszeit und Arbeit des Kaufmanns selbst keine Werth schaffende Arbeit ist obgleich sie ihm Antheil an bereits erzeugtem Mehrwerth schafft, wie verhält es sich mit dem variablen Kapital, das er auslegt im Ankauf von kommerzieller Arbeitskraft? Ist dies variable Kapital als Kosten- auslage zuzurechnen zum vorgeschossnen Kaufmannskapital? Wenn nicht, scheint dies zu widersprechen dem Gesetz der Ausgleichung der Profitrate; welcher Kapitalist würde 150 vorschiessen, wenn er nur 100 als vorgeschossnes Kapital berechnen könnte? Wenn doch, so scheint es dem Wesen des Handelskapitals zu wider- sprechen, da diese Kapitalsorte nicht dadurch als Kapital fungirt, dass sie, wie das industrielle Kapital, fremde Arbeit in Bewegung setzt, sondern dadurch, dass sie selbst arbeitet, d. h. die Funktionen des Kaufens und Verkaufens vollzieht, und gerade nur dafür und dadurch einen Theil des vom industriellen Kapital erzeugten Mehr- werths auf sich überträgt.
(Es sind also folgende Punkte zu untersuchen: Das variable Ka- pital des Kaufmanns; das Gesetz der nothwendigen Arbeit in der Cirkulation; wie die Kaufmannsarbeit den Werth ihres konstanten Kapitals forterhält; die Rolle des Kaufmannskapitals im gesammten Reproduktionsprocess; endlich die Verdoppelung in Waarenkapital und Geldkapital einerseits und in Waarenhandlungskapital und Geldhandlungskapital andrerseits.)
Besässe jeder Kaufmann nur soviel Kapital, als er persönlich fähig ist durch seine eigne Arbeit umzuschlagen, so fände eine unendliche Zer- splitterung des Kaufmannskapitals statt; diese Zersplitterung müsste im selben Maß wachsen, wie das produktive Kapital, im Fortgang der
Process anwenden kann, und er kann um so mehr davon anwenden, im Kaufen und Verkaufen, je grösser die unbezahlte Arbeit seiner Kommis. Die Funktion selbst, kraft deren sein Geld Kapital ist, lässt der kaufmännische Kapitalist grossentheils durch seine Arbeiter verrichten. Die unbezahlte Arbeit dieser Kommis, obgleich sie nicht Mehrwerth schafft, schafft ihm aber Aneignung von Mehr- werth, was für dies Kapital dem Resultat nach ganz dasselbe; sie ist also für es Quelle des Profits. Das kaufmännische Geschäft könnte sonst nie auf grosser Stufenleiter, nie kapitalistisch be- trieben werden.
Wie die unbezahlte Arbeit des Arbeiters dem produktiven Ka- pital direkt Mehrwerth, schafft die unbezahlte Arbeit der kommer- ziellen Lohnarbeiter dem Handelskapital einen Antheil an jenem Mehrwerth.
Die Schwierigkeit ist diese: Da die Arbeitszeit und Arbeit des Kaufmanns selbst keine Werth schaffende Arbeit ist obgleich sie ihm Antheil an bereits erzeugtem Mehrwerth schafft, wie verhält es sich mit dem variablen Kapital, das er auslegt im Ankauf von kommerzieller Arbeitskraft? Ist dies variable Kapital als Kosten- auslage zuzurechnen zum vorgeschossnen Kaufmannskapital? Wenn nicht, scheint dies zu widersprechen dem Gesetz der Ausgleichung der Profitrate; welcher Kapitalist würde 150 vorschiessen, wenn er nur 100 als vorgeschossnes Kapital berechnen könnte? Wenn doch, so scheint es dem Wesen des Handelskapitals zu wider- sprechen, da diese Kapitalsorte nicht dadurch als Kapital fungirt, dass sie, wie das industrielle Kapital, fremde Arbeit in Bewegung setzt, sondern dadurch, dass sie selbst arbeitet, d. h. die Funktionen des Kaufens und Verkaufens vollzieht, und gerade nur dafür und dadurch einen Theil des vom industriellen Kapital erzeugten Mehr- werths auf sich überträgt.
