mittel, d. h. hinreichende Akkumulation von Kapital vorausgesetzt, keine andre Schranke als die Arbeiterbevölkerung, wenn die Rate des Mehrwerths, also der Exploitationsgrad der Arbeit; und keine andre Schranke als den Exploitationsgrad der Arbeit, wenn die Arbeiterbevölkerung gegeben ist. Und der kapitalistische Produk- tionsprocess besteht wesentlich in der Produktion von Mehrwerth, dargestellt in dem Mehrprodukt oder dem aliquoten Theil der producirten Waaren, worin unbezahlte Arbeit vergegenständlicht ist. Man muss es nie vergessen, dass die Produktion dieses Mehr- werths -- und die Rückverwandlung eines Theils desselben in Kapital, oder die Akkumulation, bildet einen integrirenden Theil dieser Produktion des Mehrwerths -- der unmittelbare Zweck und das bestimmende Motiv der kapitalistischen Produktion ist. Man darf diese daher nie darstellen als das, was sie nicht ist, nämlich als Produktion, die zu ihrem unmittelbaren Zweck den Genuss hat oder die Erzeugung von Genussmitteln für den Kapitalisten. Man sieht dabei ganz ab von ihrem specifischen Charakter, der sich in ihrer ganzen innern Kerngestalt darstellt.
Die Gewinnung dieses Mehrwerths bildet den unmittelbaren Pro- duktionsprocess, der wie gesagt keine andren Schranken als die oben angegebnen hat. Sobald das auspressbare Quantum Mehr- arbeit in Waaren vergegenständlicht ist, ist der Mehrwerth pro- ducirt. Aber mit dieser Produktion des Mehrwerths ist nur der erste Akt des kapitalistischen Produktionsprocesses, der unmittel- bare Produktionsprocess beendet. Das Kapital hat so und so viel unbezahlte Arbeit eingesaugt. Mit der Entwicklung des Processes, der sich im Fall der Profitrate ausdrückt, schwillt die Masse des so producirten Mehrwerths ins Ungeheure. Nun kommt der zweite Akt des Processes. Die gesammte Waarenmasse, das Gesammt- produkt, sowohl der Theil, der das konstante und variable Kapital ersetzt, wie der den Mehrwerth darstellt, muss verkauft werden. Geschieht das nicht, oder nur zum Theil, oder nur zu Preisen, die unter den Produktionspreisen stehn, so ist der Arbeiter zwar ex- ploitirt, aber seine Exploitation realisirt sich nicht als solche für den Kapitalisten, kann mit gar keiner oder nur theilweiser Reali- sation des abgepressten Mehrwerths, ja mit theilweisem oder ganzem Verlust seines Kapitals verbunden sein. Die Bedingungen der un- mittelbaren Exploitation und die ihrer Realisation sind nicht iden- tisch. Sie fallen nicht nur nach Zeit und Ort, sondern auch be- grifflich auseinander. Die einen sind nur beschränkt durch die Produktivkraft der Gesellschaft, die andren durch die Proportio-
Marx, Kapital III. 15
mittel, d. h. hinreichende Akkumulation von Kapital vorausgesetzt, keine andre Schranke als die Arbeiterbevölkerung, wenn die Rate des Mehrwerths, also der Exploitationsgrad der Arbeit; und keine andre Schranke als den Exploitationsgrad der Arbeit, wenn die Arbeiterbevölkerung gegeben ist. Und der kapitalistische Produk- tionsprocess besteht wesentlich in der Produktion von Mehrwerth, dargestellt in dem Mehrprodukt oder dem aliquoten Theil der producirten Waaren, worin unbezahlte Arbeit vergegenständlicht ist. Man muss es nie vergessen, dass die Produktion dieses Mehr- werths — und die Rückverwandlung eines Theils desselben in Kapital, oder die Akkumulation, bildet einen integrirenden Theil dieser Produktion des Mehrwerths — der unmittelbare Zweck und das bestimmende Motiv der kapitalistischen Produktion ist. Man darf diese daher nie darstellen als das, was sie nicht ist, nämlich als Produktion, die zu ihrem unmittelbaren Zweck den Genuss hat oder die Erzeugung von Genussmitteln für den Kapitalisten. Man sieht dabei ganz ab von ihrem specifischen Charakter, der sich in ihrer ganzen innern Kerngestalt darstellt.
