sationliteratur" gehörige Geschrei. Aber die furchtbare Zunahme des Hungertods ("deaths of starvation") in London, während des letzten De- cenniums, beweist unbedingt den zunehmenden Abscheu der Arbeiter vor der Sklaverei des Workhouse, dieser Strafanstalt des Elends.
Wenden wir uns jetzt zu den schlechtbezahlten Schichten der indu- striellen Arbeiterklasse. Während der Baumwollnoth, 1862, wurde Dr. Smith vom Privy Council mit einer Untersuchung über den Nahrungsstand der verkümmernden Baumwollarbeiter in Lancashire und Cheshire beauftragt. Langjährige frühere Beobachtung hatte ihn zum Resultat geführt, dass "um Hungerkrankheiten ("starvation diseases") zu vermeiden", die tägliche Nahrung eines Durchschnitts- Frauenzimmers mindestens 3,900 Gran Kohlenstoff mit 180 Gran Stick- stoff enthalten müsse, die tägliche Nahrung eines Durchschnitts-Mannes mindestens 4,300 Gran Kohlenstoff mit 200 Gran Stickstoff, für die Frauenzimmer ungefähr so viel Nahrungsstoff als in zwei Pfund gutem Wei- zenbrod enthalten ist, für Männer mehr, für den Wochendurchschnitt von weiblichen und männlichen Erwachsnen, mindestens 28,600 Gran Kohlenstoff und 1330 Gran Stickstoff. Seine Berechnung ward in über- raschender Weise praktisch dadurch bestätigt, dass sie im Ganzen über- einstimmte mit der kümmerlichen Nahrungsmenge, worauf der Nothstand die Konsumtion der Baumwollarbeiter herabgedrückt hatte. Sie erhielten im December 1862: 29,211 Gran Kohlenstoff und 1295 Gran Stickstoff wöchentlich.
Im Jahre 1863 verordnete der Privy Council eine Untersuchung über den Nothstand des schlechtgenährtesten Theils der englischen Arbei- terklasse. Dr. Simon, der ärztliche Beamte des Privy Council, er- kieste zu dieser Arbeit den obenerwähnten Dr. Smith. Seine Unter- suchung erstreckt sich auf die Agrikulturarbeiter einerseits, andrerseits auf Seidenweber, Nätherinnen, Lederhandschuhmacher, Strumpfwirker, Handschuhweber und Schuster. Die letzteren Kategorieen sind, mit Aus- nahme der Strumpfwirker, ausschliesslich städtisch. Es wurde zur Regel der Untersuchung gemacht, die gesundesten und relativ bestgestellten Familien in jeder Kategorie auszuwählen.
Als allgemeines Resultat ergab sich, dass "nur in einer der unter- suchten Klassen der städtischen Arbeiter die Zufuhr von Stickstoff das absolute Minimalmass, unter welchem Hungerkrankheiten eintreten,
sationliteratur“ gehörige Geschrei. Aber die furchtbare Zunahme des Hungertods („deaths of starvation“) in London, während des letzten De- cenniums, beweist unbedingt den zunehmenden Abscheu der Arbeiter vor der Sklaverei des Workhouse, dieser Strafanstalt des Elends.
Wenden wir uns jetzt zu den schlechtbezahlten Schichten der indu- striellen Arbeiterklasse. Während der Baumwollnoth, 1862, wurde Dr. Smith vom Privy Council mit einer Untersuchung über den Nahrungsstand der verkümmernden Baumwollarbeiter in Lancashire und Cheshire beauftragt. Langjährige frühere Beobachtung hatte ihn zum Resultat geführt, dass „um Hungerkrankheiten („starvation diseases“) zu vermeiden“, die tägliche Nahrung eines Durchschnitts- Frauenzimmers mindestens 3,900 Gran Kohlenstoff mit 180 Gran Stick- stoff enthalten müsse, die tägliche Nahrung eines Durchschnitts-Mannes mindestens 4,300 Gran Kohlenstoff mit 200 Gran Stickstoff, für die Frauenzimmer ungefähr so viel Nahrungsstoff als in zwei Pfund gutem Wei- zenbrod enthalten ist, für Männer ⅑ mehr, für den Wochendurchschnitt von weiblichen und männlichen Erwachsnen, mindestens 28,600 Gran Kohlenstoff und 1330 Gran Stickstoff. Seine Berechnung ward in über- raschender Weise praktisch dadurch bestätigt, dass sie im Ganzen über- einstimmte mit der kümmerlichen Nahrungsmenge, worauf der Nothstand die Konsumtion der Baumwollarbeiter herabgedrückt hatte. Sie erhielten im December 1862: 29,211 Gran Kohlenstoff und 1295 Gran Stickstoff wöchentlich.
