ceteris paribus die Grösse des variablen Kapitals bestimmt) keineswegs aus Güte der Kapitalisten gezahlt wird, sondern unter gegebnen Verhält- nissen gezahlt werden muss. Damit ist diese Erklärungsweise beseitigt. Wenn wir 376v als das von Klasse II zu verausgabende variable Kapital voraussetzen, dürfen wir, um ein neu aufstossendes Problem zu erklären, nicht plötzlich die Hypothese unterschieben, dass sie etwa nur 350v vorschiesst und nicht 376v.
2) Andrerseits aber hat die Klasse II, als Gesammtheit betrachtet, wie gesagt den Vorzug vor Klasse I, dass sie zugleich Käufer der Ar- beitskraft und ebenso Wiederverkäufer ihrer Waare an ihre eignen Ar- beiter ist. Und wie dies ausgebeutet werden kann, -- wie nominell der normale Arbeitslohn gezahlt werden kann, in der That aber ein Theil davon ohne entsprechendes Waarenäquivalent wieder zurückgeschnappt, alias zurückgestohlen werden kann; wie dies theils vermittelst des Truck- systems, theils vermittelst Fälschung (wenn auch vielleicht legal nicht fassbarer) des cirkulirenden Mediums fertig gebracht werden kann -- davon liegen in jedem industriellen Land die handgreiflichsten Data vor. Z. B. in England und in den Vereinigten Staaten. (Bei dieser Gelegen- heit dies an artigen Exempeln etwas auszuspinnen.) Es ist dies dieselbe Operation wie sub 1, nur verkleidet und auf einem Umweg exekutirt. Sie ist also hier ebensosehr zurückzuweisen wie jene. Es handelt sich hier um wirklich, nicht nominell gezahlten Arbeitslohn.
Man sieht, bei der objektiven Analyse des kapitalistischen Mechanis- mus sind gewisse, demselben noch extraordinär anklebende Schandflecken nicht als Ausflüchte zur Beseitigung theoretischer Schwierigkeiten zu ver- werthen. Aber sonderbarer Weise schreit die große Mehrzahl meiner bürgerlichen Kritiker als ob ich z. B. in Buch I des "Kapital" durch die Annahme, dass der Kapitalist den wirklichen Werth der Arbeitskraft zahlt, was er großentheils nicht thut, selbigen Kapitalisten ein Unrecht ange- than hätte! (Hier kann Schäffle mit der mir beigelegten Großmuth citirt werden.)
Mit 376 IIv ist also zu dem erwähnten Zweck nichts anzustellen.
Aber noch bedenklicher scheint's mit dem 376 IIm zu stehn. Hier stehn sich nur Kapitalisten derselben Klasse gegenüber, die die von ihnen producirten Konsumtionsmittel wechselseitig an einander verkaufen und von einander kaufen. Das zu diesem Umsatz nöthige Geld fungirt nur
ceteris paribus die Grösse des variablen Kapitals bestimmt) keineswegs aus Güte der Kapitalisten gezahlt wird, sondern unter gegebnen Verhält- nissen gezahlt werden muss. Damit ist diese Erklärungsweise beseitigt. Wenn wir 376v als das von Klasse II zu verausgabende variable Kapital voraussetzen, dürfen wir, um ein neu aufstossendes Problem zu erklären, nicht plötzlich die Hypothese unterschieben, dass sie etwa nur 350v vorschiesst und nicht 376v.
2) Andrerseits aber hat die Klasse II, als Gesammtheit betrachtet, wie gesagt den Vorzug vor Klasse I, dass sie zugleich Käufer der Ar- beitskraft und ebenso Wiederverkäufer ihrer Waare an ihre eignen Ar- beiter ist. Und wie dies ausgebeutet werden kann, — wie nominell der normale Arbeitslohn gezahlt werden kann, in der That aber ein Theil davon ohne entsprechendes Waarenäquivalent wieder zurückgeschnappt, alias zurückgestohlen werden kann; wie dies theils vermittelst des Truck- systems, theils vermittelst Fälschung (wenn auch vielleicht legal nicht fassbarer) des cirkulirenden Mediums fertig gebracht werden kann — davon liegen in jedem industriellen Land die handgreiflichsten Data vor. Z. B. in England und in den Vereinigten Staaten. (Bei dieser Gelegen- heit dies an artigen Exempeln etwas auszuspinnen.) Es ist dies dieselbe Operation wie sub 1, nur verkleidet und auf einem Umweg exekutirt. Sie ist also hier ebensosehr zurückzuweisen wie jene. Es handelt sich hier um wirklich, nicht nominell gezahlten Arbeitslohn.
