Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

Es versteht sich daher von selbst, dass die Formel für den Kreis-
lauf des Geldkapitals: G -- W ... P ... W' -- G' selbstverständliche Form
des Kapitalkreislaufs nur auf Grundlage schon entwickelter kapitalistischer
Produktion ist, weil sie das Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse auf ge-
sellschaftlicher Stufe voraussetzt. Die kapitalistische Produktion, wie wir
gesehn, producirt nicht nur Waare und Mehrwerth; sie reproducirt, und
in stets erweitertem Umfang, die Klasse der Lohnarbeiter und verwandelt
die ungeheure Majorität der unmittelbaren Producenten in Lohnarbeiter.
G -- W ... P ... W' -- G', da die erste Voraussetzung seines Ver-
laufs das beständige Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse, unterstellt daher
schon das Kapital in der Form des produktiven Kapitals, und daher die
Form des Kreislaufs des produktiven Kapitals.

II. Zweites Stadium. Funktion des produktiven Kapitals.

Der hier betrachtete Kreislauf des Kapitals beginnt mit dem Cirku-
lationsakt G -- W, der Verwandlung von Geld in Waare, Kauf. Die
Cirkulation muss also ergänzt werden durch die entgegengesetzte Meta-
morphose W -- G, Verwandlung von Waare in Geld, Verkauf. Aber das
unmittelbare Resultat von ist die Unterbrechung der Cir-
kulation des in Geldform vorgeschossnen Kapitalwerths. Durch die Ver-
wandlung von Geldkapital in produktives Kapital hat der Kapitalwerth
eine Naturalform erhalten, worin er nicht fortcirkuliren kann, sondern in
die Konsumtion, nämlich in die produktive Konsumtion, eingehn muss.
Der Gebrauch der Arbeitskraft, die Arbeit, kann nur im Arbeitsprocess
realisirt werden. Der Kapitalist kann den Arbeiter nicht wieder als Waare
verkaufen, da dieser nicht sein Sklave ist, und jener weiter nichts gekauft
hat, als die Vernutzung seiner Arbeitskraft auf bestimmte Zeit. Er kann
andrerseits die Arbeitskraft nur vernutzen, indem er durch sie die Pro-
duktionsmittel als Waarenbildner vernutzen lässt. Das Resultat des ersten
Stadiums ist also der Eintritt in das zweite, das produktive Stadium des
Kapitals.

Die Bewegung stellt sich dar als ... P, wo die
Punkte andeuten, dass die Cirkulation des Kapitals unterbrochen ist, sein
Kreislaufsprocess aber fortdauert, indem es aus der Sphäre der Waaren-
cirkulation in die Produktionssphäre eintritt. Das erste Stadium, die Ver-
wandlung von Geldkapital in produktives Kapital, erscheint also nur als

Es versteht sich daher von selbst, dass die Formel für den Kreis-
lauf des Geldkapitals: G — W … P … W' — G' selbstverständliche Form
des Kapitalkreislaufs nur auf Grundlage schon entwickelter kapitalistischer
Produktion ist, weil sie das Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse auf ge-
sellschaftlicher Stufe voraussetzt. Die kapitalistische Produktion, wie wir
gesehn, producirt nicht nur Waare und Mehrwerth; sie reproducirt, und
in stets erweitertem Umfang, die Klasse der Lohnarbeiter und verwandelt
die ungeheure Majorität der unmittelbaren Producenten in Lohnarbeiter.
G — W … P … W' — G', da die erste Voraussetzung seines Ver-
laufs das beständige Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse, unterstellt daher
schon das Kapital in der Form des produktiven Kapitals, und daher die
Form des Kreislaufs des produktiven Kapitals.