Im Jahre 1863 verordnete der Privy Council eine Untersuchung über den Nothstand des schlechtgenährtesten Theils der englischen Arbei- terklasse. Dr. Simon, der ärztliche Beamte des Privy Council, er- kieste zu dieser Arbeit den obenerwähnten Dr. Smith. Seine Unter- suchung erstreckt sich auf die Agrikulturarbeiter einerseits, andrerseits auf Seidenweber, Nätherinnen, Lederhandschuhmacher, Strumpfwirker, Handschuhweber und Schuster. Die letzteren Kategorieen sind, mit Aus- nahme der Strumpfwirker, ausschliesslich städtisch. Es wurde zur Regel der Untersuchung gemacht, die gesundesten und relativ bestgestellten Familien in jeder Kategorie auszuwählen.
Als allgemeines Resultat ergab sich, dass „nur in einer der unter- suchten Klassen der städtischen Arbeiter die Zufuhr von Stickstoff das absolute Minimalmass, unter welchem Hungerkrankheiten eintreten,
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cenniums, beweist unbedingt den zunehmenden Abscheu der Arbeiter vor
der Sklaverei des Workhouse, dieser Strafanstalt des Elends.
Wenden wir uns jetzt zu den schlechtbezahlten Schichten der indu-
striellen Arbeiterklasse. Während der Baumwollnoth, 1862, wurde
Dr. Smith vom Privy Council mit einer Untersuchung über den
Nahrungsstand der verkümmernden Baumwollarbeiter in Lancashire und
Cheshire beauftragt. Langjährige frühere Beobachtung hatte ihn zum
Resultat geführt, dass „um Hungerkrankheiten („starvation
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Frauenzimmers mindestens 3,900 Gran Kohlenstoff mit 180 Gran Stick-
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mindestens 4,300 Gran Kohlenstoff mit 200 Gran Stickstoff, für die
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von weiblichen und männlichen Erwachsnen, mindestens 28,600 Gran
Kohlenstoff und 1330 Gran Stickstoff. Seine Berechnung ward in über-
raschender Weise praktisch dadurch bestätigt, dass sie im Ganzen über-
einstimmte mit der kümmerlichen Nahrungsmenge, worauf der Nothstand
die Konsumtion der Baumwollarbeiter herabgedrückt hatte. Sie erhielten
im December 1862: 29,211 Gran Kohlenstoff und 1295 Gran Stickstoff
wöchentlich.
Im Jahre 1863 verordnete der Privy Council eine Untersuchung
über den Nothstand des schlechtgenährtesten Theils der englischen Arbei-
terklasse. Dr. Simon, der ärztliche Beamte des Privy Council, er-
kieste zu dieser Arbeit den obenerwähnten Dr. Smith. Seine Unter-
suchung erstreckt sich auf die Agrikulturarbeiter einerseits, andrerseits
auf Seidenweber, Nätherinnen, Lederhandschuhmacher, Strumpfwirker,
Handschuhweber und Schuster. Die letzteren Kategorieen sind, mit Aus-
nahme der Strumpfwirker, ausschliesslich städtisch. Es wurde zur Regel der
Untersuchung gemacht, die gesundesten und relativ bestgestellten Familien
in jeder Kategorie auszuwählen.
Als allgemeines Resultat ergab sich, dass „nur in einer der unter-
suchten Klassen der städtischen Arbeiter die Zufuhr von Stickstoff das
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/661>, abgerufen am 28.11.2024.
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