Arbeit, oder in den, mit diesem Produkt von andern Nationen gekauften Gegenständen." (p. 11.)
Der erste Fehler A. Smith's besteht nun darin, dass er den jähr- lichen Produktenwerth gleichsetzt dem jährlichen Werthprodukt. Das letztre ist nur Produkt der Arbeit des vergangnen Jahrs; der erstere schliesst ausserdem alle Werthelemente ein, die zur Herstellung des Jahres- produkts verbraucht, aber im vorhergehenden und zum Theil in noch früher verflossnen Jahren producirt wurden: Produktions- mittel, deren Werth nur wieder erscheint -- die, was ihren Werth betrifft, weder producirt, noch reproducirt worden sind durch während des letzten Jahrs verausgabte Arbeit. Durch diese Verwechslung mani- pulirt A. Smith den konstanten Werththeil des Jahresprodukts hinweg. Die Verwechslung selbst beruht auf einem andern Irrthum in seiner Fun- damentalauffassung: er unterscheidet nicht den zwiespältigen Charakter der Arbeit selbst: der Arbeit, soweit sie als Verausgabung von Arbeits- kraft Werth, und soweit sie als konkrete, nützliche Arbeit Gebrauchs- gegenstände (Gebrauchswerth) schafft. Die Gesammtsumme der jährlich hergestellten Waaren, also das ganze Jahresprodukt, ist Produkt der im letzten Jahr wirkenden nützlichen Arbeit; nur dadurch, dass ge- sellschaftlich angewandte Arbeit in einem vielverzweigten System nütz- licher Arbeitsarten verausgabt wurde, sind alle diese Waaren da; nur dadurch ist in ihrem Gesammtwerth der Werth der in ihrer Produktion verzehrten Produktionsmittel erhalten, in neuer Naturalform wieder er- scheinend. Das gesammte Jahresprodukt ist also Resultat der während des Jahrs verausgabten nützlichen Arbeit; aber vom jährlichen Pro- duktenwerth ist nur ein Theil während des Jahrs geschaffen worden; dieser Theil ist das jährliche Werthprodukt, worin sich die Summe der während des Jahres selbst flüssig gemachten Arbeit darstellt.
Wenn also A. Smith in der soeben citirten Stelle sagt: "Die jährliche Arbeit jeder Nation ist der Fonds, welcher sie ursprünglich versieht mit all den Lebensmitteln, die sie im Lauf des Jahrs verzehrt etc.", so stellt er sich einseitig auf den Standpunkt der bloss nützlichen Arbeit, die allerdings alle diese Lebensmittel in ihre verzehrbare Form gebracht hat. Er vergisst aber dabei, dass dies unmöglich war ohne Mit- hülfe der aus frühern Jahren überlieferten Arbeitsmittel und Arbeitsgegen- stände, und dass daher die "jährliche Arbeit," soweit sie Werth bildete,
Arbeit, oder in den, mit diesem Produkt von andern Nationen gekauften Gegenständen.“ (p. 11.)
Der erste Fehler A. Smith’s besteht nun darin, dass er den jähr- lichen Produktenwerth gleichsetzt dem jährlichen Werthprodukt. Das letztre ist nur Produkt der Arbeit des vergangnen Jahrs; der erstere schliesst ausserdem alle Werthelemente ein, die zur Herstellung des Jahres- produkts verbraucht, aber im vorhergehenden und zum Theil in noch früher verflossnen Jahren producirt wurden: Produktions- mittel, deren Werth nur wieder erscheint — die, was ihren Werth betrifft, weder producirt, noch reproducirt worden sind durch während des letzten Jahrs verausgabte Arbeit. Durch diese Verwechslung mani- pulirt A. Smith den konstanten Werththeil des Jahresprodukts hinweg. Die Verwechslung selbst beruht auf einem andern Irrthum in seiner Fun- damentalauffassung: er unterscheidet nicht den zwiespältigen Charakter der Arbeit selbst: der Arbeit, soweit sie als Verausgabung von Arbeits- kraft Werth, und soweit sie als konkrete, nützliche Arbeit Gebrauchs- gegenstände (Gebrauchswerth) schafft. Die Gesammtsumme der jährlich hergestellten Waaren, also das ganze Jahresprodukt, ist Produkt der im letzten Jahr wirkenden nützlichen Arbeit; nur dadurch, dass ge- sellschaftlich angewandte Arbeit in einem vielverzweigten System nütz- licher Arbeitsarten verausgabt wurde, sind alle diese Waaren da; nur dadurch ist in ihrem Gesammtwerth der Werth der in ihrer Produktion verzehrten Produktionsmittel erhalten, in neuer Naturalform wieder er- scheinend. Das gesammte Jahresprodukt ist also Resultat der während des Jahrs verausgabten nützlichen Arbeit; aber vom jährlichen Pro- duktenwerth ist nur ein Theil während des Jahrs geschaffen worden; dieser Theil ist das jährliche Werthprodukt, worin sich die Summe der während des Jahres selbst flüssig gemachten Arbeit darstellt.