II. Zweites Stadium. Funktion des produktiven Kapitals.

Der hier betrachtete Kreislauf des Kapitals beginnt mit dem Cirku-
lationsakt G — W, der Verwandlung von Geld in Waare, Kauf. Die
Cirkulation muss also ergänzt werden durch die entgegengesetzte Meta-
morphose W — G, Verwandlung von Waare in Geld, Verkauf. Aber das
unmittelbare Resultat von ist die Unterbrechung der Cir-
kulation des in Geldform vorgeschossnen Kapitalwerths. Durch die Ver-
wandlung von Geldkapital in produktives Kapital hat der Kapitalwerth
eine Naturalform erhalten, worin er nicht fortcirkuliren kann, sondern in
die Konsumtion, nämlich in die produktive Konsumtion, eingehn muss.
Der Gebrauch der Arbeitskraft, die Arbeit, kann nur im Arbeitsprocess
realisirt werden. Der Kapitalist kann den Arbeiter nicht wieder als Waare
verkaufen, da dieser nicht sein Sklave ist, und jener weiter nichts gekauft
hat, als die Vernutzung seiner Arbeitskraft auf bestimmte Zeit. Er kann
andrerseits die Arbeitskraft nur vernutzen, indem er durch sie die Pro-
duktionsmittel als Waarenbildner vernutzen lässt. Das Resultat des ersten
Stadiums ist also der Eintritt in das zweite, das produktive Stadium des
Kapitals.

Die Bewegung stellt sich dar als … P, wo die
Punkte andeuten, dass die Cirkulation des Kapitals unterbrochen ist, sein
Kreislaufsprocess aber fortdauert, indem es aus der Sphäre der Waaren-
cirkulation in die Produktionssphäre eintritt. Das erste Stadium, die Ver-
wandlung von Geldkapital in produktives Kapital, erscheint also nur als

