Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

Fall in allen reichen entwickelten Ländern alter Civilisation, denn hier
"in unsern altgewurzelten Gesellschaften ist der Fonds, aus dem der Lohn
bestritten wird . . . . eine beinahe konstante Größe." (p. 202.)

Auch beim Abbruch am Lohn kommt die Bereicherung der Kapita-
listen nicht daher, dass sie erst dem Arbeiter 100 £ in Geld zahlen
und ihm nachher 80 £ in Waaren für diese 100 £ Geld liefern --
also in der That 80 £ Waare durch die um 25 % zu große Geld-
summe von 100 £ cirkuliren, sondern daher, dass der Kapitalist vom
Produkt des Arbeiters sich ausser dem Mehrwerth -- dem Theil des
Produkts, worin sich Mehrwerth darstellt -- auch noch 25 % von dem
Theil des Produkts aneignet, das dem Arbeiter in der Form von Arbeits-
lohn anheimfallen sollte. In der albernen Weise, wie Destutt die Sache
auffasst, würde die Kapitalistenklasse absolut nichts gewinnen. Sie zahlt
100 £ für Arbeitslohn und gibt dem Arbeiter für diese 100 £ von
seinem eignen Produkt 80 £ Waarenwerth zurück. Aber bei der nächsten
Operation muss sie wieder für dieselbe Procedur 100 £ vorschiessen.
Sie macht sich also nur das nutzlose Vergnügen, 100 £ Geld vorzu-
schiessen und 80 £ Waare dafür zu liefern, statt 80 £ Geld vorzu-
schiessen und 80 £ Waare dafür zu liefern. D. h. sie schiesst be-
ständig nutzlos ein um 25 % zu großes Geldkapital für die Cirkulation
ihres variablen Kapitals vor, was eine ganz eigenthümliche Methode der
Bereicherung ist.

3) Die Kapitalistenklasse verkauft endlich "an die müssigen Kapi-
talisten, welche sie bezahlen mit dem Theil ihrer Revenue, den sie nicht
schon abgegeben haben an die von ihnen direkt beschäftigten Lohnarbeiter;
sodass die ganze Rente, welche sie jenen (den Müssigen) jährlich zahlt,
ihr auf dem einen oder andern dieser Wege wieder zurückfliesst."

Wir haben vorher gesehn, dass die industriellen Kapitalisten "mit
einem Theil ihrer Profite den ganzen Theil ihrer Konsumtion, bestimmt
zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse bezahlen." Gesetzt also, ihre Profite
seien = 200 £. 100 £ z. B. verzehren sie für ihre individuelle
Konsumtion. Aber die andre Hälfte = 100 £ gehört nicht ihnen, son-
dern den müssigen Kapitalisten, d. h. den Grundrentlern und den auf
Zins leihenden Kapitalisten. Sie haben also 100 £ Geld an diese Ge-
sellschaft zu zahlen. Wir wollen nun sagen, von diesem Geld brauchen
diese letztren 80 £ zu ihrer eignen Konsumtion und 20 £ zum Kauf

Fall in allen reichen entwickelten Ländern alter Civilisation, denn hier
„in unsern altgewurzelten Gesellschaften ist der Fonds, aus dem der Lohn
bestritten wird . . . . eine beinahe konstante Größe.“ (p. 202.)

Auch beim Abbruch am Lohn kommt die Bereicherung der Kapita-
listen nicht daher, dass sie erst dem Arbeiter 100 £ in Geld zahlen
und ihm nachher 80 £ in Waaren für diese 100 £ Geld liefern —
also in der That 80 £ Waare durch die um 25 % zu große Geld-
summe von 100 £ cirkuliren, sondern daher, dass der Kapitalist vom
Produkt des Arbeiters sich ausser dem Mehrwerth — dem Theil des
Produkts, worin sich Mehrwerth darstellt — auch noch 25 % von dem
Theil des Produkts aneignet, das dem Arbeiter in der Form von Arbeits-
lohn anheimfallen sollte. In der albernen Weise, wie Destutt die Sache
auffasst, würde die Kapitalistenklasse absolut nichts gewinnen. Sie zahlt
100 £ für Arbeitslohn und gibt dem Arbeiter für diese 100 £ von
seinem eignen Produkt 80 £ Waarenwerth zurück. Aber bei der nächsten
Operation muss sie wieder für dieselbe Procedur 100 £ vorschiessen.
Sie macht sich also nur das nutzlose Vergnügen, 100 £ Geld vorzu-
schiessen und 80 £ Waare dafür zu liefern, statt 80 £ Geld vorzu-
schiessen und 80 £ Waare dafür zu liefern. D. h. sie schiesst be-
ständig nutzlos ein um 25 % zu großes Geldkapital für die Cirkulation
ihres variablen Kapitals vor, was eine ganz eigenthümliche Methode der
Bereicherung ist.

