Zweitens: Da man in den Kategorien: Geldwirthschaft, Kreditwirth- schaft, nicht die Wirthschaft, d. h. den Produktionsprocess selbst betont und als unterscheidendes Merkmal hervorhebt, sondern die der Wirthschaft entsprechende Verkehrsweise zwischen den verschiednen Produktionsagenten oder Producenten, so müsste dasselbe bei der ersten Kategorie geschehn. Statt Natural wirthschaft also Tauschwirthschaft. Vollständig abgeschlossne Na- turalwirthschaft, z. B. der peruanische Inkastaat, fiele unter keine dieser Kategorien.
Drittens: Geldwirthschaft ist aller Waarenproduktion gemein, und das Produkt erscheint als Waare in den verschiedensten gesellschaftlichen Produktionsorganismen. Es wäre also nur der Umfang, worin das Pro- dukt als Handelsartikel, als Waare producirt wird, also auch seine eignen Bildungselemente wieder als Handelsartikel, als Waaren in die Wirth- schaft, aus der es herkommt, eingehn müssen, welche die kapitalistische Produktion charakterisirte.
In der That ist die kapitalistische Produktion die Waarenproduktion als allgemeine Form der Produktion, aber sie ist es nur, und wird es stets mehr in ihrer Entwicklung, weil die Arbeit hier selbst als Waare erscheint, weil der Arbeiter die Arbeit, d. h. die Funktion seiner Arbeits- kraft, verkauft, und zwar, wie wir annehmen, zu ihrem durch ihre Re- produktionskosten bestimmten Werth. Im Umfang, wie die Arbeit Lohn- arbeit wird, wird der Producent industrieller Kapitalist; daher die kapi- talistische Produktion (also auch die Waarenproduktion) erst in ihrem ganzen Umfang erscheint, wenn auch der unmittelbare ländliche Producent Lohnarbeiter ist. In dem Verhältniss zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter wird das Geldverhältniss, das Verhältniss von Käufer und Verkäufer, ein der Produktion selbst immanentes Verhältniss. Dies Verhältniss aber be- ruht der Grundlage nach auf dem gesellschaftlichen Charakter der Pro- duktion, nicht der Verkehrsweise; dieser entspringt umgekehrt aus jenem. Es entspricht übrigens dem bürgerlichem Horizont, wo das Geschäftchen- machen den ganzen Kopf einnimmt, nicht im Charakter der Produktions- weise die Grundlage der ihr entsprechenden Verkehrsweise zu sehn, son- dern umgekehrt.7)
7) Bis hierher Manuskript V. -- Das Folgende, bis Schluss des Kapi- tals, ist eine, in einem Heft von 1877 oder 1878 unter Bücher-Auszügen sich befindende Note.
Zweitens: Da man in den Kategorien: Geldwirthschaft, Kreditwirth- schaft, nicht die Wirthschaft, d. h. den Produktionsprocess selbst betont und als unterscheidendes Merkmal hervorhebt, sondern die der Wirthschaft entsprechende Verkehrsweise zwischen den verschiednen Produktionsagenten oder Producenten, so müsste dasselbe bei der ersten Kategorie geschehn. Statt Natural wirthschaft also Tauschwirthschaft. Vollständig abgeschlossne Na- turalwirthschaft, z. B. der peruanische Inkastaat, fiele unter keine dieser Kategorien.
Drittens: Geldwirthschaft ist aller Waarenproduktion gemein, und das Produkt erscheint als Waare in den verschiedensten gesellschaftlichen Produktionsorganismen. Es wäre also nur der Umfang, worin das Pro- dukt als Handelsartikel, als Waare producirt wird, also auch seine eignen Bildungselemente wieder als Handelsartikel, als Waaren in die Wirth- schaft, aus der es herkommt, eingehn müssen, welche die kapitalistische Produktion charakterisirte.
