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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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Wechsel von Antwerpen (auf London) werden drei Monate nach Dato ge-
zogen, und selhst Manchester und Bradford ziehn auf London auf drei
Monate und längre Daten. Durch stillschweigende Uebereinkunft wird
dem Kaufmann so eine hinreichende Gelegenheit gegeben, seine Waare zu
realisiren zwar nicht vor, aber doch bis zu der Zeit wo die dagegen ge-
zognen Wechsel verfallen. Daher ist die Usance indischer Wechsel nicht
übermäßig. Indische Produkte, die in London meistens auf drei Monate
Ziel verkauft werden, können nicht, wenn man einige Zeit für den Ver-
kauf einrechnet, in viel kürzrer Zeit als fünf Monaten realisirt werden,
während andre fünf Monate durchschnittlich verfliessen zwischen dem Ein-
kauf in Indien und der Ablieferung im englischen Lagerhaus. Hier haben
wir eine Periode von zehn Monaten, während die gegen die Waaren ge-
zognen Wechsel nicht über sieben Monate laufen." (Ibid., 30. Juni 1866.)
"Am 2. Juli 1866 notificirten fünf große Londoner Banken, die haupt-
sächlich mit Indien und China verkehren, sowie das Pariser Comptoir
d'Escompte, dass vom 1. Januar 1867 ihre Zweigbanken und Agenturen
im Orient nur solche Wechsel kaufen und verkaufen würden, die nicht
über vier Monate nach Sicht gezogen wären." (Ibidem, 7. Juli 1866.)
Diese Herabsetzung missglückte jedoch und musste wieder aufgegeben
werden. (Seitdem hat der Suezkanal dies alles revolutionirt.)

Fs versteht sich, dass mit der längern Umlaufszeit der Waaren das
Risiko eines Preiswechsels auf dem Verkaufsmarkt steigt, da die Periode
wächst, innerhalb deren Preiswechsel stattfinden können.

Eine Verschiedenheit in der Umlaufszeit, theils individuell zwischen
verschiednen Einzelkapitalen desselben Geschäftszweigs, theils zwischen
verschiednen Geschäftszweigen nach den verschiednen Usancen, da wo
nicht gleich baar gezahlt wird, entspringt aus den verschiednen Terminen
der Zahlung bei Ein- und Verkauf. Wir halten uns bei diesem für das
Kreditwesen wichtigen Punkt hier nicht weiter auf.

Aus dem Umfang der Liefrungskontrakte, und dieser wächst mit
Umfang und Stufenleiter der kapitalistischen Produktion, entspringen eben-
falls Unterschiede in der Umschlagszeit. Der Liefrungskontrakt als Trans-
aktion zwischen Käufer und Verkäufer ist eine dem Markt, der Cirku-
lationssphäre, angehörige Operation. Die hieraus entspringenden Unter-
schiede in der Umschlagszeit entspringen also aus der Cirkulationssphäre,
schlagen aber unmittelbar auf die Produktionssphäre zurück, und zwar

Wechsel von Antwerpen (auf London) werden drei Monate nach Dato ge-
zogen, und selhst Manchester und Bradford ziehn auf London auf drei
Monate und längre Daten. Durch stillschweigende Uebereinkunft wird
dem Kaufmann so eine hinreichende Gelegenheit gegeben, seine Waare zu
realisiren zwar nicht vor, aber doch bis zu der Zeit wo die dagegen ge-
zognen Wechsel verfallen. Daher ist die Usance indischer Wechsel nicht
übermäßig. Indische Produkte, die in London meistens auf drei Monate
Ziel verkauft werden, können nicht, wenn man einige Zeit für den Ver-
kauf einrechnet, in viel kürzrer Zeit als fünf Monaten realisirt werden,
während andre fünf Monate durchschnittlich verfliessen zwischen dem Ein-
kauf in Indien und der Ablieferung im englischen Lagerhaus. Hier haben
wir eine Periode von zehn Monaten, während die gegen die Waaren ge-
zognen Wechsel nicht über sieben Monate laufen.“ (Ibid., 30. Juni 1866.)
„Am 2. Juli 1866 notificirten fünf große Londoner Banken, die haupt-
sächlich mit Indien und China verkehren, sowie das Pariser Comptoir
d’Escompte, dass vom 1. Januar 1867 ihre Zweigbanken und Agenturen
im Orient nur solche Wechsel kaufen und verkaufen würden, die nicht
über vier Monate nach Sicht gezogen wären.“ (Ibidem, 7. Juli 1866.)
Diese Herabsetzung missglückte jedoch und musste wieder aufgegeben
werden. (Seitdem hat der Suezkanal dies alles revolutionirt.)

