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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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In den Bezirken der Seidenindustrie, wo die Betheiligung der
Männer an der Fabrikarbeit grösser, ist auch ihre Sterblichkeit
bedeutend. Die Sterblichkeitsrate an Schwindsucht etc. bei beiden
Geschlechtern enthüllt hier, wie es in dem Bericht heisst, "die
empörenden (atrocious) sanitären Umstände, unter denen ein grosser
Theil unsrer Seidenindustrie betrieben wird." Und es ist dies dieselbe
Seidenindustrie, bei der die Fabrikanten, unter Berufung auf die
ausnahmsweise günstigen Gesundheitsbedingungen ihres Betriebs,
ausnahmsweis lange Arbeitszeit der Kinder unter 13 Jahren, ver-
langten und auch theilweis bewilligt erhielten (Buch I, Kap. VIII, 6,
S. 296/286).

"Keine der bisher untersuchten Industrien hat wohl ein schlim-
meres Bild geliefert als das, welches Dr. Smith von der Schnei-
derei gibt ... Die Werkstätten, sagt er, sind sehr verschieden in
sanitärer Beziehung; aber fast alle sind überfüllt, schlecht gelüftet,
und der Gesundheit in hohem Grade ungünstig ... Solche Zim-
mer sind nothwendig ohnehin heiss; wenn aber das Gas angesteckt
wird, wie bei Tage während des Nebels und des Abends im
Winter, steigt die Hitze auf 80 und selbst 90 Grad (Fahrenheit
= 27--33° C.) und verursacht triefenden Schweiss und Verdich-
tung des Dunstes auf den Glasscheiben, sodass das Wasser fort-
während herabrieselt oder vom Oberlicht heruntertropft, und die
Arbeiter gezwungen sind, einige Fenster offen zu halten, obgleich
sie sich dabei unvermeidlich erkälten. -- Von dem Zustand in 16
der bedeutendsten Werkstätten des Westends von London gibt
er folgende Beschreibung: Der grösste Kubikraum, der in diesen
schlechtgelüfteten Zimmern auf einen Arbeiter kommt, ist 270
Kubikfuss; der geringste 105 Fuss, im Durchschnitt aller nur
156 Fuss pro Mann. In einer Werkstatt, in der eine Gallerie
rund herumläuft und die nur Oberlicht hat, werden von 92 bis
über 100 Leute beschäftigt, eine grosse Menge Gasflammen ge-
brannt; die Abtritte sind dicht daneben, und der Raum übersteigt
nicht 150 Kubikfuss pro Mann. In einer andern Werkstatt, die
nur als ein Hundehaus in einem von oben erhellten Hof bezeichnet,
und nur durch ein kleines Dachfenster gelüftet werden kann,
arbeiten 5 oder 6 Leute in einem Raum von 112 Kubikfuss per
Mann." Und "in diesen infamen (atrocious) Werkstätten, die Dr.
Smith beschreibt, arbeiten die Schneider gewöhnlich 12--13 Stun-
den des Tages, und zu gewissen Zeiten wird die Arbeit während
14--16 Stunden fortgesetzt" (p. 25, 26, 28).


In den Bezirken der Seidenindustrie, wo die Betheiligung der
Männer an der Fabrikarbeit grösser, ist auch ihre Sterblichkeit
bedeutend. Die Sterblichkeitsrate an Schwindsucht etc. bei beiden
Geschlechtern enthüllt hier, wie es in dem Bericht heisst, „die
empörenden (atrocious) sanitären Umstände, unter denen ein grosser
Theil unsrer Seidenindustrie betrieben wird.“ Und es ist dies dieselbe
Seidenindustrie, bei der die Fabrikanten, unter Berufung auf die
ausnahmsweise günstigen Gesundheitsbedingungen ihres Betriebs,
ausnahmsweis lange Arbeitszeit der Kinder unter 13 Jahren, ver-
langten und auch theilweis bewilligt erhielten (Buch I, Kap. VIII, 6,
S. 296/286).