Die Gewinnung dieses Mehrwerths bildet den unmittelbaren Pro- duktionsprocess, der wie gesagt keine andren Schranken als die oben angegebnen hat. Sobald das auspressbare Quantum Mehr- arbeit in Waaren vergegenständlicht ist, ist der Mehrwerth pro- ducirt. Aber mit dieser Produktion des Mehrwerths ist nur der erste Akt des kapitalistischen Produktionsprocesses, der unmittel- bare Produktionsprocess beendet. Das Kapital hat so und so viel unbezahlte Arbeit eingesaugt. Mit der Entwicklung des Processes, der sich im Fall der Profitrate ausdrückt, schwillt die Masse des so producirten Mehrwerths ins Ungeheure. Nun kommt der zweite Akt des Processes. Die gesammte Waarenmasse, das Gesammt- produkt, sowohl der Theil, der das konstante und variable Kapital ersetzt, wie der den Mehrwerth darstellt, muss verkauft werden. Geschieht das nicht, oder nur zum Theil, oder nur zu Preisen, die unter den Produktionspreisen stehn, so ist der Arbeiter zwar ex- ploitirt, aber seine Exploitation realisirt sich nicht als solche für den Kapitalisten, kann mit gar keiner oder nur theilweiser Reali- sation des abgepressten Mehrwerths, ja mit theilweisem oder ganzem Verlust seines Kapitals verbunden sein. Die Bedingungen der un- mittelbaren Exploitation und die ihrer Realisation sind nicht iden- tisch. Sie fallen nicht nur nach Zeit und Ort, sondern auch be- grifflich auseinander. Die einen sind nur beschränkt durch die Produktivkraft der Gesellschaft, die andren durch die Proportio-
Marx, Kapital III. 15
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mittel, d. h. hinreichende Akkumulation von Kapital vorausgesetzt,
keine andre Schranke als die Arbeiterbevölkerung, wenn die Rate
des Mehrwerths, also der Exploitationsgrad der Arbeit; und keine
andre Schranke als den Exploitationsgrad der Arbeit, wenn die
Arbeiterbevölkerung gegeben ist. Und der kapitalistische Produk-
tionsprocess besteht wesentlich in der Produktion von Mehrwerth,
dargestellt in dem Mehrprodukt oder dem aliquoten Theil der
producirten Waaren, worin unbezahlte Arbeit vergegenständlicht
ist. Man muss es nie vergessen, dass die Produktion dieses Mehr-
werths — und die Rückverwandlung eines Theils desselben in
Kapital, oder die Akkumulation, bildet einen integrirenden Theil
dieser Produktion des Mehrwerths — der unmittelbare Zweck und
das bestimmende Motiv der kapitalistischen Produktion ist. Man
darf diese daher nie darstellen als das, was sie nicht ist, nämlich
als Produktion, die zu ihrem unmittelbaren Zweck den Genuss hat
oder die Erzeugung von Genussmitteln für den Kapitalisten. Man
sieht dabei ganz ab von ihrem specifischen Charakter, der sich in
ihrer ganzen innern Kerngestalt darstellt.
Die Gewinnung dieses Mehrwerths bildet den unmittelbaren Pro-
duktionsprocess, der wie gesagt keine andren Schranken als die
oben angegebnen hat. Sobald das auspressbare Quantum Mehr-
arbeit in Waaren vergegenständlicht ist, ist der Mehrwerth pro-
ducirt. Aber mit dieser Produktion des Mehrwerths ist nur der
erste Akt des kapitalistischen Produktionsprocesses, der unmittel-
bare Produktionsprocess beendet. Das Kapital hat so und so viel
unbezahlte Arbeit eingesaugt. Mit der Entwicklung des Processes,
der sich im Fall der Profitrate ausdrückt, schwillt die Masse des
so producirten Mehrwerths ins Ungeheure. Nun kommt der zweite
Akt des Processes. Die gesammte Waarenmasse, das Gesammt-
produkt, sowohl der Theil, der das konstante und variable Kapital
ersetzt, wie der den Mehrwerth darstellt, muss verkauft werden.
Geschieht das nicht, oder nur zum Theil, oder nur zu Preisen, die
unter den Produktionspreisen stehn, so ist der Arbeiter zwar ex-
ploitirt, aber seine Exploitation realisirt sich nicht als solche für
den Kapitalisten, kann mit gar keiner oder nur theilweiser Reali-
sation des abgepressten Mehrwerths, ja mit theilweisem oder ganzem
Verlust seines Kapitals verbunden sein. Die Bedingungen der un-
mittelbaren Exploitation und die ihrer Realisation sind nicht iden-
tisch. Sie fallen nicht nur nach Zeit und Ort, sondern auch be-
grifflich auseinander. Die einen sind nur beschränkt durch die
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/259>, abgerufen am 22.11.2024.
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