sondern bestimmt implicite seinen specifischen Charakter. Die Produktion eines Gebrauchswerths, und selbst die einer Waare (denn diese kann auch seitens unabhängiger produktiver Arbeiter vorgehn) ist hier nur Mittel für die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth für den Kapita- listen. Wir haben daher bei Analyse des Produktionsprocesses gesehn, wie die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth 1) die Dauer des täglichen Arbeitsprocesses, 2) die ganze gesellschaftliche und technische Gestaltung des kapitalistischen Produktionsprocesses bestimmt. Innerhalb dieses selbst verwirklicht sich die Unterscheidung zwischen blosser Er- haltung von Werth (des konstanten Kapitalswerths), wirklicher Reproduk- tion von vorgeschossnem Werth (Aequivalent der Arbeitskraft) und Pro- duktion von Mehrwerth, d. h. von Werth, wofür der Kapitalist kein Aequivalent weder vorher vorgeschossen hat noch post festum vorschiesst.
Die Aneignung von Mehrwerth -- einem Werth der überschüssig ist über das Aequivalent des vom Kapitalisten vorgeschossnen Werths -- obgleich eingeleitet durch den Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, ist ein innerhalb des Produktionsprocesses selbst sich vollziehender Akt und bildet ein wesentliches Moment desselben.
Der einleitende Akt, der einen Cirkulationsakt bildet: der Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, beruht selbst wieder auf einer der Distribution der ge- sellschaftlichen Produkte vorausgegangnen und vorausgesetzten Distribution der Produktionselemente, nämlich der Scheidung der Arbeitskraft als Waare des Arbeiters von den Produktionsmitteln als Eigenthum von Nichtarbeitern.
Zugleich aber ändert diese Aneignung von Mehrwerth oder diese Scheidung der Werthproduktion in Reproduktion von vorgeschossnem Werth und Produktion von kein Aequivalent ersetzendem Neuwerth (Mehrwerth) durchaus nichts an der Substanz des Werths selbst und der Natur der Werthproduktion. Die Substanz des Werths ist und bleibt nichts ausser verausgabter Arbeitskraft -- Arbeit, unabhängig von dem besondren nütz- lichen Charakter dieser Arbeit -- und die Werthproduktion ist nichts als der Process dieser Verausgabung. So gibt der Leibeigne während sechs Tagen Arbeitskraft aus, arbeitet während sechs Tagen und macht es für die Thatsache dieser Verausgabung als solcher keinen Unterschied, dass er z. B. drei dieser Arbeitstage für sich auf seinem eignen Feld und drei andre für seinen Gutsherrn auf dessen Feld verrichtet. Seine freiwillige Arbeit für sich und seine Zwangsarbeit für seinen Herrn sind gleichmäßig Arbeit; soweit
sondern bestimmt implicite seinen specifischen Charakter. Die Produktion eines Gebrauchswerths, und selbst die einer Waare (denn diese kann auch seitens unabhängiger produktiver Arbeiter vorgehn) ist hier nur Mittel für die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth für den Kapita- listen. Wir haben daher bei Analyse des Produktionsprocesses gesehn, wie die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth 1) die Dauer des täglichen Arbeitsprocesses, 2) die ganze gesellschaftliche und technische Gestaltung des kapitalistischen Produktionsprocesses bestimmt. Innerhalb dieses selbst verwirklicht sich die Unterscheidung zwischen blosser Er- haltung von Werth (des konstanten Kapitalswerths), wirklicher Reproduk- tion von vorgeschossnem Werth (Aequivalent der Arbeitskraft) und Pro- duktion von Mehrwerth, d. h. von Werth, wofür der Kapitalist kein Aequivalent weder vorher vorgeschossen hat noch post festum vorschiesst.
Die Aneignung von Mehrwerth — einem Werth der überschüssig ist über das Aequivalent des vom Kapitalisten vorgeschossnen Werths — obgleich eingeleitet durch den Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, ist ein innerhalb des Produktionsprocesses selbst sich vollziehender Akt und bildet ein wesentliches Moment desselben.
