Detail nachgewiesen, dass der reelle Arbeitslohn auf dem Lande von 1737 bis 1777 um beinahe 1/4 oder 25 % gefallen ist. "Die moderne Politik", sagt Dr. Richard Pricc zur selben Zeit, "begünstigt die höheren Volksklassen; die Folge wird sein, dass früher oder später das ganze Königreich nur aus Gentlemen und Bettlern, aus Grandees und Sklaven besteht"140).
Dennoch ist die Lage des englischen Landarbeiters von 1770 1780, sowohl was seine Nahrungs- und Wohnlichkeitszustände, als sein Selbst- gefühl, Belustigungen u. s. w. betrifft, ein später nie wieder erreichtes Ideal. In Pints Weizen ausgedrückt betrug sein Durchschnittslohn 1770--1771 90 Pints, zu Eden's Zeit (1797) nur noch 65, 1808 aber 60141).
Der Zustand der Landarbeiter Ende des Antijakobinerkriegs, während dessen sich Grundaristokratie, Pächter, Fabrikanten, Kaufleute, Banquiers, Börsenritter, Armeelieferanten u. s. w. so ausserordentlich be- reichert hatten, ist bereits früher angedeutet worden. Der nominelle Arbeitslohn stieg natürlich in Folge theils der Depreciation des Geldes theils eines von dieser Depreciation unabhängigen Steigens im Preis der noth- wendigsten Lebensmittel. Die wirkliche Bewegung des Arbeitslohns ist aber auf sehr einfache Art zu konstatiren, ohne Zuflucht zu hier unzu- lässigen Details. Das Armengesetz und seine Administration waren 1795 und 1814 dieselben. Man erinnert sich: diess Gesetz wurde auf dem Land in der Art gehandhabt, dass die Differenz zwischen dem dem Arbeiter gezahlten Arbeitslohn und der Minimalsumme, die zu seiner blossen Vegetation erheischt ist, von der Pfarrei in der Form der Armenunterstützung ergänzt wurde. Das Verhältniss zwischen dem vom
140)Dr. Richard Price: "Observations on Reversionary Pay- ments." 6. ed. By W. Morgan. Lond. 1805, v. II, p. 158, 159. Price bemerkt p. 159: "The nominal price of day labour is at present no more than about four times, or at most five times higher than it was in the year 1514. But the price of corn is seven times, and of flesh-meat and raiment about fifteen times higher. So far, therefore, has the price of labour been even from advancing in proportion to the increase in the expences of living, that it does not appear that it bears now half the proportion to those expences that it did bear."
141)Barton l. c. p. 26. Für Ende des 18. Jahrhunderts vgl. Eden l. c.
Detail nachgewiesen, dass der reelle Arbeitslohn auf dem Lande von 1737 bis 1777 um beinahe ¼ oder 25 % gefallen ist. „Die moderne Politik“, sagt Dr. Richard Pricc zur selben Zeit, „begünstigt die höheren Volksklassen; die Folge wird sein, dass früher oder später das ganze Königreich nur aus Gentlemen und Bettlern, aus Grandees und Sklaven besteht“140).
Dennoch ist die Lage des englischen Landarbeiters von 1770 1780, sowohl was seine Nahrungs- und Wohnlichkeitszustände, als sein Selbst- gefühl, Belustigungen u. s. w. betrifft, ein später nie wieder erreichtes Ideal. In Pints Weizen ausgedrückt betrug sein Durchschnittslohn 1770—1771 90 Pints, zu Eden’s Zeit (1797) nur noch 65, 1808 aber 60141).
