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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Der Name einer Sache ist ihrer Natur ganz äusserlich und da-
her erlischt auch ihre Begriffsbestimmung in ihm. Ich weiss nichts vom
Menschen, wenn ich weiss, dass ein Mensch Jakobus heisst. Ebenso ver-
schwindet in den Geldnamen Pfund, Thaler, Frank, Dukat u. s. w.
jede Spur des Werthverhältnisses. Die Wirre über den Geheimsinn
dieser kabbalistischen Zeichen ist um so grösser als die Geldnamen zugleich
den Werth der Waaren und aliquote Theile eines Goldgewichts,
des Geldmassstabs, und das eine nur darstellen, weil das andre47).
Andrerseits ist es nothwendig, dass der Werth im Unterschied von den
bunten Körpern der Waaren sich zu dieser begriffslos sachlichen, aber
auch einfach gesellschaftlichen Form fortentwickle.

Der Preis ist der Geldname der in der Waare vergegenständlich-
ten Arbeitszeit. Die Aequivalenz der Waare und des Geldquantums,
dem ihr Preis sie gleichsetzt, ist daher eine Tautologie48), wie ja
überhaupt der relative Werthausdruck einer Waare stets der
Ausdruck der Aequivalenz zweier Waaren ist. Wenn aber der
Preis als Exponent der Werthgrösse der Waare Exponent ihres Austausch-
verhältnisses mit Geld ist, so folgt nicht umgekehrt, dass der Exponent
ihres Austauschverhältnisses mit Geld nothwendig der Expo-
nent ihrer Werthgrösse ist. Gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit

47) Vgl. "Theorieen von der Masseinheit des Geldes" in "Zur Kritik
der pol. Oekon
. etc.", p. 53 sqq. Die Phantasien über Erhöhung oder
Erniedrigung des "Münzpreises", die darin besteht, die gesetzlichen Geld-
namen für gesetzlich fixirte Gewichttheile Gold oder Silber auf grössere oder
kleinere Gewichttheile von Staatswegen zu übertragen und demgemäss auch etwa
1/4 Unze Gold statt in 20 künftig in 40 sh. zu prägen -- diese Phantasien, soweit
sie nicht ungeschickte Finanzoperationen gegen Staats- und Privatgläubiger, son-
dern ökonomische "Wunderkuren" bezwecken, hat Petty so erschöpfend be-
handelt in "Quantulumcumque concerning Money. To the Lord
Marquis of Halifax
. 1682", dass schon seine unmittelbaren Nachfolger,
Sir Dudley North und John Locke, von Späteren gar nicht zu reden,
ihn nur verflachen konnten. "If the wealth of a nation", sagt er u. A., "could
be decupled by a Proclamation, it were strange that such proclamations have not
long since been made by our Governors." (l. c. p. 36.)
48) "Ou bien, il faut consentir a dire qu'une valeur d'un million en
argent vaut plus qu'une valeur egale en marchandises." (Le Trosne
l. c. p. 922), also "qu'une valeur vaut plus qu'une valeur egale."

Der Name einer Sache ist ihrer Natur ganz äusserlich und da-
her erlischt auch ihre Begriffsbestimmung in ihm. Ich weiss nichts vom
Menschen, wenn ich weiss, dass ein Mensch Jakobus heisst. Ebenso ver-
schwindet in den Geldnamen Pfund, Thaler, Frank, Dukat u. s. w.
jede Spur des Werthverhältnisses. Die Wirre über den Geheimsinn
dieser kabbalistischen Zeichen ist um so grösser als die Geldnamen zugleich
den Werth der Waaren und aliquote Theile eines Goldgewichts,
des Geldmassstabs, und das eine nur darstellen, weil das andre47).
Andrerseits ist es nothwendig, dass der Werth im Unterschied von den
bunten Körpern der Waaren sich zu dieser begriffslos sachlichen, aber
auch einfach gesellschaftlichen Form fortentwickle.