Der einleitende Akt, der einen Cirkulationsakt bildet: der Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, beruht selbst wieder auf einer der Distribution der ge- sellschaftlichen Produkte vorausgegangnen und vorausgesetzten Distribution der Produktionselemente, nämlich der Scheidung der Arbeitskraft als Waare des Arbeiters von den Produktionsmitteln als Eigenthum von Nichtarbeitern.
Zugleich aber ändert diese Aneignung von Mehrwerth oder diese Scheidung der Werthproduktion in Reproduktion von vorgeschossnem Werth und Produktion von kein Aequivalent ersetzendem Neuwerth (Mehrwerth) durchaus nichts an der Substanz des Werths selbst und der Natur der Werthproduktion. Die Substanz des Werths ist und bleibt nichts ausser verausgabter Arbeitskraft — Arbeit, unabhängig von dem besondren nütz- lichen Charakter dieser Arbeit — und die Werthproduktion ist nichts als der Process dieser Verausgabung. So gibt der Leibeigne während sechs Tagen Arbeitskraft aus, arbeitet während sechs Tagen und macht es für die Thatsache dieser Verausgabung als solcher keinen Unterschied, dass er z. B. drei dieser Arbeitstage für sich auf seinem eignen Feld und drei andre für seinen Gutsherrn auf dessen Feld verrichtet. Seine freiwillige Arbeit für sich und seine Zwangsarbeit für seinen Herrn sind gleichmäßig Arbeit; soweit
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0413"n="379"/>
sondern bestimmt implicite seinen specifischen Charakter. Die Produktion<lb/>
eines Gebrauchswerths, und selbst die einer Waare (denn diese kann auch<lb/>
seitens unabhängiger produktiver Arbeiter vorgehn) ist hier nur Mittel für<lb/>
die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth für den Kapita-<lb/>
listen. Wir haben daher bei Analyse des Produktionsprocesses gesehn, wie<lb/>
die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth 1) die Dauer des<lb/>
täglichen Arbeitsprocesses, 2) die ganze gesellschaftliche und technische<lb/>
Gestaltung des kapitalistischen Produktionsprocesses bestimmt. Innerhalb<lb/>
dieses selbst verwirklicht sich die Unterscheidung zwischen blosser Er-<lb/>
haltung von Werth (des konstanten Kapitalswerths), wirklicher Reproduk-<lb/>
tion von vorgeschossnem Werth (Aequivalent der Arbeitskraft) und Pro-<lb/>
duktion von Mehrwerth, d. h. von Werth, wofür der Kapitalist kein<lb/>
Aequivalent weder vorher vorgeschossen hat noch post festum vorschiesst.</p><lb/><p>Die Aneignung von Mehrwerth — einem Werth der überschüssig<lb/>
ist über das Aequivalent des vom Kapitalisten vorgeschossnen Werths —<lb/>
obgleich eingeleitet durch den Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, ist<lb/>
ein innerhalb des Produktionsprocesses selbst sich vollziehender Akt und<lb/>
bildet ein wesentliches Moment desselben.</p><lb/><p>Der einleitende Akt, der einen Cirkulationsakt bildet: der Kauf und<lb/>
Verkauf der Arbeitskraft, beruht selbst wieder auf einer der Distribution der ge-<lb/>
sellschaftlichen <hirendition="#g">Produkte</hi> vorausgegangnen und vorausgesetzten Distribution<lb/>
der Produktion<hirendition="#g">selemente</hi>, nämlich der Scheidung der Arbeitskraft als Waare<lb/>
des Arbeiters von den Produktionsmitteln als Eigenthum von Nichtarbeitern.</p><lb/><p>Zugleich aber ändert diese Aneignung von Mehrwerth oder diese<lb/>
Scheidung der Werthproduktion in Reproduktion von vorgeschossnem Werth<lb/>
und Produktion von kein Aequivalent ersetzendem Neuwerth (Mehrwerth)<lb/>
durchaus nichts an der Substanz des Werths selbst und der Natur der<lb/>
