Man hat bei Betrachtung des Umschlags gesehn, dass, unter sonst gleichbleibenden Umständen, mit dem Wechsel in der Größe der Um- schlagsperioden wechselnde Massen Geldkapital nöthig sind, um die Pro- duktion auf derselben Stufenleiter auszuführen. Die Elasticität der Geld- cirkulation muss also groß genug sein, um sich diesem Wechsel von Aus- dehnung und Zusammenziehung anzupassen.
Nimmt man ferner sonst gleichbleibende Umstände an -- auch un- veränderte Größe, Intensität und Produktivität des Arbeitstags -- aber veränderte Theilung des Werthprodukts zwischen Arbeitslohn und Mehrwerth, sodass entweder der erstre steigt und der letztre fällt, oder umgekehrt, so wird dadurch die Masse des umlaufenden Gelds nicht berührt. Dieser Wechsel kann vorgehn ohne irgend welche Expansion oder Kontraktion der im Umlauf befindlichen Geldmasse. Betrachten wir na- mentlich den Fall, wo der Arbeitslohn allgemein stiege und daher -- unter den vorausgesetzten Bedingungen -- die Rate des Mehrwerths allgemein fiele, ausserdem, ebenfalls nach Unterstellung, kein Wechsel im Werth der cirkulirenden Waarenmasse stattfinde. In diesem Fall wächst aller- dings das Geldkapital, das als variables Kapital vorgeschossen werden muss, also die Geldmasse, die in dieser Funktion dient. Aber um gerade soviel, wie die zur Funktion von variablem Kapital erforderliche Geld- masse wächst, um gerade so viel nimmt der Mehrwerth ab, also auch die zu seiner Realisirung nöthige Geldmasse. Die Summe der zur Realisirung des Waarenwerths nöthigen Geldmasse wird davon ebenso wenig berührt wie dieser Waarenwerth selbst. Der Kostenpreis der Waare steigt für den einzelnen Kapitalisten, aber ihr gesellschaftlicher Produktionspreis bleibt unverändert. Was verändert wird ist das Verhältniss worin, abge- sehn vom konstanten Werththeil, der Produktionspreis der Waaren sich in Arbeitslohn und Profit theilt.
Aber, sagt man, größre Auslage von variablem Geldkapital (der Werth des Gelds ist natürlich als gleichbleibend vorausgesetzt) heißt so- viel als größre Masse von Geldmitteln in der Hand der Arbeiter. Hier- aus folgt größre Nachfrage nach Waaren von Seiten der Arbeiter. Weitre Folge ist Steigen im Preis der Waaren. -- Oder man sagt: Steigt der Arbeitslohn, so erhöhn die Kapitalisten die Preise ihrer Waare. -- In beiden Fällen verursacht das allgemeine Steigen des Arbeitslohns
Man hat bei Betrachtung des Umschlags gesehn, dass, unter sonst gleichbleibenden Umständen, mit dem Wechsel in der Größe der Um- schlagsperioden wechselnde Massen Geldkapital nöthig sind, um die Pro- duktion auf derselben Stufenleiter auszuführen. Die Elasticität der Geld- cirkulation muss also groß genug sein, um sich diesem Wechsel von Aus- dehnung und Zusammenziehung anzupassen.
Nimmt man ferner sonst gleichbleibende Umstände an — auch un- veränderte Größe, Intensität und Produktivität des Arbeitstags — aber veränderte Theilung des Werthprodukts zwischen Arbeitslohn und Mehrwerth, sodass entweder der erstre steigt und der letztre fällt, oder umgekehrt, so wird dadurch die Masse des umlaufenden Gelds nicht berührt. Dieser Wechsel kann vorgehn ohne irgend welche Expansion oder Kontraktion der im Umlauf befindlichen Geldmasse. Betrachten wir na- mentlich den Fall, wo der Arbeitslohn allgemein stiege und daher — unter den vorausgesetzten Bedingungen — die Rate des Mehrwerths allgemein fiele, ausserdem, ebenfalls nach Unterstellung, kein Wechsel im Werth der cirkulirenden Waarenmasse stattfinde. In diesem Fall wächst aller- dings das Geldkapital, das als variables Kapital vorgeschossen werden muss, also die Geldmasse, die in dieser Funktion dient. Aber um gerade soviel, wie die zur Funktion von variablem Kapital erforderliche Geld- masse wächst, um gerade so viel nimmt der Mehrwerth ab, also auch die zu seiner Realisirung nöthige Geldmasse. Die Summe der zur Realisirung des Waarenwerths nöthigen Geldmasse wird davon ebenso wenig berührt wie dieser Waarenwerth selbst. Der Kostenpreis der Waare steigt für den einzelnen Kapitalisten, aber ihr gesellschaftlicher Produktionspreis bleibt unverändert. Was verändert wird ist das Verhältniss worin, abge- sehn vom konstanten Werththeil, der Produktionspreis der Waaren sich in Arbeitslohn und Profit theilt.
