Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

Seite der Cirkulation mehr Geld entzogen als hineingeworfen, so von der
andern Seite umgekehrt.

In allen Industriezweigen, deren Produktionsperiode (als verschieden von
der Arbeitsperiode) längre Zeit umfasst, wird während derselben von den kapita-
listischen Producenten beständig Geld in die Cirkulation geworfen, theils in Zah-
lung der angewandten Arbeitskraft, theils in Ankauf der zu verbrauchenden
Produktionsmittel; es werden so Produktionsmittel direkt, Konsumtionsmittel
theils indirekt, durch die ihren Arbeitslohn verausgabenden Arbeiter, theils direkt
durch die ihren Verzehr keineswegs suspendirenden Kapitalisten selbst dem
Waarenmarkt entzogen, ohne dass diese Kapitalisten zunächst gleichzeitig
ein Aequivalent in Waaren in den Markt würfen. Während dieser Periode
dient das von ihnen in Cirkulation geworfne Geld zur Versilbrung von
Waarenwerth, incl. des darin enthaltnen Mehrwerths. Sehr bedeutend
wird dies Moment in entwickelter kapitalistischer Produktion bei lang-
athmigen Unternehmungen, ausgeführt von Aktiengesellschaften etc., wie
Anlage von Eisenbahnen, Kanälen, Docks, großen städtischen Bauten,
Eisenschiffsbau, Drainirung von Land auf großem Umfang, etc.

3) Während die andern Kapitalisten, abgesehn von der Auslage in
fixem Kapital, mehr Geld aus der Cirkulation herausziehn als sie beim
Kauf der Arbeitskraft und der cirkulirenden Elemente hineingeworfen,
wird von den Gold und Silber producirenden Kapitalisten, abgesehn von
dem Edelmetall, das als Rohstoff dient, nur Geld in die Cirkulation ge-
worfen, während ihr nur Waaren entzogen werden. Das konstante Ka-
pital, mit Ausnahme des Verschleisstheils, der größre Theil des variablen,
und der ganze Mehrwerth, mit Ausnahme des etwa in ihren eignen
Händen sich aufhäufenden Schatzes, wird als Geld in die Cirkulation
geworfen.

4) Einerseits cirkuliren zwar allerlei Dinge als Waaren, die nicht
innerhalb des Jahres producirt worden, Grundstücke, Häuser etc., ferner
Produkte, deren Produktionsperiode sich über mehr als ein Jahr erstreckt,
Vieh, Holz, Wein u. s. w. Für diese und andre Phänomene ist es wichtig
festzuhalten, dass ausser der für die unmittelbare Cirkulation erheischten
Geldsumme, sich stets ein gewisses Quantum in latentem, nicht fungiren-
dem Zustand vorfindet, das bei gegebnem Anstoss in Funktion treten kann.
Auch cirkulirt der Werth solcher Produkte oft stückweis und allmälig, wie
der Werth von Häusern in der Miethe einer Reihe von Jahren.


Seite der Cirkulation mehr Geld entzogen als hineingeworfen, so von der
andern Seite umgekehrt.

In allen Industriezweigen, deren Produktionsperiode (als verschieden von
der Arbeitsperiode) längre Zeit umfasst, wird während derselben von den kapita-
listischen Producenten beständig Geld in die Cirkulation geworfen, theils in Zah-
lung der angewandten Arbeitskraft, theils in Ankauf der zu verbrauchenden
Produktionsmittel; es werden so Produktionsmittel direkt, Konsumtionsmittel
theils indirekt, durch die ihren Arbeitslohn verausgabenden Arbeiter, theils direkt
durch die ihren Verzehr keineswegs suspendirenden Kapitalisten selbst dem
Waarenmarkt entzogen, ohne dass diese Kapitalisten zunächst gleichzeitig
ein Aequivalent in Waaren in den Markt würfen. Während dieser Periode
dient das von ihnen in Cirkulation geworfne Geld zur Versilbrung von
Waarenwerth, incl. des darin enthaltnen Mehrwerths. Sehr bedeutend
wird dies Moment in entwickelter kapitalistischer Produktion bei lang-
athmigen Unternehmungen, ausgeführt von Aktiengesellschaften etc., wie
Anlage von Eisenbahnen, Kanälen, Docks, großen städtischen Bauten,
Eisenschiffsbau, Drainirung von Land auf großem Umfang, etc.

