Mehrwerths in Profit -- dass jeder Theil des Kapitals gleichmäßig Profit abwerfe,25) drückt eine praktische Thatsache aus. Wie immer das industrielle Kapital zusammengesetzt sei, ob es ein- viertel todte Arbeit und dreiviertel lebendige Arbeit, oder drei- viertel todte Arbeit und einviertel lebendige Arbeit in Bewegung setzt, ob es in dem einen Fall dreimal soviel Mehrarbeit einsaugt oder Mehrwerth producirt als in dem andren -- bei gleichem Ex- ploitationsgrad der Arbeit und abgesehn von individuellen Unter- schieden, die ohnehin verschwinden, weil wir beidemale nur die Durchschnittszusammensetzung der ganzen Produktionssphäre vor uns haben -- in beiden Fällen wirft es gleich viel Profit ab. Der einzelne Kapitalist (oder auch die Gesammtheit der Kapitalisten in jeder besondren Produktionssphäre) dessen Blick bornirt ist, glaubt mit Recht, dass sein Profit nicht allein aus der von ihm oder in seinem Zweig beschäftigten Arbeit herstamme. Es ist dies ganz richtig für seinen Durchschnittsprofit. Wie weit dieser Profit vermittelt ist durch die Gesammtexploitation der Arbeit durch das Gesammtkapital, d. h. durch alle seine Kapitalisten- genossen, dieser Zusammenhang ist ihm ein vollständiges Mysterium, um so mehr als selbst die Bourgeoistheoretiker, die politischen Oekonomen, es bis jetzt nicht enthüllt hatten. Ersparung an Arbeit -- nicht nur an der Arbeit, nothwendig um ein bestimmtes Produkt zu produciren, sondern auch an der Anzahl der beschäf- tigten Arbeiter -- und grössre Anwendung todter Arbeit (kon- stantes Kapital), erscheint als ökonomisch ganz richtige Operation und scheint von vornherein in keiner Weise die allgemeine Profit- rate und den Durchschnittsprofit anzugreifen. Wie sollte daher die lebendige Arbeit ausschliessliche Quelle des Profits sein, da Verminderung der zur Produktion nöthigen Menge Arbeit nicht nur nicht den Profit anzugreifen scheint, sondern vielmehr unter gewissen Umständen als nächste Quelle zur Vermehrung des Pro- fits erscheint, wenigstens für den einzelnen Kapitalisten?
Wenn in einer gegebnen Produktionssphäre der Theil des Kost- preises steigt oder fällt, der den Werth des konstanten Kapitals repräsentirt, so kommt dieser Theil aus der Cirkulation her, und geht von vornherein vergrössert oder verkleinert in den Produk- tionsprocess der Waare ein. Wenn andrerseits die angewandte Arbeiteranzahl in derselben Zeit mehr oder weniger producirt, also bei gleichbleibender Arbeiteranzahl das zur Produktion einer be-
25) Malthus.
Mehrwerths in Profit — dass jeder Theil des Kapitals gleichmäßig Profit abwerfe,25) drückt eine praktische Thatsache aus. Wie immer das industrielle Kapital zusammengesetzt sei, ob es ein- viertel todte Arbeit und dreiviertel lebendige Arbeit, oder drei- viertel todte Arbeit und einviertel lebendige Arbeit in Bewegung setzt, ob es in dem einen Fall dreimal soviel Mehrarbeit einsaugt oder Mehrwerth producirt als in dem andren — bei gleichem Ex- ploitationsgrad der Arbeit und abgesehn von individuellen Unter- schieden, die ohnehin verschwinden, weil wir beidemale nur die Durchschnittszusammensetzung der ganzen Produktionssphäre vor uns haben — in beiden Fällen wirft es gleich viel Profit ab. Der einzelne Kapitalist (oder auch die Gesammtheit der Kapitalisten in jeder besondren Produktionssphäre) dessen Blick bornirt ist, glaubt mit Recht, dass sein Profit nicht allein aus der von ihm oder in seinem Zweig beschäftigten Arbeit herstamme. Es ist dies ganz richtig für seinen Durchschnittsprofit. Wie weit dieser Profit vermittelt ist durch die Gesammtexploitation der Arbeit durch das Gesammtkapital, d. h. durch alle seine Kapitalisten- genossen, dieser Zusammenhang ist ihm ein vollständiges Mysterium, um so mehr als selbst die Bourgeoistheoretiker, die politischen Oekonomen, es bis jetzt nicht enthüllt hatten. Ersparung an Arbeit — nicht nur an der Arbeit, nothwendig um ein bestimmtes Produkt zu produciren, sondern auch an der Anzahl der beschäf- tigten Arbeiter — und grössre Anwendung todter Arbeit (kon- stantes Kapital), erscheint als ökonomisch ganz richtige Operation und scheint von vornherein in keiner Weise die allgemeine Profit- rate und den Durchschnittsprofit anzugreifen. Wie sollte daher die lebendige Arbeit ausschliessliche Quelle des Profits sein, da Verminderung der zur Produktion nöthigen Menge Arbeit nicht nur nicht den Profit anzugreifen scheint, sondern vielmehr unter gewissen Umständen als nächste Quelle zur Vermehrung des Pro- fits erscheint, wenigstens für den einzelnen Kapitalisten?
