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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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aber sie haben noch weit stärker gewirkt, weil einerseits die Zu-
fuhr von Baumwolle neuerdings ungenügend war, und andrerseits
die Nachfrage nach den Fabrikaten in verschiednen inländischen
und ausländischen Märkten abgenommen hat." (Rep. Fact., Dec.
1846, p. 10.)

Die steigende Nachfrage nach Rohstoff und die Ueberfüllung
des Markts mit Fabrikat gehn natürlich Hand in Hand. -- Bei-
läufig beschränkte sich die damalige Ausdehnung der Industrie
und nachfolgende Stockung nicht auf die Baumwolldistrikte. Im
Kammwoll-Distrikt von Bradford waren 1836 nur 318 Fabriken,
1846 dagegen 490. Diese Zahlen drücken bei weitem nicht die
wirkliche Steigerung der Produktion aus, da die bestehenden
Fabriken gleichzeitig bedeutend erweitert wurden. Dies gilt be-
sonders auch von Flachsspinnereien. "Sie alle haben mehr oder
weniger während der letzten 10 Jahre beigetragen zu der Ueber-
führung des Markts, der die jetzige Stockung des Geschäfts grossen-
theils zugeschrieben werden muss ... Der gedrückte Geschäfts-
stand folgt ganz natürlich aus einer so raschen Erweitrung der
Fabriken und der Maschinerie." (Rep. Fact., Nov. 1846, p. 30.)

1847. Im Oktober Geldkrisis. Diskonto 8 %. Vorher schon
Zusammenbruch des Eisenbahnschwindels, der ostindischen Wechsel-
reiterei. Aber:

"Herr Baker gibt sehr interessante Details über die in den
letzten Jahren gestiegne Nachfrage für Baumwolle, Wolle und
Flachs, in Folge der Ausdehnung dieser Industrien. Er hält die
vermehrte Nachfrage nach diesen Rohstoffen, namentlich da sie
zu einer Zeit eintrat, wo deren Zufuhr weit unter den Durch-
schnitt gefallen ist, für fast genügend, den gegenwärtigen ge-
drückten Stand dieser Geschäftszweige zu erklären, auch ohne dass
man die Zerrüttung des Geldmarkts zu Hülfe nimmt. Diese An-
sicht wird vollständig bestätigt durch meine eignen Beobachtungen
und durch das was ich von geschäftskundigen Leuten erfahren
habe. Diese verschiednen Geschäftszweige waren alle schon sehr
gedrückt, als Diskontirungen noch leicht zu 5 % und weniger zu
bewirken waren. Dagegen war die Zufuhr von Rohseide reich-
lich, die Preise mäßig, und das Geschäft demgemäß lebhaft, bis
... in den letzten 2 oder 3 Wochen, wo unzweifelhaft die Geld-
krisis nicht nur die Tramirer selbst, sondern noch mehr ihre
Hauptkunden, die Fabrikanten von Modewaaren afficirt hat. Ein
Blick auf die veröffentlichten amtlichen Berichte zeigt, dass die
Baumwollindustrie in den letzten drei Jahren sich um beinahe

aber sie haben noch weit stärker gewirkt, weil einerseits die Zu-
fuhr von Baumwolle neuerdings ungenügend war, und andrerseits
die Nachfrage nach den Fabrikaten in verschiednen inländischen
und ausländischen Märkten abgenommen hat.“ (Rep. Fact., Dec.
1846, p. 10.)

Die steigende Nachfrage nach Rohstoff und die Ueberfüllung
des Markts mit Fabrikat gehn natürlich Hand in Hand. — Bei-
läufig beschränkte sich die damalige Ausdehnung der Industrie
und nachfolgende Stockung nicht auf die Baumwolldistrikte. Im
Kammwoll-Distrikt von Bradford waren 1836 nur 318 Fabriken,
1846 dagegen 490. Diese Zahlen drücken bei weitem nicht die
wirkliche Steigerung der Produktion aus, da die bestehenden
Fabriken gleichzeitig bedeutend erweitert wurden. Dies gilt be-
sonders auch von Flachsspinnereien. „Sie alle haben mehr oder
weniger während der letzten 10 Jahre beigetragen zu der Ueber-
führung des Markts, der die jetzige Stockung des Geschäfts grossen-
theils zugeschrieben werden muss … Der gedrückte Geschäfts-
stand folgt ganz natürlich aus einer so raschen Erweitrung der
Fabriken und der Maschinerie.“ (Rep. Fact., Nov. 1846, p. 30.)