3) Während die andern Kapitalisten, abgesehn von der Auslage in
fixem Kapital, mehr Geld aus der Cirkulation herausziehn als sie beim
Kauf der Arbeitskraft und der cirkulirenden Elemente hineingeworfen,
wird von den Gold und Silber producirenden Kapitalisten, abgesehn von
dem Edelmetall, das als Rohstoff dient, nur Geld in die Cirkulation ge-
worfen, während ihr nur Waaren entzogen werden. Das konstante Ka-
pital, mit Ausnahme des Verschleisstheils, der größre Theil des variablen,
und der ganze Mehrwerth, mit Ausnahme des etwa in ihren eignen
Händen sich aufhäufenden Schatzes, wird als Geld in die Cirkulation
geworfen.

4) Einerseits cirkuliren zwar allerlei Dinge als Waaren, die nicht
innerhalb des Jahres producirt worden, Grundstücke, Häuser etc., ferner
Produkte, deren Produktionsperiode sich über mehr als ein Jahr erstreckt,
Vieh, Holz, Wein u. s. w. Für diese und andre Phänomene ist es wichtig
festzuhalten, dass ausser der für die unmittelbare Cirkulation erheischten
Geldsumme, sich stets ein gewisses Quantum in latentem, nicht fungiren-
dem Zustand vorfindet, das bei gegebnem Anstoss in Funktion treten kann.
Auch cirkulirt der Werth solcher Produkte oft stückweis und allmälig, wie
der Werth von Häusern in der Miethe einer Reihe von Jahren.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0511" n="477"/>
Seite der Cirkulation mehr Geld entzogen als hineingeworfen, so von der<lb/>
andern Seite umgekehrt.</p><lb/>
              <p>In allen Industriezweigen, deren Produktionsperiode (als verschieden von<lb/>
der Arbeitsperiode) längre Zeit umfasst, wird während derselben von den kapita-<lb/>
listischen Producenten beständig Geld in die Cirkulation geworfen, theils in Zah-<lb/>
lung der angewandten Arbeitskraft, theils in Ankauf der zu verbrauchenden<lb/>
Produktionsmittel; es werden so Produktionsmittel direkt, Konsumtionsmittel<lb/>
theils indirekt, durch die ihren Arbeitslohn verausgabenden Arbeiter, theils direkt<lb/>
durch die ihren Verzehr keineswegs suspendirenden Kapitalisten selbst dem<lb/>
Waarenmarkt entzogen, ohne dass diese Kapitalisten zunächst gleichzeitig<lb/>
ein Aequivalent in Waaren in den Markt würfen. Während dieser Periode<lb/>
dient das von ihnen in Cirkulation geworfne Geld zur Versilbrung von<lb/>
Waarenwerth, incl. des darin enthaltnen Mehrwerths. Sehr bedeutend<lb/>
wird dies Moment in entwickelter kapitalistischer Produktion bei lang-<lb/>
athmigen Unternehmungen, ausgeführt von Aktiengesellschaften etc., wie<lb/>
Anlage von Eisenbahnen, Kanälen, Docks, großen städtischen Bauten,<lb/>
Eisenschiffsbau, Drainirung von Land auf großem Umfang, etc.</p><lb/>
              <p>3) Während die andern Kapitalisten, abgesehn von der Auslage in<lb/>
fixem Kapital, mehr Geld aus der Cirkulation herausziehn als sie beim<lb/>
Kauf der Arbeitskraft und der cirkulirenden Elemente hineingeworfen,<lb/>
wird von den Gold und Silber producirenden Kapitalisten, abgesehn von<lb/>
dem Edelmetall, das als Rohstoff dient, nur Geld in die Cirkulation ge-<lb/>
worfen, während ihr nur Waaren entzogen werden. Das konstante Ka-<lb/>
pital, mit Ausnahme des Verschleisstheils, der größre Theil des variablen,<lb/>
und der ganze Mehrwerth, mit Ausnahme des etwa in ihren eignen<lb/>
Händen sich aufhäufenden Schatzes, wird als Geld in die Cirkulation<lb/>
geworfen.</p><lb/>
