von Lohn und Obdach ist nicht berechnet auf den aus ihm herauszu- schlagenden Profit. Er ist der Nullpunkt in den Berechnungen des Päch- ters"152). "Seine Subsistenzmittel werden stets als eine fixe Quantität be- handelt"153). "Was irgend eine weitere Reduktion seines Einkommens angeht, so kann er sagen: nihil habeo, nihil curo. Er hat keine Furcht für die Zukunft, weil er über nichts verfügt ausser dem, was zu seiner Existenz absolut unentbehrlich ist. Er hat den Gefrierpunkt erreicht, von dem die Berechnungen des Pächters als Datum ausgehn. Komme was wolle, er hat keinen Antheil an Glück oder Unglück"154).
Im Jahr 1863 fand eine officielle Untersuchung über die Verpflegungs- und Beschäftigungszustände der zu Transportation und öffentlicher Zwangs- arbeit verurtheilten Verbrecher statt. Die Resultate sind in zwei dickleibigen Blaubüchern niedergelegt. "Eine sorgfältige Vergleichung," heisst es unter anderem, "zwischen der Diät der Verbrecher in den Gefängnissen von England und der der Paupers in Workhouses und der freien Landarbeiter desselben Landes zeigt unstreitig, dass die erstern viel besser genährt sind als irgend eine der beiden andern Klassen"155), während "die Arbeitsmasse, die von einem zu öffentlicher Zwangsarbeit Verurtheilten verlangt wird, ungefähr die Hälfte der vom gewöhnlichen Landarbeiter verrichteten be- trägt"156). Einige wenige charakteristische Zeugenaussagen: John Smith, Direktor des Gefängnisses von Edinburg, verhört. Nr. 5056: "Die Diät in den englischen Gefängnissen ist viel besser als die der gewöhnlichen Landarbeiter." Nr. 5075: "Es ist Thatsache, dass die gewöhnlichen Agrikulturarbeiter Schottlands sehr selten irgend welches Fleisch erhal-
152) "Public Health. Seventh Report. Lond. 1865", p. 242. "The cost of the hind is fixed at the lowest possible amount on which he can live ... the supplies of wages or shelter are not calculated on the profit to be derived from him. He is a zero in farming calculations." Es ist daher nichts ungewöhn- liches, dass entweder der Hausvermiether die Miethe für einen Arbeiter erhöht, so- bald er hört, dass er etwas mehr verdient, oder dass der Pächter den Lohn des Ar- beiters heruntersetzt, "weil seine Frau eine Beschäftigung gefunden hat." (l. c.)
153) l. c. p. 135.
154) l. c. p. 134.
155) "Report of the Commissioners ... relating to Transpor- tation and Penal Servitude. Lond. 1863", v. I, n. 50.
156) l. c. p. 77. "Memorandum by the Lord Chief Justice."
von Lohn und Obdach ist nicht berechnet auf den aus ihm herauszu- schlagenden Profit. Er ist der Nullpunkt in den Berechnungen des Päch- ters“152). „Seine Subsistenzmittel werden stets als eine fixe Quantität be- handelt“153). „Was irgend eine weitere Reduktion seines Einkommens angeht, so kann er sagen: nihil habeo, nihil curo. Er hat keine Furcht für die Zukunft, weil er über nichts verfügt ausser dem, was zu seiner Existenz absolut unentbehrlich ist. Er hat den Gefrierpunkt erreicht, von dem die Berechnungen des Pächters als Datum ausgehn. Komme was wolle, er hat keinen Antheil an Glück oder Unglück“154).
