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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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welches den Konkurrenzkampf zwischen Kapital und Arbeit staatspolizei-
lich innerhalb der dem Kapital bequemen Schranken einzwängt, überlebte
Revolutionen und Dynastiewechsel. Selbst die Schreckensregierung liess
es unangetastet. Es ward erst ganz neulich aus dem Code Penal ge-
strichen. Nichts charakteristischer als der Vorwand dieses bürgerlichen
Staatsstreichs. "Obgleich", sagt Chapelier, der Berichterstatter,
"es wünschenswerth, dass der Arbeitslohn höher steige als er jetzt steht,
damit der, der ihn empfängt, ausserhalb der absoluten Abhängig-
keit
sei, welche die Entbehrung der nothwendigen Lebensmittel produ-
cirt, und welche fast die Abhängigkeit der Sklaverei ist",
dürfen dennoch die Arbeiter sich nicht über ihre Interessen verständigen,
gemeinsam handeln und dadurch ihre "absolute Abhängigkeit, welche fast
Sklaverei ist", mässigen, weil sie eben dadurch "die Freiheit ihrer
ci-devant maeitres, der jetzigen Unternehmer", verletzen (die Frei-
heit, die Arbeiter in der Sklaverei zu erhalten!), und weil eine Koali-
tion gegen die Despotie der ehemaligen Meister der Cor-
porationen
-- man rathe! -- eine Herstellung der durch die
französische Konstitution abgeschafften Corporationen ist!227)

Nachdem wir die gewaltsame Schöpfung vogelfreier Proletarier betrach-
tet, die blutige Disciplin, welche sie in Lohnarbeiter verwandelt, die schmutzige
Haupt- und Staatsaktion, die mit dem Exploitationsgrad der Arbeit die Ac-
cumulation des Kapitals polizeilich steigert, fragt sich, wo kommen die Kapi-
talisten
ursprünglich her? Denn die Expropriation des Landvolks schafft
unmittelbar nur grosse Grundeigenthümer. Was die Genesis
des Pächters betrifft, so können wir sie so zu sagen mit der Hand be-
tappen, weil sie ein langsamer, über viele Jahrhunderte sich fortwälzen-
der Prozess ist. Die Leibeignen selbst, woneben auch freie kleine Land-
eigner, befanden sich in sehr verschiednen Besitzverhältnissen und wurden
daher auch unter sehr verschiednen ökonomischen Bedingungen emancipirt.
In England ist die erste Form des Pächters der selbst leibeigne Bailiff.
Seine Stellung ist ähnlich der des altrömischen Villicus, nur in engerer
Wirkungssphäre. Während der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird
er ersetzt durch einen freien Pächter, den der Landlord mit Samen, Vieh
und Ackerwerkzeug versieht. Seine Lage ist nicht sehr verschieden von

227) Buchezet Roux: "Histoire Parlamentaire", t. X, p. 195.

welches den Konkurrenzkampf zwischen Kapital und Arbeit staatspolizei-
lich innerhalb der dem Kapital bequemen Schranken einzwängt, überlebte
Revolutionen und Dynastiewechsel. Selbst die Schreckensregierung liess
es unangetastet. Es ward erst ganz neulich aus dem Code Pénal ge-
strichen. Nichts charakteristischer als der Vorwand dieses bürgerlichen
Staatsstreichs. „Obgleich“, sagt Chapelier, der Berichterstatter,
„es wünschenswerth, dass der Arbeitslohn höher steige als er jetzt steht,
damit der, der ihn empfängt, ausserhalb der absoluten Abhängig-
keit
sei, welche die Entbehrung der nothwendigen Lebensmittel produ-
cirt, und welche fast die Abhängigkeit der Sklaverei ist“,
dürfen dennoch die Arbeiter sich nicht über ihre Interessen verständigen,
gemeinsam handeln und dadurch ihre „absolute Abhängigkeit, welche fast
Sklaverei ist“, mässigen, weil sie eben dadurch „die Freiheit ihrer
ci-devant maîtres, der jetzigen Unternehmer“, verletzen (die Frei-
heit, die Arbeiter in der Sklaverei zu erhalten!), und weil eine Koali-
tion gegen die Despotie der ehemaligen Meister der Cor-
porationen
— man rathe! — eine Herstellung der durch die
französische Konstitution abgeschafften Corporationen ist!227)