Wenn in einer gegebnen Produktionssphäre der Theil des Kost- preises steigt oder fällt, der den Werth des konstanten Kapitals repräsentirt, so kommt dieser Theil aus der Cirkulation her, und geht von vornherein vergrössert oder verkleinert in den Produk- tionsprocess der Waare ein. Wenn andrerseits die angewandte Arbeiteranzahl in derselben Zeit mehr oder weniger producirt, also bei gleichbleibender Arbeiteranzahl das zur Produktion einer be-
25) Malthus.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0183"n="149"/>
Mehrwerths in Profit — dass jeder Theil des Kapitals gleichmäßig<lb/>
Profit abwerfe,<noteplace="foot"n="25)">Malthus.</note> drückt eine praktische Thatsache aus. Wie<lb/>
immer das industrielle Kapital zusammengesetzt sei, ob es ein-<lb/>
viertel todte Arbeit und dreiviertel lebendige Arbeit, oder drei-<lb/>
viertel todte Arbeit und einviertel lebendige Arbeit in Bewegung<lb/>
setzt, ob es in dem einen Fall dreimal soviel Mehrarbeit einsaugt<lb/>
oder Mehrwerth producirt als in dem andren — bei gleichem Ex-<lb/>
ploitationsgrad der Arbeit und abgesehn von individuellen Unter-<lb/>
schieden, die ohnehin verschwinden, weil wir beidemale nur die<lb/>
Durchschnittszusammensetzung der ganzen Produktionssphäre vor<lb/>
uns haben — in beiden Fällen wirft es gleich viel Profit ab. Der<lb/>
einzelne Kapitalist (oder auch die Gesammtheit der Kapitalisten<lb/>
in jeder besondren Produktionssphäre) dessen Blick bornirt ist,<lb/>
glaubt mit Recht, dass sein Profit nicht allein aus der von ihm<lb/>
oder in seinem Zweig beschäftigten Arbeit herstamme. Es ist<lb/>
dies ganz richtig für seinen Durchschnittsprofit. Wie weit dieser<lb/>
Profit vermittelt ist durch die Gesammtexploitation der Arbeit<lb/>
durch das Gesammtkapital, d. h. durch alle seine Kapitalisten-<lb/>
genossen, dieser Zusammenhang ist ihm ein vollständiges Mysterium,<lb/>
um so mehr als selbst die Bourgeoistheoretiker, die politischen<lb/>
Oekonomen, es bis jetzt nicht enthüllt hatten. Ersparung an<lb/>
Arbeit — nicht nur an der Arbeit, nothwendig um ein bestimmtes<lb/>
Produkt zu produciren, sondern auch an der Anzahl der beschäf-<lb/>
tigten Arbeiter — und grössre Anwendung todter Arbeit (kon-<lb/>
stantes Kapital), erscheint als ökonomisch ganz richtige Operation<lb/>
und scheint von vornherein in keiner Weise die allgemeine Profit-<lb/>
rate und den Durchschnittsprofit anzugreifen. Wie sollte daher<lb/>
die lebendige Arbeit ausschliessliche Quelle des Profits sein, da<lb/>
Verminderung der zur Produktion nöthigen Menge Arbeit nicht<lb/>
nur nicht den Profit anzugreifen scheint, sondern vielmehr unter<lb/>
gewissen Umständen als nächste Quelle zur Vermehrung des Pro-<lb/>
fits erscheint, wenigstens für den einzelnen Kapitalisten?</p><lb/><p>Wenn in einer gegebnen Produktionssphäre der Theil des Kost-<lb/>
preises steigt oder fällt, der den Werth des konstanten Kapitals<lb/>
repräsentirt, so kommt dieser Theil aus der Cirkulation her, und<lb/>
