selbst wachsen kann. In diesem Fall ist es blosse Tautologie zu sagen, dass der verminderte Exploitationsgrad der Arbeitskraft die Ausdehnung der Kapitalherrschaft nicht beeinträchtigt. Oder, das ist die andre Seite der Alternative, die Accumulation erschlafft in Folge des steigenden Arbeitspreises, weil der Stachel grossen Gewinns abstumpft. Die Accumulation nimmt ab. Aber mit ihrer Abnahme verschwindet die Ur- sache ihrer Abnahme, nämlich die Disproportion zwischen Kapital und exploitabler Arbeitskraft. Der Arbeitspreis sinkt also wieder zu einem den Verwerthungsbedürfnissen des Kapitals entsprechen- den Niveau. Es folgt daher keineswegs, dass der Arbeitslohn auf sein Minimalniveau fällt, oder auch nur auf das Niveau, worauf er vor der Preiserhöhung der Arbeit stand. Der Mechanismus des kapitalisti- schen Produktionsprozesses beseitigt selbst die Hindernisse, die er vorüber- gehend schafft. Man sieht: Im ersten Fall ist es keine Abnahme im absoluten oder proportionellen Wachsthum der Arbeitskraft oder Arbeits- bevölkerung, welche das Kapital überschüssig, sondern umgekehrt die Zunahme des Kapitals, welche die exploitable Arbeitskraft unzureichend macht. Im zweiten Fall ist es keine Zunahme im absoluten oder propor- tionellen Wachsthum der Arbeitskraft oder der Arbeiterbevölkerung, welche das Kapital unzureichend, sondern umgekehrt die Abnahme des Kapitals, welche die exploitable Arbeitskraft, oder vielmehr ihren Preis, überschüssig macht. Es sind diese absoluten Bewegungen in der Accumula- tion des Kapitals, welche sich als relative Bewegungen in der Masse der exploitablen Arbeitskraft wiederspiegeln und daher der eignen Bewegung der letztern geschuldet scheinen. So drückt sich in der Krisenphase des industriellen Cyklus der allgemeine Fall der Waa- renpreise als Steigen des relativen Geldwerths, und in der Pros- peritätsphase das allgemeine Steigen der Waarenpreise als Fall des rela- tiven Geldwerths aus. Die s. g. Currency-Schule schliesst daher, dass das einemal zu wenig, das andremal zu viel Geld cirkulirt. Ihre Ignoranz und völlige Verkennung der Thatsachen77) finden würdige Parallele in den Oekonomen, welche jene Phänomene der Accumulation dahin deuten, dass das einemal zu wenig und das andremal zu viel Lohn-
77) Vgl. Karl Marx: "Zur Kritik der politischen Oekonomie", p. 165 sqq.
selbst wachsen kann. In diesem Fall ist es blosse Tautologie zu sagen, dass der verminderte Exploitationsgrad der Arbeitskraft die Ausdehnung der Kapitalherrschaft nicht beeinträchtigt. Oder, das ist die andre Seite der Alternative, die Accumulation erschlafft in Folge des steigenden Arbeitspreises, weil der Stachel grossen Gewinns abstumpft. Die Accumulation nimmt ab. Aber mit ihrer Abnahme verschwindet die Ur- sache ihrer Abnahme, nämlich die Disproportion zwischen Kapital und exploitabler Arbeitskraft. Der Arbeitspreis sinkt also wieder zu einem den Verwerthungsbedürfnissen des Kapitals entsprechen- den Niveau. Es folgt daher keineswegs, dass der Arbeitslohn auf sein Minimalniveau fällt, oder auch nur auf das Niveau, worauf er vor der Preiserhöhung der Arbeit stand. Der Mechanismus des kapitalisti- schen Produktionsprozesses beseitigt selbst die Hindernisse, die er vorüber- gehend schafft. Man sieht: Im ersten Fall ist es keine Abnahme im absoluten oder proportionellen Wachsthum der Arbeitskraft oder Arbeits- bevölkerung, welche das Kapital überschüssig, sondern umgekehrt die Zunahme des Kapitals, welche die exploitable Arbeitskraft unzureichend macht. Im zweiten Fall ist es keine Zunahme im