              <p>4) Einerseits cirkuliren zwar allerlei Dinge als Waaren, die nicht<lb/>
innerhalb des Jahres producirt worden, Grundstücke, Häuser etc., ferner<lb/>
Produkte, deren Produktionsperiode sich über mehr als ein Jahr erstreckt,<lb/>
Vieh, Holz, Wein u. s. w. Für diese und andre Phänomene ist es wichtig<lb/>
festzuhalten, dass ausser der für die unmittelbare Cirkulation erheischten<lb/>
Geldsumme, sich stets ein gewisses Quantum in latentem, nicht fungiren-<lb/>
dem Zustand vorfindet, das bei gegebnem Anstoss in Funktion treten kann.<lb/>
Auch cirkulirt der Werth solcher Produkte oft stückweis und allmälig, wie<lb/>
der Werth von Häusern in der Miethe einer Reihe von Jahren.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[477/0511] Seite der Cirkulation mehr Geld entzogen als hineingeworfen, so von der andern Seite umgekehrt. In allen Industriezweigen, deren Produktionsperiode (als verschieden von der Arbeitsperiode) längre Zeit umfasst, wird während derselben von den kapita- listischen Producenten beständig Geld in die Cirkulation geworfen, theils in Zah- lung der angewandten Arbeitskraft, theils in Ankauf der zu verbrauchenden Produktionsmittel; es werden so Produktionsmittel direkt, Konsumtionsmittel theils indirekt, durch die ihren Arbeitslohn verausgabenden Arbeiter, theils direkt durch die ihren Verzehr keineswegs suspendirenden Kapitalisten selbst dem Waarenmarkt entzogen, ohne dass diese Kapitalisten zunächst gleichzeitig ein Aequivalent in Waaren in den Markt würfen. Während dieser Periode dient das von ihnen in Cirkulation geworfne Geld zur Versilbrung von Waarenwerth, incl. des darin enthaltnen Mehrwerths. Sehr bedeutend wird dies Moment in entwickelter kapitalistischer Produktion bei lang- athmigen Unternehmungen, ausgeführt von Aktiengesellschaften etc., wie Anlage von Eisenbahnen, Kanälen, Docks, großen städtischen Bauten, Eisenschiffsbau, Drainirung von Land auf großem Umfang, etc. 3) Während die andern Kapitalisten, abgesehn von der Auslage in fixem Kapital, mehr Geld aus der Cirkulation herausziehn als sie beim Kauf der Arbeitskraft und der cirkulirenden Elemente hineingeworfen, wird von den Gold und Silber producirenden Kapitalisten, abgesehn von dem Edelmetall, das als Rohstoff dient, nur Geld in die Cirkulation ge- worfen, während ihr nur Waaren entzogen werden. Das konstante Ka- pital, mit Ausnahme des Verschleisstheils, der größre Theil des variablen, und der ganze Mehrwerth, mit Ausnahme des etwa in ihren eignen Händen sich aufhäufenden Schatzes, wird als Geld in die Cirkulation geworfen. 4) Einerseits cirkuliren zwar allerlei Dinge als Waaren, die nicht innerhalb des Jahres producirt worden, Grundstücke, Häuser etc., ferner Produkte, deren Produktionsperiode sich über mehr als ein Jahr erstreckt, Vieh, Holz, Wein u. s. w. Für diese und andre Phänomene ist es wichtig festzuhalten, dass ausser der für die unmittelbare Cirkulation erheischten Geldsumme, sich stets ein gewisses Quantum in latentem, nicht fungiren- dem Zustand vorfindet, das bei gegebnem Anstoss in Funktion treten kann. Auch cirkulirt der Werth solcher Produkte oft stückweis und allmälig, wie der Werth von Häusern in der Miethe einer Reihe von Jahren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/511
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/511>, abgerufen am 25.11.2024.