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0045" n="11"/>
              <p>Es versteht sich daher von selbst, dass die Formel für den Kreis-<lb/>
lauf des Geldkapitals: G &#x2014; W &#x2026; P &#x2026; W' &#x2014; G' selbstverständliche Form<lb/>
des Kapitalkreislaufs nur auf Grundlage schon entwickelter kapitalistischer<lb/>
Produktion ist, weil sie das Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse auf ge-<lb/>
sellschaftlicher Stufe voraussetzt. Die kapitalistische Produktion, wie wir<lb/>
gesehn, producirt nicht nur Waare und Mehrwerth; sie reproducirt, und<lb/>
in stets erweitertem Umfang, die Klasse der Lohnarbeiter und verwandelt<lb/>
die ungeheure Majorität der unmittelbaren Producenten in Lohnarbeiter.<lb/>
G &#x2014; W &#x2026; P &#x2026; W' &#x2014; G', da die erste Voraussetzung seines Ver-<lb/>
laufs das beständige Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse, unterstellt daher<lb/>
schon das Kapital in der Form des produktiven Kapitals, und daher die<lb/>
Form des Kreislaufs des produktiven Kapitals.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>II. <hi rendition="#g">Zweites Stadium. Funktion des produktiven Kapitals</hi>.</head><lb/>
              <p>Der hier betrachtete Kreislauf des Kapitals beginnt mit dem Cirku-<lb/>
lationsakt G &#x2014; W, der Verwandlung von Geld in Waare, Kauf. Die<lb/>
Cirkulation muss also ergänzt werden durch die entgegengesetzte Meta-<lb/>
morphose W &#x2014; G, Verwandlung von Waare in Geld, Verkauf. Aber das<lb/>
unmittelbare Resultat von <formula notation="TeX">\mathrm{G - W &lt; {A \atop m}}</formula> ist die Unterbrechung der Cir-<lb/>
kulation des in Geldform vorgeschossnen Kapitalwerths. Durch die Ver-<lb/>
wandlung von Geldkapital in produktives Kapital hat der Kapitalwerth<lb/>
eine Naturalform erhalten, worin er nicht fortcirkuliren kann, sondern in<lb/>
die Konsumtion, nämlich in die produktive Konsumtion, eingehn muss.<lb/>
Der Gebrauch der Arbeitskraft, die Arbeit, kann nur im Arbeitsprocess<lb/>
realisirt werden. Der Kapitalist kann den Arbeiter nicht wieder als Waare<lb/>
verkaufen, da dieser nicht sein Sklave ist, und jener weiter nichts gekauft<lb/>
hat, als die Vernutzung seiner Arbeitskraft auf bestimmte Zeit. Er kann<lb/>
andrerseits die Arbeitskraft nur vernutzen, indem er durch sie die Pro-<lb/>
duktionsmittel als Waarenbildner vernutzen lässt. Das Resultat des ersten<lb/>
Stadiums ist also der Eintritt in das zweite, das produktive Stadium des<lb/>
Kapitals.</p><lb/>
              <p>Die Bewegung stellt sich dar als <formula notation="TeX">\mathrm{G - W &lt; {A \atop Pm}}</formula>&#x2026; P, wo die<lb/>
Punkte andeuten, dass die Cirkulation des Kapitals unterbrochen ist, sein<lb/>
Kreislaufsprocess aber fortdauert, indem es aus der Sphäre der Waaren-<lb/>
cirkulation in die Produktionssphäre eintritt. Das erste Stadium, die Ver-<lb/>
wandlung von Geldkapital in produktives Kapital, erscheint also nur als<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0045] Es versteht sich daher von selbst, dass die Formel für den Kreis- lauf des Geldkapitals: G — W … P … W' — G' selbstverständliche Form des Kapitalkreislaufs nur auf Grundlage schon entwickelter kapitalistischer Produktion ist, weil sie das Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse auf ge- sellschaftlicher Stufe voraussetzt. Die kapitalistische Produktion, wie wir gesehn, producirt nicht nur Waare und Mehrwerth; sie reproducirt, und in stets erweitertem Umfang, die Klasse der Lohnarbeiter und verwandelt die ungeheure Majorität der unmittelbaren Producenten in Lohnarbeiter. G — W … P … W' — G', da die erste Voraussetzung seines Ver- laufs das beständige Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse, unterstellt daher schon das Kapital in der Form des produktiven Kapitals, und daher die Form des Kreislaufs des produktiven Kapitals. II. Zweites Stadium. Funktion des produktiven Kapitals. Der hier betrachtete Kreislauf des Kapitals beginnt mit dem Cirku- lationsakt G — W, der Verwandlung von Geld in Waare, Kauf. Die Cirkulation muss also ergänzt werden durch die entgegengesetzte Meta- morphose W — G, Verwandlung von Waare in Geld, Verkauf. Aber das unmittelbare Resultat von [FORMEL] ist die Unterbrechung der Cir- kulation des in Geldform vorgeschossnen Kapitalwerths. Durch die Ver- wandlung von Geldkapital in produktives Kapital hat der Kapitalwerth eine Naturalform erhalten, worin er nicht fortcirkuliren kann, sondern in die Konsumtion, nämlich in die produktive Konsumtion, eingehn muss. Der Gebrauch der Arbeitskraft, die Arbeit, kann nur im Arbeitsprocess realisirt werden. Der Kapitalist kann den Arbeiter nicht wieder als Waare verkaufen, da dieser nicht sein Sklave ist, und jener weiter nichts gekauft hat, als die Vernutzung seiner Arbeitskraft auf bestimmte Zeit. Er kann andrerseits die Arbeitskraft nur vernutzen, indem er durch sie die Pro- duktionsmittel als Waarenbildner vernutzen lässt. Das Resultat des ersten Stadiums ist also der Eintritt in das zweite, das produktive Stadium des Kapitals. Die Bewegung stellt sich dar als [FORMEL]… P, wo die Punkte andeuten, dass die Cirkulation des Kapitals unterbrochen ist, sein Kreislaufsprocess aber fortdauert, indem es aus der Sphäre der Waaren- cirkulation in die Produktionssphäre eintritt. Das erste Stadium, die Ver- wandlung von Geldkapital in produktives Kapital, erscheint also nur als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/45
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/45>, abgerufen am 22.11.2024.