In der That ist die kapitalistische Produktion die Waarenproduktion als allgemeine Form der Produktion, aber sie ist es nur, und wird es stets mehr in ihrer Entwicklung, weil die Arbeit hier selbst als Waare erscheint, weil der Arbeiter die Arbeit, d. h. die Funktion seiner Arbeits- kraft, verkauft, und zwar, wie wir annehmen, zu ihrem durch ihre Re- produktionskosten bestimmten Werth. Im Umfang, wie die Arbeit Lohn- arbeit wird, wird der Producent industrieller Kapitalist; daher die kapi- talistische Produktion (also auch die Waarenproduktion) erst in ihrem ganzen Umfang erscheint, wenn auch der unmittelbare ländliche Producent Lohnarbeiter ist. In dem Verhältniss zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter wird das Geldverhältniss, das Verhältniss von Käufer und Verkäufer, ein der Produktion selbst immanentes Verhältniss. Dies Verhältniss aber be- ruht der Grundlage nach auf dem gesellschaftlichen Charakter der Pro- duktion, nicht der Verkehrsweise; dieser entspringt umgekehrt aus jenem. Es entspricht übrigens dem bürgerlichem Horizont, wo das Geschäftchen- machen den ganzen Kopf einnimmt, nicht im Charakter der Produktions- weise die Grundlage der ihr entsprechenden Verkehrsweise zu sehn, son- dern umgekehrt.7)
7) Bis hierher Manuskript V. — Das Folgende, bis Schluss des Kapi- tals, ist eine, in einem Heft von 1877 oder 1878 unter Bücher-Auszügen sich befindende Note.
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Zweitens: Da man in den Kategorien: Geldwirthschaft, Kreditwirth-
schaft, nicht die Wirthschaft, d. h. den Produktionsprocess selbst betont
und als unterscheidendes Merkmal hervorhebt, sondern die der Wirthschaft
entsprechende Verkehrsweise zwischen den verschiednen Produktionsagenten
oder Producenten, so müsste dasselbe bei der ersten Kategorie geschehn.
Statt Natural wirthschaft also Tauschwirthschaft. Vollständig abgeschlossne Na-
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Drittens: Geldwirthschaft ist aller Waarenproduktion gemein, und
das Produkt erscheint als Waare in den verschiedensten gesellschaftlichen
Produktionsorganismen. Es wäre also nur der Umfang, worin das Pro-
dukt als Handelsartikel, als Waare producirt wird, also auch seine eignen
Bildungselemente wieder als Handelsartikel, als Waaren in die Wirth-
schaft, aus der es herkommt, eingehn müssen, welche die kapitalistische
Produktion charakterisirte.
In der That ist die kapitalistische Produktion die Waarenproduktion
als allgemeine Form der Produktion, aber sie ist es nur, und wird es
stets mehr in ihrer Entwicklung, weil die Arbeit hier selbst als Waare
erscheint, weil der Arbeiter die Arbeit, d. h. die Funktion seiner Arbeits-
kraft, verkauft, und zwar, wie wir annehmen, zu ihrem durch ihre Re-
produktionskosten bestimmten Werth. Im Umfang, wie die Arbeit Lohn-
arbeit wird, wird der Producent industrieller Kapitalist; daher die kapi-
talistische Produktion (also auch die Waarenproduktion) erst in ihrem
ganzen Umfang erscheint, wenn auch der unmittelbare ländliche Producent
Lohnarbeiter ist. In dem Verhältniss zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter
wird das Geldverhältniss, das Verhältniss von Käufer und Verkäufer, ein
der Produktion selbst immanentes Verhältniss. Dies Verhältniss aber be-
ruht der Grundlage nach auf dem gesellschaftlichen Charakter der Pro-
duktion, nicht der Verkehrsweise; dieser entspringt umgekehrt aus jenem.
Es entspricht übrigens dem bürgerlichem Horizont, wo das Geschäftchen-
machen den ganzen Kopf einnimmt, nicht im Charakter der Produktions-
weise die Grundlage der ihr entsprechenden Verkehrsweise zu sehn, son-
dern umgekehrt. 7)
7) Bis hierher Manuskript V. — Das Folgende, bis Schluss des Kapi-
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/127>, abgerufen am 21.11.2024.
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