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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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Politischen Oekonomie. 1859. S. 105, 106. -- "Münze" im Gegen-
satz zu Geld wird hier gebraucht zur Bezeichnung des Geldes in seiner
Funktion als blosses Cirkulationsmittel im Gegensatz zu seinen übrigen
Funktionen.)

Soweit alle diese Mittel nicht hinreichen, muss zuschüssige Goldpro-
dnktion stattfinden, oder was auf dasselbe herauskommt, ein Theil des
zuschüssigen Produkts wird gegen Gold -- das Produkt der Länder der
Edelmetallproduktion -- direkt oder indirekt ausgetauscht.

Die ganze Summe der Arbeitskraft und der gesellschaftlichen Pro-
duktionsmittel, die in der jährlichen Produktion von Gold und Silber als
Instrumenten der Cirkulation verausgabt wird, bildet einen schweren Posten
der faux frais der kapitalistischen, überhaupt der auf Waarenproduktion
gegründeten Produktionsweise. Sie entzieht der gesellschaftlichen Aus-
nutzung eine entsprechende Summe möglicher, zuschüssiger Mittel der
Produktion und Konsumtion, d. h. des wirklichen Reichthums. Soweit
bei gleichbleibender gegebner Stufenleiter der Produktion oder bei ge-
gebnem Grad ihrer Ausdehnung die Kosten dieser theuren Cirkulations-
maschinerie vermindert werden, soweit wird dadurch die Produktiv-
kraft der gesellschaftlichen Arbeit gesteigert. Soweit also die mit
dem Kreditwesen sich entwickelnden Aushülfsmittel diese Wirkung haben,
vermehren sie direkt den kapitalistischen Reichthum, sei es, dass ein
großer Theil des gesellschaftlichen Produktions- und Arbeitsprocesses
dadurch ohne alle Intervention von wirklichem Geld vollzogen, sei es,
dass die Funktionsfähigkeit der wirklich fungirenden Geldmasse ge-
steigert wird.

Es erledigt sich damit auch die abgeschmackte Frage, ob die kapi-
talistische Produktion in ihrem jetzigen Umfang ohne das Kreditwesen (selbst
nur von diesem Standpunkt betrachtet) möglich wäre, d. h. mit bloss
metallischer Cirkulation. Es ist dies offenbar nicht der Fall. Sie hätte
vielmehr Schranken gefunden an dem Umfang der Edelmetallproduktion.
Andrerseits muss man sich keine mystischen Vorstellungen machen über
die produktive Kraft des Kreditwesens, soweit es Geldkapital zur Ver-
fügung stellt oder flüssig macht. Die weitre Entwicklung hierüber ge-
hört nicht hierher.



Politischen Oekonomie. 1859. S. 105, 106. — „Münze“ im Gegen-
satz zu Geld wird hier gebraucht zur Bezeichnung des Geldes in seiner
Funktion als blosses Cirkulationsmittel im Gegensatz zu seinen übrigen
Funktionen.)

Soweit alle diese Mittel nicht hinreichen, muss zuschüssige Goldpro-
dnktion stattfinden, oder was auf dasselbe herauskommt, ein Theil des
zuschüssigen Produkts wird gegen Gold — das Produkt der Länder der
Edelmetallproduktion — direkt oder indirekt ausgetauscht.

Die ganze Summe der Arbeitskraft und der gesellschaftlichen Pro-
duktionsmittel, die in der jährlichen Produktion von Gold und Silber als
Instrumenten der Cirkulation verausgabt wird, bildet einen schweren Posten
der faux frais der kapitalistischen, überhaupt der auf Waarenproduktion
gegründeten Produktionsweise. Sie entzieht der gesellschaftlichen Aus-
nutzung eine entsprechende Summe möglicher, zuschüssiger Mittel der
Produktion und Konsumtion, d. h. des wirklichen Reichthums. Soweit
bei gleichbleibender gegebner Stufenleiter der Produktion oder bei ge-
gebnem Grad ihrer Ausdehnung die Kosten dieser theuren Cirkulations-
maschinerie vermindert werden, soweit wird dadurch die Produktiv-
kraft der gesellschaftlichen Arbeit gesteigert. Soweit also die mit
dem Kreditwesen sich entwickelnden Aushülfsmittel diese Wirkung haben,
vermehren sie direkt den kapitalistischen Reichthum, sei es, dass ein
großer Theil des gesellschaftlichen Produktions- und Arbeitsprocesses
dadurch ohne alle Intervention von wirklichem Geld vollzogen, sei es,
dass die Funktionsfähigkeit der wirklich fungirenden Geldmasse ge-
steigert wird.