Man sieht, bei der objektiven Analyse des kapitalistischen Mechanis- mus sind gewisse, demselben noch extraordinär anklebende Schandflecken nicht als Ausflüchte zur Beseitigung theoretischer Schwierigkeiten zu ver- werthen. Aber sonderbarer Weise schreit die große Mehrzahl meiner bürgerlichen Kritiker als ob ich z. B. in Buch I des „Kapital“ durch die Annahme, dass der Kapitalist den wirklichen Werth der Arbeitskraft zahlt, was er großentheils nicht thut, selbigen Kapitalisten ein Unrecht ange- than hätte! (Hier kann Schäffle mit der mir beigelegten Großmuth citirt werden.)
Mit 376 IIv ist also zu dem erwähnten Zweck nichts anzustellen.
Aber noch bedenklicher scheint’s mit dem 376 IIm zu stehn. Hier stehn sich nur Kapitalisten derselben Klasse gegenüber, die die von ihnen producirten Konsumtionsmittel wechselseitig an einander verkaufen und von einander kaufen. Das zu diesem Umsatz nöthige Geld fungirt nur
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0545"n="511"/>
ceteris paribus die Grösse des variablen Kapitals bestimmt) keineswegs<lb/>
aus Güte der Kapitalisten gezahlt wird, sondern unter gegebnen Verhält-<lb/>
nissen gezahlt werden muss. Damit ist diese Erklärungsweise beseitigt.<lb/>
Wenn wir 376<hirendition="#sub">v</hi> als das von Klasse II zu verausgabende variable Kapital<lb/>
voraussetzen, dürfen wir, um ein neu aufstossendes Problem zu erklären,<lb/>
nicht plötzlich die Hypothese unterschieben, dass sie etwa nur 350<hirendition="#sub">v</hi><lb/>
vorschiesst und nicht 376<hirendition="#sub">v</hi>.</p><lb/><p>2) Andrerseits aber hat die Klasse II, als Gesammtheit betrachtet,<lb/>
wie gesagt den Vorzug vor Klasse I, dass sie zugleich Käufer der Ar-<lb/>
beitskraft und ebenso Wiederverkäufer ihrer Waare an ihre eignen Ar-<lb/>
beiter ist. Und wie dies ausgebeutet werden kann, — wie nominell der<lb/>
normale Arbeitslohn gezahlt werden kann, in der That aber ein Theil<lb/>
davon ohne entsprechendes Waarenäquivalent wieder zurückgeschnappt,<lb/>
alias zurückgestohlen werden kann; wie dies theils vermittelst des Truck-<lb/>
systems, theils vermittelst Fälschung (wenn auch vielleicht legal nicht<lb/>
fassbarer) des cirkulirenden Mediums fertig gebracht werden kann —<lb/>
davon liegen in jedem industriellen Land die handgreiflichsten Data vor.<lb/>
Z. B. in England und in den Vereinigten Staaten. (Bei dieser Gelegen-<lb/>
heit dies an artigen Exempeln etwas auszuspinnen.) Es ist dies dieselbe<lb/>
Operation wie sub 1, nur verkleidet und auf einem Umweg exekutirt.<lb/>
Sie ist also hier ebensosehr zurückzuweisen wie jene. Es handelt sich<lb/>
hier um wirklich, nicht nominell gezahlten Arbeitslohn.</p><lb/><p>Man sieht, bei der objektiven Analyse des kapitalistischen Mechanis-<lb/>
mus sind gewisse, demselben noch extraordinär anklebende Schandflecken<lb/>
nicht als Ausflüchte zur Beseitigung theoretischer Schwierigkeiten zu ver-<lb/>
werthen. Aber sonderbarer Weise schreit die große Mehrzahl meiner<lb/>
bürgerlichen Kritiker als ob ich z. B. in Buch I des „Kapital“ durch die<lb/>
Annahme, dass der Kapitalist den wirklichen Werth der Arbeitskraft zahlt,<lb/>