Der Zustand der Landarbeiter Ende des Antijakobinerkriegs, während dessen sich Grundaristokratie, Pächter, Fabrikanten, Kaufleute, Banquiers, Börsenritter, Armeelieferanten u. s. w. so ausserordentlich be- reichert hatten, ist bereits früher angedeutet worden. Der nominelle Arbeitslohn stieg natürlich in Folge theils der Depreciation des Geldes theils eines von dieser Depreciation unabhängigen Steigens im Preis der noth- wendigsten Lebensmittel. Die wirkliche Bewegung des Arbeitslohns ist aber auf sehr einfache Art zu konstatiren, ohne Zuflucht zu hier unzu- lässigen Details. Das Armengesetz und seine Administration waren 1795 und 1814 dieselben. Man erinnert sich: diess Gesetz wurde auf dem Land in der Art gehandhabt, dass die Differenz zwischen dem dem Arbeiter gezahlten Arbeitslohn und der Minimalsumme, die zu seiner blossen Vegetation erheischt ist, von der Pfarrei in der Form der Armenunterstützung ergänzt wurde. Das Verhältniss zwischen dem vom
140)Dr. Richard Price: „Observations on Reversionary Pay- ments.“ 6. ed. By W. Morgan. Lond. 1805, v. II, p. 158, 159. Price bemerkt p. 159: „The nominal price of day labour is at present no more than about four times, or at most five times higher than it was in the year 1514. But the price of corn is seven times, and of flesh-meat and raiment about fifteen times higher. So far, therefore, has the price of labour been even from advancing in proportion to the increase in the expences of living, that it does not appear that it bears now half the proportion to those expences that it did bear.“
141)Barton l. c. p. 26. Für Ende des 18. Jahrhunderts vgl. Eden l. c.
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Detail nachgewiesen, dass der reelle Arbeitslohn auf dem Lande von 1737
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sagt Dr. Richard Pricc zur selben Zeit, „begünstigt die höheren
Volksklassen; die Folge wird sein, dass früher oder später das ganze
Königreich nur aus Gentlemen und Bettlern, aus Grandees und Sklaven
besteht“ 140).
Dennoch ist die Lage des englischen Landarbeiters von 1770 1780,
sowohl was seine Nahrungs- und Wohnlichkeitszustände, als sein Selbst-
gefühl, Belustigungen u. s. w. betrifft, ein später nie wieder erreichtes
Ideal. In Pints Weizen ausgedrückt betrug sein Durchschnittslohn
1770—1771 90 Pints, zu Eden’s Zeit (1797) nur noch 65, 1808
aber 60 141).
Der Zustand der Landarbeiter Ende des Antijakobinerkriegs,
während dessen sich Grundaristokratie, Pächter, Fabrikanten, Kaufleute,
Banquiers, Börsenritter, Armeelieferanten u. s. w. so ausserordentlich be-
reichert hatten, ist bereits früher angedeutet worden. Der nominelle
Arbeitslohn stieg natürlich in Folge theils der Depreciation des Geldes theils
eines von dieser Depreciation unabhängigen Steigens im Preis der noth-
wendigsten Lebensmittel. Die wirkliche Bewegung des Arbeitslohns ist
aber auf sehr einfache Art zu konstatiren, ohne Zuflucht zu hier unzu-
lässigen Details. Das Armengesetz und seine Administration waren 1795
und 1814 dieselben. Man erinnert sich: diess Gesetz wurde auf dem
Land in der Art gehandhabt, dass die Differenz zwischen dem dem
Arbeiter gezahlten Arbeitslohn und der Minimalsumme, die zu
seiner blossen Vegetation erheischt ist, von der Pfarrei in der Form der
Armenunterstützung ergänzt wurde. Das Verhältniss zwischen dem vom
140) Dr. Richard Price: „Observations on Reversionary Pay-
ments.“ 6. ed. By W. Morgan. Lond. 1805, v. II, p. 158, 159. Price
bemerkt p. 159: „The nominal price of day labour is at present no more than
about four times, or at most five times higher than it was in the year 1514. But
the price of corn is seven times, and of flesh-meat and raiment about fifteen times
higher. So far, therefore, has the price of labour been even from advancing in
proportion to the increase in the expences of living, that it does not appear that
it bears now half the proportion to those expences that it did bear.“
141) Barton l. c. p. 26. Für Ende des 18. Jahrhunderts vgl. Eden l. c.
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/681>, abgerufen am 18.12.2024.
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