Es erledigt sich damit auch die abgeschmackte Frage, ob die kapi-
talistische Produktion in ihrem jetzigen Umfang ohne das Kreditwesen (selbst
nur von diesem Standpunkt betrachtet) möglich wäre, d. h. mit bloss
metallischer Cirkulation. Es ist dies offenbar nicht der Fall. Sie hätte
vielmehr Schranken gefunden an dem Umfang der Edelmetallproduktion.
Andrerseits muss man sich keine mystischen Vorstellungen machen über
die produktive Kraft des Kreditwesens, soweit es Geldkapital zur Ver-
fügung stellt oder flüssig macht. Die weitre Entwicklung hierüber ge-
hört nicht hierher.



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[336/0370] Politischen Oekonomie. 1859. S. 105, 106. — „Münze“ im Gegen- satz zu Geld wird hier gebraucht zur Bezeichnung des Geldes in seiner Funktion als blosses Cirkulationsmittel im Gegensatz zu seinen übrigen Funktionen.) Soweit alle diese Mittel nicht hinreichen, muss zuschüssige Goldpro- dnktion stattfinden, oder was auf dasselbe herauskommt, ein Theil des zuschüssigen Produkts wird gegen Gold — das Produkt der Länder der Edelmetallproduktion — direkt oder indirekt ausgetauscht. Die ganze Summe der Arbeitskraft und der gesellschaftlichen Pro- duktionsmittel, die in der jährlichen Produktion von Gold und Silber als Instrumenten der Cirkulation verausgabt wird, bildet einen schweren Posten der faux frais der kapitalistischen, überhaupt der auf Waarenproduktion gegründeten Produktionsweise. Sie entzieht der gesellschaftlichen Aus- nutzung eine entsprechende Summe möglicher, zuschüssiger Mittel der Produktion und Konsumtion, d. h. des wirklichen Reichthums. Soweit bei gleichbleibender gegebner Stufenleiter der Produktion oder bei ge- gebnem Grad ihrer Ausdehnung die Kosten dieser theuren Cirkulations- maschinerie vermindert werden, soweit wird dadurch die Produktiv- kraft der gesellschaftlichen Arbeit gesteigert. Soweit also die mit dem Kreditwesen sich entwickelnden Aushülfsmittel diese Wirkung haben, vermehren sie direkt den kapitalistischen Reichthum, sei es, dass ein großer Theil des gesellschaftlichen Produktions- und Arbeitsprocesses dadurch ohne alle Intervention von wirklichem Geld vollzogen, sei es, dass die Funktionsfähigkeit der wirklich fungirenden Geldmasse ge- steigert wird. Es erledigt sich damit auch die abgeschmackte Frage, ob die kapi- talistische Produktion in ihrem jetzigen Umfang ohne das Kreditwesen (selbst nur von diesem Standpunkt betrachtet) möglich wäre, d. h. mit bloss metallischer Cirkulation. Es ist dies offenbar nicht der Fall. Sie hätte vielmehr Schranken gefunden an dem Umfang der Edelmetallproduktion. Andrerseits muss man sich keine mystischen Vorstellungen machen über die produktive Kraft des Kreditwesens, soweit es Geldkapital zur Ver- fügung stellt oder flüssig macht. Die weitre Entwicklung hierüber ge- hört nicht hierher.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/370>, abgerufen am 22.11.2024.