1847. Im Oktober Geldkrisis. Diskonto 8 %. Vorher schon
Zusammenbruch des Eisenbahnschwindels, der ostindischen Wechsel-
reiterei. Aber:

„Herr Baker gibt sehr interessante Details über die in den
letzten Jahren gestiegne Nachfrage für Baumwolle, Wolle und
Flachs, in Folge der Ausdehnung dieser Industrien. Er hält die
vermehrte Nachfrage nach diesen Rohstoffen, namentlich da sie
zu einer Zeit eintrat, wo deren Zufuhr weit unter den Durch-
schnitt gefallen ist, für fast genügend, den gegenwärtigen ge-
drückten Stand dieser Geschäftszweige zu erklären, auch ohne dass
man die Zerrüttung des Geldmarkts zu Hülfe nimmt. Diese An-
sicht wird vollständig bestätigt durch meine eignen Beobachtungen
und durch das was ich von geschäftskundigen Leuten erfahren
habe. Diese verschiednen Geschäftszweige waren alle schon sehr
gedrückt, als Diskontirungen noch leicht zu 5 % und weniger zu
bewirken waren. Dagegen war die Zufuhr von Rohseide reich-
lich, die Preise mäßig, und das Geschäft demgemäß lebhaft, bis
… in den letzten 2 oder 3 Wochen, wo unzweifelhaft die Geld-
krisis nicht nur die Tramirer selbst, sondern noch mehr ihre
Hauptkunden, die Fabrikanten von Modewaaren afficirt hat. Ein
Blick auf die veröffentlichten amtlichen Berichte zeigt, dass die
Baumwollindustrie in den letzten drei Jahren sich um beinahe

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[102/0136] aber sie haben noch weit stärker gewirkt, weil einerseits die Zu- fuhr von Baumwolle neuerdings ungenügend war, und andrerseits die Nachfrage nach den Fabrikaten in verschiednen inländischen und ausländischen Märkten abgenommen hat.“ (Rep. Fact., Dec. 1846, p. 10.) Die steigende Nachfrage nach Rohstoff und die Ueberfüllung des Markts mit Fabrikat gehn natürlich Hand in Hand. — Bei- läufig beschränkte sich die damalige Ausdehnung der Industrie und nachfolgende Stockung nicht auf die Baumwolldistrikte. Im Kammwoll-Distrikt von Bradford waren 1836 nur 318 Fabriken, 1846 dagegen 490. Diese Zahlen drücken bei weitem nicht die wirkliche Steigerung der Produktion aus, da die bestehenden Fabriken gleichzeitig bedeutend erweitert wurden. Dies gilt be- sonders auch von Flachsspinnereien. „Sie alle haben mehr oder weniger während der letzten 10 Jahre beigetragen zu der Ueber- führung des Markts, der die jetzige Stockung des Geschäfts grossen- theils zugeschrieben werden muss … Der gedrückte Geschäfts- stand folgt ganz natürlich aus einer so raschen Erweitrung der Fabriken und der Maschinerie.“ (Rep. Fact., Nov. 1846, p. 30.) 1847. Im Oktober Geldkrisis. Diskonto 8 %. Vorher schon Zusammenbruch des Eisenbahnschwindels, der ostindischen Wechsel- reiterei. Aber: „Herr Baker gibt sehr interessante Details über die in den letzten Jahren gestiegne Nachfrage für Baumwolle, Wolle und Flachs, in Folge der Ausdehnung dieser Industrien. Er hält die vermehrte Nachfrage nach diesen Rohstoffen, namentlich da sie zu einer Zeit eintrat, wo deren Zufuhr weit unter den Durch- schnitt gefallen ist, für fast genügend, den gegenwärtigen ge- drückten Stand dieser Geschäftszweige zu erklären, auch ohne dass man die Zerrüttung des Geldmarkts zu Hülfe nimmt. Diese An- sicht wird vollständig bestätigt durch meine eignen Beobachtungen und durch das was ich von geschäftskundigen Leuten erfahren habe. Diese verschiednen Geschäftszweige waren alle schon sehr gedrückt, als Diskontirungen noch leicht zu 5 % und weniger zu bewirken waren. Dagegen war die Zufuhr von Rohseide reich- lich, die Preise mäßig, und das Geschäft demgemäß lebhaft, bis … in den letzten 2 oder 3 Wochen, wo unzweifelhaft die Geld- krisis nicht nur die Tramirer selbst, sondern noch mehr ihre Hauptkunden, die Fabrikanten von Modewaaren afficirt hat. Ein Blick auf die veröffentlichten amtlichen Berichte zeigt, dass die Baumwollindustrie in den letzten drei Jahren sich um beinahe

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/136>, abgerufen am 22.11.2024.