sondern aus dem kapitalistischen Charakter der Produktion entspringt. An und für sich sind sowohl W -- G als G -- W blosse Uebersetzungen von gegebnem Werth aus einer Form in die andre. Aber W' -- G' ist zugleich Realisirung des in W' enthaltnen Mehrwerths. Nicht so G -- W. Daher ist der Verkauf wichtiger als der Kauf. G -- W ist unter nor- malen Bedingungen nothwendiger Akt für Verwerthung des in G aus- gedrückten Werths, aber es ist nicht Realisirung von Mehrwerth; es ist Einleitung zu seiner Produktion, nicht Nachtrag dazu.
Für die Cirkulation des Waarenkapitals W' -- G' sind bestimmte Schranken durch die Existenzform der Waaren selbst, ihr Dasein als Gebrauchswerthe gezogen. Sie sind von Natur vergänglich. Gehn sie also innerhalb gewisser Frist nicht in die produktive oder individuelle Konsumtion ein, je nach ihrer Bestimmung; werden sie, in andren Worten, nicht in bestimmter Zeit verkauft, so verderben sie und verlieren mit ihrem Gebrauchswerth die Eigenschaft, Träger des Tauschwerths zu sein. Der in ihnen enthaltne Kapitalwerth, resp. der ihm angewachsne Mehr- werth, geht verloren. Die Gebrauchswerthe bleiben nur Träger des peren- nirenden und sich verwerthenden Kapitalwerths, soweit sie beständig er- neuert und reproducirt, durch neue Gebrauchswerthe derselben oder andrer Art ersetzt werden. Ihr Verkauf in ihrer fertigen Waarenform, also ihr durch denselben vermitteltes Eingehn in die produktive oder individuelle Konsumtion, ist aber die stets sich erneuernde Bedingung ihrer Repro- duktion. Sie müssen innerhalb bestimmter Zeit ihre alte Gebrauchsform wechseln um in einer neuen fortzuexistiren. Der Tauschwerth erhält sich nur durch diese beständige Erneuerung seines Körpers. Die Gebrauchs- werthe verschiedner Waaren verderben rascher oder langsamer; es kann also mehr oder weniger Zwischenzeit zwischen ihrer Produktion und ihrer Konsumtion verstreichen; sie können also, ohne zu Grunde zu gehn, kürzer oder länger in der Cirkulationsphase W -- G als Waarenkapital ausharren, kürzre oder längre Umlaufszeit als Waaren ertragen. Die Grenze der Umlaufszeit des Waarenkapitals durch den Verderb des Waaren- körpers selbst ist die absolute Grenze dieses Theils der Umlaufszeit oder der Umlaufszeit, die das Waarenkapital qua Waarenkapital beschreiben kann. Je vergänglicher eine Waare, je unmittelbarer nach ihrer Pro- duktion sie daher verzehrt, also auch verkauft werden muss, desto ge- ringrer Entfernung von ihrem Produktionsort ist sie fähig, desto enger
sondern aus dem kapitalistischen Charakter der Produktion entspringt. An und für sich sind sowohl W — G als G — W blosse Uebersetzungen von gegebnem Werth aus einer Form in die andre. Aber W' — G' ist zugleich Realisirung des in W' enthaltnen Mehrwerths. Nicht so G — W. Daher ist der Verkauf wichtiger als der Kauf. G — W ist unter nor- malen Bedingungen nothwendiger Akt für Verwerthung des in G aus- gedrückten Werths, aber es ist nicht Realisirung von Mehrwerth; es ist Einleitung zu seiner Produktion, nicht Nachtrag dazu.