was er großentheils nicht thut, selbigen Kapitalisten ein Unrecht ange-<lb/>
than hätte! (Hier kann Schäffle mit der mir beigelegten Großmuth citirt<lb/>
werden.)</p><lb/><p>Mit 376 II<hirendition="#sub">v</hi> ist also zu dem erwähnten Zweck nichts anzustellen.</p><lb/><p>Aber noch bedenklicher scheint’s mit dem 376 II<hirendition="#sub">m</hi> zu stehn. Hier<lb/>
stehn sich nur Kapitalisten derselben Klasse gegenüber, die die von ihnen<lb/>
producirten Konsumtionsmittel wechselseitig an einander verkaufen und<lb/>
von einander kaufen. Das zu diesem Umsatz nöthige Geld fungirt nur<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[511/0545]
ceteris paribus die Grösse des variablen Kapitals bestimmt) keineswegs
aus Güte der Kapitalisten gezahlt wird, sondern unter gegebnen Verhält-
nissen gezahlt werden muss. Damit ist diese Erklärungsweise beseitigt.
Wenn wir 376v als das von Klasse II zu verausgabende variable Kapital
voraussetzen, dürfen wir, um ein neu aufstossendes Problem zu erklären,
nicht plötzlich die Hypothese unterschieben, dass sie etwa nur 350v
vorschiesst und nicht 376v.
2) Andrerseits aber hat die Klasse II, als Gesammtheit betrachtet,
wie gesagt den Vorzug vor Klasse I, dass sie zugleich Käufer der Ar-
beitskraft und ebenso Wiederverkäufer ihrer Waare an ihre eignen Ar-
beiter ist. Und wie dies ausgebeutet werden kann, — wie nominell der
normale Arbeitslohn gezahlt werden kann, in der That aber ein Theil
davon ohne entsprechendes Waarenäquivalent wieder zurückgeschnappt,
alias zurückgestohlen werden kann; wie dies theils vermittelst des Truck-
systems, theils vermittelst Fälschung (wenn auch vielleicht legal nicht
fassbarer) des cirkulirenden Mediums fertig gebracht werden kann —
davon liegen in jedem industriellen Land die handgreiflichsten Data vor.
Z. B. in England und in den Vereinigten Staaten. (Bei dieser Gelegen-
heit dies an artigen Exempeln etwas auszuspinnen.) Es ist dies dieselbe
Operation wie sub 1, nur verkleidet und auf einem Umweg exekutirt.
Sie ist also hier ebensosehr zurückzuweisen wie jene. Es handelt sich
hier um wirklich, nicht nominell gezahlten Arbeitslohn.
Man sieht, bei der objektiven Analyse des kapitalistischen Mechanis-
mus sind gewisse, demselben noch extraordinär anklebende Schandflecken
nicht als Ausflüchte zur Beseitigung theoretischer Schwierigkeiten zu ver-
werthen. Aber sonderbarer Weise schreit die große Mehrzahl meiner
bürgerlichen Kritiker als ob ich z. B. in Buch I des „Kapital“ durch die
Annahme, dass der Kapitalist den wirklichen Werth der Arbeitskraft zahlt,
was er großentheils nicht thut, selbigen Kapitalisten ein Unrecht ange-
than hätte! (Hier kann Schäffle mit der mir beigelegten Großmuth citirt
werden.)
Mit 376 IIv ist also zu dem erwähnten Zweck nichts anzustellen.
Aber noch bedenklicher scheint’s mit dem 376 IIm zu stehn. Hier
stehn sich nur Kapitalisten derselben Klasse gegenüber, die die von ihnen
producirten Konsumtionsmittel wechselseitig an einander verkaufen und
von einander kaufen. Das zu diesem Umsatz nöthige Geld fungirt nur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/545>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.