Werthproduktion. Die Substanz des Werths ist und bleibt nichts ausser<lb/>
verausgabter Arbeitskraft — Arbeit, unabhängig von dem besondren nütz-<lb/>
lichen Charakter dieser Arbeit — und die Werthproduktion ist nichts als der<lb/>
Process dieser Verausgabung. So gibt der Leibeigne während sechs Tagen<lb/>
Arbeitskraft aus, arbeitet während sechs Tagen und macht es für die Thatsache<lb/>
dieser Verausgabung als solcher keinen Unterschied, dass er z. B. drei dieser<lb/>
Arbeitstage für sich auf seinem eignen Feld und drei andre für seinen<lb/>
Gutsherrn auf dessen Feld verrichtet. Seine freiwillige Arbeit für sich<lb/>
und seine Zwangsarbeit für seinen Herrn sind gleichmäßig Arbeit; soweit<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[379/0413]
sondern bestimmt implicite seinen specifischen Charakter. Die Produktion
eines Gebrauchswerths, und selbst die einer Waare (denn diese kann auch
seitens unabhängiger produktiver Arbeiter vorgehn) ist hier nur Mittel für
die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth für den Kapita-
listen. Wir haben daher bei Analyse des Produktionsprocesses gesehn, wie
die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth 1) die Dauer des
täglichen Arbeitsprocesses, 2) die ganze gesellschaftliche und technische
Gestaltung des kapitalistischen Produktionsprocesses bestimmt. Innerhalb
dieses selbst verwirklicht sich die Unterscheidung zwischen blosser Er-
haltung von Werth (des konstanten Kapitalswerths), wirklicher Reproduk-
tion von vorgeschossnem Werth (Aequivalent der Arbeitskraft) und Pro-
duktion von Mehrwerth, d. h. von Werth, wofür der Kapitalist kein
Aequivalent weder vorher vorgeschossen hat noch post festum vorschiesst.
Die Aneignung von Mehrwerth — einem Werth der überschüssig
ist über das Aequivalent des vom Kapitalisten vorgeschossnen Werths —
obgleich eingeleitet durch den Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, ist
ein innerhalb des Produktionsprocesses selbst sich vollziehender Akt und
bildet ein wesentliches Moment desselben.
Der einleitende Akt, der einen Cirkulationsakt bildet: der Kauf und
Verkauf der Arbeitskraft, beruht selbst wieder auf einer der Distribution der ge-
sellschaftlichen Produkte vorausgegangnen und vorausgesetzten Distribution
der Produktionselemente, nämlich der Scheidung der Arbeitskraft als Waare
des Arbeiters von den Produktionsmitteln als Eigenthum von Nichtarbeitern.
Zugleich aber ändert diese Aneignung von Mehrwerth oder diese
Scheidung der Werthproduktion in Reproduktion von vorgeschossnem Werth
und Produktion von kein Aequivalent ersetzendem Neuwerth (Mehrwerth)
durchaus nichts an der Substanz des Werths selbst und der Natur der
Werthproduktion. Die Substanz des Werths ist und bleibt nichts ausser
verausgabter Arbeitskraft — Arbeit, unabhängig von dem besondren nütz-
lichen Charakter dieser Arbeit — und die Werthproduktion ist nichts als der
Process dieser Verausgabung. So gibt der Leibeigne während sechs Tagen
Arbeitskraft aus, arbeitet während sechs Tagen und macht es für die Thatsache
dieser Verausgabung als solcher keinen Unterschied, dass er z. B. drei dieser
Arbeitstage für sich auf seinem eignen Feld und drei andre für seinen
Gutsherrn auf dessen Feld verrichtet. Seine freiwillige Arbeit für sich
und seine Zwangsarbeit für seinen Herrn sind gleichmäßig Arbeit; soweit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/413>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.