das Land bedarf der Bebauung, und man wird finden, dass die darauf beschäftigten Arbeiter keine Haussassen des Grundeigenthümers sind, son- dern von einem offnen Dorf herkommen, vielleicht 3 Meilen weit ent- fernt, wo eine zahlreiche kleine Hauseigenthümerschaft sie aufnahm, nach Zerstörung ihrer Cottages in den geschlossnen Dörfern. Wo die Dinge diesem Resultat zustreben, bezeugen die Cottages meist durch ihr elendes Aussehn das Schicksal, zu dem sie verdammt sind. Man findet sie auf den verschiednen Stufen natürlichen Verfalls. So lange das Obdach zu- sammenhält, wird dem Arbeiter erlaubt, Rente dafür zu zahlen, und er ist oft sehr froh diess thun zu dürfen, selbst wenn er den Preis einer guten Wohnung zu zahlen hat. Aber keine Reparatur, keine Ausbesserung, ausser die der pfenniglose Inhaber leisten kann. Wird es endlich zuletzt ganz unbewohnbar, so ist es nur eine zerstörte Cottage mehr und so viel künftige Armensteuer weniger. Während die grossen Eigenthümer die Armentaxe so von sich abwälzen durch Entvölkerung des von ihnen kon- trolirten Grund und Bodens, nimmt das nächste Landstädtchen oder offne Ortschaft die hinausgeworfnen Arbeiter auf; die nächste, sage ich; aber diess "nächste" mag 3 oder 4 Meilen vom Pachthof entfernt sein, wo der Arbeiter sich täglich abzuplacken hat. So wird seinem Tages- werk, als ob es gar nichts sei, die Nothwendigkeit eines täglichen Marsches von 6 oder 8 Meilen zur Verdienung seines täglichen Brodes hinzugefügt. Alle von seiner Frau und seinen Kindern verrichtete Landarbeit geht jetzt unter denselben erschwerenden Umstän- den vor. Und diess ist nicht das ganze Uebel, welches ihm die Entfer- nung verursacht. In der offnen Ortschaft kaufen Bauspekulanten Boden- fetzen, welche sie so dicht wie möglich mit den wohlfeilsten aller mög- lichen Spelunken besäen. Und in diesen elenden Wohnlichkeiten, die sogar, wenn sie auf das offne Land münden, die ungeheuerlichsten Charakterzüge der schlechtesten Stadtwohnungen theilen, hocken die Agrikulturarbeiter Englands165) ... Andrerseits muss man
165) "Die Häuser der Arbeiter (in den offenen Ortschaften, die natürlich stets überfüllt sind) sind gewöhnlich in Reihen gebaut, mit dem Rücken auf der äusser- sten Kante des Bodenfetzens, den der Bauspekulant sein nennt. Sie sind daher ohne Zutritt von Licht und Luft, ausser von der Frontseite." (Dr. Hunter's Report l. c. p. 135.) Sehr oft ist der Bierwirth oder Krämer des Dorfs zugleich
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das Land bedarf der Bebauung, und man wird finden, dass die darauf beschäftigten Arbeiter keine Haussassen des Grundeigenthümers sind, son- dern von einem offnen Dorf herkommen, vielleicht 3 Meilen weit ent- fernt, wo eine zahlreiche kleine Hauseigenthümerschaft sie aufnahm, nach Zerstörung ihrer Cottages in den geschlossnen Dörfern. Wo die Dinge diesem Resultat zustreben, bezeugen die Cottages meist durch ihr elendes Aussehn das Schicksal, zu dem sie verdammt sind. Man findet sie auf den verschiednen Stufen natürlichen Verfalls. So lange das Obdach zu- sammenhält, wird dem Arbeiter erlaubt, Rente dafür zu zahlen, und er ist oft sehr froh diess thun zu dürfen, selbst wenn er den Preis einer guten Wohnung zu zahlen hat. Aber keine Reparatur, keine Ausbesserung, ausser die der pfenniglose Inhaber leisten kann. Wird es endlich zuletzt ganz unbewohnbar, so ist es nur eine zerstörte Cottage mehr und so viel künftige Armensteuer weniger. Während die grossen Eigenthümer die Armentaxe so von sich abwälzen durch Entvölkerung des von ihnen kon- trolirten Grund und Bodens, nimmt das nächste Landstädtchen oder offne Ortschaft die hinausgeworfnen Arbeiter auf; die nächste, sage ich; aber diess „nächste“ mag 3 oder 4 Meilen vom Pachthof entfernt sein, wo der Arbeiter sich täglich abzuplacken hat. So wird seinem