absoluten oder propor- tionellen Wachsthum der Arbeitskraft oder der Arbeiterbevölkerung, welche das Kapital unzureichend, sondern umgekehrt die Abnahme des Kapitals, welche die exploitable Arbeitskraft, oder vielmehr ihren Preis, überschüssig macht. Es sind diese absoluten Bewegungen in der Accumula- tion des Kapitals, welche sich als relative Bewegungen in der Masse der exploitablen Arbeitskraft wiederspiegeln und daher der eignen Bewegung der letztern geschuldet scheinen. So drückt sich in der Krisenphase des industriellen Cyklus der allgemeine Fall der Waa- renpreise als Steigen des relativen Geldwerths, und in der Pros- peritätsphase das allgemeine Steigen der Waarenpreise als Fall des rela- tiven Geldwerths aus. Die s. g. Currency-Schule schliesst daher, dass das einemal zu wenig, das andremal zu viel Geld cirkulirt. Ihre Ignoranz und völlige Verkennung der Thatsachen77) finden würdige Parallele in den Oekonomen, welche jene Phänomene der Accumulation dahin deuten, dass das einemal zu wenig und das andremal zu viel Lohn-
77) Vgl. Karl Marx: „Zur Kritik der politischen Oekonomie“, p. 165 sqq.
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selbst wachsen kann. In diesem Fall ist es blosse Tautologie zu sagen,
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Seite der Alternative, die Accumulation erschlafft in Folge des steigenden
Arbeitspreises, weil der Stachel grossen Gewinns abstumpft. Die
Accumulation nimmt ab. Aber mit ihrer Abnahme verschwindet die Ur-
sache ihrer Abnahme, nämlich die Disproportion zwischen Kapital und
exploitabler Arbeitskraft. Der Arbeitspreis sinkt also wieder zu einem
den Verwerthungsbedürfnissen des Kapitals entsprechen-
den Niveau. Es folgt daher keineswegs, dass der Arbeitslohn auf
sein Minimalniveau fällt, oder auch nur auf das Niveau, worauf er vor
der Preiserhöhung der Arbeit stand. Der Mechanismus des kapitalisti-
schen Produktionsprozesses beseitigt selbst die Hindernisse, die er vorüber-
gehend schafft. Man sieht: Im ersten Fall ist es keine Abnahme im
absoluten oder proportionellen Wachsthum der Arbeitskraft oder Arbeits-
bevölkerung, welche das Kapital überschüssig, sondern umgekehrt die
Zunahme des Kapitals, welche die exploitable Arbeitskraft unzureichend
macht. Im zweiten Fall ist es keine Zunahme im absoluten oder propor-
tionellen Wachsthum der Arbeitskraft oder der Arbeiterbevölkerung, welche
das Kapital unzureichend, sondern umgekehrt die Abnahme des Kapitals,
welche die exploitable Arbeitskraft, oder vielmehr ihren Preis, überschüssig
macht. Es sind diese absoluten Bewegungen in der Accumula-
tion des Kapitals, welche sich als relative Bewegungen in der
Masse der exploitablen Arbeitskraft wiederspiegeln und daher der
eignen Bewegung der letztern geschuldet scheinen. So drückt
sich in der Krisenphase des industriellen Cyklus der allgemeine Fall der Waa-
renpreise als Steigen des relativen Geldwerths, und in der Pros-
peritätsphase das allgemeine Steigen der Waarenpreise als Fall des rela-
tiven Geldwerths aus. Die s. g. Currency-Schule schliesst
daher, dass das einemal zu wenig, das andremal zu viel Geld cirkulirt.
Ihre Ignoranz und völlige Verkennung der Thatsachen 77) finden würdige
Parallele in den Oekonomen, welche jene Phänomene der Accumulation
dahin deuten, dass das einemal zu wenig und das andremal zu viel Lohn-
77) Vgl. Karl Marx: „Zur Kritik der politischen Oekonomie“,
p. 165 sqq.
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/626>, abgerufen am 25.11.2024.
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