(Es sind also folgende Punkte zu untersuchen: Das variable Ka- pital des Kaufmanns; das Gesetz der nothwendigen Arbeit in der Cirkulation; wie die Kaufmannsarbeit den Werth ihres konstanten Kapitals forterhält; die Rolle des Kaufmannskapitals im gesammten Reproduktionsprocess; endlich die Verdoppelung in Waarenkapital und Geldkapital einerseits und in Waarenhandlungskapital und Geldhandlungskapital andrerseits.)
Besässe jeder Kaufmann nur soviel Kapital, als er persönlich fähig ist durch seine eigne Arbeit umzuschlagen, so fände eine unendliche Zer- splitterung des Kaufmannskapitals statt; diese Zersplitterung müsste im selben Maß wachsen, wie das produktive Kapital, im Fortgang der
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Process anwenden kann, und er kann um so mehr davon anwenden,
im Kaufen und Verkaufen, je grösser die unbezahlte Arbeit seiner
Kommis. Die Funktion selbst, kraft deren sein Geld Kapital ist,
lässt der kaufmännische Kapitalist grossentheils durch seine Arbeiter
verrichten. Die unbezahlte Arbeit dieser Kommis, obgleich sie
nicht Mehrwerth schafft, schafft ihm aber Aneignung von Mehr-
werth, was für dies Kapital dem Resultat nach ganz dasselbe; sie
ist also für es Quelle des Profits. Das kaufmännische Geschäft
könnte sonst nie auf grosser Stufenleiter, nie kapitalistisch be-
trieben werden.
Wie die unbezahlte Arbeit des Arbeiters dem produktiven Ka-
pital direkt Mehrwerth, schafft die unbezahlte Arbeit der kommer-
ziellen Lohnarbeiter dem Handelskapital einen Antheil an jenem
Mehrwerth.
Die Schwierigkeit ist diese: Da die Arbeitszeit und Arbeit des
Kaufmanns selbst keine Werth schaffende Arbeit ist obgleich sie
ihm Antheil an bereits erzeugtem Mehrwerth schafft, wie verhält
es sich mit dem variablen Kapital, das er auslegt im Ankauf von
kommerzieller Arbeitskraft? Ist dies variable Kapital als Kosten-
auslage zuzurechnen zum vorgeschossnen Kaufmannskapital? Wenn
nicht, scheint dies zu widersprechen dem Gesetz der Ausgleichung
der Profitrate; welcher Kapitalist würde 150 vorschiessen, wenn
er nur 100 als vorgeschossnes Kapital berechnen könnte? Wenn
doch, so scheint es dem Wesen des Handelskapitals zu wider-
sprechen, da diese Kapitalsorte nicht dadurch als Kapital fungirt,
dass sie, wie das industrielle Kapital, fremde Arbeit in Bewegung
setzt, sondern dadurch, dass sie selbst arbeitet, d. h. die Funktionen
des Kaufens und Verkaufens vollzieht, und gerade nur dafür und
dadurch einen Theil des vom industriellen Kapital erzeugten Mehr-
werths auf sich überträgt.
(Es sind also folgende Punkte zu untersuchen: Das variable Ka-
pital des Kaufmanns; das Gesetz der nothwendigen Arbeit in der
Cirkulation; wie die Kaufmannsarbeit den Werth ihres konstanten
Kapitals forterhält; die Rolle des Kaufmannskapitals im gesammten
Reproduktionsprocess; endlich die Verdoppelung in Waarenkapital
und Geldkapital einerseits und in Waarenhandlungskapital und
Geldhandlungskapital andrerseits.)
Besässe jeder Kaufmann nur soviel Kapital, als er persönlich fähig ist
durch seine eigne Arbeit umzuschlagen, so fände eine unendliche Zer-
splitterung des Kaufmannskapitals statt; diese Zersplitterung müsste
im selben Maß wachsen, wie das produktive Kapital, im Fortgang der
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/312>, abgerufen am 24.11.2024.
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