auf Grundlage des Werthgesetzes, bei Anwendung gleichen Kapitals und gleicher Zeit, aber ungleicher Mengen lebendiger Arbeit, aus der Veränderung der Rate des Mehrwerths eine gleiche Durch- schnittsprofitrate hervorgeht." (G. C. Stiebeling, das Werthgesetz und die Profitrate, New-York, John Heinrich.)
So schön und einleuchtend auch die obige Rechnung ist, so sind wir doch genöthigt, eine Frage an Herrn Dr. Stiebeling zu richten: Woher weiss er, dass die Summe des Mehrwerths, den Fabrik I produzirt, aufs Haar gleich ist der Summe des in Fabrik II erzeugten Mehrwerths? Von c, v, y und x, also von allen übrigen Faktoren der Rechnung sagt er uns ausdrücklich, dass sie für beide Fabriken gleiche Grösse haben, aber von m kein Wort. Daraus aber, dass er beide hier vorkommende Mengen Mehrwerth algebraisch mit m bezeichnet, folgt dies keineswegs. Es ist, da Herr Stiebeling auch den Profit p ohne Weiteres mit dem Mehr- werth indentificirt, vielmehr grade das, was bewiesen werden soll. Nun sind nur zwei Fälle möglich: entweder sind die beiden m gleich, jede Fabrik produzirt gleich viel Mehrwerth, also bei gleichem Gesammtkapital auch gleich viel Profit, und dann hat Herr Stiebeling von vornherein das schon vorausgesetzt, was er erst beweisen soll. Oder aber, die eine Fabrik produzirt eine grössere Summe Mehrwerth als die andre, und dann fällt seine ganze Rechnung dahin.
Herr Stiebeling hat weder Mühe noch Kosten gescheut, auf diesen seinen Rechenfehler ganze Berge von Rechnungen aufzu- bauen und dem Publikum zur Schau zu stellen. Ich kann ihm die beruhigende Versicherung geben, dass sie fast alle gleichmäßig unrichtig sind, und dass sie da, wo dies ausnahmsweise nicht der Fall ist, ganz etwas anders beweisen, als er beweisen will. So beweist er aus der Vergleichung der amerikanischen Censusberichte von 1870 und 1880 thatsächlich den Fall der Profitrate, erklärt ihn aber total falsch und meint, die Marx'sche Theorie einer sich immer gleichbleibenden, stabilen Profitrate durch die Praxis be- richtigen zu müssen. Nun folgt aber aus dem dritten Abschnitt des vorliegenden dritten Buchs, dass diese Marx'sche "feststehende Profitrate" ein reines Hirngespinnst ist, und dass die fallende Ten- denz der Profitrate auf Ursachen beruht, die den von Dr. Stiebeling
auf Grundlage des Werthgesetzes, bei Anwendung gleichen Kapitals und gleicher Zeit, aber ungleicher Mengen lebendiger Arbeit, aus der Veränderung der Rate des Mehrwerths eine gleiche Durch- schnittsprofitrate hervorgeht.“ (G. C. Stiebeling, das Werthgesetz und die Profitrate, New-York, John Heinrich.)
So schön und einleuchtend auch die obige Rechnung ist, so sind wir doch genöthigt, eine Frage an Herrn Dr. Stiebeling zu richten: Woher weiss er, dass die Summe des Mehrwerths, den Fabrik I produzirt, aufs Haar gleich ist der Summe des in Fabrik II erzeugten Mehrwerths? Von c, v, y und x, also von allen übrigen Faktoren der Rechnung sagt er uns ausdrücklich, dass sie für beide Fabriken gleiche Grösse haben, aber von m kein Wort. Daraus aber, dass er beide hier vorkommende Mengen Mehrwerth algebraisch mit m bezeichnet, folgt dies keineswegs. Es ist, da Herr Stiebeling auch den Profit p ohne Weiteres mit dem Mehr- werth indentificirt, vielmehr grade das, was bewiesen werden soll. Nun sind nur zwei Fälle möglich: entweder sind die beiden m gleich, jede Fabrik produzirt gleich viel Mehrwerth, also bei gleichem Gesammtkapital auch gleich viel Profit, und dann hat Herr Stiebeling von vornherein das schon vorausgesetzt, was er erst beweisen soll. Oder aber, die eine Fabrik produzirt eine grössere Summe Mehrwerth als die andre, und dann fällt seine ganze Rechnung dahin.