Tages- werk, als ob es gar nichts sei, die Nothwendigkeit eines täglichen Marsches von 6 oder 8 Meilen zur Verdienung seines täglichen Brodes hinzugefügt. Alle von seiner Frau und seinen Kindern verrichtete Landarbeit geht jetzt unter denselben erschwerenden Umstän- den vor. Und diess ist nicht das ganze Uebel, welches ihm die Entfer- nung verursacht. In der offnen Ortschaft kaufen Bauspekulanten Boden- fetzen, welche sie so dicht wie möglich mit den wohlfeilsten aller mög- lichen Spelunken besäen. Und in diesen elenden Wohnlichkeiten, die sogar, wenn sie auf das offne Land münden, die ungeheuerlichsten Charakterzüge der schlechtesten Stadtwohnungen theilen, hocken die Agrikulturarbeiter Englands165) … Andrerseits muss man
165) „Die Häuser der Arbeiter (in den offenen Ortschaften, die natürlich stets überfüllt sind) sind gewöhnlich in Reihen gebaut, mit dem Rücken auf der äusser- sten Kante des Bodenfetzens, den der Bauspekulant sein nennt. Sie sind daher ohne Zutritt von Licht und Luft, ausser von der Frontseite.“ (Dr. Hunter’s Report l. c. p. 135.) Sehr oft ist der Bierwirth oder Krämer des Dorfs zugleich
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das Land bedarf der Bebauung, und man wird finden, dass die darauf
beschäftigten Arbeiter keine Haussassen des Grundeigenthümers sind, son-
dern von einem offnen Dorf herkommen, vielleicht 3 Meilen weit ent-
fernt, wo eine zahlreiche kleine Hauseigenthümerschaft sie aufnahm, nach
Zerstörung ihrer Cottages in den geschlossnen Dörfern. Wo die Dinge
diesem Resultat zustreben, bezeugen die Cottages meist durch ihr elendes
Aussehn das Schicksal, zu dem sie verdammt sind. Man findet sie auf
den verschiednen Stufen natürlichen Verfalls. So lange das Obdach zu-
sammenhält, wird dem Arbeiter erlaubt, Rente dafür zu zahlen, und er ist
oft sehr froh diess thun zu dürfen, selbst wenn er den Preis einer guten
Wohnung zu zahlen hat. Aber keine Reparatur, keine Ausbesserung,
ausser die der pfenniglose Inhaber leisten kann. Wird es endlich zuletzt
ganz unbewohnbar, so ist es nur eine zerstörte Cottage mehr und so viel
künftige Armensteuer weniger. Während die grossen Eigenthümer die
Armentaxe so von sich abwälzen durch Entvölkerung des von ihnen kon-
trolirten Grund und Bodens, nimmt das nächste Landstädtchen oder offne
Ortschaft die hinausgeworfnen Arbeiter auf; die nächste, sage ich; aber
diess „nächste“ mag 3 oder 4 Meilen vom Pachthof entfernt sein, wo der
Arbeiter sich täglich abzuplacken hat. So wird seinem Tages-
werk, als ob es gar nichts sei, die Nothwendigkeit eines
täglichen Marsches von 6 oder 8 Meilen zur Verdienung seines
täglichen Brodes hinzugefügt. Alle von seiner Frau und seinen Kindern
verrichtete Landarbeit geht jetzt unter denselben erschwerenden Umstän-
den vor. Und diess ist nicht das ganze Uebel, welches ihm die Entfer-
nung verursacht. In der offnen Ortschaft kaufen Bauspekulanten Boden-
fetzen, welche sie so dicht wie möglich mit den wohlfeilsten aller mög-
lichen Spelunken besäen. Und in diesen elenden Wohnlichkeiten, die
sogar, wenn sie auf das offne Land münden, die ungeheuerlichsten
Charakterzüge der schlechtesten Stadtwohnungen theilen,
hocken die Agrikulturarbeiter Englands 165) … Andrerseits muss man
165) „Die Häuser der Arbeiter (in den offenen Ortschaften, die natürlich stets
überfüllt sind) sind gewöhnlich in Reihen gebaut, mit dem Rücken auf der äusser-
sten Kante des Bodenfetzens, den der Bauspekulant sein nennt. Sie sind daher
ohne Zutritt von Licht und Luft, ausser von der Frontseite.“ (Dr. Hunter’s
Report l. c. p. 135.) Sehr oft ist der Bierwirth oder Krämer des Dorfs zugleich
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 673. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/692>, abgerufen am 26.12.2024.
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