Für die Cirkulation des Waarenkapitals W' — G' sind bestimmte Schranken durch die Existenzform der Waaren selbst, ihr Dasein als Gebrauchswerthe gezogen. Sie sind von Natur vergänglich. Gehn sie also innerhalb gewisser Frist nicht in die produktive oder individuelle Konsumtion ein, je nach ihrer Bestimmung; werden sie, in andren Worten, nicht in bestimmter Zeit verkauft, so verderben sie und verlieren mit ihrem Gebrauchswerth die Eigenschaft, Träger des Tauschwerths zu sein. Der in ihnen enthaltne Kapitalwerth, resp. der ihm angewachsne Mehr- werth, geht verloren. Die Gebrauchswerthe bleiben nur Träger des peren- nirenden und sich verwerthenden Kapitalwerths, soweit sie beständig er- neuert und reproducirt, durch neue Gebrauchswerthe derselben oder andrer Art ersetzt werden. Ihr Verkauf in ihrer fertigen Waarenform, also ihr durch denselben vermitteltes Eingehn in die produktive oder individuelle Konsumtion, ist aber die stets sich erneuernde Bedingung ihrer Repro- duktion. Sie müssen innerhalb bestimmter Zeit ihre alte Gebrauchsform wechseln um in einer neuen fortzuexistiren. Der Tauschwerth erhält sich nur durch diese beständige Erneuerung seines Körpers. Die Gebrauchs- werthe verschiedner Waaren verderben rascher oder langsamer; es kann also mehr oder weniger Zwischenzeit zwischen ihrer Produktion und ihrer Konsumtion verstreichen; sie können also, ohne zu Grunde zu gehn, kürzer oder länger in der Cirkulationsphase W — G als Waarenkapital ausharren, kürzre oder längre Umlaufszeit als Waaren ertragen. Die Grenze der Umlaufszeit des Waarenkapitals durch den Verderb des Waaren- körpers selbst ist die absolute Grenze dieses Theils der Umlaufszeit oder der Umlaufszeit, die das Waarenkapital qua Waarenkapital beschreiben kann. Je vergänglicher eine Waare, je unmittelbarer nach ihrer Pro- duktion sie daher verzehrt, also auch verkauft werden muss, desto ge- ringrer Entfernung von ihrem Produktionsort ist sie fähig, desto enger
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0138"n="104"/>
sondern aus dem kapitalistischen Charakter der Produktion entspringt.<lb/>
An und für sich sind sowohl W — G als G — W blosse Uebersetzungen<lb/>
von gegebnem Werth aus einer Form in die andre. Aber W' — G' ist<lb/>
zugleich Realisirung des in W' enthaltnen Mehrwerths. Nicht so G — W.<lb/>
Daher ist der Verkauf wichtiger als der Kauf. G — W ist unter nor-<lb/>
malen Bedingungen nothwendiger Akt für Verwerthung des in G aus-<lb/>
gedrückten Werths, aber es ist nicht Realisirung von Mehrwerth; es ist<lb/>
Einleitung zu seiner Produktion, nicht Nachtrag dazu.</p><lb/><p>Für die Cirkulation des Waarenkapitals W' — G' sind bestimmte<lb/>
Schranken durch die Existenzform der Waaren selbst, ihr Dasein als<lb/>
Gebrauchswerthe gezogen. Sie sind von Natur vergänglich. Gehn sie<lb/>
also innerhalb gewisser Frist nicht in die produktive oder individuelle<lb/>
Konsumtion ein, je nach ihrer Bestimmung; werden sie, in andren Worten,<lb/>
nicht in bestimmter Zeit verkauft, so verderben sie und verlieren mit<lb/>
ihrem Gebrauchswerth die Eigenschaft, Träger des Tauschwerths zu sein.<lb/>
Der in ihnen enthaltne Kapitalwerth, resp. der ihm angewachsne Mehr-<lb/>
werth, geht verloren. Die Gebrauchswerthe bleiben nur Träger des peren-<lb/>
nirenden und sich verwerthenden Kapitalwerths, soweit sie beständig er-<lb/>
neuert und reproducirt, durch neue Gebrauchswerthe derselben oder andrer<lb/>
Art ersetzt werden. Ihr Verkauf in ihrer fertigen Waarenform, also ihr<lb/>
durch denselben vermitteltes Eingehn in die produktive oder individuelle<lb/>
Konsumtion, ist aber die stets sich erneuernde Bedingung ihrer Repro-<lb/>
duktion. Sie müssen innerhalb bestimmter Zeit ihre alte Gebrauchsform<lb/>
wechseln um in einer neuen fortzuexistiren. Der Tauschwerth erhält sich<lb/>
nur durch diese beständige Erneuerung seines Körpers. Die Gebrauchs-<lb/>
werthe verschiedner Waaren verderben rascher oder langsamer; es kann<lb/>
also mehr oder weniger Zwischenzeit zwischen ihrer Produktion und<lb/>
ihrer Konsumtion verstreichen; sie können also, ohne zu Grunde zu gehn,<lb/>
kürzer oder länger in der Cirkulationsphase W — G als Waarenkapital<lb/>
ausharren, kürzre oder längre Umlaufszeit als Waaren ertragen. Die<lb/>
Grenze der Umlaufszeit des Waarenkapitals durch den Verderb des Waaren-<lb/>
körpers selbst ist die absolute Grenze dieses Theils der Umlaufszeit oder<lb/>
der Umlaufszeit, die das Waarenkapital qua Waarenkapital beschreiben<lb/>
kann. Je vergänglicher eine Waare, je unmittelbarer nach ihrer Pro-<lb/>
duktion sie daher verzehrt, also auch verkauft werden muss, desto ge-<lb/>
ringrer Entfernung von ihrem Produktionsort ist sie fähig, desto enger<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[104/0138]
sondern aus dem kapitalistischen Charakter der Produktion entspringt.