Wenn also A. Smith in der soeben citirten Stelle sagt: „Die jährliche Arbeit jeder Nation ist der Fonds, welcher sie ursprünglich versieht mit all den Lebensmitteln, die sie im Lauf des Jahrs verzehrt etc.“, so stellt er sich einseitig auf den Standpunkt der bloss nützlichen Arbeit, die allerdings alle diese Lebensmittel in ihre verzehrbare Form gebracht hat. Er vergisst aber dabei, dass dies unmöglich war ohne Mit- hülfe der aus frühern Jahren überlieferten Arbeitsmittel und Arbeitsgegen- stände, und dass daher die „jährliche Arbeit,“ soweit sie Werth bildete,
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Arbeit, oder in den, mit diesem Produkt von andern Nationen gekauften
Gegenständen.“ (p. 11.)
Der erste Fehler A. Smith’s besteht nun darin, dass er den jähr-
lichen Produktenwerth gleichsetzt dem jährlichen Werthprodukt.
Das letztre ist nur Produkt der Arbeit des vergangnen Jahrs; der erstere
schliesst ausserdem alle Werthelemente ein, die zur Herstellung des Jahres-
produkts verbraucht, aber im vorhergehenden und zum Theil in
noch früher verflossnen Jahren producirt wurden: Produktions-
mittel, deren Werth nur wieder erscheint — die, was ihren Werth
betrifft, weder producirt, noch reproducirt worden sind durch während
des letzten Jahrs verausgabte Arbeit. Durch diese Verwechslung mani-
pulirt A. Smith den konstanten Werththeil des Jahresprodukts hinweg.
Die Verwechslung selbst beruht auf einem andern Irrthum in seiner Fun-
damentalauffassung: er unterscheidet nicht den zwiespältigen Charakter
der Arbeit selbst: der Arbeit, soweit sie als Verausgabung von Arbeits-
kraft Werth, und soweit sie als konkrete, nützliche Arbeit Gebrauchs-
gegenstände (Gebrauchswerth) schafft. Die Gesammtsumme der jährlich
hergestellten Waaren, also das ganze Jahresprodukt, ist Produkt der
im letzten Jahr wirkenden nützlichen Arbeit; nur dadurch, dass ge-
sellschaftlich angewandte Arbeit in einem vielverzweigten System nütz-
licher Arbeitsarten verausgabt wurde, sind alle diese Waaren da; nur
dadurch ist in ihrem Gesammtwerth der Werth der in ihrer Produktion
verzehrten Produktionsmittel erhalten, in neuer Naturalform wieder er-
scheinend. Das gesammte Jahresprodukt ist also Resultat der während
des Jahrs verausgabten nützlichen Arbeit; aber vom jährlichen Pro-
duktenwerth ist nur ein Theil während des Jahrs geschaffen worden;
dieser Theil ist das jährliche Werthprodukt, worin sich die Summe
der während des Jahres selbst flüssig gemachten Arbeit darstellt.
Wenn also A. Smith in der soeben citirten Stelle sagt: „Die
jährliche Arbeit jeder Nation ist der Fonds, welcher sie ursprünglich
versieht mit all den Lebensmitteln, die sie im Lauf des Jahrs verzehrt
etc.“, so stellt er sich einseitig auf den Standpunkt der bloss nützlichen
Arbeit, die allerdings alle diese Lebensmittel in ihre verzehrbare Form
gebracht hat. Er vergisst aber dabei, dass dies unmöglich war ohne Mit-
hülfe der aus frühern Jahren überlieferten Arbeitsmittel und Arbeitsgegen-
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/404>, abgerufen am 22.11.2024.
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