Im Jahr 1863 fand eine officielle Untersuchung über die Verpflegungs- und Beschäftigungszustände der zu Transportation und öffentlicher Zwangs- arbeit verurtheilten Verbrecher statt. Die Resultate sind in zwei dickleibigen Blaubüchern niedergelegt. „Eine sorgfältige Vergleichung,“ heisst es unter anderem, „zwischen der Diät der Verbrecher in den Gefängnissen von England und der der Paupers in Workhouses und der freien Landarbeiter desselben Landes zeigt unstreitig, dass die erstern viel besser genährt sind als irgend eine der beiden andern Klassen“155), während „die Arbeitsmasse, die von einem zu öffentlicher Zwangsarbeit Verurtheilten verlangt wird, ungefähr die Hälfte der vom gewöhnlichen Landarbeiter verrichteten be- trägt“156). Einige wenige charakteristische Zeugenaussagen: John Smith, Direktor des Gefängnisses von Edinburg, verhört. Nr. 5056: „Die Diät in den englischen Gefängnissen ist viel besser als die der gewöhnlichen Landarbeiter.“ Nr. 5075: „Es ist Thatsache, dass die gewöhnlichen Agrikulturarbeiter Schottlands sehr selten irgend welches Fleisch erhal-
152) „Public Health. Seventh Report. Lond. 1865“, p. 242. „The cost of the hind is fixed at the lowest possible amount on which he can live … the supplies of wages or shelter are not calculated on the profit to be derived from him. He is a zero in farming calculations.“ Es ist daher nichts ungewöhn- liches, dass entweder der Hausvermiether die Miethe für einen Arbeiter erhöht, so- bald er hört, dass er etwas mehr verdient, oder dass der Pächter den Lohn des Ar- beiters heruntersetzt, „weil seine Frau eine Beschäftigung gefunden hat.“ (l. c.)
153) l. c. p. 135.
154) l. c. p. 134.
155) „Report of the Commissioners … relating to Transpor- tation and Penal Servitude. Lond. 1863“, v. I, n. 50.
156) l. c. p. 77. „Memorandum by the Lord Chief Justice.“
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von Lohn und Obdach ist nicht berechnet auf den aus ihm herauszu-
schlagenden Profit. Er ist der Nullpunkt in den Berechnungen des Päch-
ters“ 152). „Seine Subsistenzmittel werden stets als eine fixe Quantität be-
handelt“ 153). „Was irgend eine weitere Reduktion seines Einkommens
angeht, so kann er sagen: nihil habeo, nihil curo. Er hat keine Furcht
für die Zukunft, weil er über nichts verfügt ausser dem, was zu seiner
Existenz absolut unentbehrlich ist. Er hat den Gefrierpunkt erreicht,
von dem die Berechnungen des Pächters als Datum ausgehn. Komme was
wolle, er hat keinen Antheil an Glück oder Unglück“ 154).
Im Jahr 1863 fand eine officielle Untersuchung über die Verpflegungs-
und Beschäftigungszustände der zu Transportation und öffentlicher Zwangs-
arbeit verurtheilten Verbrecher statt. Die Resultate sind in zwei dickleibigen
Blaubüchern niedergelegt. „Eine sorgfältige Vergleichung,“ heisst es
unter anderem, „zwischen der Diät der Verbrecher in den Gefängnissen von
England und der der Paupers in Workhouses und der freien Landarbeiter
desselben Landes zeigt unstreitig, dass die erstern viel besser genährt sind
als irgend eine der beiden andern Klassen“ 155), während „die Arbeitsmasse,
die von einem zu öffentlicher Zwangsarbeit Verurtheilten verlangt wird,
ungefähr die Hälfte der vom gewöhnlichen Landarbeiter verrichteten be-
trägt“ 156). Einige wenige charakteristische Zeugenaussagen: John Smith,
Direktor des Gefängnisses von Edinburg, verhört. Nr. 5056: „Die Diät
in den englischen Gefängnissen ist viel besser als die der gewöhnlichen
Landarbeiter.“ Nr. 5075: „Es ist Thatsache, dass die gewöhnlichen
Agrikulturarbeiter Schottlands sehr selten irgend welches Fleisch erhal-
152) „Public Health. Seventh Report. Lond. 1865“, p. 242.
„The cost of the hind is fixed at the lowest possible amount on which he can live
… the supplies of wages or shelter are not calculated on the profit to be derived
from him. He is a zero in farming calculations.“ Es ist daher nichts ungewöhn-
liches, dass entweder der Hausvermiether die Miethe für einen Arbeiter erhöht, so-
bald er hört, dass er etwas mehr verdient, oder dass der Pächter den Lohn des Ar-
beiters heruntersetzt, „weil seine Frau eine Beschäftigung gefunden hat.“ (l. c.)
153) l. c. p. 135.
154) l. c. p. 134.
155) „Report of the Commissioners … relating to Transpor-
tation and Penal Servitude. Lond. 1863“, v. I, n. 50.
156) l. c. p. 77. „Memorandum by the Lord Chief Justice.“
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 667. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/686>, abgerufen am 18.12.2024.
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