Aber, sagt man, größre Auslage von variablem Geldkapital (der Werth des Gelds ist natürlich als gleichbleibend vorausgesetzt) heißt so- viel als größre Masse von Geldmitteln in der Hand der Arbeiter. Hier- aus folgt größre Nachfrage nach Waaren von Seiten der Arbeiter. Weitre Folge ist Steigen im Preis der Waaren. — Oder man sagt: Steigt der Arbeitslohn, so erhöhn die Kapitalisten die Preise ihrer Waare. — In beiden Fällen verursacht das allgemeine Steigen des Arbeitslohns
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Man hat bei Betrachtung des Umschlags gesehn, dass, unter sonst
gleichbleibenden Umständen, mit dem Wechsel in der Größe der Um-
schlagsperioden wechselnde Massen Geldkapital nöthig sind, um die Pro-
duktion auf derselben Stufenleiter auszuführen. Die Elasticität der Geld-
cirkulation muss also groß genug sein, um sich diesem Wechsel von Aus-
dehnung und Zusammenziehung anzupassen.
Nimmt man ferner sonst gleichbleibende Umstände an — auch un-
veränderte Größe, Intensität und Produktivität des Arbeitstags — aber
veränderte Theilung des Werthprodukts zwischen Arbeitslohn
und Mehrwerth, sodass entweder der erstre steigt und der letztre fällt,
oder umgekehrt, so wird dadurch die Masse des umlaufenden Gelds nicht
berührt. Dieser Wechsel kann vorgehn ohne irgend welche Expansion oder
Kontraktion der im Umlauf befindlichen Geldmasse. Betrachten wir na-
mentlich den Fall, wo der Arbeitslohn allgemein stiege und daher — unter
den vorausgesetzten Bedingungen — die Rate des Mehrwerths allgemein
fiele, ausserdem, ebenfalls nach Unterstellung, kein Wechsel im Werth
der cirkulirenden Waarenmasse stattfinde. In diesem Fall wächst aller-
dings das Geldkapital, das als variables Kapital vorgeschossen werden
muss, also die Geldmasse, die in dieser Funktion dient. Aber um gerade
soviel, wie die zur Funktion von variablem Kapital erforderliche Geld-
masse wächst, um gerade so viel nimmt der Mehrwerth ab, also auch die
zu seiner Realisirung nöthige Geldmasse. Die Summe der zur Realisirung
des Waarenwerths nöthigen Geldmasse wird davon ebenso wenig berührt
wie dieser Waarenwerth selbst. Der Kostenpreis der Waare steigt für
den einzelnen Kapitalisten, aber ihr gesellschaftlicher Produktionspreis
bleibt unverändert. Was verändert wird ist das Verhältniss worin, abge-
sehn vom konstanten Werththeil, der Produktionspreis der Waaren sich
in Arbeitslohn und Profit theilt.
Aber, sagt man, größre Auslage von variablem Geldkapital (der
Werth des Gelds ist natürlich als gleichbleibend vorausgesetzt) heißt so-
viel als größre Masse von Geldmitteln in der Hand der Arbeiter. Hier-
aus folgt größre Nachfrage nach Waaren von Seiten der Arbeiter.
Weitre Folge ist Steigen im Preis der Waaren. — Oder man sagt: Steigt
der Arbeitslohn, so erhöhn die Kapitalisten die Preise ihrer Waare. —
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/362>, abgerufen am 22.11.2024.
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