Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.stes Motiv zur Industrie und Arbeit die machtvollste Anstrengung hervor- 90) "A Dissertation on the Poor Laws. By a Wellwisher of Mankind. (The Rev. Mr. J. Townsend.) 1786", republished Lond. 1817, p. 15. Dieser "delikate" Pfaffe, dessen eben angeführte Schrift, nebst seiner Reise durch Spanien, Malthus oft Seiten lang abschreibt, entlehnte den grössten Theil seiner Doktrin aus Sir J. Steuart, den er jedoch verdreht. Z. B. wenn Steuart sagt: "Hier, in der Sklaverei, existirte eine gewaltsame Methode die Menschheit arbeitsam [für die Nichtarbeiter] zu machen ... Die Menschen wurden damals zur Arbeit [d. h. zur Gratisarbeit für Andere] gezwungen, weil sie Sklaven von andern waren; die Menschen sind jetzt zur Arbeit [d. h. zur Gratisarbeit für Nichtarbeiter] gezwungen, weil sie die Sklaven ihrer eignen Bedürfnisse sind", so schliesst er desswegen nicht, wie der fette Pfründner, dass -- die Lohnarbeiter stets am Hungertuch nagen sollen. Er will umgekehrt ihre Bedürfnisse vermehren und die wachsende Zahl ihrer Bedürfnisse zugleich zum Sporn ihrer Arbeit für "die Delikateren" machen. 91) Storch l. c. t. III, p. 223.
stes Motiv zur Industrie und Arbeit die machtvollste Anstrengung hervor- 90) „A Dissertation on the Poor Laws. By a Wellwisher of Mankind. (The Rev. Mr. J. Townsend.) 1786“, republished Lond. 1817, p. 15. Dieser „delikate“ Pfaffe, dessen eben angeführte Schrift, nebst seiner Reise durch Spanien, Malthus oft Seiten lang abschreibt, entlehnte den grössten Theil seiner Doktrin aus Sir J. Steuart, den er jedoch verdreht. Z. B. wenn Steuart sagt: „Hier, in der Sklaverei, existirte eine gewaltsame Methode die Menschheit arbeitsam [für die Nichtarbeiter] zu machen … Die Menschen wurden damals zur Arbeit [d. h. zur Gratisarbeit für Andere] gezwungen, weil sie Sklaven von andern waren; die Menschen sind jetzt zur Arbeit [d. h. zur Gratisarbeit für Nichtarbeiter] gezwungen, weil sie die Sklaven ihrer eignen Bedürfnisse sind“, so schliesst er desswegen nicht, wie der fette Pfründner, dass — die Lohnarbeiter stets am Hungertuch nagen sollen. Er will umgekehrt ihre Bedürfnisse vermehren und die wachsende Zahl ihrer Bedürfnisse zugleich zum Sporn ihrer Arbeit für „die Delikateren“ machen. 91) Storch l. c. t. III, p. 223.
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stes Motiv zur Industrie und Arbeit die machtvollste Anstrengung hervor-
ruft.“ Alles kömmt also darauf an, den Hunger unter der Arbeiterklasse
permanent zu machen, und dafür sorgt, nach Townsend, das Bevölkerungs-
princip, das besonders unter den Armen thätig ist. „Es scheint ein
Naturgesetz, dass die Armen zu einem gewissen Grad leichtsinnig
(improvident) sind (nämlich so leichtsinnig auf die Welt zu kommen ohne
goldne Löffel im Mund), so dass stets welche da sind („that there al-
ways may be some“) zur Erfüllung der servilsten, schmutzigsten und ge-
meinsten Funktionen des Gemeinwesens. Der Fonds von menschlichem
Glück („the fonds of human happiness“) wird dadurch sehr vermehrt, die
Delikateren („the more delicate“) sind von der Plackerei befreit und kön-
nen höherem Beruf u. s. w. ungestört nachgehn … Das Armengesetz hat
die Tendenz, die Harmonie und Schönheit, die Symmetrie und Ordnung die-
ses Systems, welches Gott und die Natur in der Welt errichtet
haben, zu zerstören“ 90). „Der Fortschritt des gesellschaft-
lichen Reichthums“, sagt Storch, „erzeugt jene nützliche
Klasse der Gesellschaft … welche die langweiligsten, gemeinsten
und ekelhaftesten Beschäftigungen ausübt, in einem Wort alles, was das
Leben unangenehmes und knechtendes hat, auf ihre Schultern nimmt und
eben dadurch den andern Klassen die Zeit, die Heiterkeit des Geistes
und die konventionelle (c’est bon!) Charakterwürde ver-
schafft etc.“ 91). Storch fragt sich, welches denn eigentlich der Vorzug
90) „A Dissertation on the Poor Laws. By a Wellwisher of
Mankind. (The Rev. Mr. J. Townsend.) 1786“, republished Lond.
1817, p. 15. Dieser „delikate“ Pfaffe, dessen eben angeführte Schrift, nebst seiner
Reise durch Spanien, Malthus oft Seiten lang abschreibt, entlehnte den grössten
Theil seiner Doktrin aus Sir J. Steuart, den er jedoch verdreht. Z. B. wenn
Steuart sagt: „Hier, in der Sklaverei, existirte eine gewaltsame Methode
die Menschheit arbeitsam [für die Nichtarbeiter] zu machen … Die Menschen
wurden damals zur Arbeit [d. h. zur Gratisarbeit für Andere] gezwungen, weil sie
Sklaven von andern waren; die Menschen sind jetzt zur Arbeit [d. h. zur
Gratisarbeit für Nichtarbeiter] gezwungen, weil sie die Sklaven ihrer eignen
Bedürfnisse sind“, so schliesst er desswegen nicht, wie der fette Pfründner,
dass — die Lohnarbeiter stets am Hungertuch nagen sollen. Er will umgekehrt
ihre Bedürfnisse vermehren und die wachsende Zahl ihrer Bedürfnisse zugleich zum
Sporn ihrer Arbeit für „die Delikateren“ machen.
91) Storch l. c. t. III, p. 223.
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