Herr Stiebeling hat weder Mühe noch Kosten gescheut, auf diesen seinen Rechenfehler ganze Berge von Rechnungen aufzu- bauen und dem Publikum zur Schau zu stellen. Ich kann ihm die beruhigende Versicherung geben, dass sie fast alle gleichmäßig unrichtig sind, und dass sie da, wo dies ausnahmsweise nicht der Fall ist, ganz etwas anders beweisen, als er beweisen will. So beweist er aus der Vergleichung der amerikanischen Censusberichte von 1870 und 1880 thatsächlich den Fall der Profitrate, erklärt ihn aber total falsch und meint, die Marx’sche Theorie einer sich immer gleichbleibenden, stabilen Profitrate durch die Praxis be- richtigen zu müssen. Nun folgt aber aus dem dritten Abschnitt des vorliegenden dritten Buchs, dass diese Marx’sche „feststehende Profitrate“ ein reines Hirngespinnst ist, und dass die fallende Ten- denz der Profitrate auf Ursachen beruht, die den von Dr. Stiebeling
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[XXIV/0030]
auf Grundlage des Werthgesetzes, bei Anwendung gleichen Kapitals
und gleicher Zeit, aber ungleicher Mengen lebendiger Arbeit, aus
der Veränderung der Rate des Mehrwerths eine gleiche Durch-
schnittsprofitrate hervorgeht.“ (G. C. Stiebeling, das Werthgesetz
und die Profitrate, New-York, John Heinrich.)
So schön und einleuchtend auch die obige Rechnung ist, so
sind wir doch genöthigt, eine Frage an Herrn Dr. Stiebeling zu
richten: Woher weiss er, dass die Summe des Mehrwerths, den
Fabrik I produzirt, aufs Haar gleich ist der Summe des in Fabrik II
erzeugten Mehrwerths? Von c, v, y und x, also von allen übrigen
Faktoren der Rechnung sagt er uns ausdrücklich, dass sie für
beide Fabriken gleiche Grösse haben, aber von m kein Wort.
Daraus aber, dass er beide hier vorkommende Mengen Mehrwerth
algebraisch mit m bezeichnet, folgt dies keineswegs. Es ist, da
Herr Stiebeling auch den Profit p ohne Weiteres mit dem Mehr-
werth indentificirt, vielmehr grade das, was bewiesen werden soll.
Nun sind nur zwei Fälle möglich: entweder sind die beiden m
gleich, jede Fabrik produzirt gleich viel Mehrwerth, also bei
gleichem Gesammtkapital auch gleich viel Profit, und dann hat
Herr Stiebeling von vornherein das schon vorausgesetzt, was er
erst beweisen soll. Oder aber, die eine Fabrik produzirt eine
grössere Summe Mehrwerth als die andre, und dann fällt seine
ganze Rechnung dahin.
Herr Stiebeling hat weder Mühe noch Kosten gescheut, auf
diesen seinen Rechenfehler ganze Berge von Rechnungen aufzu-
bauen und dem Publikum zur Schau zu stellen. Ich kann ihm
die beruhigende Versicherung geben, dass sie fast alle gleichmäßig
unrichtig sind, und dass sie da, wo dies ausnahmsweise nicht der
Fall ist, ganz etwas anders beweisen, als er beweisen will. So
beweist er aus der Vergleichung der amerikanischen Censusberichte
von 1870 und 1880 thatsächlich den Fall der Profitrate, erklärt
ihn aber total falsch und meint, die Marx’sche Theorie einer sich
immer gleichbleibenden, stabilen Profitrate durch die Praxis be-
richtigen zu müssen. Nun folgt aber aus dem dritten Abschnitt
des vorliegenden dritten Buchs, dass diese Marx’sche „feststehende
Profitrate“ ein reines Hirngespinnst ist, und dass die fallende Ten-
denz der Profitrate auf Ursachen beruht, die den von Dr. Stiebeling
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. XXIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/30>, abgerufen am 24.11.2024.
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