geht von vornherein vergrössert oder verkleinert in den Produk-<lb/>
tionsprocess der Waare ein. Wenn andrerseits die angewandte<lb/>
Arbeiteranzahl in derselben Zeit mehr oder weniger producirt, also<lb/>
bei gleichbleibender Arbeiteranzahl das zur Produktion einer be-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[149/0183]
Mehrwerths in Profit — dass jeder Theil des Kapitals gleichmäßig
Profit abwerfe, 25) drückt eine praktische Thatsache aus. Wie
immer das industrielle Kapital zusammengesetzt sei, ob es ein-
viertel todte Arbeit und dreiviertel lebendige Arbeit, oder drei-
viertel todte Arbeit und einviertel lebendige Arbeit in Bewegung
setzt, ob es in dem einen Fall dreimal soviel Mehrarbeit einsaugt
oder Mehrwerth producirt als in dem andren — bei gleichem Ex-
ploitationsgrad der Arbeit und abgesehn von individuellen Unter-
schieden, die ohnehin verschwinden, weil wir beidemale nur die
Durchschnittszusammensetzung der ganzen Produktionssphäre vor
uns haben — in beiden Fällen wirft es gleich viel Profit ab. Der
einzelne Kapitalist (oder auch die Gesammtheit der Kapitalisten
in jeder besondren Produktionssphäre) dessen Blick bornirt ist,
glaubt mit Recht, dass sein Profit nicht allein aus der von ihm
oder in seinem Zweig beschäftigten Arbeit herstamme. Es ist
dies ganz richtig für seinen Durchschnittsprofit. Wie weit dieser
Profit vermittelt ist durch die Gesammtexploitation der Arbeit
durch das Gesammtkapital, d. h. durch alle seine Kapitalisten-
genossen, dieser Zusammenhang ist ihm ein vollständiges Mysterium,
um so mehr als selbst die Bourgeoistheoretiker, die politischen
Oekonomen, es bis jetzt nicht enthüllt hatten. Ersparung an
Arbeit — nicht nur an der Arbeit, nothwendig um ein bestimmtes
Produkt zu produciren, sondern auch an der Anzahl der beschäf-
tigten Arbeiter — und grössre Anwendung todter Arbeit (kon-
stantes Kapital), erscheint als ökonomisch ganz richtige Operation
und scheint von vornherein in keiner Weise die allgemeine Profit-
rate und den Durchschnittsprofit anzugreifen. Wie sollte daher
die lebendige Arbeit ausschliessliche Quelle des Profits sein, da
Verminderung der zur Produktion nöthigen Menge Arbeit nicht
nur nicht den Profit anzugreifen scheint, sondern vielmehr unter
gewissen Umständen als nächste Quelle zur Vermehrung des Pro-
fits erscheint, wenigstens für den einzelnen Kapitalisten?
Wenn in einer gegebnen Produktionssphäre der Theil des Kost-
preises steigt oder fällt, der den Werth des konstanten Kapitals
repräsentirt, so kommt dieser Theil aus der Cirkulation her, und
geht von vornherein vergrössert oder verkleinert in den Produk-
tionsprocess der Waare ein. Wenn andrerseits die angewandte
Arbeiteranzahl in derselben Zeit mehr oder weniger producirt, also
bei gleichbleibender Arbeiteranzahl das zur Produktion einer be-
25) Malthus.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/183>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.