Fs versteht sich, dass mit der längern Umlaufszeit der Waaren das
Risiko eines Preiswechsels auf dem Verkaufsmarkt steigt, da die Periode
wächst, innerhalb deren Preiswechsel stattfinden können.

Eine Verschiedenheit in der Umlaufszeit, theils individuell zwischen
verschiednen Einzelkapitalen desselben Geschäftszweigs, theils zwischen
verschiednen Geschäftszweigen nach den verschiednen Usancen, da wo
nicht gleich baar gezahlt wird, entspringt aus den verschiednen Terminen
der Zahlung bei Ein- und Verkauf. Wir halten uns bei diesem für das
Kreditwesen wichtigen Punkt hier nicht weiter auf.

Aus dem Umfang der Liefrungskontrakte, und dieser wächst mit
Umfang und Stufenleiter der kapitalistischen Produktion, entspringen eben-
falls Unterschiede in der Umschlagszeit. Der Liefrungskontrakt als Trans-
aktion zwischen Käufer und Verkäufer ist eine dem Markt, der Cirku-
lationssphäre, angehörige Operation. Die hieraus entspringenden Unter-
schiede in der Umschlagszeit entspringen also aus der Cirkulationssphäre,
schlagen aber unmittelbar auf die Produktionssphäre zurück, und zwar

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[236/0270] Wechsel von Antwerpen (auf London) werden drei Monate nach Dato ge- zogen, und selhst Manchester und Bradford ziehn auf London auf drei Monate und längre Daten. Durch stillschweigende Uebereinkunft wird dem Kaufmann so eine hinreichende Gelegenheit gegeben, seine Waare zu realisiren zwar nicht vor, aber doch bis zu der Zeit wo die dagegen ge- zognen Wechsel verfallen. Daher ist die Usance indischer Wechsel nicht übermäßig. Indische Produkte, die in London meistens auf drei Monate Ziel verkauft werden, können nicht, wenn man einige Zeit für den Ver- kauf einrechnet, in viel kürzrer Zeit als fünf Monaten realisirt werden, während andre fünf Monate durchschnittlich verfliessen zwischen dem Ein- kauf in Indien und der Ablieferung im englischen Lagerhaus. Hier haben wir eine Periode von zehn Monaten, während die gegen die Waaren ge- zognen Wechsel nicht über sieben Monate laufen.“ (Ibid., 30. Juni 1866.) „Am 2. Juli 1866 notificirten fünf große Londoner Banken, die haupt- sächlich mit Indien und China verkehren, sowie das Pariser Comptoir d’Escompte, dass vom 1. Januar 1867 ihre Zweigbanken und Agenturen im Orient nur solche Wechsel kaufen und verkaufen würden, die nicht über vier Monate nach Sicht gezogen wären.“ (Ibidem, 7. Juli 1866.) Diese Herabsetzung missglückte jedoch und musste wieder aufgegeben werden. (Seitdem hat der Suezkanal dies alles revolutionirt.) Fs versteht sich, dass mit der längern Umlaufszeit der Waaren das Risiko eines Preiswechsels auf dem Verkaufsmarkt steigt, da die Periode wächst, innerhalb deren Preiswechsel stattfinden können. Eine Verschiedenheit in der Umlaufszeit, theils individuell zwischen verschiednen Einzelkapitalen desselben Geschäftszweigs, theils zwischen verschiednen Geschäftszweigen nach den verschiednen Usancen, da wo nicht gleich baar gezahlt wird, entspringt aus den verschiednen Terminen der Zahlung bei Ein- und Verkauf. Wir halten uns bei diesem für das Kreditwesen wichtigen Punkt hier nicht weiter auf. Aus dem Umfang der Liefrungskontrakte, und dieser wächst mit Umfang und Stufenleiter der kapitalistischen Produktion, entspringen eben- falls Unterschiede in der Umschlagszeit. Der Liefrungskontrakt als Trans- aktion zwischen Käufer und Verkäufer ist eine dem Markt, der Cirku- lationssphäre, angehörige Operation. Die hieraus entspringenden Unter- schiede in der Umschlagszeit entspringen also aus der Cirkulationssphäre, schlagen aber unmittelbar auf die Produktionssphäre zurück, und zwar

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/270>, abgerufen am 22.11.2024.