An und für sich sind sowohl W — G als G — W blosse Uebersetzungen
von gegebnem Werth aus einer Form in die andre. Aber W' — G' ist
zugleich Realisirung des in W' enthaltnen Mehrwerths. Nicht so G — W.
Daher ist der Verkauf wichtiger als der Kauf. G — W ist unter nor-
malen Bedingungen nothwendiger Akt für Verwerthung des in G aus-
gedrückten Werths, aber es ist nicht Realisirung von Mehrwerth; es ist
Einleitung zu seiner Produktion, nicht Nachtrag dazu.
Für die Cirkulation des Waarenkapitals W' — G' sind bestimmte
Schranken durch die Existenzform der Waaren selbst, ihr Dasein als
Gebrauchswerthe gezogen. Sie sind von Natur vergänglich. Gehn sie
also innerhalb gewisser Frist nicht in die produktive oder individuelle
Konsumtion ein, je nach ihrer Bestimmung; werden sie, in andren Worten,
nicht in bestimmter Zeit verkauft, so verderben sie und verlieren mit
ihrem Gebrauchswerth die Eigenschaft, Träger des Tauschwerths zu sein.
Der in ihnen enthaltne Kapitalwerth, resp. der ihm angewachsne Mehr-
werth, geht verloren. Die Gebrauchswerthe bleiben nur Träger des peren-
nirenden und sich verwerthenden Kapitalwerths, soweit sie beständig er-
neuert und reproducirt, durch neue Gebrauchswerthe derselben oder andrer
Art ersetzt werden. Ihr Verkauf in ihrer fertigen Waarenform, also ihr
durch denselben vermitteltes Eingehn in die produktive oder individuelle
Konsumtion, ist aber die stets sich erneuernde Bedingung ihrer Repro-
duktion. Sie müssen innerhalb bestimmter Zeit ihre alte Gebrauchsform
wechseln um in einer neuen fortzuexistiren. Der Tauschwerth erhält sich
nur durch diese beständige Erneuerung seines Körpers. Die Gebrauchs-
werthe verschiedner Waaren verderben rascher oder langsamer; es kann
also mehr oder weniger Zwischenzeit zwischen ihrer Produktion und
ihrer Konsumtion verstreichen; sie können also, ohne zu Grunde zu gehn,
kürzer oder länger in der Cirkulationsphase W — G als Waarenkapital
ausharren, kürzre oder längre Umlaufszeit als Waaren ertragen. Die
Grenze der Umlaufszeit des Waarenkapitals durch den Verderb des Waaren-
körpers selbst ist die absolute Grenze dieses Theils der Umlaufszeit oder
der Umlaufszeit, die das Waarenkapital qua Waarenkapital beschreiben
kann. Je vergänglicher eine Waare, je unmittelbarer nach ihrer Pro-
duktion sie daher verzehrt, also auch verkauft werden muss, desto ge-
ringrer Entfernung von ihrem Produktionsort ist sie fähig, desto enger
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/138>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.