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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Aber die Erbsünde wirkt überall. Mit der Entwicklung der kapi-
talistischen Produktionsweise, der Accumulation, und des Reichthums, hört
der Kapitalist auf, blosse Inkarnation des Kapitals zu sein. Er fühlt ein
"menschliches Rühren" für seinen eignen Adam und wird so gebildet, die
Schwärmerei für Ascese als Vorurtheil des altmodischen Schatzbildners zu
belächeln. Während der klassische Kapitalist den individuellen Konsum
als Sünde gegen seine Funktion und "Enthaltung" von der Accumulation
brandmarkt, ist der modernisirte Kapitalist im Stande, die Accumulation
als "Entsagung" seines Genusstriebs aufzufassen. "Zwei Seelen wohnen
Ach! in seiner Brust, die eine will sich von der andern trennen!"


und zu Grunde verterbet. Solches thut aber ein Wucherer, und sitzet die weil auf
seinem Stuel sicher, so er billicher hangen solt am Galgen, und von soviel Raben
gefressen werden, als er gülden gestolen hatte, wo anders so viel fleisches an jm
were, das so viel Raben sich drein stücken und teilen kündten. Dieweil hanget
man die kleinen Diebe ... Kleine Diebe ligen in Stöcken gefangen, grosse Diebe
gehn in gold und seiden prangen ... Also ist auch kein grösser Menschenfeind
auff Erden (nach dem Teuffel) denn ein Geitzhals und Wucherer, denn er will
über alle menschen Gott sein
. Türcken, Krieger, Tyrannen sind auch
böse Menschen, doch müssen sie lassen die Leute leben und bekennen, dass sie Böse
und Feinde sind, Und können, ja müssen wol zu weilen sich über etliche erbarmen.
Aber ein Wucherer und Geitzwanst, der wilt das alle Welt im müsste in Hunger und
Durst, Trauer und Not verderben, so viel an jm ist, auff das ers alles allein möcht
haben, und jedermann von jm, als von einem Gott empfahen und ewiglich
sein Leibeigener sein. Schauben, güldne Kette, Ringe tragen, das maul wischen,
sich für einen theuren, frommen Mann lassen ansehen und rhümen ... Wucher
ist ein gros und ungeheur monstrum, wie ein Beerwolff, der alles wüstet, mehr den
kein Cacus, Gerion oder Antus. Und schmückt sich doch und wil fromm sein,
das man nicht sehen sol, wo die Ochsen, die er rücklings in sein Loch
zieht
, hinkommen. Aber Hercules sol der Ochsen und der Gefangenen Geschrey
hören und den Cacum suchen auch in Klippen und Felsen, die Ochsen wider
lösen, von dem Bösewicht. Denn Cacus heisst ein Bösewicht, der ein frommer
Wucherer ist, stilet, raubet, frisst alles. Und wils doch nicht gethan haben, und
sol ja nimand finden, weil die Ochsen rücklings in sein Loch ge-
zogen, schein und fussstapffen geben, als seien sie herausge-
lassen
. Also wil der Wucherer auch die Welt effen, als nütze er und gebe
der welt ochsen, so er sie doch zu sich allein reisst
und frisst ...
Und so man die Strassenreuber, Mörder und Beuheder, redert und köpffet, wie viel
mehr solt man alle Wucherer redern und edern ... verjagen, verfluchen und
köpffen." (Martin Luther l. c.)

Aber die Erbsünde wirkt überall. Mit der Entwicklung der kapi-
talistischen Produktionsweise, der Accumulation, und des Reichthums, hört
der Kapitalist auf, blosse Inkarnation des Kapitals zu sein. Er fühlt ein
„menschliches Rühren“ für seinen eignen Adam und wird so gebildet, die
Schwärmerei für Ascese als Vorurtheil des altmodischen Schatzbildners zu
belächeln. Während der klassische Kapitalist den individuellen Konsum
als Sünde gegen seine Funktion und „Enthaltung“ von der Accumulation
brandmarkt, ist der modernisirte Kapitalist im Stande, die Accumulation
als „Entsagung“ seines Genusstriebs aufzufassen. „Zwei Seelen wohnen
Ach! in seiner Brust, die eine will sich von der andern trennen!“