3) Die Kapitalistenklasse verkauft endlich „an die müssigen Kapi-
talisten, welche sie bezahlen mit dem Theil ihrer Revenue, den sie nicht
schon abgegeben haben an die von ihnen direkt beschäftigten Lohnarbeiter;
sodass die ganze Rente, welche sie jenen (den Müssigen) jährlich zahlt,
ihr auf dem einen oder andern dieser Wege wieder zurückfliesst.“

Wir haben vorher gesehn, dass die industriellen Kapitalisten „mit
einem Theil ihrer Profite den ganzen Theil ihrer Konsumtion, bestimmt
zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse bezahlen.“ Gesetzt also, ihre Profite
seien = 200 £. 100 £ z. B. verzehren sie für ihre individuelle
Konsumtion. Aber die andre Hälfte = 100 £ gehört nicht ihnen, son-
dern den müssigen Kapitalisten, d. h. den Grundrentlern und den auf
Zins leihenden Kapitalisten. Sie haben also 100 £ Geld an diese Ge-
sellschaft zu zahlen. Wir wollen nun sagen, von diesem Geld brauchen
diese letztren 80 £ zu ihrer eignen Konsumtion und 20 £ zum Kauf

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0519" n="485"/>
Fall in allen reichen entwickelten Ländern alter Civilisation, denn hier<lb/>
&#x201E;in unsern altgewurzelten Gesellschaften ist der Fonds, aus dem der Lohn<lb/>
bestritten wird . . . . eine beinahe konstante Größe.&#x201C; (p. 202.)</p><lb/>
              <p>Auch beim Abbruch am Lohn kommt die Bereicherung der Kapita-<lb/>
listen nicht daher, dass sie erst dem Arbeiter 100 <hi rendition="#i">£</hi> in Geld zahlen<lb/>
und ihm nachher 80 <hi rendition="#i">£</hi> in Waaren für diese 100 <hi rendition="#i">£</hi> Geld liefern &#x2014;<lb/>
also in der That 80 <hi rendition="#i">£</hi> Waare durch die um 25 % zu große Geld-<lb/>
summe von 100 <hi rendition="#i">£</hi> cirkuliren, sondern daher, dass der Kapitalist vom<lb/>
Produkt des Arbeiters sich ausser dem Mehrwerth &#x2014; dem Theil des<lb/>
Produkts, worin sich Mehrwerth darstellt &#x2014; auch noch 25 % von dem<lb/>
Theil des Produkts aneignet, das dem Arbeiter in der Form von Arbeits-<lb/>
lohn anheimfallen sollte. In der albernen Weise, wie Destutt die Sache<lb/>
auffasst, würde die Kapitalistenklasse absolut nichts gewinnen. Sie zahlt<lb/>
100 <hi rendition="#i">£</hi> für Arbeitslohn und gibt dem Arbeiter für diese 100 <hi rendition="#i">£</hi> von<lb/>
seinem eignen Produkt 80 <hi rendition="#i">£</hi> Waarenwerth zurück. Aber bei der nächsten<lb/>
Operation muss sie wieder für dieselbe Procedur 100 <hi rendition="#i">£</hi> vorschiessen.<lb/>
Sie macht sich also nur das nutzlose Vergnügen, 100 <hi rendition="#i">£</hi> Geld vorzu-<lb/>
schiessen und 80 <hi rendition="#i">£</hi> Waare dafür zu liefern, statt 80 <hi rendition="#i">£</hi> Geld vorzu-<lb/>
schiessen und 80 <hi rendition="#i">£</hi> Waare dafür zu liefern. D. h. sie schiesst be-<lb/>
ständig nutzlos ein um 25 % zu großes Geldkapital für die Cirkulation<lb/>
ihres variablen Kapitals vor, was eine ganz eigenthümliche Methode der<lb/>
Bereicherung ist.</p><lb/>
              <p>3) Die Kapitalistenklasse verkauft endlich &#x201E;an die müssigen Kapi-<lb/>
talisten, welche sie bezahlen mit dem Theil ihrer Revenue, den sie nicht<lb/>
schon abgegeben haben an die von ihnen direkt beschäftigten Lohnarbeiter;<lb/>
sodass die ganze Rente, welche sie jenen (den Müssigen) jährlich zahlt,<lb/>
ihr auf dem einen oder andern dieser Wege wieder zurückfliesst.&#x201C;</p><lb/>
