nicht nur Arbeitskraft und Produktionsmittel entziehn, sondern auch Le- bensmittel und Produktionsmittel liefern. Bei gesellschaftlicher ebenso wie bei kapitalistischer Produktion werden nach wie vor die Arbeiter in Geschäftszweigen von kürzren Arbeitsperioden nur für kürzre Zeit Pro- dukte entziehn ohne Produkt wieder zu geben; während die Geschäfts- zweige mit langen Arbeitsperioden für längre Zeit fortwährend entziehn, bevor sie zurückgeben. Dieser Umstand entspringt also aus den sachlichen Bedingungen des betreffenden Arbeitsprocesses, nicht aus seiner gesell- schaftlichen Form. Das Geldkapital fällt bei gesellschaftlicher Produktion fort. Die Gesellschaft vertheilt Arbeitskraft und Produktionsmittel in die verschiednen Geschäftszweige. Die Producenten mögen meinetwegen pa- pierne Anweisungen erhalten, wofür sie den gesellschaftlichen Konsumtions- vorräthen ein ihrer Arbeitszeit entsprechendes Quantum entziehn. Diese Anweisungen sind kein Geld. Sie cirkuliren nicht.
Man sieht, dass soweit das Bedürfniss für Geldkapital aus der Länge der Arbeitsperiode entspringt, dies durch zwei Umstände bedingt wird: Erstens, dass überhaupt Geld die Form ist, worin jedes individuelle Kapital (vom Kredit abgesehn) auftreten muss um sich in produktives Kapital zu verwandeln; dies geht hervor aus dem Wesen der kapitali- stischen Produktion, überhaupt der Waarenproduktion. -- Zweitens, die Größe des nöthigen Geldvorschusses entspringt aus dem Umstand, dass während längrer Zeit beständig Arbeitskraft und Produktionsmittel der Gesellschaft entzogen werden ohne dass ihr während dieser Zeit ein in Geld rückverwandelbares Produkt zurückgegeben wird. Der erste Um- stand, dass das vorzuschiessende Kapital in Geldform vorgeschossen werden muss, wird nicht aufgehoben durch die Form dieses Geldes selbst, ob es Metallgeld, Kreditgeld, Werthzeichen etc. Der zweite Umstand wird in keiner Weise dadurch afficirt, durch welches Geldmedium oder durch welche Form der Produktion Arbeit, Lebensmittel und Produktionsmittel entzogen werden, ohne ein Aequivalent in die Cirkulation zurück zu werfen.
nicht nur Arbeitskraft und Produktionsmittel entziehn, sondern auch Le- bensmittel und Produktionsmittel liefern. Bei gesellschaftlicher ebenso wie bei kapitalistischer Produktion werden nach wie vor die Arbeiter in Geschäftszweigen von kürzren Arbeitsperioden nur für kürzre Zeit Pro- dukte entziehn ohne Produkt wieder zu geben; während die Geschäfts- zweige mit langen Arbeitsperioden für längre Zeit fortwährend entziehn, bevor sie zurückgeben. Dieser Umstand entspringt also aus den sachlichen Bedingungen des betreffenden Arbeitsprocesses, nicht aus seiner gesell- schaftlichen Form. Das Geldkapital fällt bei gesellschaftlicher Produktion fort. Die Gesellschaft vertheilt Arbeitskraft und Produktionsmittel in die verschiednen Geschäftszweige. Die Producenten mögen meinetwegen pa- pierne Anweisungen erhalten, wofür sie den gesellschaftlichen Konsumtions- vorräthen ein ihrer Arbeitszeit entsprechendes Quantum entziehn. Diese Anweisungen sind kein Geld. Sie cirkuliren nicht.
Man sieht, dass soweit das Bedürfniss für Geldkapital aus der Länge der Arbeitsperiode entspringt, dies durch zwei Umstände bedingt wird: Erstens, dass überhaupt Geld die Form ist, worin jedes individuelle Kapital (vom Kredit abgesehn) auftreten muss um sich in produktives Kapital zu verwandeln; dies geht hervor aus dem Wesen der kapitali- stischen Produktion, überhaupt der Waarenproduktion. — Zweitens, die Größe des nöthigen Geldvorschusses entspringt aus dem Umstand, dass während längrer Zeit beständig Arbeitskraft und Produktionsmittel der Gesellschaft entzogen werden ohne dass ihr während dieser Zeit ein in Geld rückverwandelbares Produkt zurückgegeben wird. Der erste Um- stand, dass das vorzuschiessende Kapital in Geldform vorgeschossen werden muss, wird nicht aufgehoben durch die Form dieses Geldes selbst, ob es Metallgeld, Kreditgeld, Werthzeichen etc. Der zweite Umstand wird in keiner Weise dadurch afficirt, durch welches Geldmedium oder durch welche Form der Produktion Arbeit, Lebensmittel und Produktionsmittel entzogen werden, ohne ein Aequivalent in die Cirkulation zurück zu werfen.
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nicht nur Arbeitskraft und Produktionsmittel entziehn, sondern auch Le-
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wie bei kapitalistischer Produktion werden nach wie vor die Arbeiter in
Geschäftszweigen von kürzren Arbeitsperioden nur für kürzre Zeit Pro-
dukte entziehn ohne Produkt wieder zu geben; während die Geschäfts-
zweige mit langen Arbeitsperioden für längre Zeit fortwährend entziehn,
bevor sie zurückgeben. Dieser Umstand entspringt also aus den sachlichen
Bedingungen des betreffenden Arbeitsprocesses, nicht aus seiner gesell-
schaftlichen Form. Das Geldkapital fällt bei gesellschaftlicher Produktion
fort. Die Gesellschaft vertheilt Arbeitskraft und Produktionsmittel in die
verschiednen Geschäftszweige. Die Producenten mögen meinetwegen pa-
pierne Anweisungen erhalten, wofür sie den gesellschaftlichen Konsumtions-
vorräthen ein ihrer Arbeitszeit entsprechendes Quantum entziehn. Diese
Anweisungen sind kein Geld. Sie cirkuliren nicht.
Man sieht, dass soweit das Bedürfniss für Geldkapital aus der Länge
der Arbeitsperiode entspringt, dies durch zwei Umstände bedingt wird:
Erstens, dass überhaupt Geld die Form ist, worin jedes individuelle
Kapital (vom Kredit abgesehn) auftreten muss um sich in produktives
Kapital zu verwandeln; dies geht hervor aus dem Wesen der kapitali-
stischen Produktion, überhaupt der Waarenproduktion. — Zweitens, die
Größe des nöthigen Geldvorschusses entspringt aus dem Umstand, dass
während längrer Zeit beständig Arbeitskraft und Produktionsmittel der
Gesellschaft entzogen werden ohne dass ihr während dieser Zeit ein in
Geld rückverwandelbares Produkt zurückgegeben wird. Der erste Um-
stand, dass das vorzuschiessende Kapital in Geldform vorgeschossen werden
muss, wird nicht aufgehoben durch die Form dieses Geldes selbst, ob es
Metallgeld, Kreditgeld, Werthzeichen etc. Der zweite Umstand wird in
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/383>, abgerufen am 22.11.2024.
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