und zu Grunde verterbet. Solches thut aber ein Wucherer, und sitzet die weil auf
seinem Stuel sicher, so er billicher hangen solt am Galgen, und von soviel Raben
gefressen werden, als er gülden gestolen hatte, wo anders so viel fleisches an jm
were, das so viel Raben sich drein stücken und teilen kündten. Dieweil hanget
man die kleinen Diebe … Kleine Diebe ligen in Stöcken gefangen, grosse Diebe
gehn in gold und seiden prangen … Also ist auch kein grösser Menschenfeind
auff Erden (nach dem Teuffel) denn ein Geitzhals und Wucherer, denn er will
über alle menschen Gott sein
. Türcken, Krieger, Tyrannen sind auch
böse Menschen, doch müssen sie lassen die Leute leben und bekennen, dass sie Böse
und Feinde sind, Und können, ja müssen wol zu weilen sich über etliche erbarmen.
Aber ein Wucherer und Geitzwanst, der wilt das alle Welt im müsste in Hunger und
Durst, Trauer und Not verderben, so viel an jm ist, auff das ers alles allein möcht
haben, und jedermann von jm, als von einem Gott empfahen und ewiglich
sein Leibeigener sein. Schauben, güldne Kette, Ringe tragen, das maul wischen,
sich für einen theuren, frommen Mann lassen ansehen und rhümen … Wucher
ist ein gros und ungeheur monstrum, wie ein Beerwolff, der alles wüstet, mehr den
kein Cacus, Gerion oder Antus. Und schmückt sich doch und wil fromm sein,
das man nicht sehen sol, wo die Ochsen, die er rücklings in sein Loch
zieht
, hinkommen. Aber Hercules sol der Ochsen und der Gefangenen Geschrey
hören und den Cacum suchen auch in Klippen und Felsen, die Ochsen wider
lösen, von dem Bösewicht. Denn Cacus heisst ein Bösewicht, der ein frommer
Wucherer ist, stilet, raubet, frisst alles. Und wils doch nicht gethan haben, und
sol ja nimand finden, weil die Ochsen rücklings in sein Loch ge-
zogen, schein und fussstapffen geben, als seien sie herausge-
lassen
. Also wil der Wucherer auch die Welt effen, als nütze er und gebe
der welt ochsen, so er sie doch zu sich allein reisst
und frisst …
Und so man die Strassenreuber, Mörder und Beuheder, redert und köpffet, wie viel
mehr solt man alle Wucherer redern und edern … verjagen, verfluchen und
köpffen.“ (Martin Luther l. c.)
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[578/0597] Aber die Erbsünde wirkt überall. Mit der Entwicklung der kapi- talistischen Produktionsweise, der Accumulation, und des Reichthums, hört der Kapitalist auf, blosse Inkarnation des Kapitals zu sein. Er fühlt ein „menschliches Rühren“ für seinen eignen Adam und wird so gebildet, die Schwärmerei für Ascese als Vorurtheil des altmodischen Schatzbildners zu belächeln. Während der klassische Kapitalist den individuellen Konsum als Sünde gegen seine Funktion und „Enthaltung“ von der Accumulation brandmarkt, ist der modernisirte Kapitalist im Stande, die Accumulation als „Entsagung“ seines Genusstriebs aufzufassen. „Zwei Seelen wohnen Ach! in seiner Brust, die eine will sich von der andern trennen!“ 34) 34) und zu Grunde verterbet. Solches thut aber ein Wucherer, und sitzet die weil auf seinem Stuel sicher, so er billicher hangen solt am Galgen, und von soviel Raben gefressen werden, als er gülden gestolen hatte, wo anders so viel fleisches an jm were, das so viel Raben sich drein stücken und teilen kündten. Dieweil hanget man die kleinen Diebe … Kleine Diebe ligen in Stöcken gefangen, grosse Diebe gehn in gold und seiden prangen … Also ist auch kein grösser Menschenfeind auff Erden (nach dem Teuffel) denn ein Geitzhals und Wucherer, denn er will über alle menschen Gott sein. Türcken, Krieger, Tyrannen sind auch böse Menschen, doch müssen sie lassen die Leute leben und bekennen, dass sie Böse und Feinde sind, Und können, ja müssen wol zu weilen sich über etliche erbarmen. Aber ein Wucherer und Geitzwanst, der wilt das alle Welt im müsste in Hunger und Durst, Trauer und Not verderben, so viel an jm ist, auff das ers alles allein möcht haben, und jedermann von jm, als von einem Gott empfahen und ewiglich sein Leibeigener sein. Schauben, güldne Kette, Ringe tragen, das maul wischen, sich für einen theuren, frommen Mann lassen ansehen und rhümen … Wucher ist ein gros und ungeheur monstrum, wie ein Beerwolff, der alles wüstet, mehr den kein Cacus, Gerion oder Antus. Und schmückt sich doch und wil fromm sein, das man nicht sehen sol, wo die Ochsen, die er rücklings in sein Loch zieht, hinkommen. Aber Hercules sol der Ochsen und der Gefangenen Geschrey hören und den Cacum suchen auch in Klippen und Felsen, die Ochsen wider lösen, von dem Bösewicht. Denn Cacus heisst ein Bösewicht, der ein frommer Wucherer ist, stilet, raubet, frisst alles. Und wils doch nicht gethan haben, und sol ja nimand finden, weil die Ochsen rücklings in sein Loch ge- zogen, schein und fussstapffen geben, als seien sie herausge- lassen. Also wil der Wucherer auch die Welt effen, als nütze er und gebe der welt ochsen, so er sie doch zu sich allein reisst und frisst … Und so man die Strassenreuber, Mörder und Beuheder, redert und köpffet, wie viel mehr solt man alle Wucherer redern und edern … verjagen, verfluchen und köpffen.“ (Martin Luther l. c.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/597>, abgerufen am 25.11.2024.