              <p>Wir haben vorher gesehn, dass die industriellen Kapitalisten &#x201E;mit<lb/>
einem Theil ihrer Profite den ganzen Theil ihrer Konsumtion, bestimmt<lb/>
zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse bezahlen.&#x201C; Gesetzt also, ihre Profite<lb/>
seien = 200 <hi rendition="#i">£</hi>. 100 <hi rendition="#i">£</hi> z. B. verzehren sie für ihre individuelle<lb/>
Konsumtion. Aber die andre Hälfte = 100 <hi rendition="#i">£</hi> gehört nicht ihnen, son-<lb/>
dern den müssigen Kapitalisten, d. h. den Grundrentlern und den auf<lb/>
Zins leihenden Kapitalisten. Sie haben also 100 <hi rendition="#i">£</hi> Geld an diese Ge-<lb/>
sellschaft zu zahlen. Wir wollen nun sagen, von diesem Geld brauchen<lb/>
diese letztren 80 <hi rendition="#i">£</hi> zu ihrer eignen Konsumtion und 20 <hi rendition="#i">£</hi> zum Kauf<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[485/0519] Fall in allen reichen entwickelten Ländern alter Civilisation, denn hier „in unsern altgewurzelten Gesellschaften ist der Fonds, aus dem der Lohn bestritten wird . . . . eine beinahe konstante Größe.“ (p. 202.) Auch beim Abbruch am Lohn kommt die Bereicherung der Kapita- listen nicht daher, dass sie erst dem Arbeiter 100 £ in Geld zahlen und ihm nachher 80 £ in Waaren für diese 100 £ Geld liefern — also in der That 80 £ Waare durch die um 25 % zu große Geld- summe von 100 £ cirkuliren, sondern daher, dass der Kapitalist vom Produkt des Arbeiters sich ausser dem Mehrwerth — dem Theil des Produkts, worin sich Mehrwerth darstellt — auch noch 25 % von dem Theil des Produkts aneignet, das dem Arbeiter in der Form von Arbeits- lohn anheimfallen sollte. In der albernen Weise, wie Destutt die Sache auffasst, würde die Kapitalistenklasse absolut nichts gewinnen. Sie zahlt 100 £ für Arbeitslohn und gibt dem Arbeiter für diese 100 £ von seinem eignen Produkt 80 £ Waarenwerth zurück. Aber bei der nächsten Operation muss sie wieder für dieselbe Procedur 100 £ vorschiessen. Sie macht sich also nur das nutzlose Vergnügen, 100 £ Geld vorzu- schiessen und 80 £ Waare dafür zu liefern, statt 80 £ Geld vorzu- schiessen und 80 £ Waare dafür zu liefern. D. h. sie schiesst be- ständig nutzlos ein um 25 % zu großes Geldkapital für die Cirkulation ihres variablen Kapitals vor, was eine ganz eigenthümliche Methode der Bereicherung ist. 3) Die Kapitalistenklasse verkauft endlich „an die müssigen Kapi- talisten, welche sie bezahlen mit dem Theil ihrer Revenue, den sie nicht schon abgegeben haben an die von ihnen direkt beschäftigten Lohnarbeiter; sodass die ganze Rente, welche sie jenen (den Müssigen) jährlich zahlt, ihr auf dem einen oder andern dieser Wege wieder zurückfliesst.“ Wir haben vorher gesehn, dass die industriellen Kapitalisten „mit einem Theil ihrer Profite den ganzen Theil ihrer Konsumtion, bestimmt zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse bezahlen.“ Gesetzt also, ihre Profite seien = 200 £. 100 £ z. B. verzehren sie für ihre individuelle Konsumtion. Aber die andre Hälfte = 100 £ gehört nicht ihnen, son- dern den müssigen Kapitalisten, d. h. den Grundrentlern und den auf Zins leihenden Kapitalisten. Sie haben also 100 £ Geld an diese Ge- sellschaft zu zahlen. Wir wollen nun sagen, von diesem Geld brauchen diese letztren 80 £ zu ihrer eignen Konsumtion und 20 £ zum Kauf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/519
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/519>, abgerufen am 22.11.2024.