„Keine der bisher untersuchten Industrien hat wohl ein schlim-
meres Bild geliefert als das, welches Dr. Smith von der Schnei-
derei gibt … Die Werkstätten, sagt er, sind sehr verschieden in
sanitärer Beziehung; aber fast alle sind überfüllt, schlecht gelüftet,
und der Gesundheit in hohem Grade ungünstig … Solche Zim-
mer sind nothwendig ohnehin heiss; wenn aber das Gas angesteckt
wird, wie bei Tage während des Nebels und des Abends im
Winter, steigt die Hitze auf 80 und selbst 90 Grad (Fahrenheit
= 27—33° C.) und verursacht triefenden Schweiss und Verdich-
tung des Dunstes auf den Glasscheiben, sodass das Wasser fort-
während herabrieselt oder vom Oberlicht heruntertropft, und die
Arbeiter gezwungen sind, einige Fenster offen zu halten, obgleich
sie sich dabei unvermeidlich erkälten. — Von dem Zustand in 16
der bedeutendsten Werkstätten des Westends von London gibt
er folgende Beschreibung: Der grösste Kubikraum, der in diesen
schlechtgelüfteten Zimmern auf einen Arbeiter kommt, ist 270
Kubikfuss; der geringste 105 Fuss, im Durchschnitt aller nur
156 Fuss pro Mann. In einer Werkstatt, in der eine Gallerie
rund herumläuft und die nur Oberlicht hat, werden von 92 bis
über 100 Leute beschäftigt, eine grosse Menge Gasflammen ge-
brannt; die Abtritte sind dicht daneben, und der Raum übersteigt
nicht 150 Kubikfuss pro Mann. In einer andern Werkstatt, die
nur als ein Hundehaus in einem von oben erhellten Hof bezeichnet,
und nur durch ein kleines Dachfenster gelüftet werden kann,
arbeiten 5 oder 6 Leute in einem Raum von 112 Kubikfuss per
Mann.“ Und „in diesen infamen (atrocious) Werkstätten, die Dr.
Smith beschreibt, arbeiten die Schneider gewöhnlich 12—13 Stun-
den des Tages, und zu gewissen Zeiten wird die Arbeit während
14—16 Stunden fortgesetzt“ (p. 25, 26, 28).


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[68/0102] In den Bezirken der Seidenindustrie, wo die Betheiligung der Männer an der Fabrikarbeit grösser, ist auch ihre Sterblichkeit bedeutend. Die Sterblichkeitsrate an Schwindsucht etc. bei beiden Geschlechtern enthüllt hier, wie es in dem Bericht heisst, „die empörenden (atrocious) sanitären Umstände, unter denen ein grosser Theil unsrer Seidenindustrie betrieben wird.“ Und es ist dies dieselbe Seidenindustrie, bei der die Fabrikanten, unter Berufung auf die ausnahmsweise günstigen Gesundheitsbedingungen ihres Betriebs, ausnahmsweis lange Arbeitszeit der Kinder unter 13 Jahren, ver- langten und auch theilweis bewilligt erhielten (Buch I, Kap. VIII, 6, S. 296/286). „Keine der bisher untersuchten Industrien hat wohl ein schlim- meres Bild geliefert als das, welches Dr. Smith von der Schnei- derei gibt … Die Werkstätten, sagt er, sind sehr verschieden in sanitärer Beziehung; aber fast alle sind überfüllt, schlecht gelüftet, und der Gesundheit in hohem Grade ungünstig … Solche Zim- mer sind nothwendig ohnehin heiss; wenn aber das Gas angesteckt wird, wie bei Tage während des Nebels und des Abends im Winter, steigt die Hitze auf 80 und selbst 90 Grad (Fahrenheit = 27—33° C.) und verursacht triefenden Schweiss und Verdich- tung des Dunstes auf den Glasscheiben, sodass das Wasser fort- während herabrieselt oder vom Oberlicht heruntertropft, und die Arbeiter gezwungen sind, einige Fenster offen zu halten, obgleich sie sich dabei unvermeidlich erkälten. — Von dem Zustand in 16 der bedeutendsten Werkstätten des Westends von London gibt er folgende Beschreibung: Der grösste Kubikraum, der in diesen schlechtgelüfteten Zimmern auf einen Arbeiter kommt, ist 270 Kubikfuss; der geringste 105 Fuss, im Durchschnitt aller nur 156 Fuss pro Mann. In einer Werkstatt, in der eine Gallerie rund herumläuft und die nur Oberlicht hat, werden von 92 bis über 100 Leute beschäftigt, eine grosse Menge Gasflammen ge- brannt; die Abtritte sind dicht daneben, und der Raum übersteigt nicht 150 Kubikfuss pro Mann. In einer andern Werkstatt, die nur als ein Hundehaus in einem von oben erhellten Hof bezeichnet, und nur durch ein kleines Dachfenster gelüftet werden kann, arbeiten 5 oder 6 Leute in einem Raum von 112 Kubikfuss per Mann.“ Und „in diesen infamen (atrocious) Werkstätten, die Dr. Smith beschreibt, arbeiten die Schneider gewöhnlich 12—13 Stun- den des Tages, und zu gewissen Zeiten wird die Arbeit während 14—16 Stunden fortgesetzt“ (p. 25, 26, 28).

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/102>, abgerufen am 24.11.2024.