Nachdem wir die gewaltsame Schöpfung vogelfreier Proletarier betrach-
tet, die blutige Disciplin, welche sie in Lohnarbeiter verwandelt, die schmutzige
Haupt- und Staatsaktion, die mit dem Exploitationsgrad der Arbeit die Ac-
cumulation des Kapitals polizeilich steigert, fragt sich, wo kommen die Kapi-
talisten
ursprünglich her? Denn die Expropriation des Landvolks schafft
unmittelbar nur grosse Grundeigenthümer. Was die Genesis
des Pächters betrifft, so können wir sie so zu sagen mit der Hand be-
tappen, weil sie ein langsamer, über viele Jahrhunderte sich fortwälzen-
der Prozess ist. Die Leibeignen selbst, woneben auch freie kleine Land-
eigner, befanden sich in sehr verschiednen Besitzverhältnissen und wurden
daher auch unter sehr verschiednen ökonomischen Bedingungen emancipirt.
In England ist die erste Form des Pächters der selbst leibeigne Bailiff.
Seine Stellung ist ähnlich der des altrömischen Villicus, nur in engerer
Wirkungssphäre. Während der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird
er ersetzt durch einen freien Pächter, den der Landlord mit Samen, Vieh
und Ackerwerkzeug versieht. Seine Lage ist nicht sehr verschieden von

227) Buchezet Roux: „Histoire Parlamentaire“, t. X, p. 195.
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[726/0745] welches den Konkurrenzkampf zwischen Kapital und Arbeit staatspolizei- lich innerhalb der dem Kapital bequemen Schranken einzwängt, überlebte Revolutionen und Dynastiewechsel. Selbst die Schreckensregierung liess es unangetastet. Es ward erst ganz neulich aus dem Code Pénal ge- strichen. Nichts charakteristischer als der Vorwand dieses bürgerlichen Staatsstreichs. „Obgleich“, sagt Chapelier, der Berichterstatter, „es wünschenswerth, dass der Arbeitslohn höher steige als er jetzt steht, damit der, der ihn empfängt, ausserhalb der absoluten Abhängig- keit sei, welche die Entbehrung der nothwendigen Lebensmittel produ- cirt, und welche fast die Abhängigkeit der Sklaverei ist“, dürfen dennoch die Arbeiter sich nicht über ihre Interessen verständigen, gemeinsam handeln und dadurch ihre „absolute Abhängigkeit, welche fast Sklaverei ist“, mässigen, weil sie eben dadurch „die Freiheit ihrer ci-devant maîtres, der jetzigen Unternehmer“, verletzen (die Frei- heit, die Arbeiter in der Sklaverei zu erhalten!), und weil eine Koali- tion gegen die Despotie der ehemaligen Meister der Cor- porationen — man rathe! — eine Herstellung der durch die französische Konstitution abgeschafften Corporationen ist! 227) Nachdem wir die gewaltsame Schöpfung vogelfreier Proletarier betrach- tet, die blutige Disciplin, welche sie in Lohnarbeiter verwandelt, die schmutzige Haupt- und Staatsaktion, die mit dem Exploitationsgrad der Arbeit die Ac- cumulation des Kapitals polizeilich steigert, fragt sich, wo kommen die Kapi- talisten ursprünglich her? Denn die Expropriation des Landvolks schafft unmittelbar nur grosse Grundeigenthümer. Was die Genesis des Pächters betrifft, so können wir sie so zu sagen mit der Hand be- tappen, weil sie ein langsamer, über viele Jahrhunderte sich fortwälzen- der Prozess ist. Die Leibeignen selbst, woneben auch freie kleine Land- eigner, befanden sich in sehr verschiednen Besitzverhältnissen und wurden daher auch unter sehr verschiednen ökonomischen Bedingungen emancipirt. In England ist die erste Form des Pächters der selbst leibeigne Bailiff. Seine Stellung ist ähnlich der des altrömischen Villicus, nur in engerer Wirkungssphäre. Während der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird er ersetzt durch einen freien Pächter, den der Landlord mit Samen, Vieh und Ackerwerkzeug versieht. Seine Lage ist nicht sehr verschieden von 227) Buchezet Roux: „Histoire Parlamentaire“, t. X, p. 195.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/745>, abgerufen am 22.11.2024.