Der Preis ist der Geldname der in der Waare vergegenständlich-
ten Arbeitszeit. Die Aequivalenz der Waare und des Geldquantums,
dem ihr Preis sie gleichsetzt, ist daher eine Tautologie48), wie ja
überhaupt der relative Werthausdruck einer Waare stets der
Ausdruck der Aequivalenz zweier Waaren ist. Wenn aber der
Preis als Exponent der Werthgrösse der Waare Exponent ihres Austausch-
verhältnisses mit Geld ist, so folgt nicht umgekehrt, dass der Exponent
ihres Austauschverhältnisses mit Geld nothwendig der Expo-
nent ihrer Werthgrösse ist. Gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit

47) Vgl. „Theorieen von der Masseinheit des Geldes“ in „Zur Kritik
der pol. Oekon
. etc.“, p. 53 sqq. Die Phantasien über Erhöhung oder
Erniedrigung des „Münzpreises“, die darin besteht, die gesetzlichen Geld-
namen für gesetzlich fixirte Gewichttheile Gold oder Silber auf grössere oder
kleinere Gewichttheile von Staatswegen zu übertragen und demgemäss auch etwa
¼ Unze Gold statt in 20 künftig in 40 sh. zu prägen — diese Phantasien, soweit
sie nicht ungeschickte Finanzoperationen gegen Staats- und Privatgläubiger, son-
dern ökonomische „Wunderkuren“ bezwecken, hat Petty so erschöpfend be-
handelt in „Quantulumcumque concerning Money. To the Lord
Marquis of Halifax
. 1682“, dass schon seine unmittelbaren Nachfolger,
Sir Dudley North und John Locke, von Späteren gar nicht zu reden,
ihn nur verflachen konnten. „If the wealth of a nation“, sagt er u. A., „could
be decupled by a Proclamation, it were strange that such proclamations have not
long since been made by our Governors.“ (l. c. p. 36.)
48) „Ou bien, il faut consentir à dire qu’une valeur d’un million en
argent vaut plus qu’une valeur égale en marchandises.“ (Le Trosne
l. c. p. 922), also „qu’une valeur vaut plus qu’une valeur égale.“
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[60/0079] Der Name einer Sache ist ihrer Natur ganz äusserlich und da- her erlischt auch ihre Begriffsbestimmung in ihm. Ich weiss nichts vom Menschen, wenn ich weiss, dass ein Mensch Jakobus heisst. Ebenso ver- schwindet in den Geldnamen Pfund, Thaler, Frank, Dukat u. s. w. jede Spur des Werthverhältnisses. Die Wirre über den Geheimsinn dieser kabbalistischen Zeichen ist um so grösser als die Geldnamen zugleich den Werth der Waaren und aliquote Theile eines Goldgewichts, des Geldmassstabs, und das eine nur darstellen, weil das andre 47). Andrerseits ist es nothwendig, dass der Werth im Unterschied von den bunten Körpern der Waaren sich zu dieser begriffslos sachlichen, aber auch einfach gesellschaftlichen Form fortentwickle. Der Preis ist der Geldname der in der Waare vergegenständlich- ten Arbeitszeit. Die Aequivalenz der Waare und des Geldquantums, dem ihr Preis sie gleichsetzt, ist daher eine Tautologie 48), wie ja überhaupt der relative Werthausdruck einer Waare stets der Ausdruck der Aequivalenz zweier Waaren ist. Wenn aber der Preis als Exponent der Werthgrösse der Waare Exponent ihres Austausch- verhältnisses mit Geld ist, so folgt nicht umgekehrt, dass der Exponent ihres Austauschverhältnisses mit Geld nothwendig der Expo- nent ihrer Werthgrösse ist. Gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit 47) Vgl. „Theorieen von der Masseinheit des Geldes“ in „Zur Kritik der pol. Oekon. etc.“, p. 53 sqq. Die Phantasien über Erhöhung oder Erniedrigung des „Münzpreises“, die darin besteht, die gesetzlichen Geld- namen für gesetzlich fixirte Gewichttheile Gold oder Silber auf grössere oder kleinere Gewichttheile von Staatswegen zu übertragen und demgemäss auch etwa ¼ Unze Gold statt in 20 künftig in 40 sh. zu prägen — diese Phantasien, soweit sie nicht ungeschickte Finanzoperationen gegen Staats- und Privatgläubiger, son- dern ökonomische „Wunderkuren“ bezwecken, hat Petty so erschöpfend be- handelt in „Quantulumcumque concerning Money. To the Lord Marquis of Halifax. 1682“, dass schon seine unmittelbaren Nachfolger, Sir Dudley North und John Locke, von Späteren gar nicht zu reden, ihn nur verflachen konnten. „If the wealth of a nation“, sagt er u. A., „could be decupled by a Proclamation, it were strange that such proclamations have not long since been made by our Governors.“ (l. c. p. 36.) 48) „Ou bien, il faut consentir à dire qu’une valeur d’un million en argent vaut plus qu’une valeur égale en marchandises.“ (Le Trosne l. c. p. 922), also „qu’une valeur vaut plus qu’une valeur égale.“

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/79>, abgerufen am 24.11.2024.